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Qualitative und quantitative Risikofaktoren für die Einschleppung und Verbreitung von Viruskrankheiten am Beispiel der Klassischen Schweinepest (KSP) und der Maul- und Klauenseuche (MKS)

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Academic year: 2022

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der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Qualitative und quantitative Risikofaktoren für die Einschleppung und Verbreitung von Viruskrankheiten am

Beispiel der Klassischen Schweinepest (KSP) und der Maul- und Klauenseuche (MKS)

INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer Doktorin

der Veterinärmedizin (Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von Bettina Nissen (geb. Saar)

aus Schleswig

Hannover 2001

(2)

1. Gutachter: Apl. Prof. Dr. K.-F. Weitze

2. Gutachter: Apl. Prof. Dr. L. Haas

Tag der mündlichen Prüfung: 28. Mai 2001

(3)

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung... 9

2. Literaturübersicht... 11

2.1 Klassische Schweinepest (KSP) ... 11

2.1.1 Das Virus ... 11

2.1.1.1 Erregereigenschaften ... 11

2.1.1.2 Epidemiologie ... 11

2.1.2 Die Tierseuche... 14

2.1.2.1 Vorkommen... 14

2.1.2.2 Symptome... 16

2.1.2.3 Wirtschaftliche Bedeutung ... 16

2.1.3 Gesetzliche Regelungen und Bekämpfungsmaßnahmen... 18

2.2 Maul- und Klauenseuche (MKS) ... 20

2.2.1 Das Virus ... 20

2.2.1.1 Erregereigenschaften ... 20

2.2.1.2 Epidemiologie ... 21

2.2.2 Die Tierseuche... 22

2.2.2.1 Vorkommen... 22

2.2.2.2 Symptome... 23

2.2.2.3 Wirtschaftliche Bedeutung ... 24

2.2.3 Gesetzliche Regelungen und Bekämpfungsmaßnahmen... 24

2.3 Conjoint Analyse ... 25

2.3.1 Allgemeiner Einsatz ... 25

2.3.2 Spezieller Einsatz zur Risikofaktoren-Erfassung ... 26

3. Material und Methode... 28

3.1 Die Umfrage ... 28

3.1.1 Befragte Personen... 28

3.1.2 Durchführung der Befragung ... 28

(4)

3.2 Der Fragebogen ... 29

3.2.1 Befragte Personen... 29

3.2.2 Durchführung der Befragung ... 29

3.3 Conjoint Analyse ... 30

3.3.1 Risikofaktoren und Ausprägungen ... 31

3.3.2 Erhebungsdesign ... 32

3.3.3 Bewertung der Situationen ... 33

3.3.4 Schätzung der Teilnutzenwerte ... 33

3.3.5 Aggregation der Teilnutzenwerte ... 34

3.4 Clusteranalyse ... 34

3.5 Weitere Erhebungen ... 36

3.5.1 Ländergruppen... 36

3.5.2 Einzelmerkmale... 37

3.5.3 Zusätzliche Risikofaktoren und Einzelmerkmale... 37

3.6 Bearbeitung und Auswertung der Fragen... 38

4. Ergebnisse... 40

4.1 Umfrage... 40

4.1.1 Risikofaktoren ... 40

4.1.1.1 Conjoint Analyse über alle Teilnehmer... 40

4.1.1.2 Conjoint Analyse der Teilnehmer getrennt nach Berufsgruppen ... 43

4.1.2 Clusteranalyse ... 46

4.1.3 Weitere Ergebnisse... 50

4.1.3.1 Ländergruppen... 50

4.1.3.2 Zusätzliche Risikofaktoren... 51

4.1.3.3 Einzelmerkmale des indirekten Kontaktes ... 54

4.1.3.4 Zusätzliche Einzelmerkmale ... 56

4.2 Fragebogen ... 57

4.2.1 Risikofaktoren ... 57

4.2.1.1 Conjoint Analyse über alle Teilnehmer... 58

4.2.1.2 Conjoint Analyse der Teilnehmer getrennt nach Bundesländern... 60

(5)

4.2.2 Clusteranalyse ... 63

4.2.3 Weitere Ergebnisse... 66

4.2.3.1 Ländergruppen... 66

4.2.3.2 Zusätzliche Risikofaktoren... 67

4.2.3.3 Einzelmerkmale des indirekten Kontaktes ... 69

4.2.3.4 Zusätzliche Einzelmerkmale ... 71

4.3 Vergleich zwischen Umfrage und Fragebogen ... 72

4.3.1 Risikofaktoren ... 72

4.3.2 Ländergruppen... 75

4.3.3 Einzelmerkmale... 76

5. Diskussion... 78

5.1 Befragung ... 78

5.2 Risikofaktoren ... 79

5.3 Clusteranalyse ... 87

5.4 Schlußfolgerung ... 88

6. Zusammenfassung... 89

7. Summary... 91

8. Literaturverzeichnis... 93

9. Anhang... 103

9.1 Unterlagen zur Umfrage ... 103

9.2 Fragebogen ... 109

9.3 Tabellen zur CA der Teilnehmer getrennt nach Berufsgruppen ... 119

9.4 Tabellen zur CA der Teilnehmer getrennt nach Bundesländern ... 124

(6)

Abb. Abbildung

BML Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Bonn BRD Bundesrepublik Deutschland

B-W Baden-Württemberg bzw. beziehungsweise

ca. circa

CA Conjoint Analyse

EG Europäische Gemeinschaft ESP Europäische Schweinepest etc. et cetera

EU Europäische Union

k. A. keine Angaben

KSP Klassische Schweinepest

LG Ländergruppe

m Meter

Mio. Million

MKS Maul- und Klauenseuche Mrd. Milliarden

M-V Mecklenburg-Vorpommern NaCl Natrium-Chlorid

NDS Niedersachsen

nm Nanometer

NRW Nordrhein-Westfalen o. a. oben angegeben

OIE Internationales Tierseuchenamt, Paris

Pr Praktiker

RNA Ribonukleinsäure

s Standardabweichung

SE Standardfehler

SF Seuchenforschung

S-H Schleswig-Holstein

(7)

SP Seuchenpolitik TA/TÄ Tierarzt/Tierärzte

Tab. Tabelle

TKA Tierkörperbeseitigungsanstalt TSK Tierseuchenkasse

TNW Teilnutzenwert TV Tierversicherung u. a. unter anderem usw. und so weiter

VO Verordnung

x Mittelwert

z. B. zum Beispiel

zit. zitiert

(8)
(9)

1. Einleitung

Der Ausbruch einer anzeigepflichtigen Tierseuche bedeutet fast immer große volkswirtschaftliche Schäden, die sich aus direkten und indirekten Verlusten zusammensetzen.

Im Zeitraum vom 1. Januar 1993 bis zum 30. Juli 1997 wurden in Deutschland über 2,1 Mill.

Schweine aufgrund der KSP-Seuchenausbrüche getötet (TEUFFERT et al., 1997). Es entstand ein geschätzter volkswirtschaftlicher Schaden von 2-2,5 Mrd. DM.

Die letzte große MKS-Epidemie betraf hauptsächlich Niedersachsen und einige angrenzende Bezirke Nordrhein-Westfalens in der ersten Hälfte der 60er Jahre. Hier waren Millionen von Schweinen betroffen (STROHMAIER und STRAUB, 1995b). Eine Erkrankungsspitze lag im Jahr 1965, als 15942 Gehöfte als MKS-verseucht galten (BÖHM und STROHMAIER, 1984).

Um solche Verluste zu minimieren, ist eine effiziente Seuchenbekämpfung im Falle eines Ausbruches von größter Wichtigkeit.

Eine Möglichkeit zur Unterstützung der Seuchenbekämpfung bietet der Einsatz von Computer-Simulationsmodellen. Diese Modelle basieren auf den charakteristischen Daten der einzelnen Seuchen. Einige dieser Daten sind nur lückenhaft vorhanden, wie zum Beispiel die relative Bedeutung von Risikofaktoren für die Einschleppung und Verbreitung einer Seuche.

Im Schweinepestgeschehen von 1993 bis 1995 blieben 37 % der Seuchenursachen unbekannt (BÄTZA, 1996). In einem Forschungsprojekt von FRITZEMEIER et al. (1998) konnten 22 % der Einschleppungsursachen für KSP-Ausbrüche nicht sicher ermittelt werden.

Ein möglicher Weg, um diese Daten zu vervollständigen, ist eine Expertenbefragung. Dabei geben die Experten ihre Einschätzungen aufgrund von persönlichen Erfahrungen zu der jeweiligen Seuche ab. HORST et al. (1996a) führten die Conjoint Analyse als eine neue Grundlage zur Fragenerstellung ein. Ein großer Vorteil dieser Methode ist die sehr realitätsnahe Darstellung von Risikosituationen.

In dieser Arbeit wird eine Expertenbefragung in Deutschland auf Basis der Conjoint Analyse durchgeführt, deren Hauptziel die Erfassung der relativen Bedeutungen von Risikofaktoren für die Einschleppung und Verbreitung von Viruskrankheiten darstellt. Von Interesse sind dabei die Klassische Schweinepest (KSP) sowie die Maul- und Klauenseuche (MKS).

(10)

Die Ergebnisse gehen in ein Folgeprojekt ein, das sich mit der Erstellung von Computer- Simulationsmodellen beschäftigt, die ihren Einsatz in der Seuchenbekämpfung finden sollen.

(11)

2. Literaturübersicht

2.1 Klassische Schweinepest (KSP)

2.1.1 Das Virus

2.1.1.1 Erregereigenschaften

Das Virus der Klassischen Schweinepest gehört zur Familie der Flaviviridae, Gattung Pestivirus (HORZINEK, 1991; WENGLER, 1991; MOENNIG, 1993; MEYERS und THIEL, 1996). Es besitzt eine lineare, einsträngige RNA mit positiver Polarität, ist behüllt, und seine Größe liegt bei einem Durchmesser von 40 bis 60 nm (BÜTTNER et al., 1998; MOENNIG, 2000). Eine Besonderheit der Pestiviren ist die Existenz von zwei Biotypen, dem zytopathogenen sowie dem nichtzytopathogenen Typ, wobei beim KSP-Virus in aller Regel nur der nichtzytopathogene Typ vorkommt (MOENNIG und PLAGEMANN, 1992;

MEYERS und THIEL, 1996; BÜTTNER und AHL, 1998).

Die Pathogenität kann sehr unterschiedlich sein, es kommen hochvirulente bis fast avirulente Stämme vor (MOENNIG und PLAGEMANN, 1992; KADEN et al., 1994; MEYERS und THIEL, 1996).

