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Archiv "Maul- und Klauenseuche: Verhängnisvolle Infektion" (09.03.2001)

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ährend der letzte Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Deutschland mehr als zwölf Jahre zurückliegt, werden die südlichen Länder Europas – ausgehend von der Türkei – ständig von einem neuen Aufflackern dieser Viruserkran- kung bedroht. In vielen Ländern Asi- ens (Taiwan, Südkorea, Japan), Afrikas und Südamerikas (Kolumbien, Bolivi- en, Peru, Ekuador, Venezuela, Brasili- en) ist die MKS nach wie vor heimisch.

Das Risiko einer Einschleppung der MKS durch den Tierhandel und Tier- produkte nach Deutschland wird zwar durch Einfuhrverbote verringert; je- doch könnte das Virus zunächst uner- kannt in Länder eingeschleppt werden, aus denen Klauentiere oder Produkte von diesen Tieren eingeführt werden.

Außerdem besteht die Möglichkeit ei- ner Einschleppung des Erregers durch den Personenreiseverkehr und die ver- botene – in der Praxis aber nicht wirk- sam unterbundene – Mitführung von Lebensmitteln aus MKS-verseuchten Ländern.

Im asiatischen Teil der Türkei (Ana- tolien) ist die Maul- und Klauenseuche mit den Typen O und A seit Jahren hei- misch. Die türkischen Veterinärbehör- den haben ein MKS-Impfgebiet in Form einer Pufferzone im westlichen Teil Anatoliens eingerichtet, um ein Übergreifen der Seuche auf den eu- ropäischen Kontinent zu verhindern.

Jedoch tritt auch in der Pufferzone die Krankheit immer wieder auf, unter an- derem, weil ständig neue MKS-Stämme in die Türkei eingeschleppt werden, ge- gen welche die eingesetzten Impfstoffe nicht wirken. Eine besonders akute Ge- fahr für Europa besteht immer dann, wenn die MKS im europäischen Teil der Türkei ausbricht. Die Kontrolle des Tierhandels vom asiatischen zum eu-

ropäischen Teil der Türkei bereitet große Schwierigkeiten.

Verbesserte Bekämpfungsmaßnah- men führten zusammen mit der jährli- chen vorbeugenden Impfung aller Rin- derbestände Mitte der 60er-Jahre zu ei- nem starken Rückgang der Ausbruchs- zahlen. Im Jahr 1991 wurde die Imp- fung in der EU eingestellt, da sie ihre Aufgabe – die in Europa auftretenden MKS-Stämme zu tilgen – erfüllt hatte und weil sie gegen „exotische“ MKS- Stämme kaum Schutz geboten hätte.

Stattdessen wurden für den Notfall in- ternationale oder nationale Impfban- ken aufgebaut. Diese enthalten tiefge- frorene Antigene verschiedener MKS- Stämme, aus denen im Falle der Seu- cheneinschleppung binnen Tagen für Wiederkäuer und Schweine geeignete Impfstoffe formuliert werden können.

Klinisches Bild bei Tieren

Die Maul- und Klauenseuche ist eine fieberhafte Viruserkrankung von Klau- entieren wie Rind, Schaf, Ziege, Büffel, Wildwiederkäuer und Schwein. Sie führt zur Bildung von Bläschen (Aph- then) und Erosionen an Schleimhäuten und unbehaarten Teilen der Haut, ins- besondere – nomen est omen – im Be- reich des Mauls und der Klauen. Ob- wohl die Erkrankung bei erwachsenen Tieren in der Regel nicht zum Tod führt, kommt es bei Rindern zu einem lang anhaltenden Leistungsabfall.

Jungtiere können infolge einer Myo- karditis sterben.

Beim Schwein treten nach einer Inku- bationszeit von meist ein bis drei Tagen Bläschen an den Sohlenballen, im Klau- enspalt und am Kronsaum, teilweise auch an der Rüsselscheibe auf. Häufig sind die Bläschen zum Zeitpunkt der

„Die Forscher wussten, dass ihre Da- ten unvollständig waren“, sagt Eser. Ge- rade deshalb hätten sie sie auf eine Art und Weise ergänzt, die nicht mit wissen- schaftlichen Prinzipien vereinbar ist.

„Man meinte, das sei belanglos, weil es die Aussage nicht verfälsche“, sagt Eser.

Fraglich ist aber, ob die so geschönte Arbeit im NEJM abgedruckt worden wäre, wenn die Autoren ihre Qualitäts- probleme mit der Datenerhebung offen gelegt hätten. So wurden Journal und Leser über die Qualität getäuscht.

