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Archiv "Je höher der Ertrag, desto höher ist das Risiko" (27.10.1988)

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Claudicat

retard

Wirkstoff: Pentoxifyllin

Bei peripheren arteriellen Durchblutungsstörungen

Zusammensetzung: 1 Filmtablette enthält 400 mg Pentoxifyllin. Anwendungsgebiete: Periphere arterielle Durchblutungsstörungen im Stadium II nach Fontaine. Gegenanzeigen: Frischer Herzinfarkt, Massenblutungen, Schwangerschaft. Treten Netzhautblutungen auf, Präparat absetzen. Nebenwirkungen:

Gelegentlich gastrointestinale Beschwerden, Schwindel, Kopfschmerzen. Therapieunterbrechung nur in Ausnahmefällen erforderlich. Vereinzelt Überemp- findlichkeitsreaktionen der Haut.

Wechselwirkungen: Die Wirkung von Antihypertensiva kann verstärkt werden (Blutdruckkontrolle, ggf. Dosisanpassung des Antihypertensivums). Bei Diabeti- kern evtl. Insulindosis reduzieren. Dosierung und Anwendungsweise: 3 x täglich 1 Filmtablette nach dem Essen unzerkaut mit etwas Flüssigkeit einnehmen. Bei deutlich verminderter Nierenfunktion individuelle Dosierungsanpassung. Therapiedauer individuell festlegen. Handelstormen: Claudicat® retard 20 Filmtabl.

(N1) DM 11,80; 50 Filmtabl. (N2) DM 29,10; 100 Filmtabl. (N3) DM 49,10. (Stand 6/88). Promonta, Hamburg

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

V

or einiger Zeit stieß ich auf eine Anzeige mit einem recht verlocken- den Inhalt. Sie versprach nämlich einen Bruttoertrag von 16 Prozent auf Geldanla- gen mit einer Laufzeit von zwei Jahren, wobei die Zin- sen in halbjährigen Abstän- den gezahlt würden. Die An- zeige erschien in einer Zeit- schrift vorwiegend für Leute, welche kurz vor der Pensio- nierung stehen oder sich be- reits im Ruhestand befinden.

Ich erkundigte mich beim Redakteur der Zeitschrift nach den Zusammenhängen, und dieser bestätigte mir, daß der Inserent ihm bekannt und wohl geachtet sei.

Der Mindestbetrag, der anzulegen war, belief sich auf 2000 englische Pfund (etwa DM 6000). Der Geschäfts- führer der anbietenden Firma hatte einen aristokratisch klingenden Namen, und die angegebene Anschrift lag im Zentrum des Finanzbereiches von London. Ich telefonierte mit dem Geschäftsführer, der sich einer sehr gewählten Sprache bediente. Ich äußer- te Bedenken in Bezug auf den hohen Zinsertrag, und er versicherte mir, daß dieser möglich sei, weil er Geschäf- te mit Geldern in Übersee, Kursschwankungen von Währungen und anderen Geldanlagen, die hohe Erträ- ge abwerfen würden, führe.

Ich überwies 2000 Pfund, und die Zinszahlungen an mich stellten sich pünktlich nach sechs, 12 und 18 Mona- ten ein, während das einge- zahlte Geld, zusammen mit der letzten Zinszahlung, nach 2 Jahren an mich zurück überwiesen wurde. Das Un- ternehmen war perfekt abge- laufen.

In den einschlägigen Ge- schäftskreisen scheint ein derartiger Ablauf als „Auf- munterungsanlaß" bekannt zu sein. Mit der letzten Zah- lung erhielt ich eine Einla- dung zu weiteren Geldanla- gen mit 16 Prozent. Der Na- me der Firma war dieses Mal geändert worden, um ihr ei- nen internationaler klingen- den Titel zu verleihen.