Die Tenazität ist hoch. In nicht erhitzten sowie gefrorenen Fleischprodukten kann das KSP- Virus über Monate oder Jahre infektiös bleiben (HELWIG und KEAST, 1966; TERPSTRA, 1987; KRASSNIG et al., 1995; EDWARDS, 2000). Eine sichere Abtötung wird durch Hitze, Austrocknung und die üblichen Desinfektionsmittel erreicht (DEPNER et al., 1992;

MOENNIG, 1993; EDWARDS, 2000).

Das Wirtsspektrum ist begrenzt auf die Gattung Sus (TERPSTRA, 1987; MOENNIG und PLAGEMANN, 1992; DEPNER et al., 1997a; BÜTTNER und AHL, 1998; MOENNIG, 2000).

2.1.1.2 Epidemiologie

Die Ausscheidung des KSP-Virus findet schon während des Inkubationsstadiums mit allen Sekreten und Exkreten statt und hält mindestens so lange an, wie klinische Symptome da sind.

Dies ist für die Seuchenverbreitung sehr wichtig (SELBITZ und BISPING, 1995). Die

(12)

Virusaufnahme erfolgt in der Regel oronasal (BÜTTNER und AHL, 1998; MOENNIG, 2000). Außerdem ist das KSP-Virus, wie alle Pestiviren, fähig, die Plazentarschranke zu passieren, so daß es zur Geburt virämischer Ferkel kommen kann (TERPSTRA, 1987;

MOENNIG, 1993; MEYERS und THIEL, 1996; BÜTTNER und AHL, 1998).

Die Virusübertragung ist zum einen direkt von Tier zu Tier, aber auch durch indirekte Übertragung möglich. Ein direkter Kontakt zwischen Tieren ist gegeben während eines Transportes oder auf Auktionen. Bei Freilandhaltung kann es zum Kontakt mit infizierten Wildschweinen kommen (KADEN et al., 1994). Sind die Tiere noch in der Inkubationsphase oder inapparent infiziert, so ist das Erkennen der Krankheit sehr unwahrscheinlich.

Die Einschleppung des KSP-Virus in einen Bestand vollzieht sich unauffällig, wenn die Spätform mit ihrem atypischen bzw. chronischen Verlauf vorliegt. Für DEPNER et al.

(1997a) ist diese Verlaufsform aus seuchenhygienischer Sicht die gefährlichste, da es Wochen dauern kann, bis die Infektion erkannt wird. Nach einem so langen Zeitraum ist es dann schwierig nachzuvollziehen, woher das Virus ursprünglich kam (TERPSTRA, 1987).

Die Möglichkeiten der indirekten Übertragung sind sehr vielfältig. Das Virus kann über Speiseabfälle aufgenommen werden, in denen sich infizierte Produkte aus Schweinefleisch befinden. In ihnen ist es meist sehr lange haltbar (HELWIG und KEAST, 1966). Durch diese Quelle ist auch eine Weiterverbreitung über weite Distanzen möglich (TERPSTRA, 1987).

Eine weitere Bedeutung hat die Übertragung durch Personen, die insbesondere dann gegeben ist, wenn Hygienemaßnahmen nicht eingehalten werden (BLAHA et al., 1994). Das Virus kann außerdem über infizierte Gerätschaften übertragen werden oder durch unzureichend desinfizierte Transportfahrzeuge (KADEN et al., 1994). Eine Übertragung bei der künstlichen Besamung ist ebenfalls möglich (SIMON et al., 1994; DE SMITH et al., 1999).

Struktur und Dichte der Schweinepopulation haben einen beträchtlichen Einfluß auf Epidemiologie und Kontrolle der KSP (GEßLER, 1984; TERPSTRA, 1987; HASSELBACH, 1995; MOENNIG, 2000). In Deutschland hat nach dem 2. Weltkrieg ein Strukturwandel in der Schweinehaltung stattgefunden. Bei sinkender Zahl an schweinehaltenden Betrieben ist die Anzahl der Tiere pro Betrieb stark gestiegen mit der Tendenz hin zum Spezialbetrieb, wobei Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern bestehen (GEßLER, 1984). Die EU-Strukturerhebung von 1997 ergab, daß in rund einer Mio. Schweineproduktionsbetrieben fast 116 Mio. Schweine gehalten wurden. Über die Hälfte der Schweine konzentrierte sich auf

(13)

Bestände mit mehr als 1000 Tieren. Mit knapp 24 Mio. Schweinen wurde gut ein Fünftel aller Schweine der EU in der BRD gehalten. Ein Viertel dieser Schweine wurde in Betrieben mit 1000 und mehr Tieren gehalten, was lediglich 1,7 % aller Betriebe ausmacht (ANONYMUS, 2000a).

In Regionen mit hoher Betriebs- und Viehdichte ist das Risiko der Virusverschleppung viel eher gegeben als in Gebieten mit geringerer Dichte (FRITZEMEIER et al., 2000; MOENNIG, 2000). Dabei besteht ein erhöhtes Risiko der Virusverschleppung in einem Radius von 500 m (Hauptrisiko 375 m) um den Primärherd. Eine Präventivtötung der Tiere aus den in diesem Umkreis liegenden Betreiben wäre ratsam (FRITZEMEIER et al., 1998). Über weite Strecken trägt der Tierhandel und Tierverkehr zu einer Erhöhung des Risikos bei.

Die im Januar 1997 in Deutschland ausgebrochene KSP-Epidemie, die sich vermeintlich auch in die Niederlande sowie nach Spanien, Italien und Belgien ausbreitete und über 550 Ausbrüche mit sich brachte, wurde durch die illegale Verfütterung von Speiseabfällen ausgelöst (TEUFFERT et al., 1998; EDWARDS et al., 2000; MOENNIG, 2000;

STEGEMAN et al., 2000). Wenn Speiseabfälle mit KSP-Virus kontaminiert sind und unerhitzt an Schweine verfüttert werden, besteht die Möglichkeit eines KSP-Neuausbruches (TERPSTRA, 1987; EDWARDS, 2000).

Weiterhin wichtig für die Epidemiologie der KSP ist das Vorkommen des Virus bei Wildschweinen, die ebenso empfänglich sind wie Hausschweine (DEPNER et al., 1997a).

Allein im Jahre 1989 waren mit 33 von insgesamt 64 KSP-Ausbrüchen in Deutschland über 50 % der Primärausbrüche bei Wildschweinen zu suchen (LORENZ, 1990). Hier ist ein ständiges Vorhandensein des Erregers zu sehen. KADEN et al. (1994) und HASSELBACH (1995) sehen als eine primäre Ursache für die Einschleppung der Schweinepest in Hausschweinebestände den Kontakt zu Wildschweinen. Auch FRITZEMEIER et al. (2000) messen der Wildschweinepest als Einschleppungsursache bei Primärausbrüchen eine besondere Bedeutung zu. Es wurde ermittelt, daß 46 % der KSP-Erstausbrüche bei Hausschweinen in den Jahren 1993 bis 1995 auf direkten bzw. indirekten Kontakt mit Wildschweinen zurückzuführen sind (KADEN, 1998; OLLENSCHLÄGER, 1999a). Eine weitere häufige Ursache von Seuchenausbrüchen ist die Verfütterung von ungenügend erhitzten Küchenabfällen bzw. verbotswidrige Speiseabfallverfütterung (HASSELBACH,

(14)

1995), die infiziertes Schweine- oder Wildschweinefleisch enthalten (KRASSNIG et al., 1995; FRITZEMEIER et al., 1998).

Die Wildschweinepopulation in den EU-Mitgliedstaaten wird derzeit auf 800000 bis 1 Mio.

geschätzt (MOENNIG, 2000). Als infiziert anzusehende Populationen gelten diejenigen der BRD, Frankreichs und Italiens (KADEN, 1998). In Deutschland hat der Schwarzwildbestand in den vergangenen Jahrzehnten trotz steigender Abschußzahlen und trotz der KSP um ein Vielfaches zugenommen (DEPNER et al., 1998). Deutschland ist unter allen Mitgliedstaaten der EU am stärksten von der KSP bei Wildschweinen betroffen (OLLENSCHLÄGER, 1999a). Die Wildschweinepest tritt bereits in sechs Bundesländern auf.

2.1.2 Die Tierseuche 2.1.2.1 Vorkommen

Die Klassische Schweinepest ist weltweit verbreitet (KADEN, 1998). Es gibt einige Länder, die frei von der KSP sind , dazu gehören Nordamerika, Australien, Neuseeland und einige europäische Länder (LIEBERMANN, 1992; EDWARDS et al., 2000; MOENNIG, 2000). In den meisten anderen Gebieten mit bedeutender Schweineproduktion, z. B. Südamerika und Asien, aber auch Europa, tritt das KSP-Virus noch immer sporadisch bis enzootisch auf (LIEBERMANN, 1992; EDWARDS et al., 2000; MOENNIG, 2000).

Die EU-Mitgliedstaaten sind zur Zeit fast frei von der KSP bei Hausschweinen. Eine Übersicht der Anzahl der letzten KSP-Ausbrüche bei Hausschweinen in den einzelnen Mitgliedstaaten zeigt die Tabelle 1.

(15)

Tabelle 1: Anzahl der letzten KSP-Ausbrüche in den EU-Mitgliedstaaten

(HASSELBACH, 1995; ANONYMUS, 2000b; EDWARDS et al., 2000; ZANELLA, 2000) EU-Mitgliedstaat Jahr des letzten Ausbruches Ausbrüche in diesem Jahr

Italien 2000 k. A.

Deutschland 2000 2

Luxemburg 1987 1

Spanien 1998 21

Niederlande 1998 5

Portugal 1985 3

Dänemark 1933 k. A.

Frankreich 1993 1

Großbritannien 2000 16

Österreich 1996 1

Belgien 1997 8

Schweden 1944 k. A.

Griechenland 1985 1

Finnland 1917 k. A.

Irland 1958 k. A.

* k. A. = keine Angaben

Die Abbildung 1 zeigt eine Übersicht über das Auftreten der KSP bei Hausschweinen in Deutschland in den Jahren 1990 bis 2000.

Abbildung 1: Auftreten der KSP bei Hausschweinen in Deutschland von 1990 bis 2000 (HASSELBACH, 1995; POLTEN und BÄTZA, 1999; ANONYMUS, 1999/2000b)

118

6

13

100

117

52

4

44

11

6 2

0 20 40 60 80 100 120 140

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000

der KSP-Fälle

(16)

2.1.2.2 Symptome

Es kommen verschiedene Verlaufsformen der KSP vor, abhängig von Alter, Kondition und Konstitution der Tiere sowie der Virulenz des Virus (MOENNIG und PLAGEMANN, 1992;

DEPNER et al., 1997b; BÜTTNER und AHL, 1998; VAN OIRSCHOT, 1999).

