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Archiv "Nationaler Ethikrat: Vorschläge nicht genug praxisbezogen" (03.11.2006)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 44⏐⏐3. November 2006 A2933

B R I E F E

petenzbereichen oder Umgang mit schwerwiegenden Fehlern veran- schaulicht werden. Die Studierenden sollen anhand dieses Films im Sinne eines Debriefings eine Ablaufanalyse durchführen lernen und die verschie- denen Bereiche diskutieren. Gleich- zeitig sollen sie Strategien ent- wickeln, die entstandenen Fehler und mögliche Verbesserungsvorschläge adäquat im Team zu kommunizieren.

Sie sollen zudem Strategien erar- beiten, wie sie mit eigenen Fehlern sowie Fehlern anderer umgehen kön- nen. Darüber hinaus lernen die Stu- dierenden technische Aspekte zum Interaktionsverhalten in Teamsitua- tionen kennen. Die erste Evaluation war positiv . . . Die Ergebnisse zei- gen, dass ER auch in diesem The- mengebiet ein sinnvolles Medium in der Unterrichtsgestaltung darstellt.

Dipl.-Psych. Isabel Mühlinghaus, Dipl.-Psych. Simone Scheffer,

Reformstudiengang Medizin, Trainingszentrum für ärztliche Fertigkeiten, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Mitte, Charitéplatz 1, 10117 Berlin

NATIONALER ETHIKRAT

Ratsmitglieder wol- len ärztliche Beihilfe zur Selbsttötung be- rufsrechtlich zulas- sen (DÄ 30/2006:

„Expertenstreit um Sterbehilfe“ von Sa- mir Rabbata).

Vorschläge nicht genug praxisbezogen

Der Ethikrat macht Vorschläge, die mir in der Praxis wenig helfen. Hilf- reich wären Entscheidungshilfen für häufige typische Situationen des All- tags der Hausarztpraxis wie folgen- der Fall der letzten Tage: 97-jährige Patientin. Sie ist polimorbid, schon mehrfach kardial dekompensiert, de- ment, bettlägerig, inkontinent. Da sie die Nahrungsaufnahme verweigerte, war sie exsikkiert und wurde deshalb am Wochenende stationär in die Kli- nik eingewiesen. Nun soll eine PEG gelegt werden. Als seit 20 Jahren be- treuender Hausarzt lehne ich dies ab und plädiere für ein Sterben in Wür- de, wie ich es meinen Patienten ver- spreche. Da die Patientin nicht ein- willigungsfähig ist, werden die An-

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A2934 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 44⏐⏐3. November 2006

B R I E F E

gehörigen in die Klinik einbestellt.

Diese lehnen zunächst ab, weil die al- te Dame immer Wert auf Stil und Würde legte. Man erklärt ihnen je- doch, dass sie die Mutter und Oma doch nicht verhungern und verdurs- ten lassen können, da dies einen qualvollen Tod bedeuten würde. Dies will man natürlich nicht und willigt ein. Ergebnis: Die 97-Jährige wird wieder mit PEG ins Altersheim zurückverlegt. Sie liegt somnolent im Bett, schreit laut bei jeder Berührung und Bewegung der kontrakten Gelen- ke. Urin und Stuhl fließen permanent in die Windel. Muss ich jetzt durch Anordnung der Sondenernährung diesen für meine Begriffe menschen- unwürdigen Zustand verlängern?

Dr. med. Ulrich Hasler, Bahnhofstraße 3, 79395 Neuenburg

ELTERN-KIND-BINDUNG

Viele psychische Er- krankungen haben ihren Ursprung in der Kindheit (DÄ 36/2006: „Kindheit bestimmt das Le- ben“ von Dr. Jürgen Wettig).

Positive Stellungnahme

Der o. g. Artikel bedarf einer positi- ven Stellungnahme aus der Sicht der Kinderärztinnen und Kinderärzte.

