A K T U E L L
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A3552 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 51–52⏐⏐26. Dezember 2005
Ärzteprotest
Die Wut an der Basis nimmt zu
Hoppe unterstützt Aktion der Niedergelassenen.
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und 4 000 Ärzte nahmen am 14. Dezember in Stuttgart an einer Demonstrationsver- anstaltung teil, zu der die ba- den-württembergischen Lan- desverbände von MEDI, Hart- mannbund, NAV-Virchow- Bund, das Gesundheitsnetz Süd und zahlreiche Berufsver- bände aufgerufen hatten. In ei- ner Urabstimmung sprachen sich die niedergelassenen Ärz- te und Psychotherapeuten für Praxisschließungen in der drit- ten Januarwoche aus. Sie pro- testieren damit unter ande- rem gegen die unzureichende Honorierung durch die Kran- kenkassen, die Bürokratisie- rung der ärztlichen Berufs- ausübung und die Haftung bei Überschreitung des Arz- neimittel-Budgets. Folge dermangelhaften Vergütung sei- en Praxisaufgaben und Perso- nalabbau. In vielen Regionen Deutschlands würden Ärzte keine Nachfolger mehr für ih- re Praxen finden.
In einer engagierten An- sprache sicherte der Präsident der Bundesärztekammer, Prof.
Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe, den demonstrierenden Ärzten seine Unterstützung zu. Die geplante Bonus-Malus-Rege- lung bei der Verordnung von Arzneimitteln sei „nichts an-
deres als die Einführung des Provisionsgedankens, wie man ihn sonst nur bei Versiche- rungsvertretern kennt“. Der Politik warf Hoppe vor, von Strukturverbesserungen zu re- den, aber insgeheim den Ab- bau der ambulanten Facharzt- versorgung zu planen. Wenn Argumente nichts mehr aus- richten würden, sei es legitim, auch mit anderen Mitteln für verlässliche Rahmenbedingun- gen ärztlicher Berufsausübung
zu streiten. TG
Bayerische Hausärzte
Schlappe für Hoppenthaller
Krankenkassen reden von Erpressungsversuchen.
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er Bayerische Hausärzte- verband ist auf dem Rück- zug. Dr. med. Wolfgang Hop- penthaller hat eine Unterlas- sungserklärung unterzeichnet, wonach der Verband seine Mitglieder nicht länger zumBoykott der Disease-Manage- ment-Programme (DMP) der Techniker Krankenkasse (TK) und der Betriebskrankenkas- sen aufruft. Die Kassen hat- ten rechtliche Schritte ge- gen Hoppenthaller und seine Vorstandskollegen eingelei- tet, nachdem der Hausärzte- verband per Rundfax seine Mitglieder aufgefordert hatte, ab sofort keine Patienten der betroffenen Krankenkassen in DMP einzuschreiben und für bereits eingeschriebene Versi- cherte keine Folgedokumen- tationen mehr zu erstellen.
Hintergrund der Aktion: Der Bayerische Hausärzteverband wollte die Betriebskranken- kassen und die Techniker Krankenkasse offenbar zwin- gen, einen Hausarztvertrag nach Paragraph 140 (Integrati- onsversorgung) zu schließen.
Solange die Kassen dazu nicht bereit wären, sollten die Hausärzte die DMP boykot- tieren. Die gleiche Strategie hatte zuvor bei der AOK Bay- erns zum Erfolg geführt. Die Krankenkassen erhalten hohe Beträge aus dem Risikostruk- turausgleich für die DMP.
Die TK und die Betriebs- krankenkassen ließen sich in- dessen nicht beeindrucken.
„Wir lassen uns nicht erpres- sen“, erklärten die Vorstände der Krankenkassen unisono.
Sie drohten ihrerseits an, ne- ben zivilrechtlichen Schritten ein Verfahren auf Zulassungs- entzug gegen Hoppenthaller und seine Vorstandskollegen
zu betreiben. JM
Protest in Stuttgart: Niedergelassene Ärzte und Psy- chotherapeuten wollen bessere Arbeitsbedingungen.
Rechtsgutachten
Verstoß gegen das Grundgesetz
Juristen zweifeln Rechts- lage zur ambulanten Versorgung in Kliniken an.
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ie durch das GKV-Moder- nisierungsgesetz eröffnete Regelung zur ambulanten Be- handlung im Krankenhaus ist verfassungswidrig. Zu diesem Ergebnis kommt ein Rechts- gutachten, das der Berufsver- band der Niedergelassenen Hämatologen und Internisti- schen Onkologen (BNHO) in Auftrag gegeben hat.Danach widerspricht Para- graph 116 b des SGB V den grundgesetzlichen Regelun- gen der Berufsfreiheit. Nach Meinung der Gutachter Prof.
Dr. jur. Andreas Hänlein und Rechtsanwalt Holger Barth ist es nicht akzeptabel, dass eine Ermächtigung des Kranken- hauses zur Erbringung hoch spezialisierter Leistungen und zur Behandlung seltener Er- krankungen möglich ist, ohne dass im ambulanten Bereich eine Versorgungslücke be- steht. Zudem sei es allein den Krankenkassen überlassen, ob sie die Marktöffnung hin zu den Krankenhausambulanzen betreibe oder nicht. Die Ver- tragsärzteschaft bleibe auf die- se Weise außen vor.
Der BNHO-Vorsitzende Dr. med. Stephan Schmitz kri- tisierte die mit der Neurege- lung einhergehenden schlech- teren Wettbewerbsbedingun- gen für Vertragsärzte. Durch einen „politischen Willkürakt“
werde die Berufsfreiheit ei- ner niedergelassenen Facharzt- gruppe zugunsten der Kran- kenhäuser verändert.
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung, Dr. med. An- dreas Köhler, sagte, Verfas- sungskonformität könne nur erreicht werden, wenn die am- bulante Leistungserbringung im Krankenhaus zwingend an die Überweisung eines Fach- arztes gebunden sei. SR
Foto:dpa
Hoppenthaller unterschrieb eine Unterlas- sungserklärung:
Kein Boykott- aufruf gegen die DMP der Be- triebskranken- kassen und der Techniker Kran- kenkasse
Foto:Georg Lopata