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Archiv "Annette Schavan: Eine ehrenwerte Frau" (12.04.2013)

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A 720 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 15

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12. April 2013

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

A NNETTE SC H AV A N

Den Doktorgrad hat die frühere Ministe- rin verloren, die Uni- versität zu Lübeck erkennt ihr aber die Ehrendoktorwürde zu (DÄ 7/2013: „Nun auch Ehrendoktor in Gefahr“ von Eva Richter-Kuhlmann).

Eine ehrenwerte Frau

Ich halte Frau Dr. Schavan für eine ehrenwerte Frau, und sie war eine leistungsstarke Ministerin. Doch sie wurde von den Bluthunden gejagt.

Wenn diese einmal die Witterung genommen und sich festgebissen haben, gibt es offensichtlich kein

Entrinnen. Es wäre sehr wissens- wert, wer letztendlich hinter diesen Verfolgern steht.

Wer gibt so etwas in Auftrag? Es ist doch augenscheinlich, dass meis- tens Politiker der Regierungskoali- tion betroffen sind. Es geht doch wohl nicht nur um reine Wissen- schaft, sondern um Politik und Be- schädigung von Personen. Wenn eine Promotion, wie bei Frau Scha- van, vor 30 Jahren geschrieben wurde, geschah dies unter ganz an- deren Bedingungen. Das damalige Denken und Handeln war ein ande- res, es gab andere Bestimmungen und Gesetze. Beim Schreiben einer Arbeit, eines Artikels, dem Vorbe- reiten einer Rede usw. werden doch immer Gedanken und Sätze über-

nommen, wenn man will, abge- schrieben. Man muss ja nicht alles neu erfinden. Natürlich soll das Übernommene gekennzeichnet werden . In einer anderen Zeit, unter anderen Bedingungen gab es dabei möglicherweise andere Großzügig- keiten. Zur Beratung und Überwa- chung ist doch der Doktorvater da.

Wo bleibt also die Verantwortlich- keit der Universität Düsseldorf?

Vermutlich würden die Doktorar- beiten der Herren Professoren auch durchfallen, wenn man sie auf Pla- giate durchforsten würde. Aber dies ist nicht genug publikumswirksam.

Ich persönlich halte das Vorgehen der Universität gegen Frau Schavan für eine Schande.

Dr. med. Jürgen Fege, 09600 Weißenborn

SC

D d r v e E z auch Ehrendoktor in

HO CH SC HULMEDIZIN

Die Privatisierung der Uniklinika Mar- burg und Gießen ist kein Erfolgsmodell (DÄ 5/2013: „Privati- sierte Hochschulme- dizin: Kampf der Kulturen“ von Jens Flintrop).

Schöne neue Welt

Die Ökonomisierung der Gesund- heit ist im vollen Gange. Fast täg- lich werden wir mit grotesk anmu- tendem Erfindungsreichtum kon- frontiert. Im „Kampf der Kulturen“

werden die Leser anschaulich infor- miert, dass die Verbesserung der Krebstherapie mittels Partikelthera- pie ausgesetzt wird mit der Begrün- dung, die Rentabilität sei mit 400 Patienten nicht gegeben, es müssten dann schon etwa 2 000 sein: „Es rechnet sich einfach nicht.“

Dieses Detail der Ökonomisierung der Gesundheit steht Pars pro Toto!

Wettbewerb und Marktwirtschaft und die Priorisierung der Gesund- heitsökonomie über ärztlichen Sachverstand sind mit dem Eid des Hippokrates nicht länger vereinbar.

Die Frage lautet: Gibt es Bereiche unseres gesellschaftlichen Lebens, die außerhalb marktorientierter Vor- stellungskraft angesiedelt sein müs- sen, eben im Interesse des Patien- ten, der kein Kunde und des Arztes, der kein Verkäufer sein will?

Oder: Sollten die Kommunen dann nicht auch zum Beispiel ihre Feuer- wehren wie die Gesundheitseinrich- tungen diesem Prinzip unterwerfen?

