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Archiv "Ambulante Rehabilitation: KV Bayerns engagiert sich für ein Pilotprojekt" (29.08.1994)

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• LITIK BERICHTE

Ambulante Rehabilitation

KV Bayerns engagiert sich für ein Pilotprojekt

Die Rehabilitation älterer Menschen gewinnt zusehends an Bedeu- tung. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns will sich dieser Her- ausforderung in der ambulanten Versorgung mit einem Pilotprojekt stellen. In dem folgenden Beitrag schildert Dr. med. Lothar Wittek,

Vorsitzender der KV Bayerns, Ansätze und Ziele des Projekts. Rehabilitation: Das Bayern-Konzept setzt auf Kooperation

E

s gibt eine Fülle von Proble- men in der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung, die gelöst werden müssen — und für uns niedergelassene Ärzte zugleich eine große Chance darstel- len, unsere Position im System zu sta- bilisieren und auszubauen. Das viel- leicht größte Problem der allernäch- sten Zukunft ist die Versorgung der älteren Menschen. Die Bevölkerung der Bundesrepublik wird — nicht zu- letzt dank des medizinischen Fort- schrittes — immer älter, gleichzeitig steigtder Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung kontinuierlich.

Doch trotz aller medizinischen Erfol- ge wird es dabei bleiben, daß ältere Menschen häufiger mit Krankheiten zu kämpfen haben als jüngere, daß vor allem sie unter chronischen Krankheiten leiden und daß sie grö- ßere Anstrengungen unternehmen müssen, um ihre Krankheiten aushei- len zu können. Hier setzt eine Idee an, die die KV Bayerns noch in die- sem Jahr in einem Modellversuch umsetzen möchte: die ambulante re- habilitative Versorgung sowohl ge- sunder als auch kranker älterer Men- schen im Team mit anderen Gesund- heitsberufen.

Wie nötig die Stärkung der am- bulanten Versorgung in diesem Be- reich ist, zeigt bereits ein Blick in die Statistik:

• Fast jeder zweite Patient in der Klinik ist über 60 Jahre alt. Doch nur ein Teil dieser Patienten bedarf wirklich stationärer Behandlung.

• Millionen Mitbürger sind pflegebedürftig. Doch nur für einen

Teil steht eine qualifizierte Betreu- ung zur Verfügung.

• Nicht meßbar ist die Zahl derjenigen älteren Menschen, die durch frühzeitige Prävention und/

oder Rehabilitation erst gar nicht zum Pflegefall geworden wären.

An all diesen Punkten wollen wir ansetzen. Die KV Bayerns wird „Re- ha-Teams" organisieren, die unter ärztlicher Leitung regional die enge Zusammenarbeit von Arzten, Pflege- kräften, Ergotherapeuten, Physiothe- rapeuten, Logopäden, Ernährungs- beratern und anderen Heilberufen sicherstellen. Der ärztliche Leiter des Reha-Teams koordiniert die Ar- beit, erstellt den Reha-Plan, über- wacht dessen Durchführung und kümmert sich um die Sicherstellung weiterer Reha-Maßnahmen, wenn diese im Einzelfall erforderlich sein sollten.

Fließender Übergang

Ziel ist es, die Patienten bereits in der Klinik behandeln zu können, um einen fließenden Übergang der Akutbehandlung oder der stationä- ren Rehabilitation in die ambulante Rehabilitation zu gewährleisten. In der ambulanten Rehabilitation soll

— sofern möglich — die Autonomie des Patienten wieder voll hergestellt werden. Zumindest soll er so stabili- siert werden, daß Pflegemaßnahmen vermieden, verringert oder hinausge- schoben werden können. Die klassi- schen Felder der ambulanten Reha- bilitation (Traumatologie, Orthopä-

die, Onkologie) werden von den Re- ha-Teams nur betreut, wenn die nie- dergelassenen Ärzte vor Ort dies ausdrücklich wünschen.