Die erste Geldanlage hat- te sich so vorteilhaft erwie- sen, daß ich zunächst ent- schied, nunmehr 5000 Pfund anzulegen. Ich telefonierte wiederum mit dem vorneh- men Herrn, und dieser war sehr erfreut. Er erwähnte, daß die Laufzeit meiner Zinserträ- ge sofort von diesem Tag an beginnen würde. Ich wurde das unbestimmte Gefühl nicht los, daß mir ein wenig zuviel versprochen wurde, und legte nur 2000 Pfund an.

Eine der Bedingungen des Geschäftes lautete, daß der Zinsertrag unmittelbar auf mein Bankkonto überwiesen werden würde. Nicht alle Leute sehen ihre Kontoaus- züge regelmäßig sorgfältig durch; aber wenige Wochen nach dem Datum, an dem die erste Zinszahlung fällig gewe- sen war, stellte ich fest, daß sie nicht eingegangen war.

Während eines weiteren Te- lefongespräches mit dem vor- nehmen Herrn erhielt ich die folgende Erklärung: „Oh, meine Bank hat die Sache wieder einmal verschlampt!

Ich werde die Sache richtig- stellen". Der Zinsbetrag wurde an mich bezahlt.

Zur gleichen Zeit bildeten sich aber einige Wolken am Horizont dieses Geschäftes.

Der Redakteur der Senioren- zeitschrift nahm keine Anzei- gen jener Gesellschaft mehr an, und es wurde ein Hinweis veröffentlicht, daß die Zeit- schrift sich nicht als verant- wortlich für den Wahrheits- gehalt von Angeboten be- trachte.

Die Verzögerung der Zinszahlung wiederholte sich noch zweimal. Noch bevor das Geld nach dem Ablauf der zwei Jahre fällig war, schrieb ich einen Brief und bat um die Auszahlung des Zinsbetrages und der einge- legten Summe genau am, Endtag des vereinbarten An- lagezeitraumes.

Ich nahm zu dieser Vor- sichtsmaßnahme Zuflucht, weil der Vertrag angab, daß das fällige Geld erneut im Rahmen dieser international klingenden Gesellschaft an- gelegt werde, falls es nicht

ausdrücklich zurückverlangt werde. Der befürchtete Fall traf haargenau ein. Trotz meiner Forderung nach vol- ler Rückzahlung kam kein Geld. Stattdessen mußte ich nun mit einer Gesellschaft auf der Kanalinsel Guernsey zwischen England und Frank- reich verhandeln, die erneut einen sehr hochtrabenden Namen führte. Ich wurde be- sorgt und besprach mich mit dem Direktor meiner Haus- bank.

Zufällig war kurz zuvor ein Angestellter meiner Hausbank zu einer Zweig- stelle auf Guernsey versetzt worden. Der Direktor mei- ner Hausbank nahm diese Gelegenheit wahr und bat je- nen Angestellten brieflich um die Nachprüfung der von je- ner Finanzgesellschaft auf ei- nem teueren Briefbogen an- gegebenen Anschrift. Sie er- wies sich als eine Briefkasten- adresse und als eine Nummer bei einem Telefon-Beantwor- tungsdienst. Nur ein einziger Blech-Aktenschrank in ei- nem im oberen Stockwerk gelegenen Büro stand damit in einem Zusammenhang.

Ich erkundigte mich bei der örtlichen Stadtbücherei und ermittelte den Namen und die Anschrift des Gou- verneurs der Insel Guernsey.

Ich schrieb. ihm und deutete an, daß Guernsey bald den-

LESERDIENST

Je höher der Ertrag,

desto höher ist das Risiko

I

. . . der befürchtete Fall traf haargenau ein

Dt. Ärztebl. 85, Heft 43, 27. Oktober 1988 (83) A-3005

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Börsebius: Kapitalmarkt Schweiz

selben schlechten Ruf wie ei- ne andere vor dem Festland gelegene Insel, welche in den Nachrichten erwähnt wurde, haben würde, falls solche Dinge, wie ich sie erlebte, ge- duldet würden.