Nach einer Inkubationszeit von etwa einer Woche (7-10 Tage) entwickeln die infizierten Tiere Fieber (DEPNER et al., 1997b; MOENNIG, 2000). Die akute Form geht einher mit Inappetenz und gestörtem Allgemeinbefinden (DEPNER et al., 1997b). Typische klinische Zeichen sind Petechien in der Haut und in den Organen sowie cyanotische Verfärbungen an Ohren und Unterbauch (MOENNIG und PLAGEMANN, 1992; MOENNIG, 1993).

Zentralnervöse Störungen können ebenfalls auftreten. Bei der chronischen Form sind Inappetenz und Abmagerung durch nekrotisierende Enteritiden typisch (LIEBERMANN, 1992). Pathognomonisch sind hier die sogenannten „Boutons“, bei denen es sich um knopfartige, diphtheroide Beläge handelt (LIEBERMANN, 1992; MOENNIG und PLAGEMANN, 1992).

Normalerweise sind junge Tiere anfälliger (DEPNER et al., 1998). Bei älteren Tieren verläuft die Infektion eher mild oder sogar subklinisch (TERPSTRA, 1987). Dies ist besonders gefährlich, da die Symptome wie Fieber, Durchfall und Kümmern eher uncharakteristisch sind und ein Erkennen der Schweinepest erschweren (SELBITZ und BISPING, 1995;

BÜTTNER und AHL, 1998).

Der Tod tritt nach zwei bis drei Wochen (akute Form) bzw. bis hin zu drei Monaten (chronische Form) auf.

Die Folgen einer transplazentaren Infektion hängen weitgehend vom Zeitpunkt der Gestation ab (VAN OIRSCHOT und TERPSTRA, 1977; MOENNIG und PLAGEMANN, 1992;

DEPNER et al., 1995). Es kann zum Abort oder zu Totgeburten kommen, aber auch zur Geburt lebender Ferkel mit einer persistenten Virämie sowie nicht infizierter Ferkel (LIESS, 1984; MOENNIG und PLAGEMANN, 1992; MEYERS und THIEL, 1996). Die persistentinfizierten Ferkel können bis zu einem Jahr überleben (MOENNIG, 1993; DEPNER et al., 1997a). Während dieser Zeit scheiden sie intermittierend oder permanent Virus aus (SIMON et al., 1994; DEPNER et al., 1997a; BÜTTNER et al., 1998) und stellen somit eine ständige Infektionsquelle dar. Diese Form der Infektion wird als „Late Onset“-Form

(17)

(Spätausbruch) bezeichnet (MOENNIG, 1993; VAN OIRSCHOT, 1999). Sie tritt sowohl beim Hausschwein als auch beim Wildschwein auf (DEPNER et al., 1998).

2.1.2.3 Wirtschaftliche Bedeutung

Die Klassische Schweinepest ist, wirtschaftlich gesehen, eine der bedeutendsten Viruskrankheiten der Hausschweine (TERPSTRA, 1987; BÜTTNER et al., 1998;

MOENNIG, 2000).

Die finanziellen Verluste setzen sich zusammen aus direkten sowie indirekten Kosten (MOENNIG und PLAGEMANN, 1992; TEUFFERT et al., 1998). Direkte Kosten sind z. B.

die Tötung und unschädliche Beseitigung infizierter Tiere, Reinigung und Desinfektion der betroffenen Betriebe und Entschädigung der Landwirte. Indirekte Schäden resultieren u. a.

aus Produktionsausfällen in den Betrieben, bedingt durch veterinärgesetzliche Maßnahmen (Sperrgebiete, Stillstand des Tierverkehrs), Exportverbote und Ausfälle in der vor- und nachgelagerten Industrie (TERPSTRA, 1987; HASSELBACH, 1995; POLTEN und BÄTZA, 1999).

In den Jahren 1993 bis 1997 wurden aufgrund der Schweinepest über 2,1 Mio. Schweine in Deutschland getötet (TEUFFERT et al., 1998). Der entstandene geschätzte volkswirtschaftliche Schaden betrug 2-2,5 Mrd. DM. Die Hauptverluste wurden durch Seuchenverschleppung aus den Primärherden hervorgerufen (SCHLÜTER et al., 1997).

In den Jahren 1993/94 war Niedersachsen besonders stark betroffen. Hier kam es 1993 zu 60 und 1994 zu 67 KSP-Ausbrüchen. Bezogen auf die gesamte BRD waren das 60 % bzw. 57 % aller Ausbrüche. Beihilfezahlungen an Erzeuger aus der gesamten Bundesrepublik beliefen sich bis März 1995 auf ca. 260 Mio. DM, davon ca. 204 Mio. DM aus EU-Mitteln. Die Tierseuchenkassen der Länder hatten ca. 100 Mio. DM an Entschädigungen für getötete Tiere zu zahlen (HASSELBACH, 1995). PITTLER et al. (1995) geben einen geschätzten Gesamtschaden für das Schweinepestgeschehen 1993/94 von 1,3-1,5 Mrd. DM an.

In den Niederlanden kam es in den Jahren 1997 und 1998 zu 429 KSP-Ausbrüchen und Millionen von Schweinen mußten getötet werden (STEGEMAN et al., 2000). Eine Schätzung der direkten Kosten dieses Seuchengeschehens gibt MEUWISSEN et al. (1999), zit. nach SAATKAMP et al. (2000), mit ca. 2,3 Mrd. Euro (1 Euro ≈ US $ 0,94) an.

(18)

2.1.3 Gesetzliche Regelungen und Bekämpfungsmaßnahmen

Die nationalstaatliche Tierseuchenbekämpfung begann im Jahre 1881. In diesem Jahr wurde das erste „Reichsviehseuchengesetz“ erlassen. Dieses Gesetz, 1980 umbenannt in

„Tierseuchengesetz“, stellt noch heute die rechtliche Grundlage der Tierseuchenbekämpfung dar (BISPING, 1993). Das Tierseuchengesetz regelt die Bekämpfung von Tierseuchen auf nationaler Ebene. Es werden Schutzmaßregeln gegen allgemeine und besondere Seuchengefahren vorgegeben.

Die Klassische Schweinepest gehört zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen, die in der „Liste A“ des Internationalen Tierseuchenamtes (OIE) aufgeführt sind (EDWARDS et al., 2000;

MOENNIG, 2000).

Da es sich um eine der bedeutendsten Schweinekrankheiten handelt, führte die EU im Jahre 1982 ein gemeinsames Eradikationsprogramm ein (TERPSTRA, 1987). Das Grundprinzip zur Bekämpfung von Tierseuchen in der EU beinhaltet, daß mit schärfsten Maßnahmen im Falle des Auftretens vorzugehen ist (Anzeigepflicht, Bestandssperre, Sperrbezirk, Beobachtungsgebiet, Nicht-Impfpolitik) (BÄTZA, 1996).

Für die EU-Mitgliedstaaten gilt, daß beim Handel von Schweinen und frischem Schweine- fleisch mit Drittstaaten ein Import nur dann möglich ist, wenn in dem exportierenden Land innerhalb der letzten zwölf Monate weder die KSP aufgetreten war noch gegen sie geimpft wurde (MOENNIG, 2000). Auch das innergemeinschaftliche Verbringen von Schweinen aus schweinepestgefährdeten Bezirken oder Überwachungsgebieten ist für einen Zeitraum von zwölf Monaten laut Binnenmarkt-Tierseuchenschutz-VO verboten.

In der EU wird seit 1992 nicht mehr gegen die KSP geimpft (HASSELBACH, 1995;

BÜTTNER und AHL, 1998; AHRENS et al., 2000), Sondergenehmigungen bestehen für Impfversuche bei Wildschweinen (BÜTTNER et al., 1998). Notimpfungen sind im Seuchenfall nur mit Zustimmung des Ständigen Veterinärausschusses der EU möglich (AHL, 1994; PITTLER et al., 1995; AHRENS et al., 2000), allerdings wurden sie bisher nie eingesetzt, da vakzinierte Tiere vom internationalen Handel ausgeschlossen sind (AHRENS et al., 2000; MOENNIG, 2000). Nur eine nationale Vermarktung ist dann noch möglich, was zu einem drastischen Wertverlust des Fleisches führt (BLAHA et al., 1994; SELBITZ und BISPING, 1995).

(19)

Noch immer wird in vielen Teilen der Welt gegen die KSP geimpft (BÜTTNER und AHL, 1998). Ein Problem dabei ist, daß mit unmarkiertem Impfstoff vakzinierte und mit dem Feldvirus infizierte Tiere nicht mit den konventionellen serologischen Methoden unterschieden werden können (AHRENS et al., 2000). Daher wurden Marker-Vakzine entwickelt. Besonders die gegen E2-Virusprotein gerichteten Antikörper führen zu einem Immunschutz, so daß dieses Protein in einem Impfstoff enthalten sein muß. Gereinigtes E2 dient dann als Totimpfstoff, wobei Antikörper nur gegen dieses Protein gebildet werden (KADEN et al., 1998). Derzeit werden zwei E2 Marker-Vakzine zur Zulassung in Europa geprüft (AHRENS et al., 2000; MOENNIG, 2000). Bisher ist bereits ein Marker-Impfstoff zugelassen.

Die gesetzliche Grundlage für die Bekämpfung der KSP bei Hausschweinen wie auch beim Schwarzwild ist die Schweinepest-Verordnung (OLLENSCHLÄGER, 1999a), in der auch die Vorschriften der EU-Richtlinie über „Maßnahmen der Gemeinschaft zur Bekämpfung der klassischen Schweinepest“ (80/217/EWG) in nationales Recht umgesetzt sind (KADEN et al., 1994).

Nach POLTEN und BÄTZA (1999) hat das Schweinepestgeschehen der letzten Jahre gezeigt, daß eine erhebliche Zahl der Ausbrüche in Betrieben mit weniger als 700 Mastplätzen bzw.

100 Sauenplätzen festgestellt wurden. Daher wurde die Tierseuchen-Schweinehaltungs-VO von der Schweinehaltungshygiene-VO vom 07. Juni 1999 abgelöst, die für alle Betriebe, unabhängig von der Betriebsgröße, gilt, die Schweine zu Zucht- und Mastzwecken halten.

Ziel der Verordnung ist es, eine Verbesserung der Tierseuchenprophylaxe mit einer Reduzierung des Risikos der Erregereinschleppung und –ausbreitung zu erreichen.