Neben den Eltern der Kinder und der Familie ist die Berufsgruppe der Päd- iater die wichtigste Kontaktstelle, bei der Entwicklungsprobleme des Kindes zur Sprache kommen. Dabei stehen neben körperlichen Proble- men immer häufiger auch psychische und psychosoziale Themen auf der Tagesordnung. Kinderärzte könnten gut und gerne die Hälfte ihrer Ar- beitszeit mit der Besprechung der frühkindlichen Verhaltensauffällig- keiten verbringen. In dieser Aufgabe sollte eine Chance gesehen werden, die lautet: Kinderärzte sind nicht nur für die körperliche, sondern auch für die seelische Gesundheit der Kinder verantwortlich. Diese neue Aufgabe, die die Wichtigkeit des Berufsstan- des deutlich unterstreicht, ruft nach einem fundierten entwicklungspsy- chologischen Konzept, auf dessen

Grundlagen die Beratung und Be- gleitung der Eltern erfolgen soll.

Gleichzeitig bedarf das Vorgehen ei- ner gezielten Evaluierung mit der Verbesserung der Rahmenbedingun- gen (wozu auch eine adäquate Hono- rierung gehört) . . .

Dr. med. Rüdiger Posth, Altenberger-Dom-Straße 113, 51467 Bergisch Gladbach

Vorsicht

Vorsicht vor dem deutschen Mut- terideal. In keinem anderen europäi- schen Land wird die Mutterrolle so glorifiziert und überbewertet wie in Deutschland. Allein in ihren Händen liegt das Schicksal ihrer Kinder. Nur sie garantiert durch ihre stete Anwe- senheit die Entwicklung ihrer Kinder zu psychisch gesunden und bin- dungsfähigen Menschen. Was für ein Unsinn. Jedes Kind hat nicht nur ei- ne Mutter, sondern auch einen Vater.

Säuglinge, Babys, Klein- und Großkinder brauchen Eltern, Omas und Opas, nette Nachbarinnen und Nachbarn, Kinderfrauen (oder viel- leicht auch mal -männer?), Tages- mütter und Tagesväter, Erzieherin- nen und Erzieher, Freundinnen und Freunde und Onkel und Tanten und Geschwister. Die Fixierung auf die Mutter als allein selig machende, na- turgegebene Rundumversorgerin ist für beide Seiten die denkbar schlech- teste Lösung. Das Kind hat keine Chance, auch mal andere Verhaltens- und Herangehensweisen als die müt- terlichen kennenzulernen und die Mutter wird depressiv bis degene- riert durch die tägliche Isolation mit einem kleinen, in jeder Hinsicht von ihr abhängigen Menschen. Der seit vielen Jahren geklagte Ärztemangel ist in Wahrheit ein Ärztinnenmangel, weil hervorragend ausgebildete Kol- leginnen nach der Geburt ihres Kin- des daheim herumhocken, um die ja ach so sensible frühkindliche Ent- wicklung nicht zu gefährden . . .

Melanie Urbschat,Gellertstraße 42, 76185 Karlsruhe

Signale der Kinder aufgreifen

In seinem differenzierten Artikel zeigt Jürgen Wettig, in welchem

Umfang sowohl Hirnstrukturen und neuronale Netzwerke als auch die gesamte Persönlichkeit durch früh- kindliche Bindungserfahrungen in der Familie lebenslang geprägt wer- den . . . Durch den Schutzmecha- nismus der Dissoziation können an- haltende traumatische Erfahrungen der Kindheit vom Bewusstsein ferngehalten werden, das bedeutet, dass sie nicht oder nur schwer erin- nert werden können. Dennoch sind diese Erfahrungen im impliziten Gedächtnis gespeichert (verdrängt) und lösen innere Unruhe und Span- nungen aus. Da gerade in dieser Weise belastete Kinder ihrer inne- ren Befindlichkeit nicht durch Wor- te Ausdruck geben können, zeigen sich bei ihnen die Spannungen durch getriebene Unruhe, Schwie- rigkeiten, sich zu konzentrieren, und impulsive Handlungen, als Verhal- tensstörungen auch ADHS genannt.

Mit ihrem auffälligen Verhalten senden diese Kinder Signale an die Erwachsenen aus, mit denen sie zum Ausdruck bringen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Werden diese

Foto:lucas/FOTOLIA

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