Die Reha-Teams sollen „modu- lar" aufgebaut werden, das heißt lan- desweit gelten lediglich Rahmenbe- dingungen sowie Qualifikationsvor- aussetzungen. Welche Mitarbeiter letztlich gebraucht werden, entschei- det das örtliche Team anhand der re- gionalen Bedürfnisse. Auch ist es oh- ne weiteres möglich, in einer Region mehrere Teams, die sich jeweils auf bestimmte Rehabilitationsmaßnah- men spezialisieren, aufzubauen.

Wer soll diese Innovation finan- zieren? Es sind die Kostenträger, die auch bislang Rehabilitationsmaßnah- men tragen: Krankenkassen, Berufs- genossenschaft und Rentenversiche- rungsträger. Ab dem nächsten Jahr kommen die Pflegekassen als neue Kostenträger hinzu. Gerade diese Kassen sollten ein hohes Interesse daran haben, Prävention und ambu- lante Rehabilitation im Alter zu fi- nanzieren, denn so sparen sie Kran- kenhaustage und stationäre Rehabi- litation — Maßnahmen also, die um ein Vielfaches teurer sind. In der Er- probungsphase wird die KV Bayerns die Trägerschaft der Teams organi- sieren, anschließend sollen diese selbst die passende Gesellschafts- form (Verein, Genossenschaft, GmbH) bilden.

Prävention und ambulante Re- habilitation vor allem älterer Men- schen werden schon in wenigen Mo- naten in das Zentrum der Diskussion im Gesundheitswesen rücken. Dar- Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 34/35, 29. August 1994 (23) A-2223

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POLITIK

auf deuten nicht nur Äußerungen von Politikern hin, die dieses Thema immer häufiger anschneiden, son- dern es ist vor allem eine unaus- weichliche Folge der demographi- schen Entwicklung. Beteiligen sich nicht alle an der Schaffung neuer, ef- fizienter Formen der gesundheitli- chen Betreuung älterer Menschen, kann sich daraus ein Sprengsatz für das gesamte System entwickeln.

Für uns niedergelassene Ärzte hat die Schaffung ambulanter Prä- ventions- und Rehabilitations-Mög- lichkeiten für ältere Menschen dar- über hinaus einen überaus wichtigen zukunftssichernden Aspekt: Zum ei- nen erschließen wir uns neue Tätig- keitsfelder auch außerhalb des strik-

Influenzameldesystem

A

ufgabe der Ärzte in Melde- praxen ist es, akute respirato- rische Erkrankungen im Ver- hältnis zu der Gesamtzahl der Patientenkontakte wöchentlich an die zentrale Erfassungsstelle der AGI zu melden, geordnet nach Al- tersgruppen, Arbeits- und Schulunfä- higkeit, Krankenhausbehandlung und Sterbefälle. Wie Dr. Gottfried von Knoblauch, Stadtallendorf, auf einer Pressekonferenz in Ferney bei Genf ausführte, hat die Tätigkeit als Meldearzt Vorteile: So bietet die kommentierte Rückmeldung der epi- demiologischen Daten durch das Sentinelsystem in sehr kurzer Zeit ei-

BERICHTE

ten Honorarbudgets, denn die Kran- kenkassen sind nur eine von mehre- ren Kostenträgern dieser Leistung.

Zum anderen erweitern wir damit das Spektrum der ambulanten medi- zinischen Versorgung um einen wich- tigen, zukunftsweisenden Bereich.

Nicht zuletzt ist die ambulante Rehabilitation ein Weg, allen Versu- chen entgegenzuwirken, die auf die Aushöhlung unserer Existenzgrund- lagen und die Beseitigung unseres Si- cherstellungsauftrages hinauslaufen.

Daß wir damit zugleich noch ein aku- tes Problem der gesundheitlichen Versorgung älterer Menschen lösen, sollte uns erst recht motivieren, diese Chance zu ergreifen.