Ein von FRITZEMEIER et al. (1998) durchgeführtes Forschungsprojekt zu den KSP- Ausbrüchen der Jahre 1993 bis 1997 ergab, daß in diesem Zeitraum 51 % der Ausbrüche in reinen Mastbetreiben, 11 % in reinen Zuchtbetrieben und 38 % in Gemischtbetrieben vorkamen. Von allen in Mastbetrieben aufgetretenen KSP-Ausbrüchen kamen 85,3 % in Betrieben mit weniger als 1000 Schweinen vor. Ein höheres Verschleppungsrisiko geht von Zucht- und Gemischtbetrieben aufgrund der vielfältigen Handelsbeziehungen zu anderen Schweinehaltungsbetrieben aus.

Nach dem Schweinepestgeschehen in den Jahren 1993/94 wurde als Konsequenz vom Bund und den Ländern zur besseren Koordinierung der Maßnahmen zur Bekämpfung bestimmter,

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wirtschaftlich bedeutsamer Tierseuchen ein „Katalog für bundeseinheitliche Maßnahmen zur Bekämpfung von Tierseuchen“ (Bundesmaßnahmenkatalog – Tierseuchen) erarbeitet (PITTLER et al., 1995; BÄTZA, 1996). Dieser Katalog enthält keine neuen Rechtsvorschriften, sondern stellt einen aus dem derzeitigen Wissen erarbeiteten fachlichen Rahmen dar (ANONYMUS, 1998).

Im Falle eines KSP-Ausbruches werden von den EU-Mitgliedstaaten sowie einigen anderen westeuropäischen Ländern Eradikationsmaßnahmen nach der EU-Richtlinie 80/217/EWG sowie den nationalen Verordnungen ergriffen. Diese Maßnahmen beinhalten u. a. die Tötung und unschädliche Beseitigung von infizierten Tieren sowie Tieren aus möglichen Kontaktbetrieben, Errichten von Sperrbezirken (3 km), Beobachtungsgebieten (10 km) und Schutzzonen (20 km) mit Viehverkehrsbeschränkungen sowie klinische und virologische Untersuchungen (BÜTTNER et al., 1998).

2.2 Maul- und Klauenseuche (MKS)

2.2.1 Das Virus

2.2.1.1 Erregereigenschaften

Das Virus der Maul- und Klauenseuche ist ein Virus der Familie Picornaviridae, Gattung Aphthovirus (STROHMAIER und STRAUB, 1995a). Es ist ein unbehülltes RNA-Virus mit positivem Einzelstrang, dessen Kapsid-Durchmesser 21 bis 25 nm beträgt (LIEBERMANN, 1992). Es existieren sieben Serotypen: O,A,C (europäische Serotypen), SAT1, SAT2, SAT3 (Southern African Territories) und Asia1, von denen zahlreiche Subtypen und Varianten existieren. Obwohl das klinische Bild der einzelnen Typen sich nicht unterscheidet, überdecken sie sich immunologisch nicht (BÖHM und STROHMAIER, 1984).

Die Tenazität ist relativ hoch. Konserviert wird das Virus durch tiefe Temperaturen, hohe NaCl-Konzentrationen sowie Austrocknung bei pH-Werten über 6,5. Eine Inaktivierung erfolgt bei einem pH-Wert unter 6,5 , wie er bei der Fleischreifung vorkommt, sowie bei Temperaturen von 40 °C und mehr (STROHMAIER und STRAUB, 1995a). Allerdings ist ein Überleben in Lymphknoten und Knochenmark möglich (MOWAT, 1986). Das Wirtsspektrum des MKS-Virus umfaßt alle Klauentiere in unterschiedlicher Stärke (LIEBERMANN, 1992).

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2.2.1.2 Epidemiologie

Die MKS ist eine hochkontagiöse Infektionskrankheit, die sich sehr schnell ausbreitet (SELBITZ und BISPING, 1995). Schon in der Inkubationszeit, ehe klinische Symptome sichtbar sind, scheidet das infizierte Tier Virus über die Milch, Sekrete und Exkrete aus (LIEBERMANN, 1992; STROHMAIER und STRAUB, 1995a).

Möglich ist sowohl die Virusübertragung durch direkten Kontakt wie auch eine indirekte Übertragung durch belebte und unbelebte Vektoren. Zur Weiterverbreitung nach einem Ausbruch kommen als Zwischenträger z. B. der Mensch oder infizierte Geräte in Frage (STROHMAIER, 1987), aber auch der Wind. Unter bestimmten klimatischen Bedingungen (Temperatur, hohe relative Luftfeuchte) kann das Virus aerogen über weite Entfernungen übertragen werden (STROHMAIER und BÖHM, 1984; KAADEN, 1985; DONALDSON, 1986). Häufig sind es jedoch infizierte Tiere, die durch direkten Kontakt mit anderen Tieren für eine Verschleppung sorgen (STROHMAIER, 1987).

In den Jahren 1970 bis 1984 konnten von STROHMAIER und BÖHM (1984) verschiedene Erkrankungsursachen festgestellt werden, die sie in die drei folgenden Kategorien einteilten:

- Impferkrankungen nach vorhergehender Vakzination, - Verschleppung aus Impfstoffwerken,

- Verfütterung von kontaminierten Speiseabfällen.

Die beiden erstgenannten Ursachen besitzen in der heutigen Zeit keine Bedeutung mehr, da die Impfung und somit auch eine routinemäßige Impfstoffproduktion in der BRD eingestellt wurden.

STRAUB (1986) hält die Einschleppung mit Tiersamen oder durch Embryotransfer bei nicht beachteten Sicherheitsmaßnahmen für möglich. KRAMER et al. (1997) sehen die Möglichkeit der Einschleppung insbesondere durch Personenreiseverkehr und die Mitnahme von Lebensmitteln, die von infizierten Tieren stammen. STROHMAIER und STRAUB (1995c) halten die Öffnung der Ostgrenzen für ein neues Gefahrenpotential für die Einschleppung des MKS-Erregers.

Zwischen 1991 und 1996 kamen 18 Primärausbrüche in Europa vor, deren Ursachen in illegalem Import von lebenden Tieren, Import von infiziertem Fleisch, Verschleppung aus einem Labor sowie indirektem Kontakt mit Immigranten lagen (RWEYEMAMU und

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LEFORBAN, 1999). Für einen Ausbruch in Bulgarien im Jahr 1993 wurde der Kontakt zu einem infizierten Transportfahrzeug verantwortlich gemacht (KITCHING, 1998).

Insbesondere das Schwein spielt eine wichtige Rolle bei der Virusverbreitung. Es scheidet hohe Virusmengen mit der Atemluft aus, und zwar pro Tag die gleiche Menge an Virus wie 1000 bis 3000 Rinder (DONALDSON, 1986). Hinzu kommt, daß die klinischen Symptome weitaus weniger ausgeprägt sind als beim Rind, so daß die Diagnose eventuell verzögert gestellt wird. Durch die in Deutschland bestehende hohe Haltungsdichte an Schweinen und den vielfältigen Personenkontakt zu und zwischen Schweinehaltungsbetrieben kann es so leicht zur Verschleppung kommen.

Ein weiterer Gefahrenpunkt liegt in der Verfütterung von Speiseabfällen tierischer Herkunft an Schweine, in denen das MKS-Virus enthalten sein kann (MOWAT, 1986).

In den zahlreichen Kontakten von Rinderzuchtbetrieben untereinander und im Zusammenhang mit ihrem überregionalen Handel sieht das Nationale Krisenzentrum Tierseuchenbekämpfung die wohl größte Gefahr für Deutschland für die Verbreitung des MKS-Erregers (ANONYMUS, 1997).

2.2.2 Die Tierseuche 2.2.2.1 Vorkommen

Die MKS tritt enzootisch in Teilen Asiens, Afrikas, des Mittleren Ostens und Südamerikas auf (LIEBERMANN, 1992; KITCHING, 1998). Beim Internationalen Tierseuchenamt in Paris (OIE) existiert eine Liste mit allen MKS-freien Ländern. Deutschland erfüllt seit dem 01.01.1994 die Voraussetzungen für die Anerkennung des OIE-Status „MKS-freies Land, in dem keine Impfungen stattfinden“ (KRAMER et al., 1997).

Der letzte Ausbruch in Europa war in Griechenland im September 2000. Eine Zusammenfassung der Anzahl der letzten MKS-Ausbrüche in den EU-Mitgliedstaaten ist in Tabelle 2 dargestellt.

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Tabelle 2: Anzahl der letzten MKS-Ausbrüche in den EU-Mitgliedstaaten

(STROHMAIER, 1987; LORENZ, 1989a; SELBITZ und BISPING, 1995; OLLENSCHLÄGER, 1999b; ZANELLA, 2000)

EU-Mitgliedstaat Jahr des letzten Ausbruches Ausbrüche in diesem Jahr

Griechenland 2000 9

Italien 1993 57

Deutschland 1988 4

Spanien 1986 1

Niederlande 1984 2

Portugal 1984 22

Dänemark 1983 1

Frankreich 1981 18

Großbritannien 1981 2

Österreich 1981 2

Belgien 1976 1

Schweden 1966 1

Luxemburg 1964 k. A.

Finnland 1959 k. A.

Irland 1941 k. A.

* k. A. = keine Angaben 2.2.2.2 Symptome

Das Ausmaß der klinischen Symptome hängt ab von der Sensitivität des Einzeltieres, von seiner Kondition, aber auch von der Aggressivität des infizierenden Virusstammes (BÖHM und STROHMAIER, 1984). Beim Rind treten Fieber, Anorexie und Störung des Allgemeinbefindens auf. Durch die Entwicklung von Sekundäraphthen an der Maulschleimhaut, den Klauen und gelegentlich dem Euter kommt es zu Speicheln, Zähneknirschen und unsicherem Gang bis hin zum Ausschuhen (STROHMAIER und STRAUB, 1995a). Außerdem ist ein drastischer Milchrückgang erkennbar (RWEYEMAMU und LEFORBAN, 1999). Die Aphthen platzen auf, und schon nach kurzer Zeit heilen sie völlig ab, wenn es nicht zu bakteriellen Sekundärinfektionen kommt.

Das Schwein ist ebenfalls von Fieber und Anorexie betroffen. Aphthen bilden sich vorwiegend an den Klauen, so daß ein klammer Gang beobachtet werden kann. Kleine Wiederkäuer sind meist nur von einer milden Verlaufsform der MKS betroffen (STRAUB, 1989).

Bei Jungtieren sind schwere Verlaufsformen durch Herzmuskelschädigungen (Tigerherz) nicht selten.

