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Archiv "Wissenschaftlicher Beirat der BÄK zunehmend gefordert" (22.01.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

Wissenschaftlicher Beirat der BÄK

zunehmend gefordert

Nahezu verzehnfacht habe sich im vergangenen Jahrzehnt der Ar- beitsumfang des Wissenschaft- lichen Beirates der Bundesärzte- kammer, so sein Geschäftsführer, Dr. P. Erwin Odenbach. Im zuneh- menden Maße wenden sich Ge- richte an den Beirat, um insbeson- dere in Prozessen in höchster In- stanz angesichts der Kosten- dämpfung Informationen zur Wis- senschaftlichkeit umstrittener therapeutischer Methoden zu er- halten. Aber auch aus dem Aus- land treffen immer mehr Anfragen ein, zum Teil über die Botschaf- ten, wie Dr. Odenbach in der Ple- narsitzung des Beirates weiter darlegte, die am 14. Dezember un- ter dem Vorsitz von Prof. Dr.

Hanns Peter Wolff in Köln zusam- mengetreten war.

Ein aktuelles Beispiel für die Korn- missionsarbeit des Wissenschaft- lichen Beirates ist die Erarbeitung der Richtlinien zur In-vitro-Fertili- sation (IVF) und zum Embryo- transfer (ET) sowie zur Forschung an frühen menschlichen Embryo- nen. In der Kommission trafen die unterschiedlichsten Meinungen aufeinander; krasse Widersprü- che schienen zum Schluß noch sogar den Beschluß der Richtli- nien in Frage zu stellen.

Verhältnismäßig leicht konnte Übereinstimmung bei der IVF/ET erzielt werden, handelt es Sich doch um therapeutische Versu- che, die der Risiko-Nutzen-Abwä- gung unterliegen. Problemati- scher dagegen ist die Forschung an menschlichen Embryonen, da sich therapeutische Versuche und Forschung nur schwer abgrenzen lassen. Bei der Erarbeitung der Richtlinien wurden in der Kom- mission ethische Probleme in ei- ner Ausführlichkeit wie nie zuvor diskutiert. Schließlich konnte sich die Kommission doch einstimmig auf einen Kompromiß einigen,

dem der Beirat zustimmte und mit dem es sich leben ließe, so Prof.

Wolff.

Die verabschiedeten Richtlinien waren auch Arbeitsgrundlage der interministeriellen Bundestags- kommission, der „Benda"-Kom- mission, die nach 36 Sitzungen im November eine Vorlage erarbeite- te und diese an die gesetzgeben- den Gremien weiterleitete. Da- durch, daß die Richtlinien des Wissenschaftlichen Beirates im wesentlichen umgesetzt wurden, konnten, so BÄK-Präsident Dr.

Karsten Vilmar, viel stringentere Gesetze verhindert werden. Über- dies ließen sich Richtlinien schneller an die Gegebenheiten anpassen als Gesetze. Zudem er- möglichen die Heilberufgesetze Sanktionen, zumal bei der Eient- nahme immer Ärzte beteiligt sei- en. Nur die Leihmutterschaft, der Embryonenhandel, die Klonie- rung und die Chimärenbildung müßten strafrechtlich untersagt werden.

Auch habe die Arbeit des Beirates den Weltärztebund entscheidend beeinflußt, dessen Richtlinien zur IVF/ET inhaltlich denen des Beira- tes sehr ähneln. Jedoch seien die ethischen Aspekte in den interna- tionalen Richtlinien weitaus weni- ger ausführlich diskutiert.

Während der Plenarsitzung des Wissenschaftlichen Beirates be- richteten die Arbeitskreise des Beirates über den Stand ihrer Ar- beiten. So werden in einem Ar- beitskreis die aus dem Jahre 1982 stammenden Kriterien des Hirnto- des wegen methodischer Fort- schritte erweitert und sollen ver- mutlich in den nächsten Monaten verabschiedet werden. Bis Mitte des Jahres sollen ergänzte und überarbeitete Richtlinien zur Blut- gruppenbestimmung und Blut- transfusion folgen, kündigte Bei- ratsvorsitzender Prof. Wolff an.

Möglicherweise können bereits im Februar abschließende Thesen und Empfehlungen zur Krebsepi- demiologie erwartet werden.

Gegen die Absicht des Vorstands beschloß das Plenum, die Arbeit des Arbeitskreises Pränatale Dia- gnostik doch nicht einzustellen.

Vielmehr sollen möglichst bald modifizierte Empfehlungen erar- beitet werden, um einer Prozeß- welle über Geburtsfehler gewapp- net zu sein, wie sie derzeit in den USA beobachtet wird.

