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Archiv "Patientengespräch: Eindrucksvoll" (23.04.1999)

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A-1024 (8) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 16, 23. April 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE

maier angesprochenen Risi- koverhalten unterscheiden sich die Menschen verschie- denen Alters und in unter- schiedlichen Lebensumstän- den grundsätzlich. Ich teile die Sorge, daß ein Zuviel an Patientenautonomie den Kranken allein läßt und ver- unsichert. Aber die Antwort sollte nicht „Führung“ des Patienten sein, sondern des- sen Unterstützung in seiner jeweiligen (Entscheidungs-) Situation. Wir sollten uns von dem in paternalisti- schem Denken verankerten Gefühl verabschieden, daß wir „schlechte Ärzte“ seien, wenn unser Patient sich nicht gemäß des vermeintlich „ob- jektiv Richtigen“ entscheidet.

Dies trägt zu unnötigen Schuldgefühlen auf beiden Seiten bei und steht einer of- fenen und zweiseitigen Arzt- Patient-Beziehung im Wege.

Die Grundlage für Zuversicht und Hoffnung ist Vertrauen.

Vertrauen entwickelt ein Pa- tient nur, wenn sein Arzt die individuelle Patientensicht sensibel heraushört, sie um- fassend diskutiert und dann die auf der Basis der Über- zeugungen und Gefühle des Patienten gemeinsam getrof- fene Therapieentscheidung respektiert. Um einem weite- ren Vertrauensverlust in der Bevölkerung vorzubeugen, sollten diese kommunikati- ven Fähigkeiten in der ärztli- chen Aus- und Weiterbildung stärker berücksichtigt wer- den.

Dr. Gerald Neitzke, Abtei- lung Medizingeschichte, Ethik und Theoriebildung in der Medizin, Medizinische Hoch- schule Hannover, 30623 Han- nover

Paternalistische Sicht

. . . Herr Pichlmaier prä- sentiert uns seine persönli- che, in diesem Fall ausgespro- chen paternalistische Sicht ärztlicher Aufklärung, die so- gar bundesdeutsche rechtli- che Grundsätze ignoriert. So liegt es zum Beispiel nicht ausschließlich „am jeweiligen Behandler, was er wie vor-

schlägt und in welcher Form er den Kranken informiert“.

Vielmehr muß der Patient ausreichend und fair über al- ternative Behandlungswege informiert werden, auch wenn der Arzt selbst eine Präferenz hegt. Vom wissen- schaftlichen Standpunkt aus wäre es zudem angemessen gewesen, wenn der Autor sei- ne persönliche Position eines starken Paternalismus zu an- deren Formen des Verhält- nisses von Arzt und Patient abgegrenzt hätte und seine Auffassung im Vergleich zu den in der Literatur vertrete- nen Positionen verteidigen würde . . .

Prof. Dr. Claudia Wiese- mann, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Göttingen, Hum- boldtallee 36, 37073 Göttin- gen

Eindrucksvoll

Ich bin Ihnen sehr dank- bar für die Veröffentlichung dieses Artikels. Prof. Pichl- maier stellt in eindrucksvoller Art und Weise dar, welch großes Fehlerpotential wir Ärzte in bezug auf Aufklä- rung haben, und daß Hoff- nungslosigkeit, Verzweiflung und Einsamkeit das Leben verkürzen können. Fast je- den Tag kommen zu mir schwerkranke Krebspatien- ten, die mir von der Arroganz und Gefühllosigkeit mancher Kollegen berichten, die im- mer noch nicht begriffen ha- ben, daß es keine „Götter in Weiß“ geben darf, die To- desurteile fällen und Patien- ten in die Hoffnungslosigkeit stoßen. Aus meinen Erfah- rungen der letzten Jahre muß ich feststellen, daß viele Pati- enten nicht an ihrer Krebs- krankheit sterben, sondern an den sich erfüllenden Fehl- prophezeiungen mancher Kol- legen. Es ist ganz schwierig, diese Patienten wieder ins normale Leben zurückzu- bringen, wenn sie sich erst einmal – den Prophezeiungen gehorchend – aufs Sterbebett gelegt haben. Gerade im Ge- genzug zur kalten Apparate- Die neue Folge der Sendereihe „Praxis: Das Gesund-

heitsmagazin“ im ZDF am 28. April, ab 21 Uhr, steht unter dem Motto „Top im Kopf 2000“.