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2.2.2.3 Wirtschaftliche Bedeutung

Volkswirtschaftlich ist die MKS eine der bedeutendsten Tierseuchen (SELBITZ und BISPING, 1995; KRAMER et al., 1997).

Die letzte große Epidemie in Deutschland herrschte in Niedersachsen und einigen angrenzenden Bezirken Nordrhein-Westfalens Anfang bis Mitte der 60er Jahre (STROHMAIER und STRAUB, 1995b). Daraufhin wurde 1966 die Impfpflicht eingeführt (STROHMAIER und BÖHM, 1984), und zusammen mit strikten Eradikationsmaßnahmen konnte die Seuche vollständig getilgt werden. LORENZ (1989a+b) nahm eine wirtschaftliche Bewertung der Flächenimpfungen gegen die MKS in der BRD vor, in der zwei Strategien gegenübergestellt wurden, und zwar die jährliche Flächenimpfung (damals durchgeführt) gegen die Stamping-out-Strategie. Ein eindeutiges Ergebnis konnte nicht erzielt werden, da die zugrundeliegenden Annahmen mehr oder weniger stark mit Unsicherheiten behaftet waren. Im günstigsten bis wahrscheinlichsten Fall einer MKS-Epizootie wäre allerdings die Stamping-out-Strategie deutlich kostengünstiger (STROHMAIER und STRAUB, 1995c).

Hinzu kam, daß die entscheidenden Kosten bei einem Ausbruch die Export- und Handelsverluste sein würden, die bei beiden Strategien gleichermaßen eintreten würden, und nicht die direkten Schäden durch Keulung, Entschädigung etc.. Die Kosten-Nutzen-Analysen mehrerer europäischer Länder hatten ergeben, daß eine Einstellung der Flächenimpfung im Gegensatz zur Beibehaltung die kostengünstigere Lösung sei. Daher traf die EG Kommission 1989 die Entscheidung zur Nicht-Impfpolitik (STROHMAIER und STRAUB, 1995c).

2.2.3 Gesetzliche Regelungen und Bekämpfungsmaßnahmen

Die MKS gehört zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen des OIE (List A Diseases).

In Nordamerika, Australien und Neuseeland wurde die MKS allein durch Keulung ausgemerzt und eine Neueinschleppung durch geeignete Einfuhrbestimmungen verhindert (STROHMAIER, 1987).

In Deutschland wurde die erste einheitliche Bekämpfungsstrategie der MKS mit der Verordnung vom 04.04.1966 eingeführt (STROHMAIER und STRAUB, 1995a). Diese besagte, daß nach Feststellung der Seuche in einem Bestand sofort alle Tiere geschlachtet werden mußten (STROHMAIER und STRAUB, 1995b). Zusätzlich wurde die Flächenimpfung mit trivalenter Vakzine mit Verordnung vom 12.12.1966 für die ganze

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Bundesrepublik eingeführt ((STROHMAIER und BÖHM, 1984). Nachdem die MKS in der EU so über die Jahre stark eingeschränkt werden konnte, wurde mit der Richtlinie 90/423/EWG des Rates vom 26.06.1990 zur Änderung der Richtlinie 85/511/EWG zur

„Einführung von Maßnahmen der Gemeinschaft zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche“ ein Verbot der jahrelang durchgeführten prophylaktischen Schutzimpfung der Rinder spätestens zum 01.01.1992 eingeführt (STROHMAIER und STRAUB, 1995b). Die Bekämpfung der MKS in der BRD und der Europäischen Gemeinschaft geht derzeit auf diese Richtlinie zurück (KRAMER et al., 1997). In der BRD wurden zum letzten Mal im Frühjahr 1991 Rinder gegen MKS geimpft (BÄTZA und PITTLER, 1992). Seitdem herrscht eine eingeschränkte Nicht-Impfpolitik. Notimpfungen sind im Grundsatz national möglich, denn im Falle eines MKS-Ausbruches kann ein Mitgliedstaat diese beschließen (PITTLER et al., 1995). Er muß jedoch die Kommission davon unterrichten. Der Beschluß wird dann unverzüglich im ständigen EU-Veterinärausschuß überprüft. Weitere Maßnahmen sind die Keulung infizierter Tiere und Kontakttiere sowie Handelsrestriktionen (KITCHING, 1998).

Die gesetzliche Grundlage für die Bekämpfung der MKS auf nationaler Ebene ist die MKS- Verordnung. Im Falle eines MKS-Ausbruches greifen Maßnahmen wie sofortige Sperre des Betriebes, Tötung und unschädliche Beseitigung sämtlicher Klauentiere sowie Abgabe der Milch nur nach besonderen Bestimmungen.

2.3 Conjoint Analyse 2.3.1 Allgemeiner Einsatz

Die Conjoint Analyse (CA) ist ein statistisches Verfahren zur Gestaltung und Auswertung von Umfragen. Sie wurde in den 60er Jahren von LUCE und TUKEY (1964) entwickelt und von GREEN und RAO (1971) als neue Methode in der Marktforschung vorgestellt. Ihr Einsatz in diesem Bereich ist seit Einführung der CA ansteigend (FENWICK, 1978; CATTIN und WITTINK, 1982).

Die CA befaßt sich mit der Messung psychologischer Werturteile, wie z. B. den Präferenzen von Konsumenten (GREEN und TULL, 1982). Auf der Basis empirisch erhobener Gesamtnutzenwerte versucht sie, den Beitrag einzelner Komponenten zu diesem

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Gesamtnutzen zu ermitteln (BACKHAUS et al., 1996). Es handelt sich also um eine dekompositionelle Methode (GREEN und SRINIVASAN, 1978).

Die CA kann immer dann eingesetzt werden, wenn ein Produkt oder Ereignis in seine Merkmale zerlegbar ist. Ein gutes Beispiel ist die Neuentwicklung eines Produktes.

Interessant ist hierbei, wie groß der relative Beitrag der einzelnen Produktmerkmale zur Gesamtbewertung des Produktes ist (THOMAS, 1979). Durch die Bewertung von Profilen, wobei ein Profil für eine spezifische Kombination von Merkmalsausprägungen des Produktes steht, kann die relative Bedeutung eines jeden Merkmals geschätzt werden. Von Vorteil ist hierbei die realistische Beurteilung von Kombinationen im Gegensatz zu Einzelmerkmalen (THOMAS, 1979).

Hinsichtlich ihres Ablaufes läßt sich eine CA in verschiedene Einzelschritte aufspalten. Grob lassen sich die Schritte in die Phase der Datenerhebung und die Phase der Datenauswertung aufteilen. Nach BACKHAUS et al. (1996) gehören zur Datenerhebung die Auswahl der Merkmale und ihrer Ausprägungen, die Entwicklung eines Erhebungsdesigns mit zu beurteilenden Profilen sowie die Beurteilung dieser Profile durch Versuchspersonen. Zur Datenauswertung zählen die Schätzung der Teilnutzenwerte je Merkmal, aus denen dann die relativen Bedeutungen abgeleitet werden können sowie die Aggregation zu einem Gesamtergebnis über alle befragten Personen.

2.3.2 Spezieller Einsatz zur Risikofaktoren-Erfassung

Die Conjoint Analyse wird hauptsächlich in der Konsumenten- und Marktforschung eingesetzt. Generell ist es jedoch möglich, die Methode in Fällen anzuwenden, in denen ein Objekt oder Ereignis und deren verwandte Merkmale bestimmt werden können, und wo das Ziel darin besteht, den Befragten die Einschätzung dieser Merkmale zu entlocken (HORST, 1998; HORST et al., 1998).

Im Fall von Tierseuchen kann man Risikofaktoren als die verwandten Merkmale des Ereignisses „Seuchenausbruch“ sehen (HORST et al., 1996b). Die Basisannahmen der CA in Bezug auf Tierseuchen sind (HORST et al., 1996a; STÄRK et al., 1997):

1) Eine Risikosituation kann durch eine Anzahl von Risikofaktoren in unterschiedlichen Ausprägungen dargestellt werden.

2) Die Beurteilung einer Situation hängt von den Ausprägungen der Risikofaktoren ab.

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HORST et al. (1996b) nutzten die CA zunächst, um eine Expertenbefragung in Form eines Fragebogens durchzuführen, deren Ziel die Erfassung der relativen Bedeutung von Risikofaktoren für die Einschleppung von Tierseuchen war. Der Fragebogen wurde auf einem Symposium 1994 in Kenia verteilt.

Ein weiteres Mal kam die CA bei einem von HORST et al. (1996a) organisierten Workshop zum Einsatz. Hier wurde die Befragung an Computern durchgeführt. Wieder sollten die relativen Bedeutungen für Risikofaktoren zur Einschleppung von Tierseuchen ermittelt werden.

STÄRK et al. (1997) setzten die Methode der CA ein, um in einer Expertenbefragung die relativen Bedeutungen von Risikofaktoren zur Verbreitung der Klassischen Schweinepest in der Schweiz zu ermitteln.

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3. Material und Methode

3.1 Die Umfrage

3.1.1 Befragte Personen

41 deutsche Experten aus den Arbeitsbereichen „Praktiker“ (Tierärzte aus Großtierpraxen sowie Zucht- und Besamungsverbänden), „Seuchenpolitik“ (Tierärzte, die in Landes- und Bundesministerien im Bereich Tierseuchen arbeiten), „Tierversicherung“ (Mitarbeiter großer Versicherungsgesellschaften aus den Abteilungen Tierversicherungen), „Tierseuchenkasse“

(Leiter einiger Tierseuchenkassen) und „Seuchenforschung“ (Personen, die an tiermedizinischen Universitäten sowie in Bundesforschungsanstalten arbeiten) wurden zur KSP und zur MKS befragt.

Aus dem Arbeitsbereich „Praktiker“ wurden neun Teilnehmer befragt. Die Arbeitsbereiche

„Seuchenpolitik“ und „Tierversicherung“ nahmen mit jeweils sechs Personen an der Umfrage teil. Drei Befragte kamen aus dem Bereich „Tierseuchenkasse“, und den größten Anteil der Befragten stellte der Arbeitsbereich „Seuchenforschung“ mit insgesamt 17 Teilnehmern.

3.1.2 Durchführung der Befragung

Die Befragung wurde als persönliches Interview gestaltet. Alle Teilnehmer wurden vorab schriftlich über das Vorhaben informiert. Später wurden dann telefonisch Termine vereinbart.

Es wurde nach den Unterlagen zur Umfrage (siehe Anhang 9.1) vorgegangen. Zuerst wurden einige allgemeine Fragen zur Charakterisierung der Person gestellt. Es folgte eine Einordnung europäischer Ländergruppen in die Rubriken „ungefährlich“, „kaum gefährlich“, „gefährlich“

und „sehr gefährlich“ im Hinblick auf das Einschleppungsrisiko der KSP sowie der MKS aus diesen Ländergruppen nach Deutschland.

