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Archiv "Einzug der Multiplikatoren" (29.01.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

THEMEN DER ZEIT

Z

ehn Jahre sind im Rahmen von zweitausend Jahren der Geschichte medizinischer Wissenschaften zwar ein Klacks, kein Grund zum Jubilieren.

Aber sie sind Anlaß, Rechen- schaft zu geben und über das zu- künftige Weitermachen nachzu- denken. Dies sagte Prof. Fried- rich Loew, früherer Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer und als solcher seinerzeit auch Leiter des ersten Interdisziplinären Fo- rums der Bundesärztekammer im Oktober 1976 bei der Eröff- nung des zehnten Forums am 22.

Januar in Köln.

Die Idee, die zu der Einführung des Forums geführt hat, habe sich als tragfähig erwiesen: in Verbindung mit den wissen- schaftlichen Fachgesellschaften im interdisziplinären Gespräch zu selektieren, was aus dem ständigen Fluß neuer wissen- schaftlicher Erkenntnisse und Verfahren jeweils bevorzugt in die allgemeine ärztliche Fortbil- dung hineingehen soll, und dies dann denjenigen, die überall im Lande Fortbildung betreiben, auch mitzugeben. Beseitigt sei- en inzwischen auch die Mißver- ständnisse der Anfangszeit: Man erkennt heute an, daß das Forum nicht ein zusätzlicher Fortbil- dungskongreß und damit eine Konkurrenz zu anderen Veran- staltungen ist, aber auch nicht eine Fortbildung in Fortbil- dungsdidaktik. Forum heißt ei- gentlich „Markt" — und die Ein- käufer kommen: die Einkäufer von Themen und von Referen- ten, eben die vielzitierten Multi- plikatoren. Wichtig sei, so Prof.

Loew, der jährlich erscheinende Berichtsband, den eigentlich je- der Arzt im Schrank haben müs- se: Nirgends sei Wissen, das nicht gerade das eigene Fachge- biet betrifft, so aktuell und so konzentriert zu finden. Die Wie- dergabe der Diskussionen werde beibehalten; sie machen immer- hin etwa die Hälfte des Stoffes aus. Der jetzt erschienene Band 1985/86 enthält erstmalig auch

Einzug der

Multiplikatoren

Zum zehnten Mal in Köln:

Interdisziplinäres Forum

„Fortschritt und Fortbildung in der Medizin"

englische Zusammenfassungen, so daß die Dokumentation in den internationalen Literaturspei- chern gesichert ist.

Ein bißchen Feierlichkeit gab es doch. Der Präsident der Bundes- ärztekammer Dr. Karsten Vilmar zeichnete den für die Fortbildung tätigen Geschäftsführenden Arzt der Bundesärztekammer Dr. Er- win Odenbach mit der Ernst-von- Bergmann-Plakette aus: Er war der Erfinder und Initiator dieser Veranstaltungsreihe. Dr. Vilmar gab in seiner Eröffnungsrede et- was Statistik bekannt: 77 Mode- ratoren haben in den vergange- nen Jahren bei 77 Themen 286 Referenten und 270 aktive Dis- kussionsredner geführt. Dies scheinen relativ kleine Zahlen zu sein. Aber die Teilnehmer er- arbeiten, was für den praktizie- renden Arzt relevant (oder auch obsolet) ist und verbreiten es weiter. Dr. Vilmar wies darauf hin, daß sogar ein gesundheits- politischer Effekt hinzukomme:

Die Ergebnisse der Forumsarbeit schlagen durch bis zu den medi- zinischen Orientierungsdaten, die der Ausgestaltung der ge- setzlichen Krankenversicherung dienen sollen.

1.1.

U

ber „Scientia et humanitas als Auftrag ärztlicher Fort- bildung" sprach der Bonner katholische Moraltheologe Prof.

Franz Böckle als interdisziplinä- rer Kenner der Probleme ärzt- licher Ethik. Sie sei heute gera- dezu ein Modethema, obwohl

allgemeine ethische Prinzipien an Gewicht verloren hätten. Ihre Bedeutung als gesellschaftliches Problem rühre her von der tech- nischen Revolutionierung in Me- dizin und Naturwissenschaften, die zur Spezialisierung, aber auch zum Verlust an Durch- schaubarkeit geführt habe, zum Fragwürdigwerden des Fort- schrittdenkens, zur Angst vor Gefahren aus den Naturwissen- schaften.

Wissen und Wahrheit galten im 18. Jahrhundert als Synonym;

man sah kein Problem in der Be- herrschung der Natur, weil für den Wissenschaftler die Schöp- fung und die Vernichtung der Natur nicht in seiner Hand la- gen, sondern in der Hand Gottes.

Im 19. Jahrhundert war die Um- gestaltung und Ausnutzung der Natur das Ziel; zwar bemerkte schon Humboldt, daß ein Uni- versalwissen in einem Kopf nicht mehr möglich war, doch die uni- versitas litterarum kann das Wis- sen als Ganzes noch beherber- gen.

3

m 20. Jahrhundert gelingt auch das nicht mehr, und das Wissenschaftsbewußtsein wandelt sich radikal: Wissen- schaft ist nicht mehr Wissen, sondern das Erarbeiten neuer Erkenntnisse, was die Wissen- schaft wertneutral macht. Und die ärztliche Identität spaltet sich auf: Es gibt den Arzt, der am Patienten tätig ist, und den For- scher, der nach Erkenntnis strebt. Das Ethos des einen be- ruht auf der Nächstenliebe, das des anderen ist das Ethos nütz- licher Rationalität. Aus dieser Spaltung sind die Kritik an der Hochleistungsmedizin, die Be- denken gegenüber der In-vitro- Fertilisation beispielsweise oder gegenüber der Gentechnologie entstanden. Ethische Appelle können die Spaltung nicht auf- heben, sagte Böckle. Man müsse aber zeigen, daß es keine unüberbrückbaren Gegensätze gibt: Hier spielt die Fortbildung eine besondere Rolle. bt Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 5 vom 29. Januar 1986 (15) 231

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