Wirtschaftlichkeit und Gewinnopti- mierung würden von der Anzahl der zu löschenden Brände bestimmt.

Die Pyromanen gingen straffrei aus, die in die Höhe schnellenden Versi- cherungskosten werden auf die Ver- sicherten umgelegt: Schöne neue

Welt – oder der Wahnsinn hat Me- thode!

Dr. med. Klaus Penndorf, 39108 Magdeburg

Kampf der Kulturen?

Was Jens Flintrop in seinem Leitar- tikel zur sogenannten Privatisierung vorträgt, mag dem Denkmuster weiter Teile der Ärzteschaft folgen und ihrer Zustimmung gewiss sein, aber ist es deshalb richtig?

Nicht zwei Welten prallen aufeinan- der, sondern die eine Welt liegt mit sich im Streit, weil wir die Dinge auseinanderbrechen und gegen - einander stellen.

Wir Ärzte glauben dabei, den weit- aus wichtigsten und wertvollsten Teil der zertrümmerten Welt in den Händen zu halten. Wenn es um das Leben und die Gesundheit gehe, müsse grundlegend anders gedacht und gehandelt werden als sonst in der Gesellschaft, so unser Credo.

O C SC U

D d b k ( s d Kulturen“von JensF

B R I E F E

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Deutsches Ärzteblatt

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12. April 2013 A 721 Sind wir auch längst vom Olymp

einer irdischen Zwängen enthobe- nen Heilkunst in den Sumpf der Fronarbeit für Krankenkassen und profitorientierte „Dienstleister“

herabgestürzt, wahrhaben wollen wir es noch lange nicht.

Nachdem sich staatsgelenkte Klini- ken, ihre komplementären Einrich- tungen und ein um sich selbst krei- sender Politbetrieb und Umvertei- lungsapparat unfähig gezeigt haben, dies zu leisten, soll nun aus Gier und primitiver Denk- und Lebensart das Gold der sogenannten Spitzen- medizin gewonnen werden.

Es triumphiert die Doktrin, selbst die schlimmste menschliche Ver- worfenheit sei noch eine Segnung, wird sie vom Gewinnstreben befeu-

ert. Wer die Dinge so auf den Kopf stellt, dem gelingt noch lange keine wirtschaftlich vernünftige Allokati- on begrenzter Ressourcen . . . Es sind die Exzellentesten der Ex- zellenten, die zu ihrem Wohl und unserem Schaden das Gesundheits- system der USA – im Schlepptau international agierender Großinves- toren – auf Deutschland übertragen wollen. Bezogen auf die Gesamtbe- völkerung das teuerste und ineffi- zienteste der Welt.

Solange wir uns diesen Leuten hin- geben und ihre „Ökonomie“ als das Maß aller Dinge gelten lassen, so- lange wir nicht bereit sind, unsere Arbeit, auch in wirtschaftlicher Hinsicht, wieder zu einem vernünf- tigen Ganzen zusammenzufügen,

wird es nichts werden.

Weder mit einer Sozialstaatsmedi- zin noch mit einer kapitalgesteuer- ten Investorenmedizin.

Wir müssen uns für einen anderen, den richtigen Weg entscheiden:

für ein freies Unternehmertum, or- ganisch wachsend, beständig in sei- ner Grundlegung und innovations- stark die konkreten Anforderungen bewältigend. Nicht von oben be- stimmt und hierarchisch fragmen- tiert, sondern vernetzt und übergrei- fende Strukturen bildend, wo es nö- tig ist. Von uns, auch wirtschaftlich, entscheidend mitgeprägt und mit- verantwortet, den Menschen in ih- rer Region und bei ihrer Arbeit ver- bunden . . .

Matthias Pester, 23774 Heiligenhafen

PFLEGEBEDÜRFTIGE

Bei pflegebedürfti- gen Patienten wer- den häufig fragwür- dige Behandlungen veranlasst, weil sich Ärzte und Pflege- kräfte absichern wollen (DÄ 4/2013: „Multimorbide Pa- tienten: Wider den Absicherungswahn“

von Michael Christian Schulze).

