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Archiv "Praktisches Jahr: Ausbildungssituation enorm verschlechtert" (07.08.2006)

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Praktisches Jahr

Zu dem Beitrag „Zwischen Patienten- wohl und ,Hammerexamen‘“ von Dr.

med. Johanna Kühn und Prof. Dr.

med. Jürgen Westermann in Heft 24/2006:

Rückbesinnung auf das alte Staatsexamen

Die Aufwertung des mündli- chen Prüfungsteils im so ge- nannten Hammerexamen, als Abschluss des Medizinstudi- ums nach dem PJ, bedeutet ei- ne Rückbesinnung auf das im Grunde genommen bewährte- re alte Staatsexamen. Dem Multiple-Choice-System bei der schriftlichen Prüfung wird allerdings immer noch ein zu hoher Stellenwert eingeräumt.

Die an die sechshundert Fra- gen sind am Krankenbett nur bedingt sinnvoll und enthalten sogar irreführende Theorien.

1982 zum akademischen Lehr- krankenhaus der Universität Düsseldorf ernannt, mussten wir schon damals in unserem Wuppertaler Krankenhaus St. Josef feststellen, dass der Wissensstand unseres ersten PJ-Jahrgangs für eine Tätigkeit am Krankenbett völlig unzu- reichend war. Gleichsam im Vorgriff auf die jetzige Lü- becker Initiative kombinierten wir deswegen die Stationsar- beit mit täglichen praxisbezo- genen Vorlesungen und Semi- naren (einschließlich zusätzli- cher Patientenvorstellungen).

Der Vormittag gehörte dem Stationsbetrieb, die Vorlesun- gen und Seminare fanden regelmäßig montags bis ein- schließlich freitags am Nach- mittag statt. Auf der inneren Abteilung mussten die dort tätigen PJ-Studenten außer- dem bei jeder Chefvisite einen

„Fall“ vorstellen und darüber examensmäßig berichten. Ich kann mich nicht erinnern, dass auch nur einer unserer PJler den Nachmittagsunterricht ge- schwänzt hätte, auch nicht dar- an, dass einer meiner Chefkol- legen, deren Oberärzte und Assistenten sich dem Unter- richt verweigert hätten. Dass sie bei uns nicht nur als lästiges fünftes Rad am Wagen mitlie- fen, dankten uns die Studenten mit der Gründung des „Ver- ein(s) der Freunde und Förde- rer der Studenten des Kran- kenhauses St. Josef, Wuppertal e.V.“, der zum festen Bestand- teil des Krankenhauses, bis zu dessen Umwandlung in ein Or- thopädiezentrum vor einigen Jahren, wurde . . .

Prof. Dr. med. F. H. Franken, Sonnhalde 18,

79104 Freiburg im Breisgau

Ausbildungssituation enorm verschlechtert

Ende 2000 versuchte eine Hand voll Kieler Ärzte, durch Einklagen der europäischen Arbeitszeitnorm unzumutbare Arbeitsbedingungen in ihrem Krankenhaus grundlegend zu ändern. Ziel war es unter an- derem auch, die unbefriedi- gende Ausbildungssituation für die jungen Ärztinnen und Ärzte zu verbessern . . . Inzwi- schen hat sich die Ausbil- dungssituation für den ärztli- chen Nachwuchs in den Kran- kenhäusern dramatisch ver- schlechtert. Durch die poli- tisch verordnete Budgetierung gezwungen, wurde weiter ärzt- liches Personal eingespart.

Gleichzeitig stiegen die Ver- sorgungsleistungen, und immer weitere bürokratische Verord- nungen führten zu einer enor- Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 31–32⏐⏐7. August 2006 AA2099

B R I E F E

Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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men Arbeitsverdichtung. Un- ter diesem finanziellen und zeitlichen Druck hat sich not- gedrungen eine absurde Ar- beitsteilung vollzogen: Chef-, Ober- und alterfahrene Fachärzte erledigen im Ak- kord die notwendige Funkti- onsdiagnostik, dicht gedrängte Operationsprogramme wer- den fast nur noch mit studenti- schen Hilfskräften abgearbei- tet, um die geforderten Fall- quoten erfüllen zu können.

Zumeist allein gelassen auf den Stationen mühen sich währenddessen die PJ-Studen- ten und jungen Facharztan- wärter mit der Erledigung ei- ner grotesk aufgeblähten Bürokratie und stupiden Rou- tinearbeiten ab. Selbst freiwil-

liges „learning by doing“ – natürlich unbezahlt und in der Freizeit – ist kaum mehr mög- lich. Noch kann die Mehrzahl der Krankenhäuser eine quali- tativ hochwertige medizini- sche Versorgung vorhalten.

Aber die Riege der erfahre- nen Ärzte ist überaltert und tritt in Kürze ab, viele aus Frust vorzeitig. Dann wird sich der jetzt schon spürbare Fach- arztmangel dramatisch ver- schärfen. Die Folgen dieser desolaten Ausbildungssituati- on, mangelhaftes Können und fehlende Erfahrung in wichti- gen Untersuchungstechniken und Behandlungsverfahren, sind vorhersehbar . . . Dr. med. Wolfhart Priesack, Wehdenweg 41, 24148 Kiel

gerem hat die GKV ein Ein- nahmeproblem: Allein zwi- schen November 2000 und November 2005 ist die Anzahl der sozialversicherungspflich- tig Beschäftigten um rund 1,7 Millionen (sechs Prozent) ge- sunken. Im Vorfeld des Haupt- stadtkongresses 2006 hat Kar- dinal Lehmann eine umfassen- de Reform des Gesundheitssy- stems angemahnt. Jedem, der Hilfe brauche, müsse Hilfe zu- kommen, aber heute gehe es darum, darauf zu verweisen, dass die Gemeinschaft solche Risiken zu tragen habe, die vom Einzelnen nicht getragen werden könnten. Subsidiarität soll individuelle Freiheit und Verantwortung vorrangig stel- len und tritt unter der Bedin- gung ein, dass der Einzelne in der Lage sein muss, die Pro- bleme und Aufgaben lösen zu können . . .

