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Archiv "Generikamarkt: Industrie sieht sich in der Rabattfalle" (20.02.2009)

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A322 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 8⏐⏐20. Februar 2009

P O L I T I K

D

ie deutsche Generikaindus- trie habe die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) im vergangenen Jahr um rund elf Milli- arden Euro entlastet. Zu diesem Er- gebnis kommt ein Bericht des Bran- chenverbandes „Pro Generika“ zu den GKV-Marktdaten für das Jahr 2008. „Diese enorme Summe belegt erneut eindrucksvoll, wie unver- zichtbar Generika für eine hochwer- tige und bezahlbare Arzneimittel- versorgung in Deutschland sind“, erklärte der Geschäftsführer von Pro Generika, Peter Schmidt.

Nach Berechnungen des Verban- des hat die Generikaquote im GKV- Markt den neuen Rekordwert von 62 Prozent erreicht. Das sind knapp fünf Prozentpunkte mehr als 2007.

Dabei seien weniger als ein Drittel der Medikamentenausgaben der Kas- sen auf generische Arzneimittel ent- fallen. Gäbe es keine Generika, wür- de der Einheitsbeitragssatz der Kran- kenkassen statt bei 15,5 Prozent bei 16,5 Prozent liegen, sagte Schmidt.

Zufrieden ist der Industriever- band mit den Zahlen dennoch nicht.

So sei der Umsatz mit Generika 2008 im Vergleich zum Vorjahr zwar um 7,6 Prozent (613 Millionen Euro) gestiegen. Rabattverträge zwischen Herstellern und Kranken- kassen zehrten diese Umsatzsteige- rung jedoch wieder auf. „Auch wenn wir Marktanteile gewinnen, können wir diese nicht im Umsatz realisieren“, erläuterte Stefan Plantör, Bereichsleiter Markt und Wissen- schaft bei Pro Generika.

Nach Angaben des Verbandes hatten Kassen und Unternehmen im Dezember 2008 knapp 6 000 Rabatt- verträge geschlossen, an denen 215 Krankenkassen und 116 pharma- zeutische Unternehmen beteiligt waren. Insgesamt verzeichnete Pro Generika rund zwei Millionen Arz- neimittelrabatte. 97,1 Prozent da-

von entfielen auf Generika, nur 0,6 Prozent auf patentgeschützte Präpa- rate (Sonstige: 1,3 Prozent).

Die Apotheken gaben im vergan- genen Dezember fast 30 000 ver- schiedene rabattierte Arzneimittel ab. Gegenüber dem Vorjahresmonat hat sich der Absatz preisgesenkter Medikamente damit um rund 14 Millionen Packungseinheiten (96,8 Prozent) erhöht. Die Marktrelevanz von Rabattverträgen steigt demnach weiterhin rasant.

„Wir beobachten seit Längerem eine starke Erosion der Erlöse, die uns Sorge macht“, konstatierte Schmidt. Dafür macht er neben dem Preiswettbewerb insbesondere das Nebeneinander einer Vielzahl von Regulierungsmaßnahmen (wie Fest-

beträgen, Herstellerabschlägen und Zuzahlungsfreistellungen) einerseits und Rabattverträgen andererseits verantwortlich. Die deutschen Ge- nerika kosteten bereits Mitte 2006 weniger als die Generika in den an- deren fünf größten Pharmamärkten Europas. Bis zum Jahresende 2008 gingen ihre Listenpreise nach über- schlägigen Berechnungen jedoch im Mittel nochmals um rund 20 Pro- zent zurück.

Schmidt erklärte, die Unterneh- men sähen die Preisspirale kritisch, könnten sich aber dem Wettbewerbs- druck nicht entziehen. „Die Politik hat die Hersteller in einen Schraub- stock aus Dirigismus und selektivem Vertragswettbewerb gespannt. Vor al- lem bei der Ausschreibung und Ver- gabe von Wirkstoffrabattverträgen spielen die Krankenkassen ihre kar- tellrechtlich nur rudimentär gezügelte

Marktmacht zunehmend offensiv aus“, so Schmidt. Die Rahmenbedin- gungen des selektiven Vertragswett- bewerbs würden die Generikaindus- trie in einen ruinösen Unterbietungs- wettbewerb zwingen. Wegen des hohen Marktanteils von mehr als 40 Prozent im GKV-Markt könne es sich dennoch kaum ein Hersteller leisten, nicht an der aktuellen AOK- Ausschreibung teilzunehmen.

Unterdessen hat die AOK im Streit um die Rabattverträge weitere Etappensiege errungen: Die Verga- bekammer in Düsseldorf hat dem Antrag der AOK auf eine sogenann- te Vorabgestattung der Zuschläge stattgegeben. Gleichzeitig hat das Landessozialgericht Baden-Würt- temberg den Antrag eines Phar-

maunternehmens auf Verlängerung des Zuschlagsverbots abgelehnt.

„Damit sehen wir unsere Linie erneut vollauf bestätigt. Zwar dür- fen wir aufgrund noch laufender Fristen die Zuschläge derzeit noch nicht erteilen, die Beschlüsse sind jedoch eine klare Ansage an alle, die die Verträge weiterhin boykottieren wollen“, sagte Dr. Christopher Her- mann, stellvertretender Vorstands- vorsitzender der AOK Baden-Würt- temberg, der für alle AOKs die Ra- battverträge verhandelt.

Anfang August 2008 hatte die AOK Rabattverträge für die Jahre 2009 und 2010 über insgesamt 64 Wirkstoffe erstmals europaweit ausgeschrieben. Die Wirkstoffe er- zielten im AOK-System im Jahr 2007 einen Umsatz von 2,3 Milliar-

den Euro. n

Samir Rabbata

GENERIKAMARKT

Industrie sieht sich in der Rabattfalle

Das Rabattgeschäft für Arzneimittel wächst rasant. Die Krankenkassen freut es, die Pharmahersteller warnen dagegen vor ruinösem Preisdumping.

Die Politik hat die Hersteller in einen Schraubstock aus

Dirigismus und selektivem Vertragswettbewerb gespannt.

Peter Schmidt, Geschäftführer Pro Generika

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