Dann wurden konkrete Fragen zur Risikobeurteilung der Einschleppung bzw. Verbreitung der KSP anhand von Situationskarten gestellt. Diese auf Basis der CA erstellten Situationen setzen sich aus einer Reihe von Risikofaktoren in unterschiedlichen Ausprägungen zusammen. Zur Einschleppung der KSP wurden jeweils elf Karten mit verschiedenen Situationen vorgelegt, die in eine Rangordnung ihrer Gefährlichkeit nach zu bringen waren.

Danach wurde die Möglichkeit zur Ergänzung fehlender Risikofaktoren gegeben.

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Im nächsten Schritt wurde der für die Verbreitung relevante Risikofaktor „indirekter Kontakt“, der sich aus diversen Einzelmerkmalen zusammensetzt, näher untersucht. Hierzu wurden neun Einzelmerkmale vorgegeben und anhand eines Punktesystems beurteilt.

Eventuell fehlende Einzelmerkmale konnten ergänzt werden.

Es folgte dann die Risikobeurteilung zur Verbreitung der KSP. Dazu wurden wie im Falle der Einschleppung elf Situationskarten vorgelegt und beurteilt. Es wurde ebenfalls nach eventuellen Ergänzungen zu den Risikofaktoren gefragt.

Im Anschluß wurde für die Einschleppung und Verbreitung der MKS entsprechend vorgegangen.

3.2 Der Fragebogen 3.2.1 Befragte Personen

Es wurden 151 Fragebögen an Veterinärämter aus den Bundesländern Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg verschickt. Die Anzahl der verschickten Fragebögen je Bundesland sowie die Rücklaufquoten sind in Tabelle 3 dargestellt.

Tabelle 3: Anzahl der verschickten Fragebögen pro Bundesland und deren Rücklauf

S-H M-V B-W NRW NDS gesamt

Anzahl verschickter Bögen 15 18 21 52 45 151

Rücklauf auswertbar 5 11 5 24 21 66

Rücklauf nicht auswertbar 2 1 2 2 5 12

Rücklauf gesamt 7 12 7 26 26 78

3.2.2 Durchführung der Befragung

Die Befragung der 151 Amtstierärzte wurde postalisch durchgeführt, da die persönliche Befragung einen zu großen zeitlichen und organisatorischen Aufwand bedeutet hätte. Es wurden Fragebögen (siehe Anhang 9.2) mit einem einleitenden Begleitbrief sowie einer kurzen Erläuterung zu den definierten Risikomerkmalen (siehe Anhang 9.2, Blatt A) verschickt. Der Fragebogen gleicht im Ablauf der Umfrage.

Mit der Angabe von zwei Telefonnummern wurde den Teilnehmern die Möglichkeit für Rückfragen gegeben. Um eine möglichst gute Rücklaufquote zu erzielen, wurde den

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Teilnehmern angeboten, bei Interesse ihr persönliches Ergebnis sowie das der Gesamtheit zu erhalten. Außerdem wurden frankierte Rückumschläge beigelegt.

3.3 Conjoint Analyse

Die Conjoint Analyse (CA) ist eine Technik, die die Quantifizierung der relativen Bedeutung der Merkmale eines Produktes oder Ereignisses in Relation zur Gesamteinschätzung einer Person in bezug auf dieses bestimmte Produkt oder Ereignis ermöglicht (HORST et al., 1998).

Aus einer Gesamteinschätzung soll also der Anteil, den die einzelnen Komponenten zu dieser Einschätzung beitragen, ermittelt werden. Die CA läßt sich damit als ein dekompositionelles Verfahren charakterisieren.

Im Rahmen dieser Arbeit wird die CA zur Bestimmung der relativen Bedeutungen ausgewählter Risikofaktoren für die Ereignisse „Einschleppung“ und „Verbreitung“ der KSP sowie der MKS herangezogen. Um eine Conjoint Analyse durchzuführen, sind die in Abbildung 2 dargestellten fünf Ablaufschritte erforderlich.

Abbildung 2: Ablaufschritte einer Conjoint Analyse (modifiziert nach BACKHAUS et al., 1996)

Zuerst müssen vom Untersucher die Risikofaktoren und ihre möglichen Ausprägungen bestimmt und damit ein Erhebungsdesign (Auswahl an Situationen) entwickelt werden. Dann folgt die Bewertung dieser Situationen durch Versuchspersonen. Aus den so erhobenen Daten

Erhebungsdesign Bewertung der Situationen

Schätzung der Teilnutzenwerte

Aggregation der Teilnutzenwerte Risikofaktoren

und Ausprägungen

Datenerhebung

Datenauswertung

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werden Teilnutzenwerte geschätzt, die anschließend zu einem Gesamtergebnis über alle Befragten aggregiert werden. Eine ausführliche Beschreibung der fünf Ablaufschritte der CA geben die Punkte 3.3.1 bis 3.3.5.

3.3.1 Risikofaktoren und Ausprägungen

Die durch die CA zu ermittelnden Teilnutzenwerte beziehen sich auf einzelne Ausprägungen von Eigenschaften bzw. im vorliegenden Fall von Risikofaktoren. Für die Analyse müssen die relevanten Risikofaktoren und deren Ausprägungen vorgegeben werden.

Die Auswahl wurde anhand der epidemiologischen Eigenschaften des KSP-Virus und des MKS-Virus sowie in Anlehnung an in der Literatur vorkommenden Studien getroffen.

Für die Einschleppung der KSP und der MKS wurden die Risikofaktoren (Tab. 4) in Anlehnung an die Studie von HORST et al. (1996a) ausgewählt. Diese Faktoren resultierten aus der Literatur sowie eingehenden Gesprächen mit Experten. Die möglichen Einschleppungswege im Hinblick auf die Erregereigenschaften sind hiermit abgedeckt. Jeder Risikofaktor besitzt die zwei Ausprägungen „vorhanden“ und „nicht vorhanden“.

Tabelle 4: Risikofaktoren für die Einschleppung der KSP und der MKS Risikofaktoren

KSP MKS

Import von lebenden Schweinen Import von Lebendvieh Rückkehrende Lebendviehtransporter Luft

Luft Rückkehrende Lebendviehtransporter

Fütterung importierter Speiseabfälle Import von tierischen Erzeugnissen

Wildschweine Wildtiere

Tourismus Fütterung importierter Speiseabfälle

Import von tierischen Erzeugnissen Tourismus

Für die Verbreitung der KSP und der MKS wurden die Risikofaktoren (Tab. 5) nach eingehender Literaturstudie unterschiedlicher Quellen zusammengestellt (KAADEN, 1985;

LIEBERMANN, 1992; MOENNIG, 1993; PITTLER et al., 1995; TEUFFERT et al., 1997;

FRITZEMEIER et al., 1998). Auch hier besitzt wieder jeder Risikofaktor die zwei Ausprägungen „vorhanden“ und „nicht vorhanden“.

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Tabelle 5: Risikofaktoren für die Verbreitung der KSP und der MKS Risikofaktoren

KSP MKS

Fütterung von Speiseabfällen Fütterung von Speiseabfällen

Indirekter Kontakt Luft

Viehdichte Indirekter Kontakt

Tierhandel und Tierverkehr Viehdichte

Wildschweine Tierhandel und Tierverkehr

Inapparente Infektionen

3.3.2 Erhebungsdesign

Im Rahmen der Festlegung des Erhebungsdesigns sind zwei Entscheidungen zu treffen:

1. Definition der Situationen: Profil- oder Zwei-Faktor-Methode, 2. Zahl der Situationen: Vollständiges oder reduziertes Design.

Bei der Profilmethode besteht eine Situation aus der Kombination je einer Ausprägung aller Risikofaktoren. Bei der Zwei-Faktor-Methode werden zur Bildung einer Situation nur jeweils zwei Faktoren herangezogen. Dies wird für jedes mögliche Paar von Faktoren durchgespielt.

In der Regel steht bei Anwendung der CA der Realitätsbezug im Vordergrund. Diesen liefert aufgrund der komplexen Situationen eher die Profilmethode, die daher für diese Arbeit ausgewählt wurde. Nach GREEN und SRINIVASAN (1990) arbeitet diese Methode zuverlässig, solange nur ein paar Faktoren (ca. sechs) betrachtet werden.

Bei einer Anzahl von fünf, sechs oder sieben Risikofaktoren in zwei unterschiedlichen Ausprägungen ergeben sich eine Menge möglicher Situationen (Tab. 6).

Tabelle 6: Anzahl an möglichen Situationen Anzahl an Risikofaktoren

Anzahl an Ausprägungen

Anzahl möglicher Situationen

Einschleppung KSP 7 2 27 = 128

Verbreitung KSP 6 2 26 = 64

Einschleppung MKS 7 2 27 = 128

Verbreitung MKS 5 2 25 = 32

Diese Mengen an Situationen sind von einer befragten Person nicht zu bewältigen. Daher besteht die Notwendigkeit, aus der Menge der theoretisch möglichen Situationen (vollständiges Design) eine aussagekräftige Auswahl (reduziertes Design) zu treffen. Dieses reduzierte Design muß das vollständige Design möglichst gut repräsentieren. ADDELMAN

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(1962) entwickelte verschiedene Basispläne, die die Bildung eines repräsentativen reduzierten Designs mittels orthogonaler Felder erleichtern.

Um zu gewährleisten, daß jede Merkmalsausprägung innerhalb der ausgewählten Situationen vorkommt, sollte die Mindestanzahl an Situationen nach folgender Formel berechnet werden:

Mindestanzahl der Situationen = nA – nRF + 1 mit : nA = Anzahl aller Ausprägungen

nRF = Anzahl der Risikofaktoren

In dieser Arbeit wurden für die Einschleppung und Verbreitung der KSP sowie der MKS aus der Anzahl aller möglichen Situationen (Tab. 6) jeweils acht ausgewählt. Zusätzlich wurden drei Prüfkarten integriert, so daß insgesamt elf Situationen zu beurteilen waren. Die Prüfkarten werden dabei nicht zur Schätzung der Teilnutzenwerte verwendet, sondern zur Validitätsprüfung der CA herangezogen. Hierzu wird der Pearson’sche Korrelations- koeffizient ermittelt, der die Korrelation zwischen den metrischen Gesamtnutzenwerten (Summe der TNW) der einzelnen Situationen und den tatsächlichen (empirischen) Rängen berechnet (BACKHAUS et al., 1996).