Dr. med. Lothar Wittek

ne wesentliche Hilfe bei der Beurtei- lung von ARE. Bagatellerkrankun- gen und schwere Infektionen könn- ten besser unterschieden, notwendi- ge Präventionsmaßnahmen wie Imp- fungen gezielter ergriffen werden.

Eine exakte Erfassung aller In- fluenza-Fälle ist nach wie vor unmög- lich. Dr. Helmut Uphoff (AGI), er- klärte jedoch, daß über den Ver- gleich der gesammelten Daten mit ei- nem typischen Verlauf einer Influen- za-Epidemie Rückschlüsse gezogen werden können. Die Ergebnisse wür- den durch Stichproben von Rachen- abstrichen untermauert. Die Aus- wertung der Daten im Winter

1993/94 zeigte zu keinem Zeitpunkt eine echte Influenza-Epidemie an.

Dabei korrelierte das Ausbleiben ei- ner bemerkenswerten Übersterblich- keit an ARE gut mit den nur verein- zelten Isolierungen von Influenzavi- ren vom Typ H3N2, während serolo- gische Befunde aus der gesamten Bundesrepublik eher auf eine starke Verbreitung von Mycoplasma pneu- moniae, RSV und Parainfluenza hin- deuteten.

Nach dem derzeitigen Erkennt- nisstand ist es nach Darstellung der WHO-Mitarbeiterin Karin Esteves nicht möglich, eine hundertprozenti- ge Vorhersage über den Beginn und das Ausmaß einer Influenza-Epide- mie zu treffen. Auch Morbidität und Mortalität können nicht prognosti- ziert werden, da Neukombinationen und Mutationen des Virus nicht vor- aussagbar sind. In der Vergangenheit hat die weltweite Arbeit der WHO- Referenzlabors jedoch stets zu einer geeigneten Zusammensetzung der tri- valenten Influenza-Vakzine geführt.

Für die kommende Saison sieht die WHO-Empfehlung einen Stamm- wechsel bei der Influenza A vor. Die

Zusammensetzung der aktuellen Vak- zine lautet: A/Texas/36/91 (H1N1) oder ein entsprechendes Antigen, A/

Shangdon/9/93 (H3N2) oder ein ent- sprechendes Antigen, B/Panama/45/

90 oder ein entsprechendes Antigen.

Prof. Dr. Hans Dieter Brede, Frankfurt, bestätigte zwar, daß dieser Impfstoff im Falle einer Shift-Situati- on im Prinzip nicht wirksam ist. Dies komme jedoch nur alle 30 bis 50 Jah- re vor. Alle kleinen Veränderungen in der Pathogenität des Virus könn- ten allerdings mit dem aktuellen Impfstoff abgefangen werden. Die Effizienz der Impfung konnte in der Vergangenheit bei einem frühzeiti- gen Schutz zumindest durch geringe- re Schweregrade der Erkrankung bei Geimpften belegt werden.

Die Influenzaimpfung ist insbe- sondere für bestimmte Risikogrup- pen angezeigt. Schwangerschaft stellt keine Kontraindikation zur Impfung dar. Die Impfung sollte jährlich ab September durchgeführt werden. Bei einer bestehenden Epidemie kann unter gleichzeitiger Gabe von Aman- tadin zur Prophylaxe durchaus noch geimpft werden. Martin Wiehl

Erleichterung bei

ärztlicher Entscheidung

Die Einrichtung eines Frühwarnsystems zur Erfassung akuter respira- torischer Erkrankungen (ARE), insbesondere der Influenza, kommt in Deutschland planmäßig voran. Auf Initiative der vier Influenza-Impf- stoffhersteller Behringwerke, Duphar Pharma, Institut Merieux und Sächsisches Serumwerk wurde die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) im Jahre 1992 gegründet. Im Winter 1993/94 haben sich be- reits mehr als 400 Melde- und Beobachtungspraxen an dem Sentinel- system beteiligt. Im kommenden Winter soll das Netzwerk auf bun- desweit 750 Praxen ausgebaut werden.

A-2224 (24) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 34/35, 29. August 1994

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