In einer schriftlichen Stellungnahme wehrte sich Mertelsmann gegen die Un- tersuchung: Das Verfahren sei „nicht rechtsstaatlich und nicht fair“ gewesen.

Mertelsmann selbst war für das DÄ bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.

Ob sein Widerspruch nutzt, scheint zwei- felhaft. Jäger sieht den Ruf des einstigen Stars unter den deutschen Krebsfor- schern schwer beschädigt: „Die härteste Strafe ist die von ihm selbst verursachte Diskriminierung in der Scientific Com- munity.“

Der Bericht wird auch an der Uni- versität Tübingen aufmerksam gelesen werden. Die beiden kritisierten Arbei- ten hatte Mertelsmann zusammen mit Prof. Dr. med. Lothar Kanz und Dr.

Wolfgang Brugger publiziert, beide sind vor einigen Jahren von Freiburg nach Tübingen gewechselt. Prof. Dr.

oec. publ. Eberhard Schaich, Rektor der Tübinger Universität, sieht jetzt al- lerdings „keinen Anlass, ein Verfahren wegen des Verdachts auf wissenschaftli- ches Fehlverhalten in Gang zu setzen“.

Er sehe zwar, dass in den Arbeiten Mängel passiert seien, glaube aber, dass die Auseinandersetzung allein mit dem Mittel des wissenschaftlichen Diskurses ausgetragen werden sollte, sagt Schaich. Zwischen den Vorwürfen ge- gen Kanz und Brugger einerseits und denen gegen Mertelsmann andererseits liege ein „großer Unterschied“.

Diese Unterscheidung wird nicht überall geteilt. Bereits im Dezember hat- te der Vorstand der Deutschen Gesell- schaft für Hämatologie und Onkologie Mertelsmann, Kanz und Brugger zur Re- de gestellt und hart kritisiert (Textka- sten). Schaich sagt, er habe dieser Er- klärung schriftlich widersprochen: „Es geht nicht, dass eine Gesellschaft ihre Mitglieder vorverurteilt.“ Klaus Koch

P O L I T I K

A

A588 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 10½½9. März 2001

Maul- und Klauenseuche

Verhängnisvolle Infektion

Für Klauentiere stellt das Picornavirus weltweit eine ständige Bedrohung dar; Infektionen des Menschen hingegen sind selten und ungefährlich.

Medizinreport

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Untersuchung nur noch als Schorf er- kennbar. Die Tiere zeigen einen „klam- men Gang“ oder bewegen sich bei star- ken Schmerzen nur noch rutschend fort.

In der Regel tritt für drei bis vier Tage Fieber zwischen 40 bis 41 °C auf. Da in einem Schweinebestand nur wenige Tie- re betroffen sein können, ist eine intensi- ve Bestandskontrolle erforderlich.

Erstes Anzeichen einer MKS-Infek- tion beim Rind ist Fieber; auch die Milchleistung kann abfallen. Die Tiere speicheln, die Maulschleimhaut ist gerötet, und die Futteraufnahme geht zurück. Dann entwickeln sich auf der Maulschleimhaut, an den Klauen und eventuell am Euter Bläschen, die nach dem Platzen rasch abheilen. Beim Schaf sind die Krankheitszeichen schwächer ausgeprägt als beim Rind oder fehlen ganz. Nach einer Inkubationszeit von zwei bis 14 Tagen beobachtet man vor- wiegend Lahmheiten.

Möglichkeiten der Diagnostik: We- gen des hohen Ansteckungsrisikos mit dem MKS-Virus dürfen Gewebe-, Blut- sowie Nasentupferproben nur in den Hochsicherheitslaboratorien der Bun- desforschungsanstalt für Viruserkran- kungen der Tiere (BFAV) in Tübingen bearbeitet werden.

Die erste und schnellste Methode zur Diagnose ist der ELISA-Test, der Virus- antigen in Gewebeproben nachweist;

die Ergebnisse liegen in- nerhalb eines Tages vor.

Der Test wird in Ver- dachtsfällen stets mit der Virusanzüchtung kombi- niert. Der Virusnachweis wird an der BFAV meist als Zellsuspensions-Plaque- test durchgeführt. Bis zum Auftreten von Plaques dauert es ein bis drei Ta- ge, dann folgt die Iden- tifizierung und Typendif- ferenzierung des Virus.

Der Nachweis virusspezi- fischer Nukleinsäure er- folgt mittels Polymerase- Ketten-Reaktion (PCR).