3.3.3 Bewertung der Situationen

Für die CA ist es erforderlich, eine Rangfolge der Situationen zu ermitteln. Die befragten Personen wurden gebeten, die Situationen ihrer Gefährlichkeit nach in eine Rangordnung zu bringen. Dabei sollte die gefährlichste Situation Rang 1 erhalten, die zweitgefährlichste Rang 2 usw. bis hin zur ungefährlichsten Situation auf Rang 11.

3.3.4 Schätzung der Teilnutzenwerte

Auf Basis der ermittelten Rangdaten der einzelnen Situationen werden mit Hilfe der CA zunächst Teilnutzenwerte für jede Risikofaktorausprägung geschätzt. Hierzu wurde trotz der nicht normalverteilten Daten eine OLS-Regression (ordinary least square = Kleinstquadrat- Regression) herangezogen. Nach BACKHAUS et al. (1996) gibt es keine gravierenden Unterschiede zwischen diesem einfachsten und anderen möglichen Ansätzen, so daß der Einsatz der OLS-Regression, die eigentlich nicht bei gleichverteilten Daten durchgeführt wird, gerechtfertigt ist. Damit arbeitet man auf dem Niveau der explorativen Statistik. Es werden Daten gesichtet und Hypothesen mit ihnen erstellt, eine Überprüfung wie bei der schließenden Statistik wird jedoch nicht durchgeführt.

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Aus den ermittelten TNW lassen sich die relativen Bedeutungen für jeden Risikofaktor ableiten. Die relative Bedeutung eines Risikofaktors errechnet sich aus dem TNW desselben geteilt durch die Summe aller TNW mal 100.

3.3.5 Aggregation der Teilnutzenwerte

Da nicht das Ergebnis jeder Einzelperson von Interesse ist, sondern das Ergebnis der Gesamtheit aller befragten Personen, müssen die Einzelergebnisse zusammengeführt werden.

Es wird eine gemeinsame CA der Individualanalysen zur Aggregation herangezogen, bei der die Auskunftspersonen als Wiederholungen des Untersuchungsdesigns aufgefaßt und somit alle Befragungswerte gleichzeitig zur Schätzung der TNW herangezogen werden.

3.4 Clusteranalyse

Unter dem Begriff Clusteranalyse versteht man Verfahren zur Gruppenbildung (BACKHAUS et al., 1996). Problemstellungen, die mit Hilfe der Clusteranalyse gelöst werden können, befassen sich immer mit der Analyse einer heterogenen Gesamtheit von Objekten, aus der homogene Gruppen zu identifizieren sind. Dabei sollen sich die Objekte derselben Gruppen möglichst wenig, die Objekte aus verschiedenen Gruppen dagegen möglichst deutlich unterscheiden. Diese Verfahren werden insbesondere eingesetzt, wenn eine Menge von Objekten nicht mehr überblickt werden kann, sei es, weil es zu viele Objekte sind, oder sei es, weil die Objekte durch viele Einzelmerkmale beschrieben werden.

Eine graphische Darstellung bietet sich nur an, wenn maximal zwei Merkmale vorhanden sind. Bei mehr Merkmalen kommt es zu Verzerrungen, da nur eine Projektion aus dem mehrdimensionalen Raum in die 2-dimensionale Zeichenebene möglich ist. In diesem Fall wird daher die rechnerische Darstellung, auch numerische Klassifikation genannt, vorgezogen (DEICHSEL und TRAMPISCH, 1985).

Den Ausgangspunkt der Clusteranalyse bildet eine Rohdatenmatrix mit k Objekten, die durch j Variablen beschrieben werden. Zur Quantifizierung der Distanz bzw. Ähnlichkeit zwischen den Objekten wird eine statistische Maßzahl herangezogen. Die Rohdatenmatrix wird in eine Distanz- oder Ähnlichkeitsmatrix überführt.

Das Ähnlichkeitsmaß (je größer, desto ähnlicher) wird angewendet, wenn eine primäre Ähnlichkeit aufgrund gleicher Objektprofile erkennbar ist, unabhängig davon, auf welchem

(35)

Niveau die Objekte liegen. Das Distanzmaß (je größer, desto unähnlicher) wird angewendet, wenn der absolute Abstand zwischen Objekten von Interesse ist und die Unähnlichkeit dann als um so größer anzusehen ist, wenn zwei Objekte weit entfernt voneinander sind. Ein Beispiel zur Anwendung eines Ähnlichkeitsmaßes wäre die Clusterung von Umsatzentwicklungen eines Produktes, eines zur Anwendung eines Distanzmaßes die Clusterung von Umsatzhöhen eines Produktes (BACKHAUS et al., 1996).

Im Ward-Verfahren, das im Vergleich zu anderen Verfahren in den meisten Fällen sehr gute Partitionen findet (BACKHAUS et al., 1996) und daher für diese Arbeit ausgewählt wurde, werden nicht die Gruppen zusammengefaßt, die die geringste Distanz aufweisen, sondern es werden die vereinigt, die ein vorgegebenes Heterogenitätsmaß am wenigsten vergrößern.

Dadurch werden möglichst homogene Cluster gebildet. Als Heterogenitätsmaß wird die Fehlerquadratsumme verwendet.

Sie errechnet sich für eine Gruppe g wie folgt:

mit: xkjg: Beobachtungswert der Variablen j (j = 1,...,J) bei Objekt k (für alle Objekte k = 1,...,Kg in Gruppe g)

xjg: Mittelwert über die Beobachtungswerte der Variablen j in Gruppe g

Das Ziel für die Zusammenfassung von Objekten beim Ward-Verfahren besteht in der Vereinigung von Objekten, die die Fehlerquadratsumme am wenigsten erhöhen.

Eine Interpretation der Ergebnisse ist nicht immer eindeutig. Im Idealfall lassen sich Gruppen mit Bedeutungen identifizieren. Allerdings kann eine Clusteranalyse auch nur zur Überschaubarkeit einer Objektmenge durch die Erstellung kleiner Gruppen beitragen, ohne daß eine sinnvolle Interpretation dieser Cluster möglich ist (DEICHSEL und TRAMPISCH, 1985).

Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Clusteranalyse eingesetzt, um die Ergebnisse aus der Conjoint Analyse weiter zu bearbeiten. Die Individualanalysen wurden getrennt nach Umfrage und Fragebogen einer Clusteranalyse unterzogen, deren Ziel darin bestand, eventuell

( )

∑∑

= =

= g

K

k J

j

jg

kjg x

x Vg

1 1

2





=

= Kg

k kjg

g x

K

1

/ 1

(36)

vorhandene Ähnlichkeiten in der Beurteilung aufgrund gleicher Arbeitsbereiche bzw. gleicher regionaler Einflüsse der Befragten herauszufinden.

3.5 Weitere Erhebungen 3.5.1 Ländergruppen

Die Bundesrepublik Deutschland hat in Europa eine besondere geographische Lage inne. Sie teilt sich Grenzen mit neun Ländern. Dies bringt mit sich, daß Grenzverkehr aus vielen verschiedenen Ländern stattfindet. Dabei handelt es sich nicht nur um den Import, sondern im besonderen auch um Transitverkehr. Hier ist ein potentielles Risiko für die Einschleppung von Tierseuchen zu sehen.

Um eine Einschätzung darüber zu bekommen, ob dieses Risiko abhängig von den Ländern ist, wurde eine Frage konzipiert, in der es um die Einordnung von Ländergruppen im Hinblick auf das Einschleppungsrisiko von KSP bzw. MKS aus diesen Ländergruppen nach Deutschland ging. Die Länder wurden anhand geographischer sowie wirtschaftlicher Aspekte in Gruppen zusammengefaßt, da eine Beurteilung im Einzelnen zu aufwendig gewesen wäre. Die Einordnung war in eine der folgenden vier Rubriken möglich: ungefährlich, kaum gefährlich, gefährlich oder sehr gefährlich.

Es gab vier Ländergruppen, die zu beurteilen waren:

LG 1: Belgien, Dänemark, Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Schweiz, LG 2: Finnland, Großbritannien, Irland, Island, Norwegen, Schweden,

LG 3: Griechenland, Italien, Portugal, Spanien,

LG 4: Albanien, Armenien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Estland, Georgien, Jugoslawien, Kroatien, Lettland, Litauen, Mazedonien, Moldawien, Polen, Rumänien, Rußland, Slowakei, Slowenien, Türkei, Tschechische Republik, Ungarn, Ukraine, Weißrußland.

In Ländergruppe 1 sind sieben der neun Staaten zusammengefaßt, die an die BRD grenzen.

Polen und die Tschechische Republik wurden aufgrund ihrer Nähe zu den osteuropäischen Staaten nicht in diese Gruppe, sondern in Ländergruppe 4 aufgenommen. Die Ländergruppe 2 setzt sich aus Staaten zusammen, die eine Art Insellage bzw. echte Insellage innehaben.

Ländergruppe 3 besteht aus den bisher nicht erfaßten restlichen EU-Mitgliedstaaten, und in

(37)

Ländergruppe 4 sind alle osteuropäischen Länder sowie die an diese grenzenden westeuropäischen Länder vereint.

3.5.2 Einzelmerkmale

Die Verbreitung der KSP sowie der MKS ist auf vielen Wegen möglich. Eine Berücksichtigung aller Möglichkeiten im Rahmen der Conjoint Analyse hätte bei Gebrauch der Profilmethode eine viel zu große Anzahl an Situationen mit zu vielen Risikofaktoren je Situation ergeben. Diese Situationen wären nicht zu beurteilen gewesen.

Daher wurden einige der möglichen Verbreitungswege unter dem Risikofaktor „indirekter Kontakt“ zusammengefaßt. Um bei Bedarf innerhalb dieses Faktors eine Gewichtung vornehmen zu können, wurden diese Einzelmerkmale in einer zusätzlichen Frage bewertet. Es sollten Punkte für jedes Merkmal vergeben werden. Die Skala reichte dabei von 5 Punkte = sehr wichtig bis 1 Punkt = kaum wichtig.

In der folgenden Tabelle sind die ausgewählten Einzelmerkmale aufgeführt.

Tabelle 7: Einzelmerkmale des Risikofaktors „indirekter Kontakt“ für die KSP und die MKS

Einzelmerkmale KSP MKS

Personen 88 88

Haustiere 88 88

Nager und Insekten 88 88

Tierische Erzeugnisse 88 88

Jauche/Abwässer 88 88

Transportfahrzeuge 88 88

Futtermittel 88 88

Stallgeräte 88 88

Wildtiere 88

Luft 88

3.5.3 Zusätzliche Risikofaktoren und Einzelmerkmale

Die Zusammenstellung der Risikofaktoren und der Einzelmerkmale des Risikofaktors

„indirekter Kontakt“ erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aus diesem Grund wurde den Teilnehmern im Anschluß an die Beurteilung der Faktoren sowie der Einzelmerkmale jeweils die Möglichkeit für Ergänzungen gegeben.

