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Archiv "Studie: Forschung für Telemedizin auf Rezept" (18.04.2008)

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A824 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 1618. April 2008

P O L I T I K

A

uch wenn stundenlang gar nichts passiert, aufmerksam sind Dr. med. Friedrich Köhler und sein Team immer. Denn wenn auf den Bildschirmen des telemedizini- schen Zentrums der Charité – Uni- versitätsmedizin Berlin ein rotes Ausrufezeichen erscheint, müssen die Ärzte sofort reagieren.

Oberarzt Köhler ist Projektleiter einer seit Januar 2008 laufenden Studie zum Nutzen von Telemedizin bei kardiologischen Hochrisikopati- enten in Berlin. Zusammen mit sei- nen Mitarbeitern – Kardiologen und Pflegekräften – überwacht er die medizinischen Daten von 285 meist älteren Patienten, die im Rahmen der Studie telemedizinisch betreut werden. Weitere 285 Patienten bil- den eine Kontrollgruppe ohne Gerä- te. Diejenigen Patienten, die mit ei- nem EKG, einem Blutdruckmess- gerät und einer speziellen Waage ausgerüstet wurden, senden täglich ihre Daten von zu Hause aus via Mobilfunk in die Klinik. Die Ärzte können an ihren Bildschirmen so-

fort erkennen, ob etwas nicht in Ordnung ist. Wenn nötig, informie- ren sie den behandelnden Hausarzt oder Kardiologen des Patienten. In einigen Fällen mussten die Medizi- ner sogar den Rettungsdienst rufen.

Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Rah- men des Forschungsprojekts „Part- nership for the Heart“ mit rund fünf Millionen Euro geförderte Studie ver- läuft nach Angaben der Projektleiter schon jetzt so erfolgreich, dass die Charité nun eigens hierfür das Zen- trum für kardiovaskuläre Telemedizin gegründet hat. 15 Mitarbeiter sind dort beschäftigt, darunter fünf Ärzte und fünf sogenannte telemedizinische Assistenten. Ein weiteres Zentrum dieser Art wurde am Robert-Bosch- Krankenhaus in Stuttgart eingerichtet.

Die randomisierte und kontrol- lierte Studie kann dabei helfen, die Telemedizin als Regelleistung im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu etablieren. Bei erfolgreichem Ab- schluss des einjährigen Forschungs- projekts sollen die Ergebnisse an den Gemeinsamen Bundesaus- schuss zur Begutachtung übergeben werden. „Idealerweise können Pati- entinnen und Patienten zwei Jahre nach Studienabschluss Telemedizin auf Rezept in Anspruch nehmen“, hofft Kardiologe Köhler.

Mit Telemedizin Geld sparen Unabdingbar für eine Aufnahme der Telemedizin in den GKV-Leis- tungskatalog ist aber, dass sie sowohl medizinisch als auch ökonomisch effizient ist – die Kassen mit ihrer Hilfe also Geld sparen können. „Die Telemedizin ist bisher wegen der unzureichenden gesundheitsökono- mischen Studienlage kein etabliertes Element der Regelversorgung“, be- stätigt Birgit Fischer, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Barmer.

Das Charité-Projekt legt deshalb einen Schwerpunkt auf den ökono- mischen Nutzen der Telemedizin.

„Erstmals soll der Nachweis er- bracht werden, dass Telemedizin nicht nur medizinisch sinnvoll ist, sondern auch gesundheitsökono- misch große Bedeutung hat“, sagt Dagmar Wöhrl, parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirt- schaftsministerium. Sie erhofft sich von der Telemedizin aber nicht nur Einspareffekte für die Kassen, son- dern auch neue Exportfelder: „Diese Chance müssen wir vor dem Hinter- grund der internationalen Konkur- renz nutzen“, fordert Wöhrl.

Und welche Vorteile bietet die Telemedizin den Patienten? „Am meisten profitieren die Risikopati- enten davon, dass sie mit dem Ge- fühl der Sicherheit zu Hause bleiben können“, sagt Prof. Dr. med. Detlev Ganten, Vorstandsvorsitzender der Charité. Die Versorgung durch nie- dergelassene Haus- oder Fachärzte werde durch die telemedizinischen Zentren unterstützt. Insofern förde- re Telemedizin künftig auch die sek- torenübergreifende Zusammenar- beit zwischen Klinikärzten und nie- dergelassenen Kollegen. Dies sei besonders in den strukturschwachen ländlichen Regionen wichtig.

Schon jetzt können die Forscher auf Erfolge verweisen. „Das System ersparte bereits mehreren Teilneh- mern einen Krankenhausaufenthalt“, berichtet Dr. med. Sebastian Wink- ler, leitender Facharzt des Berliner Zentrums. Die Patienten können sich auch zu Hause vergleichsweise si- cher fühlen. So konnten die Medizi- ner in einem Fall mithilfe der Echt- zeitübertragung des EKGs einen Herzinfarkt direkt nach Auftreten erster Symptome identifizieren. Der Patient wurde sofort in die Notauf-

nahme eingewiesen. I

Samir Rabbata

STUDIE

Forschung für Telemedizin auf Rezept

In Kliniken in Berlin und Stuttgart gehen täglich medizinische Daten von herzkranken Patienten ein. Ihr Gesundheitszustand soll aus der Ferne überwacht werden. Verläuft das Pilotprojekt erfolgreich, könnte die Behandlungsform bald Kassenleistung werden.

Morgendliches Ritual:Täglich senden die Studien- teilnehmer ihre medizinischen Daten an ihr telemedizinisches Zentrum.

Foto:BMWi_next generation media 2008

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