Oft wird der Arzt zu spät geholt

Ich finde dieses Thema sehr wich- tig, und es gibt sicher sehr viel Nachholbedarf durch uns Hausärz- te, für bestimmte Situationen mit dem Patienten/Betreuer/Bevoll- mächtigten getroffene Vorausbe- stimmungen in den Unterlagen des Pflegeheims zu dokumentieren (um zum Beispiel dem Fall 2 ähnlichen Fällen vorzubeugen).

Gleichzeitig darf man nicht verges- sen, dass gut qualifiziertes Personal in den Heimen nicht selbstverständ- lich ist. Ich möchte deshalb hier nur einige Beispiele aus den letzten vier Jahren aus meinem Erleben als Hausarzt und Kassenärztlicher Not- dienst schildern, die darstellen, dass in vielen Fällen der Arzt heute noch zu selten/zu spät oder nicht auf der richtigen Eskalationsstufe einge- schaltet wird:

Eine multimorbide/bettlägerige/

schwer demente Patientin hat plötz- lich samstags einen kalten Unter- schenkel. Die erste Arztinformation geht montags morgens an den Hausarzt. Die Nekrosen, die durch den akuten arteriellen Verschluss entstehen, betreffen glücklicherwei- se nur einzelne Abschnitte der Wa- de und Ferse und sind ohne Extre- mitätenverlust innerhalb von circa sechs Monaten abgeheilt.

Eine mittelgradig demente/roll- stuhlmobile/multimorbide Patientin, die aber noch ein reges Sozialleben hat, erhält an einem Sonntagabend einen Gips bei Radiusfraktur in der Notaufnahme. Vier Tage später trifft hierüber per Post die erste Informa- tion beim Hausarzt ein, der dann nach 96 Stunden die Gipskontrolle, die nach 24 Stunden stattzufinden hat, nachholt. Im Heim schiebt man alles auf den Krankenhausarzt, der hätte nicht noch mal Bescheid ge- geben. Offensichtlich ist dort nichts von einer Standard-Gipskontrolle nach 24 Stunden bekannt.

Ein immer wieder gern geübter Ablauf ist das Gegenteil zum Fall 4:

Freitags beginnt ein mittelschwer dementer Patient mit Herzinsuffi- zienz und COPD vermehrt zu hus- ten, am Samstag ist es deutlicher, am Sonntag noch intensiver, die Pflege entscheidet sich, montags auf den Hausarzt zu warten, der

dann den Patienten nur noch mit Notarzt und Lungenödem einwei- sen kann. Wäre der Patient am Samstag vom Notdienst mit Anti- biose und Schleimlöser (gegebe- nenfalls noch Inhalation und Nasen- spray) versorgt worden, wäre ihm ein Krankenhausaufenthalt erspart geblieben. Gerade bei Husten und multimorbiden Patienten kann ein Heim nicht früh genug den Not- dienst holen! . . .

Solange es derartige Defizite in deutschen Heimen gibt, würde ich sehr vorsichtig sein, irgendwelchen Pflegenden pauschal davon abzura- ten, den Hausarzt/Notdienst/Notarzt zu informieren!

Dr. med. Torsten Traut, 99817 Eisenach

Repräsentativ

Die vier geschilderten Einsatzsze- narien zeigen sehr repräsentativ, womit man im ärztlichen Notdienst immer wieder konfrontiert wird.

Die Heimleitung befürchtet, dass bei einer unterlassenen Diagnostik die Angehörigen, die Öffentlichkeit und/oder irgendwelche Juristen so- fort bereitstehen, um das sattsam bekannte Empörungsritual zu in - szenieren. Die examinierte Pflege- kraft, die in der Lage und willens sein muss, zu entscheiden, ob eine Situation ein Notfall ist, vom Kol- legen Schulze gefordert, existiert

PFLEGEBED

B g d d v Ä k wollen (DÄ 4/2013:

B R I E F E

Referenzen

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