Die Sendung knüpft an die bundesweite Kampagne im Dienste von mehr Gesundheitsfitneß an. Die Aktion wird un- terstützt von den Apotheken, den Ortskrankenkassen, der Bayer AG, der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe e.V. und der Zeitschrift „Bild der Wissenschaft“. Um die Aufklärungs- aktion zu intensivieren, ist ab dem 28. April in den Apotheken und in den AOK-Geschäftsstellen ein entsprechendes Set zum Selbstkostenpreis (1,50 DM) erhältlich. In der Sendung geht es um Trainingsmöglichkeiten, um geistig fit zu bleiben, außer- dem um Möglichkeiten, krankhafte Hirnleistungsstörungen in ihrer Entwicklung aufzuhalten und noch nicht vorhandene, aber inaktive Potentiale (zum Beispiel nach einem Schlagan- fall) wieder für den Patienten nutzbar zu machen. EB

TV-Tip

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A-1025 Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 16, 23. April 1999 (9)

medizin sollten wir Ärzte ver- suchen, menschlich kompe- tent mit den Patienten umzu- gehen.

Frank Daudert, Frühlings- straße 30, 83043 Bad Aibling

Hausärzte

Zu dem Beitrag „Hausärzte suchen ihr Heil im Alleingang“ von Josef Maus in Heft 4/1999:

Schisma vollzogen

. . . Die Krankenhäuser müssen für die ambulante Medizin fachärztlich geöffnet werden. Die Hausärzte wer- den eine eigene KV betrei- ben, ohne den hybriden Ver- waltungsüberbau der Büro- kraten. Mit den Kassen wer- den vorzugsweise direkt Ein- kaufsmodelle von den Allge- meinärzten ausgehandelt und on-line abgewickelt. Mögen die Herren Kollegen Fachärz- te andererseits sich einigen, denn das Schisma Facharzt/

Hausarzt hat sich längst voll- zogen . . .

Dr. med. Dieter J. Dreier, Zossener Straße 36, 10961 Berlin

Ich bin zuversichtlich für die Zukunft

Endlich merken es auch unsere Politiker. Lange hat es ja gebraucht, bis es am Ende des Jahrhunderts schließlich auch in Deutschland den im Ausland bereits bewährten Hausarzt geben soll. Dem mittlerweile höchst unüber- sichtlichen Gesundheitssy- stem hätte es schon lange gut- getan, einen Lotsen zu besit- zen, der den Patienten sicher durch die Untiefen führt, um ihm Schiffbruch und seiner Versicherung Kosten zu er- sparen. Nachdem diese viel- leicht wichtigste und schwie- rigste Aufgabe bisher unerle- digt blieb und endlich ange- messen vergütet werden soll, anstatt daß das Geld bei über- flüssigen Facharztbesuchen verschwendet wird, sehe ich sehr zuversichtlich in die Zu- kunft und teile die Sorgen der

Kollegen nicht. Allein die Kinderärzte und Internisten sind nicht zu beneiden, da es unter ihnen fast nur noch Lot- sen und keine Untiefen mehr gibt – oder anders ausge- drückt, lauter Häuptlinge und keine Indianer.

Zu welchem Facharzt soll der Lotse eigentlich ein kran- kes Kind oder einen Diabetes mellitus schicken? Es bleibt zu hoffen, daß es nicht ver- boten wird, daß sich die Hausärzte die Fälle auch un- tereinander weiterhin zuwei- sen können. Sonst würde das Know-how ganzer Fachgebie- te den Versicherten der GKV nur noch in den Klinikambu- lanzen zur Verfügung stehen.

Was mich letztlich zuversicht- lich macht? Ich bin sicher, daß es der Mehrheit der Ärzte ge- lingen wird, den für einen speziellen Patienten richtigen Kollegen aus der verbleiben- den Minderheit auszuwählen.

Dr. med. Rudolf Höing, Max- platz 5, 83278 Traunstein

Schlimmer kann es nicht werden

Es ist sicherlich nicht falschgesandt, ärztliche Soli- darität einzufordern, jedoch müßte insbesondere für die hausärztlichen Ärzte erkenn- bar dargestellt werden, wel- che konkreten Verbesserun- gen des Hausarztdaseins in Zukunft geplant werden. Da dies nirgendwo zu erkennen ist und auch der politische Wille der Verantwortlichen KBV-Spitze sich wohl nicht in diese Richtung bewegt, bin ich nicht sicher, ob eine Soli- darität auch mit den Hausärz- ten vorliegt.

