A 166 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 5|
5. Februar 2010Zahl der Woche
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Meldungen zu Arzneimittelrisiken hat die Arzneimittel- kommission der Deutschen Apotheker 2009 erhalten.
In internationalen Vergleichen, die auf das Wachstum der Lebenser- wartung und die Gesundheitsaus - gaben pro Kopf abstellen, schneidet das deutsche Gesundheitswesen überdurchschnittlich gut ab. Empi- rische Studien und Umfragen wei- sen auf die Bedeutung der internis- tischen fachärztlichen Versorgung als einen elementaren Baustein ei- ner patientenorientierten wohnort- nahen Gesundheitsversorgung hin.
Bei ausgewählten Krankheitsbil- dern übernimmt der niedergelasse- ne Facharzt schon heute die Rolle eines Primärarztes, zuweilen auch die eines „Gatekeeper“.
Diese Aussagen enthält ein aktu- elles Gutachten der Ökonomen Prof.
Eberhard Wille, Mannheim, und Prof. Volker Ulrich, Bayreuth, über die fachärztliche Versorgung, das diese im Auftrag des Berufsverban- des der niedergelassenen fachärzt- lich tätigen Internisten in München vorgestellt haben.
Allerdings sehen die Gutachter die niedergelassenen Fachärzte viel- fach benachteiligt: durch unfairen Wettbewerb mit den Krankenhäu- NIEDERGELASSENE FACHÄRZTE
Garanten für eine gute Versorgung
sern sowie hohe finanzielle Risi- ken. So wirke sich die neue Hono- rarordnung tendenziell negativ aus – aufgrund der Abstaffelung der Fallzahlen die großen Landarztpra- xen und aufgrund des niedrigen
Punktwerts auch die hoch- spezialisierten niedergelas- senen Fachärzte. Die neuen Regelleistungsvolumina lie- ßen oftmals keinen Spiel- raum mehr für ausdifferen- zierte individuelle Versor- gungsschwerpunkte zu. Die Organisationsform der am- bulanten Versorgung wird dem Gutachten zufolge künftig von der Einzelpra- xis über Gemeinschaftspraxen und Medizinischen Versorgungszentren bis hin zur ambulanten Versorgung am Krankenhaus reichen. Es dürfe keine Organisationsform übervor- teilt oder benachteiligt werden. ks Trotz schwieriger
Rahmenbedin- gungen leisten die niedergelassenen Fachärzte gute Arbeit.
Foto: dpa
Der Patientenbeauftragte der Bun- desregierung, Wolfgang Zöller (CSU), hat angekündigt, ein Pa - tientenrechtegesetz zeitnah verwirk- lichen zu wollen. Nach Angaben des Presseinformations-
dienstes des Deutschen Bundestages stellte Zöl- ler bei seinem Antritts- besuch im Gesund- heitsausschuss eine Un- terzeichnung des Ge- setzes für 2011 in Aussicht. Angesichts des „Vertrauensverlus- tes im Gesundheitssys- tem“ sei es notwendig, das bislang zersplitter- te Recht der Patienten zu bündeln, sagte Zöl- ler. Die Einführung ei- PATIENTENRECHTE
Gesetz soll 2011 kommen
nes Patientenrechtegesetzes ist im Koalitionsvertrag festgeschrieben.
Erste Schritte, um ein Gesetz auf den Weg zu bringen, seien bereits ge- tan: Zöller gab an, dass er mit mehr
als tausend Selbsthilfe- gruppen in Kontakt ge- treten sei; Gespräche würden folgen. Geplant sei, dass bis Ende dieses Jahres die Ergebnisse der Gespräche ausge- wertet seien und in ein Diskussionspapier ein- fließen könnten. Danach könne der Gesetzge- bungsprozess angesto- ßen werden.
Die Debatte um Rechte und Beteiligun- gen von Patienten hat
sich in den vergangenen Jahren ver- stärkt. Patientenrechte sind zwar an verschiedenen Stellen im Gesund- heitssystem verankert, eine eindeu- tige Regelung fehlt jedoch bislang.
Zuletzt hatte im Sommer 2009 un- ter dem Vorsitz der damaligen Pa- tientenbeauftragten Helga Kühn- Mengel (SPD) eine Arbeitsgruppe ein Eckpunktepapier zum Patien- tenrechtegesetz vorgelegt. Zöller gab an, die Überlegungen der Vor- gängerregierung in die neue Initiati- ve „voll einzubeziehen“. Dr. med.
Frank Ulrich Montgomery, Vizeprä- sident der Bundesärztekammer, hat- te einige der SPD-Vorschläge da- mals scharf kritisiert. Das Patien- tenrechtegesetz solle die täglich stattfindende Rationierung von Leis- tungen vertuschen, sagte er. nos Wolfgang Zöller, Patien-
tenbeauftragter der Bun- desregierung
Foto: dpa