Integrierte Versorgung
342 registrierte Verträge in 2004
Anschubfinanzierung bei weitem nicht ausgeschöpft
N
ach vorläufigem Rechnungs- ergebnis sind im letzten Jahr rund 157 Millionen Euro für integrierte Versorgungs- formen im Sinne von § 140d SGB V verbucht worden. Dies geht aus der Antwort der Parlamentarischen Staatsse- kretärin im Bundesgesund- heitsministerium, Marion Cas- pers-Merk, auf eine Anfra- ge der PDS-Bundestagsabge- ordneten Dr. Gesine Lötzsch hervor.Hintergrund: Die in § 140d SGB V verankerte „Anschub- finanzierung“ sieht vor, dass in den Jahren 2004 bis 2006 jede Krankenkasse jeweils bis zu ein Prozent von der an die Kassenärztlichen Vereinigun- gen zu entrichtenden Gesamt- vergütung sowie von den Rechnungen der einzelnen Krankenhäuser für voll- und teilstationäre Versorgung ein-
zubehalten hat, soweit die ein- behaltenen Mittel zur Umset- zung von nach § 140b SGB V geschlossenen Verträgen zur Integrierten Versorgung er- forderlich sind. Dies sind jähr- lich maximal 700 Millionen Euro.
Offizielle Informationen über die Anzahl der inzwi- schen geschlossenen Verträge zur Integrierten Versorgung und deren genaue Inhalte lie- gen dem Ministerium nicht vor. Die Vertragspartner han- delten autonom, es gebe keine
„Meldepflicht“, betonte Cas- pers-Merk. Bei der „Registrie- rungsstelle“ in Düsseldorf sei- en bis Ende 2004 nach deren Angaben 342 Verträge regi- striert worden. Die Registrie- rungsstelle ist eine Einrich- tung, die von den Krankenkas- sen, der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung und der Deut- schen Krankenhausgesellschaft gegründet wurde. JF
Pathologie
Patientennahe Versorgung
Pathologenverband sieht wachsende Bedeutung der Telemedizin.
F
ür eine auch zukünftig flä- chendeckende Verfügbar- keit von pathologischen Lei- stungen sprach sich der Vorsitzende des Berufsver- bandes Deutscher Patholo- gen, Prof. Dr. med. Werner Schalke, aus. „Wir brauchen starke und leistungsfähigeUniversitätsinstitute, weil dort die Entwicklung neuer Me- thoden und die Grundlagen- forschung stattfindet“, sagte Schalke beim 5. Bundeskon- gress Pathologie am 8. April in Berlin. Genauso wichtig aber sei es, für die Patientin- nen und Patienten vor Ort präsent zu sein. Denn die Pa- thologen zählten bislang zu den Facharztgruppen mit den häufigsten mittelbaren Pati- entenkontakten.
Schalke glaubt nicht, dass durch die von der Politik ge- förderte überregionale Zen- trumspathologie Geld ge- spart wird. Dadurch würden die Pathologen allenfalls ge- zwungen, etwa in Brustkrebs- zentren umzusiedeln. Schalke plädierte daher für eine pati- entennahe Versorgung. Bei besonders schwierigen Fällen ermögliche es die moderne Technik, dass dem Patholo- gen vor Ort Spezialwissen auch über weite Entfernun- gen zeitnah zur Verfügung ge- stellt werde. Insbesondere die Telepathologie und die Digi- talisierung des Arbeitsplatzes würden künftig eine wichtige Rolle in der Pathologie spie- len, erklärte Schalke. SR A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 1515. April 2005 AA1017
Krebstherapie
Hoffnungsschimmer
D
ie Inzidenz von Krebserkrankungen (in Deutschland derzeit 400 000 Neu- erkrankungen pro Jahr) wird in den nächsten zehn Jahren aufgrund des zu- nehmenden Alters der Bevölkerung, der Lebensweise und Umwelteinflüs- sen steigen. Von einer dennoch etwa gleich bleibenden Mortalität an diesen Erkrankungen gehen fast alle der 50 führenden Krebsforscher aus, die das Marktforschungsinstitut Psychonomics im Auftrag des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller zu den Thera- pieaussichten bei Krebs befragte. Die größten Erfolge erwartet man dem- nach in den nächsten Jahren beim Darm- und Mammakarzinom. Die Kom- bination aus verbesserter Frühdiagno- stik, wirksamen Chemotherapeutika so- wie aussichtsreichen neuen Therapie-ansätzen ließen eine Verbesserung der Prognose bei diesen Erkrankungen er- warten, berichtete Prof. Dr. med. Tor- sten Strohmeyer, Forschungsleiter bei GlaxoSmithKline Deutschland. Zu ei- nem Rückgang der Neuerkrankungsra- te könnte es sogar beim Zervixkarzi- nom kommen, das als Folge einer In- fektion mit Humanen Papilloma-Viren (HPV) entsteht. Zur Prävention ist ein HPV-Impfstoff in der Pipeline, der 2007 auf den Markt kommen soll.
B
ei der Therapie von bereits entstan- denen Karzinomen erhoffen sich die Experten durch eine zielgerichtete Therapie („Targeted Therapy“) – zum Beispiel mit monoklonalen Antikör- pern, Signaltransduktionshemmern und Angiogenese-Inhibitoren – den größ- ten Benefit. Nebenwirkungen der klas- sischen Chemotherapeutika, wie Haar- ausfall, Blutbildveränderungen, Ver- dauungsstörungen und Übelkeit, wür- den dadurch minimiert. Erste Thera-pieerfolge hätten sich bereits bei ein- zelnen Leukämiearten, bei Krebs des Lymphsystems sowie bei Darm- und Brustkrebs abgezeichnet. Zur Indivi- dualisierung der Krebstherapie wird demnächst auch die Genchipanalyse beitragen, mit der jene Patienten ziel- genau ermittelt werden können, die auf bestimmte Therapieformen oder Kom- binationen besonders gut ansprechen.
E
ntscheidende Durchbrüche in der Krebsforschung erwarten die Exper- ten allerdings nur in Nordamerika.Deutschland weisen sie allenfalls eine durchschnittliche Rolle zu. Als wichtig- ste Hürden nennen 52 Prozent der Be- fragten die finanziellen Rahmenbedin- gungen und 44 Prozent die Gesetzge- bung. Jeder Vierte sieht den For- schungsstandort Deutschland durch zu viel Bürokratie, hohen Verwaltungs- aufwand und die Abwanderung von Wissenschaftlern und Unternehmen gefährdet. Dr. med. Eva A. Richter-Kuhlmann Akut
Der Barmer-Hausarztvertrag ist der erste bundesweite Integra- tionsvertrag.
Foto:Johannes Aevermann