Kam es zu einer Ergänzung von einem oder mehr Risikofaktoren, so wurde eine zusätzliche Beurteilung durchgeführt. Es sollten dann 100 Punkte auf alle Faktoren (die vorgegebenen

(38)

sowie den/die ergänzten) so verteilt werden, daß der für die befragte Person gefährlichste Faktor die höchste Punktzahl bekam, der zweitgefährlichste die zweithöchste usw.. So wurde eine prozentuale Beurteilung der Faktoren durch eine Direktbewertung erzielt, was bei Bedarf eine Integration in die Ergebnisse der CA ermöglicht.

Wurden Einzelmerkmale zum Risikofaktor „indirekter Kontakt“ ergänzt, sollten diese ebenfalls mit der Skala 5 Punkte = sehr wichtig bis 1 Punkt = kaum wichtig beurteilt werden, um eine Vergleichbarkeit mit den vorgegebenen Einzelmerkmalen sicherzustellen.

3.6 Bearbeitung und Auswertung der Fragen

Die Auswertungen erfolgten jeweils getrennt nach Umfrage und Fragebogen sowie nach KSP und MKS. Es kam das Programmpaket SAS (1992) zur Anwendung.

Die Teilnutzenwerte, ihre Standardfehler sowie die daraus resultierenden relativen Bedeutungen jedes Risikofaktors wurden mit der Prozedur TRANSREG ermittelt. Die Standardfehler können hier nicht wie üblich interpretiert werden, da keine Normalverteilung der Ergebnisse der CA vorliegt. Sie sagen lediglich etwas über die Orthogonalität des reduzierten Designs, mit dem gearbeitet wurde, aus. Je dichter die Standardfehler beieinander liegen, um so orthogonaler ist das Design.

Die Korrelationskoeffizienten nach Pearson wurden mit einer Kombination der Prozedur GLM und der Prozedur CORR berechnet. Dabei führt die Prozedur GLM eine Kovarianzanalyse durch, mit der das Modell um den fixen Effekt der Person bereinigt wird.

Die Prozedur CORR errechnet dann die Korrelationen mit Hilfe der Residuen. Man erreicht damit, daß nicht nur drei Prüfkarten zur Validierung des Modells zur Verfügung stehen, da diese Anzahl wenig aussagekräftig ist, sondern die Gesamtheit aller Teilnehmer.

Mit den Ergebnissen der Conjoint Analyse wurde eine Clusteranalyse durchgeführt. Hierzu wurde die Prozedur CLUSTER mit der Methode nach Ward herangezogen.

Für die Ländergruppen wurde ausgezählt, wie oft die jeweilige Ländergruppe in einer der vier Rubriken „ungefährlich“, „kaum gefährlich“, „gefährlich“ und „sehr gefährlich“ genannt wurde.

(39)

Zusätzlich genannte Risikofaktoren wurden zusammengefaßt und kommentiert.

Für die Einzelmerkmale des Risikomerkmales „indirekter Kontakt“ wurde ausgezählt, wie oft dem jeweiligen Einzelmerkmal Punkte von 5 = sehr wichtig bis 1 = kaum wichtig zugeordnet wurden. Der Mittelwert mit Standardabweichung wurde für jedes Einzelmerkmal berechnet.

Zusätzlich genannte Einzelmerkmale wurden zusammengefaßt und kommentiert.

(40)

4. Ergebnisse

4.1 Umfrage

Im Rahmen der Umfrage wurden 41 Experten persönlich aufgesucht. Nicht jeder nahm aufgrund der eigenen Einschätzung als Experte zu den beiden Tierseuchen die Beurteilung zur KSP und MKS vor. Daher kamen unterschiedliche Teilnehmerzahlen zustande.

4.1.1 Risikofaktoren

Die Beurteilung der Gefährlichkeit der Situationen sowie die Beantwortung der damit zusammenhängenden Fragen nahmen für die KSP 40 und für die MKS 38 von 41 Personen vor.

Eine gemeinsame Conjoint Analyse zur Aggregation aller Teilnehmer zu einem Gesamtergebnis wurde durchgeführt. Es wurden alle Befragungswerte gleichzeitig zur Schätzung der Teilnutzenwerte (TNW) herangezogen indem die Auskunftspersonen als Wiederholungen des Untersuchungsdesigns aufgefaßt wurden. In Ergänzung erfolgte eine gemeinsame Conjoint Analyse getrennt nach Berufsgruppen.

4.1.1.1 Conjoint Analyse über alle Teilnehmer

Es wurden die relativen Bedeutungen für die Risikofaktoren zur Einschleppung und Verbreitung der KSP bzw. der MKS über alle Teilnehmer ermittelt.

Die folgenden Tabellen zeigen die TNW je Risikofaktor mit ihren Standardfehlern sowie die aus den jeweiligen TNW abzuleitenden relativen Bedeutungen je Risikofaktor in %.

In Tabelle 8 sind die Ergebnisse für die Einschleppung der KSP nach Deutschland dargestellt.

Die TNW liegen zwischen 0,18 und 1,48 mit Standardfehlern von 0,109 bis 0,113. Die

„Wildschweine“ werden mit 26,8 % sowie der „Import von lebenden Schweinen“ mit 26,1 % als nahezu gleich gefährlich eingeschätzt. Der „Fütterung importierter Speiseabfälle“ wird mit 18,3 % eine ähnlich große Bedeutung beigemessen.

(41)

Tabelle 8: Ergebnisse für die Einschleppung der KSP nach Deutschland (n=40)

Risikofaktor TNW SE Relative Bedeutung in %

Import von lebenden Schweinen 1,44 0,113 26,1

Rückkehrende Lebendviehtransporter 0,50 0,111 9,1

Luft 0,18 0,111 3,2

Fütterung importierter Speiseabfälle 1,01 0,109 18,3

Wildschweine 1,48 0,113 26,8

Tourismus 0,43 0,113 7,7

Import von tierischen Erzeugnissen 0,49 0,111 8,9

Die Risikofaktoren zur Verbreitung der KSP innerhalb Deutschlands werden alle vergleichbar eingeschätzt (Tab. 9). Die TNW haben Werte zwischen 0,80 und 1,20 mit Standardfehlern von 0,105 bis 0,109. Die relativen Bedeutungen liegen in einem Bereich zwischen 13,2 % und 19,9 %. „Tierhandel und Tierverkehr“ rangiert dabei an erster Stelle und wird gefolgt von

„Viehdichte“ mit 19,6 %. Als drittwichtigste Einflußgröße wird der Faktor „Wildschweine“

mit immerhin noch 17,3 % angesehen.

Tabelle 9: Ergebnisse für die Verbreitung der KSP innerhalb Deutschlands (n=40)

Risikofaktor TNW SE Relative Bedeutung in %

Fütterung von Speiseabfällen 0,84 0,107 13,8

Indirekter Kontakt 0,80 0,109 13,2

Viehdichte 1,19 0,107 19,6

Tierhandel und Tierverkehr 1,20 0,105 19,9

Wildschweine 1,05 0,105 17,3

Inapparente Infektionen 0,98 0,109 16,2

Für die Einschleppung der MKS nach Deutschland erlangt der „Import von Lebendvieh“ mit 25,3 % die Bedeutung des gefährlichsten Faktors (Tab. 10). Damit ist er der Einschätzung des

„Importes von lebenden Schweinen“ für die KSP-Einschleppung sehr ähnlich. Weiterhin als gefährlich mit 18,4 % wird die „Fütterung importierter Speiseabfälle“ angesehen. Auch hier ist die Einschätzung wieder übereinstimmend mit derjenigen für die Einschleppung der KSP.

Für die MKS liegt eine weitere Gefahr im „Tourismus“ mit 16,4 %, wohingegen die

„Wildtiere“ nur eine Nebenrolle spielen. Die TNW bewegen sich in einem Bereich von 0,38 bis 1,50 mit Standardfehlern von 0,113 bis 0,120.

(42)

Tabelle 10: Ergebnisse für die Einschleppung der MKS nach Deutschland (n=38)

Risikofaktor TNW SE Relative Bedeutung in %

Import von Lebendvieh 1,50 0,120 25,3

Luft 0,38 0,113 6,3

Rückkehrende Lebendviehtransporter 0,75 0,116 12,6 Import von tierischen Erzeugnissen 0,67 0,120 11,2

Wildtiere 0,58 0,120 9,8

Fütterung importierter Speiseabfälle 1,09 0,120 18,4

Tourismus 0,97 0,116 16,4

Als eindeutig gefährlichster Risikofaktor für die Verbreitung der MKS innerhalb Deutschlands wird der „Tierhandel und Tierverkehr“ mit 27,2 % eingestuft (Tab. 11). Die folgenden drei Faktoren werden alle ähnlich eingeschätzt mit Bedeutungen zwischen 19,3 % und 19,8 %. An letzter Stelle, aber auch noch mit 14,1 %, steht die „Fütterung von Speiseabfällen“. Die entsprechenden TNW liegen zwischen 0,73 und 1,41 mit Standardfehlern von 0,100 bis 0,105.

Tabelle 11: Ergebnisse für die Verbreitung der MKS innerhalb Deutschlands (n=38)

Risikofaktor TNW SE Relative Bedeutung in %

Fütterung von Speiseabfällen 0,73 0,105 14,1

Luft 1,00 0,103 19,3

Indirekter Kontakt 1,03 0,105 19,8

Viehdichte 1,02 0,100 19,7

Tierhandel und Tierverkehr 1,41 0,105 27,2

Es waren jeweils elf Situationskarten für die Einschleppung und Verbreitung der KSP und der MKS in eine Rangordnung zu bringen. Drei dieser elf Karten waren Prüfkarten, die nicht zur Ermittlung der TNW herangezogen wurden, sondern anhand deren Einordnung in die Rangordnung der acht Situationskarten eine Validitätsprüfung der CA möglich ist.

Hierzu wurde der Pearson’sche Korrelationskoeffizient herangezogen (Tab. 12). Er gibt Auskunft über den Zusammenhang zwischen dem metrischen Gesamtnutzenwert jeder Situation und ihrem tatsächlichen Rang. Die nach Pearson ermittelten Korrelationen liegen zwischen 0,73 und 0,88. Diese Werte sprechen für eine gute Beurteilung der Situationskarten durch die Befragten.

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