Neue Aufgaben für die Serologie ergeben sich aus der Möglichkeit, infizierte von lediglich geimpften Beständen zu unterschei- den. Der Trick dabei:

Heutige inaktivierte MKS-Vakzinen er- zeugen Antikörper praktisch nur gegen bestimmte Eiweiße – die Strukturpro- teine – des Virus, während infizierte Tiere meist auch Antikörper gegen Nicht-Strukturproteine ausbilden. Die- se können durch geeignete Tests nach- gewiesen werden. Zurzeit wird in deutsch-italienischer Zusammenarbeit untersucht, ob sich auch durch die Be- stimmung von IgA-Antikörpern im Speichel von Rindern geimpfte von infi- zierten Tieren unterscheiden lassen.

Infektion des Menschen

Obwohl die MKS eine hochkontagiöse Viruskrankheit ist, sind Infektionen des Menschen außerordentlich selten, da der Mensch nur wenig empfänglich ist.

Zur Erkrankung des Menschen sind große Virusmengen oder eine erhöhte Virulenz des Erregers notwendig.

Hautverletzungen scheinen die Erre- gerhaftung zu begünstigen.

Erkrankungen des Menschen wur- den bei früheren Ausbrüchen nur ver- einzelt beobachtet. Die Betroffenen hatten – durch Tierhaltung oder beim Schlachten – immer direkten Kontakt zu infizierten Tieren gehabt. Eine Wei- terverschleppung von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt. Bei den

MKS-erkrankten Personen entwickelte sich nach zwei bis acht Tagen, begleitet von einer leichten fieberhaften Allge- meinerkrankung (Mattigkeit, Übelkeit, Kopf- und Gliederschmerzen), eine Primäraphthe an der Eintrittspforte des Erregers. Im weiteren Verlauf können sich Bläschen an den Lippen sowie in der Mund- und Rachenhöhle bilden, die sehr schmerzhaft sind. Diese Sym- ptome sind jedoch selten, da sich Aph- then in der Regel an Händen und Füßen bilden. Vorzugsweise werden die Fingerspitzen befallen.

Nach Ausbildung von stecknadel- kopf- oder pfenniggroßen Aphthen trocknen die Blasen ein, und es entste- hen Erosionen. Alle Hautaffekte heilen aber innerhalb von fünf bis zehn Tagen vollständig ab. Da beim Menschen Or- ganmanifestationen am ZNS oder am Herzmuskel (Myokarditis) ausbleiben, ist der Verlauf unkompliziert.

Differenzialdiagnostisch sind Syn- drome von Bedeutung, die mit Bläs- chenbildung einhergehen – wie Stoma- titis aphthosa, Herpesvirus-Infektio- nen, Hand-Fuß-Mund-Krankheit durch Cocksackie-Viren der Gruppen A und B, Pemphigus vulgaris und Erythema exsudativum multiforme.

Um die Diagnose zu sichern, ist es unbedingt erforderlich, den Erre- ger sowohl direkt nachzuweisen als auch Antikörper im Serum zu be- stimmen, da der Erregernachweis bei menschlichen MKS-Infektionen nicht immer gelingt. Für den direkten Nach- weis des Virus ist die Einsendung von Blasendecken oder Blaseninhalt not- wendig. Zum Antikörpernachweis wird die Untersuchung von zwei Blutpro- ben im Abstand von zwei bis drei Wochen empfohlen; die erste Ent- nahme im akuten Stadium, die zwei- te Entnahme zwei bis drei Wochen später. Dr. med. Vera Zylka-Menhorn

Recherche basiert auf Informationen von :

– Dr. med. vet. Bernd Haas, Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere, Institut für Immunologie, Paul-Ehrlich-Straße 28, 72076 Tübingen.

– Dr. med. vet. Matthias Kramer, Bundesforschungsan- stalt für Viruskrankheiten der Tiere, Institut für Epide- miologie, 16868 Wusterhausen.

– Rolle M./Mayr A.: Medizinische Mikrobiologie, Infek- tions- und Seuchenlehre für Tierärzte, Biologen und Agrarwissenschaftler, Ferdinand Enke-Verlag, Stuttgart.

– Epidemiologisches Bulletin, RKI, Nr. 9/2001.

P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 10½½9. März 2001 AA589

Computer-Darstellung des Maul- und Klauenseuchevirus (MKS- Virus) – ein unbehülltes Picornavirus mit einem Durchmesser von 20 bis 25 nm. Es sind sieben antigenetisch vollständig ver- schiedene Serotypen bekannt. Innerhalb der einzelnen Typen existieren zusätzlich Subtypen. Die MKS-Viren sind sehr mutati-

onsfreudig. Foto: AP

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