Von Guernsey kam die Antwort zurück, daß die an- gegebene Gesellschaft unbe- kannt sei und daß sie nicht für die Durchführung derarti- ger Geschäfte zugelassen sei.

Obwohl ich keine Beweise dafür habe, nehme ich an, daß bei diesem Stand der Dinge Nachforschungen in Gang kamen, an denen nicht nur die Behörden von Guern- sey, sondern auch Scotland Yard beteiligt waren.

. .. der vornehme Herr wurde recht still

-

1

Der vornehme Herr er- wies sich als schwer erreich- bar, aber eines Tages er- wischte ich ihn doch am Tele- fon. Er schob die Schuld an den Problemen auf seinen Angestellten in Guernsey, da er keine Ahnung davon hat- te, daß ich mit den Leuten bei seiner Briefkastenadresse gesprochen hatte. Jene Leute hatten mir erzählt, daß „sein Angestellter in Guernsey`

vornehme Herr ganz per- sönlich selbst sei. Sie gaben mir diese Auskunft recht be- reitwillig, denn er hatte nicht einmal die Miete für seine Briefkastenadresse bezahlt.

Als ich ihm sagte, ich wis- se, daß er selbst „der Ange- stellte in Guernsey" sei, wur- de er recht still und sagte nur:

„Ich werde Ihnen Ihren Scheck am Freitag zusen- den". Man beachte die durchtriebene Raffiniertheit des Mannes: Bei der Absen- dung des Schecks am Freitag würde der Postbote mir den Scheck am Samstag, wenn die Banken geschlossen sind, aushändigen. Ich verlangte, daß der Scheck am Freitag ankomme.

Sobald der Scheck ankam, leitete ich die Blitzeinlösung ein (sie kostete 5 Pfund, und sie war das Geld wert). Am Ende der Öffnungszeit der

Bank war der Scheck immer noch nicht angenommen wor- den, aber meine Bank ver- folgte die Angelegenheit noch weiter. Ich fand später heraus, daß ein Sonderbote bei verschiedenen Banken in London herumraste, bis er endlich eine fand, bei der ein Guthaben vorhanden war.

Um 5 Uhr 30 am Abend je- nes Tages wurde der Scheck eingelöst.

Ich war der letzte Anle- ger, der ausbezahlt wurde.

Man teilte mir später mit, daß ich nicht ausgezahlt wor- den wäre, wenn ich 5000 Pfund angelegt gehabt hätte, da nicht soviel Geld auf je- nem Konto vorhanden war.

Nach einiger Zeit vergaß ich die Sache, bis ich eines Tages eine Notiz von der Ab- teilung für die Verfolgung von Schwindelgeschäften von Scotland Yard erhielt. Ich wurde davon benachrichtigt, daß man meinen Namen aus den Akten jener Firma ermit- telt habe und wissen wolle, in welchem Umfang ich betei- ligt gewesen sei. Scotland Yard war sehr erstaunt, als man dort erfuhr, daß ich mein Geld zurückerhalten hatte. Im weiteren Verlauf besuchten mich zwei freund- liche Herren der Kriminalpo- lizei. Ich machte meine Aus- sagen, und man sagte mir, daß der Fall vor Gericht kä- me und ich als Zeuge geladen werden würde. An der Ver- handlung nahm ich selbst nicht teil. Der Staatsanwalt nahm meine Aussagen an, und ich erfuhr später, daß der vornehme Herr zu vier Jah- ren Gefängnis verurteilt wur- de. Seine Gesamtschuld be- lief sich auf zwei Millionen Pfund und bestand vorwie- gend gegen Leute, die pen- sioniert waren und zwischen 2000 und 10 000 Pfund bei ihm angelegt hatten.

In mehr als einer Weise war ich glimpflich davonge- kommen. Ich werde nie mehr versuchen, auf einem derarti- gen Weg einen hohen Ertrag zu erzielen.

Norman Goodwin Übersetzung: Roswitha G.