Dr. med. Joachim Weber, Geismarlandstraße 70, 37083 Göttingen

Vertragsärzte

Zu dem Beitrag „Hausärzte fordern eigene KV“ von Samir Rabbata in Heft 21/2006:

Leibeigenschaft

Ende der Leibeigenschaft?

Wir haben doch Kollegen, die auch wirkliche Ärzte sind, Ärzte für den Zahn. Im Deut- schen Ärzteblatt hört und liest man nichts von ihnen. Sie ha- ben eine eigene KV. Wann werden denn die Hausärzte aus der Leibeigenschaft ent- lassen?

Dr. med. Karl Bentele,In der Kürze 17, 73110 Hattenhofen

Von der KV gut vertreten

Endlich wieder ein Spaltungs- versuch in der Ärzteschaft.

Um es gleich voranzustellen:

ich bin hausärztlich tätiger In- ternist. Ich fühle mich von meiner KV recht gut vertreten und kann kein Arbeiten von rein fachärztlichen Kollegen meiner Umgebung auf meine Kosten erkennen. Im Gegen- teil: Bei den hier kaum noch zu bewältigenden Patienten-

zahlen pro Praxis werden durchaus fairerweise hausärztlich zu klärende Pro- bleme von Fachärzten mit be- sprochen. Passend auch die Kritik des Deutschen Haus- ärzteverbandes am juristi- schen Vorgehen von Kassen- ärztlichen Vereinigungen ge- gen das Barmer-Hausarztpro- gramm. Wie man sich doch für sinnlose Bürokratie gern ein- kaufen lässt! Auch hier sei klargestellt: Ich betreue selbst Patienten in diesem Pro- gramm (bin also auch „ge- kauft“), kann das Vorgehen gegen ein scheinbar nicht ein- mal juristisch abgeklopftes Bürokratiemonster (wenn auch nicht so aufwendig wie DMP) jedoch nur als legitim und erfreulich bezeichnen. Ich lehne eine eigene Hausarzt- KV oder weitere Geldver- nichtungs-Programme in Pra- xen ab – auch wenn sich dann u. a. die Herren Hoppenthal- ler und Kötzle schlechter pro- filieren können. Die gerade in letzter Zeit sichtbare gemein- same Kraft der Ärzteschaft sollte nicht aufs Spiel gesetzt werden.

Dr. Ulrich Flintzer, An der Marienkirche 2, 17033 Neubrandenburg

Interview

Zu dem „Status“-Interview mit Prof.

Dr. med. Erland Erdmann zum Thema

„Zu meiner Zeit ging es den Assisten- ten besser“ von Dr. med. Michael Feld in Heft 20/2006:

Der Unterschied

Prof. Dr. Erdmann sieht es als Problem an, dass die Besten zuerst ins günstigere Ausland gehen werden. Hier in Norwe- gen erzähle ich immer gern, was ich im PJ 1998 erlebt ha- be: Nach der Chefarztvisite kamen oft die Patienten zu uns PJlern und jungen Assi- stenzärzten und haben uns versichert, dass sie sich sehr gut aufgehoben fühlten bei uns und sie es toll fänden, dass wir trotz der vielen Arbeit im- mer so nett seien. Wir sollten es uns nicht so sehr zu Herzen nehmen, dass wir so runterge-

Ausländische Patienten

Zu dem Beitrag „Ausländische Kran- kenhauspatienten: Studie zeigt: Top- Service gefragt“ von Jens Juszczak und Mirjam Nöthen in Heft 20/2006:

GOÄ auf Englisch

Da bei Behandlungen von aus- ländischen Patienten oftmals auch die persönliche Betreu- ung durch den Klinikdirektor gewünscht wird, entsteht ne- ben der Abrechnung des Kran- kenhausträgers eine zusätzli- che Privatliquidation durch den Klinikdirektor. Da dessen Privatliquidation grundsätzlich nach der Gebührenordnung (GOÄ) zu erstellen ist, haben

die Privatärztlichen Verrech- nungsstellen, als besonderen Service, die GOÄ in die engli- sche Sprache übersetzt. Exem- plare der „German Medical Fee Index“ können bei jeder Ärztlichen Privatverrech- nungsstelle oder beim Verband der Privatärztlichen Verrech- nungsstellen gegen einen ge- ringen Unkostenbeitrag ange- fordert werden.

Udo Chadzelek,Ärztliche

PrivatVerrechnungsStelle Mosel/Saar e.V., Boxbergweg 3 a,

66538 Neunkirchen

GKV-Finanzreform

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Stein- brück statt Schmidt“ von Heinz Stüwe in Heft 21/2006:

Subsidiarität

Im deutschen Gesundheitswe- sen werden jährlich rund 250 Milliarden Euro umgesetzt.

Ein Großteil davon entfällt auf die Gesetzliche Kranken- versicherung, nämlich 145 Mil- liarden Euro . . . Die Anhe- bung der Mehrwertsteuer ab 2007 bedeutet Mehrbelastun- gen von etwa 800 Millionen Euro, die Absenkung des Bun- deszuschusses weitere 2,7 Mil- liarden Euro allein im näch- sten Jahr – ab 2008 sogar um 4,2 Milliarden Euro. Seit län- A

A2100 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 31–32⏐⏐7. August 2006

B R I E F E

Foto: Deutscher Infografikdienst

Referenzen

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