Aus persönlicher Sicht würde mich die Beantwor- tung der Frage interessieren, ob auch in anderen Facharzt- gruppen die gleichen Erfah- rungen wie im hausärztlichen Bereich existieren, so bei- spielsweise in meinem Fall ei- ne Umsatzreduktion um 15 Prozent bei einer gestiegenen Patientenzahl von 10 Pro- zent? Nun soll dies alles auch

S P E K T R U M LESERBRIEFE

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A-1026 (10) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 16, 23. April 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE

noch festgeklopft werden in der neuen EBM-Darstellung.

Bitte verübeln Sie mir nicht meine Äußerung, daß ich denke, noch schlimmer kann es auch nach Aufkündigung der gesamtärztlichen Einheit für die Hausärzte nicht wer- den.

Dr. med. Georg Martz, Au- straße 16, 71299 Wimsheim

Quecksilber

Zur Gesundheitsgefährdung durch Quecksilber:

Ökoskurrilitäten

Ein Verbot von Quecksil- berthermometern zum Fie- bermessen wegen angebli- cher Gesundheitsgefährdung, wie es in Frankreich eingelei- tet und sicher auch in der BRD nicht lange auf sich war- ten lassen wird, gehört mei- nes Erachtens in die Reihe derjenigen Ökoskurrilitäten, die mit Amalgam anfingen und mit Zinnober wohl nicht enden werden. Ebensowenig wie Ökofreaks aus der kos- mischen oder terristischen Radioaktivität „aussteigen“

können, werden sie auch die aus Wasser und Nahrungsmit- teln vorhandene Spurenauf- nahme von Quecksilber (5–10 mg/d nach Holstein/Berlin) nicht verhindern können und müssen. Während meiner Studienzeit in Leipzig wurde uns Kandidaten in der Ge- richtsmedizin von Pfeifer der Fall einer Krankenschwester bekannt gemacht, die sich in suizidaler Absicht 20 ccm Hg i.v. injiziert hatte, röntgenolo- gisch nachweisbar, aber – fol- genlos. Während meiner As- sistentenzeit in Jena sah ich in den 60er Jahren bei Schott (Jenaglas) quadratme- tergroße Quecksilberflächen in den Produktionsräumen für Gleichrichter liegen, de- ren 1 kg Hg-Inhalt bei Implo- sionen der Röhren, wie sie hin und wieder vorkamen, ausgeflossen war – folgenlos für die Arbeiter, wie Untersu- chungen des Arbeitshygiene- Instituts (Erhardt) ergaben.

Und was ist ein Fieberther- mometer gegen einen Gleich- richter?

Obermedizinalrat Dr. med.

Martin Jönsson, Meinhold- straße 11, 17459 Koserow/In- sel Usedom

Laborreform

Zu dem Beitrag „Die Laborreform kommt pünktlich zum 1. Juli“ von Jo- sef Maus in Heft 10/1999:

Hilferuf

Wir sind medizinisch- technische Laboratoriumsas- sistentinnen in der Gemein- schaftspraxis für Laboratori- umsmedizin in Leverkusen.

Seit Veröffentlichung des neuen Laborkapitels bangen wir um unsere Arbeitsplätze.

Mit Empörung haben wir ge- lesen, daß die KBV vorerst in den ersten beiden Quartalen die Mengenreduzierung ge- nau beobachten möchte, ob- wohl schon jetzt feststeht, daß mehr als die Hälfte der Leistungen verschwinden wird, so auch unsere Arbeits- plätze.

Wir haben aktiv bei der Analyse der Auswirkungen

der Laborreform in unserer Gemeinschaftspraxis mitge- wirkt. Bei uns wird ein Rück- gang der KV-Einsendungen von 60 Prozent eintreten. Wir haben registriert, daß eine große Anzahl von Laborun- tersuchungen bei schwer- kranken Patienten nicht in Auftrag gegeben werden könnte, weil die Budgetgren- zen nicht entsprechend dem medizinischen Bedarf festge- legt wurden. 50 Prozent der positiven mikrobiologischen Befunde von HNO-Ärzten werden zu Opfern einer zen- tralen lebensfremden Pla- nung. So werden hausge- machte hochqualifizierte me- dizinisch-technische Assisten- tinnen in die Arbeitslosigkeit geschickt . . .

Unterschrieben von sechs Assistentinnen der Gemein- schaftspraxis für Labora- toriumsmedizin, Manforter Straße 225, 51373 Leverkusen

Referenzen

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