Steinebrenner

Seit einigen Monaten ge- raten die „Gnome von Zü- rich" ziemlich ins Grübeln:

In Scharen wandert Kapital nach Luxemburg, und die einst so starke Währung Schweizerfranken verliert zu- sehends an Wert.

Kein Zweifel, der Fran- ken hat an Glanz verloren.

Gegenüber den wichtigsten Währungen der Welt mußte er in diesem Jahr ungewöhn- lich viel Terrain preisgeben.

Der zwanzigprozentige Ab- fall im Vergleich zum US- Dollar läßt sich noch einiger- maßen erklären, denn die amerikanische Valuta hatte nach den erheblichen Verlu- sten des Vorjahres einiges Aufholpotential gesammelt.

Aber selbst „Hartwährun- gen" nahmen der schweizeri- schen Devise Gewinn ab - die Deutsche Mark legte seit Jahresbeginn um fünf Pro- zent zu, und das britische Pfund vermochte sich im glei- chen Zeitraum gar um zwölf Prozent zu steigern.

Bankgeheimnis, Quellensteuer

„Woher kommt der plötz- liche Popularitätsverlust un- seres Frankens?" fragen sich verwirrt die Notenbankver- antwortlichen, aber auch die enttäuschten Kapitalanleger.

An den fundamentalen Aspekten, die auch den Wert einer Währung ausmachen, kann es eigentlich nicht lie- gen. Die schweizerische Wirtschaft läuft schließlich ausgezeichnet, und die Infla- tion ist im internationalen Vergleich immer noch recht niedrig. Nein, die Gründe lie- gen tiefer.

Der EG-Binnenmarkt wirft - aus schweizerischer

Leserservice: Wenn Sie Fragen haben, können Sie sich gerne an den Autor wenden. Schreiben Sie an Diplom-Ökonom Reinhold Rombach, Rudolfweg 3, 5000 Köln 50

Sicht - jetzt schon seine dü- steren Schatten voraus. Denn wenn im Jahre 1992 die Han- delsschranken fallen werden, steht unser Nachbarland, ob- wohl im Herzen Europas ge- legen, voraussichtlich vor der Türe. Die Schweiz ist ja be- kanntlich nicht EG-Mitglied, und somit dürften sich die Vorteile der Liberalisierung auf die Konkurrenzsituation der helvetischen Unterneh- mer erschwerend auswirken.

Hinter vorgehaltener Hand wird auch zugegeben, daß der Vertrauensverlust noch ganz andere Ursachen hat. Da sind zum einen die politischen Querelen um das Bankgeheimnis, das von der schweizerischen Linken per- manent auf die Tagesord- nung gesetzt wird. Dies und die kürzlich verschärften Richtlinien für Insiderge- schäfte verunsichern natür- lich die internationale Anle- gerschaft - getreu dem Mot- to, daß Kapital scheu wie ein Reh ist. Zum anderen hat aber die bloße Ankündigung einer deutschen Quellensteu- er dazu geführt, daß riesige Kapitalien nicht mehr in die Schweiz, sondern auf den lu- xemburgischen Finanzplatz transferiert wurden. Plötzlich wurden nicht mehr so viele Franken nachgefragt, und das hatte zwangsläufig nega- tive Auswirkungen auf den Wert dieser Devise.

Gleichwohl können von dieser Entwicklung diejeni- gen profitieren, die sich in Schweizer Franken verschul- det haben oder beabsichti- gen, ein Fremdwährungsdar- lehen aufzunehmen. Denn auf Sicht der nächsten zwölf Monate wird sich an der Schwäche dieser Währung voraussichtlich nicht viel än- dern, und somit bekäme man heute bei vergleichsweise at- traktiven Nominalzinsen für die Deutsche Mark mehr

„Fränkli" , als später zurück- zuzahlen sind. So hat jedes Ding seine zwei Seiten.

Börsebius

A-3006 (84) Dt. Ärztebl. 85 , Heft 43, 27. Oktober 1988

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