Neue Arbeitskreise des Wissen- schaftlichen Beirates der Bundes- ärztekammer sollen sich mit dem Für und Wider der Akupunktur so- wie der Frischzellen- und Sauer- stofftherapie beschäftigen. Frag- lich ist noch, ob ein Arbeitskreis das vorhandene umfangreiche In- formationsmaterial über AIDS sichtet und zusammenfaßt. jv

Pressearbeit der Wissenschaftlichen Fachgesellschaften kommt voran

Das unter journalistischer Leitung stehende Büro des „Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit der Wissen- schaftlichen Medizinischen Fach- gesellschaften e. V." in Düssel- dorf hat seit seiner Gründung im Januar vorigen Jahres bei sparsa- men personellen und finanziellen Mitteln eine beachtliche Aufbau- arbeit leisten können.

Für die Vorstandsgremien der Wissenschaftlichen Medizini- schen Fachgesellschaften ist be- reits die Information über die the- matischen Schwerpunkte der Be- handlung medizinischer Themen in den Medien von großer Bedeu- tung, da sie ihre eigenen Aktivitä- ten auf diese Beobachtungen stützen können. Die Zusammenar- beit mit der Pressestelle der deut- schen Ärzteschaft hat sich dabei bewährt: Sie wird nun weiterhin durch eigene Medienauswertung ergänzt werden. Schon jetzt wer- den in großer Zahl Anfragen von Redaktionen und Journalisten be- arbeitet. Je bekannter diese Ein- 172 (28) Heft 4 vom 22. Januar 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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KURZBERICHTE

richtung wird, desto stärker wird auch diese Inanspruchnahme werden.

Die eigenen Pressekonferenzen anläßlich der Therapiewoche in Karlsruhe zum Thema „Novelle des Tierschutzgesetzes" und an- läßlich der Medica in Düsseldorf zum Thema „Alkoholismus" ha- ben im vergangenen Jahr Reso- nanz sowohl in der medizinischen Fachpresse als auch in den Publi- kums-Medien bewirkt.

In den Fachgesellschaften selbst wird oft unterschätzt, daß Ent- scheidungen in der Forschungs- politik vielfach von der emotiona- len Berichterstattung der Boule- vardpresse abhängiger sind als von den fachkundigen Ausführun- gen in der wissenschaftlichen und in der seriösen Presse. — Beson- ders wichtig können die Dienstlei- stungen der Düsseldorfer Einrich- tung für jene wissenschaftlichen Gesellschaften sein, die selbst keinerlei Öffentlichkeitsarbeit be- treiben und dies auch anläßlich ih- rer Jahrestagungen nicht tun. Hier kann die zentrale Einrichtung mit fachkundigem Rat eine relativ breite Handlungslücke in vielen wissenschaftlichen Fachgesell- schaften schließen helfen.

Für die weitere Arbeit des Zen- trums für Öffentlichkeitsarbeit der Wissenschaftlichen Medizini- schen Fachgesellschaften wird es von großer Bedeutung sein, daß aus den wissenschaftlichen Fach- kreisen und von den Forschern selbst nicht nur thematische Anre- gungen gegeben werden, son- dern diese zugleich mit Material- aufbereitungen verbunden wer- den, da die Einrichtung selbst den Medizin- und Wissenschaftsjour- nalisten keine Konkurrenz zu ma- chen gedenkt, sondern sich als Clearingstelle versteht, die aller- dings die Redaktionen der Me- dien auch unmittelbar wird an- sprechen müssen, wenn es um forschungspolitische Stellung- nahmen der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaf-

ten geht. VD

Perinatal-Erhebungen:

Kein Datenfriedhof

Die Zahl der Kliniken, die sich an den statistischen Erhebungen zur Qualitätssicherung in der Ge- burtshilfe beteiligen, ist seit dem Jahre 1984 von 500 auf 759 ange- wachsen, so daß jetzt rund 380 000 Geburten —1984 waren es noch 290 000 — erfaßt werden kön- nen. Beim Dritten Münchner Peri- natal-Gespräch Ende November stellte man auch mit Freude fest, daß die Geburtshelfer, Kinderärz- te, Statistiker und Vertreter ärzt- licher Körperschaften, die der Einladung der Bayerischen Ärzte- kammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns Folge gelei- stet hatten, diesmal aus allen Bun- desländern nach München ge- kommen waren.

War es 1975, als mit der Münchner Perinatal-Studie der Startschuß zur planmäßigen Qualitätsförde- rung in der Geburtshilfe fiel, noch um das großräumige Abstecken des Arbeitsfeldes gegangen, so hat sich jetzt, ohne daß darüber die Großräumigkeit vernachläs- sigt worden wäre, eine Verfeine- rung der Werkzeuge in den Vor- dergrund geschoben.

Das ist ein weiteres Indiz dafür, daß der von Professor Hans Kon- rad Selbmann, Abteilung für me- dizinische Dokumentation und Datenverarbeitung der Universität Tübingen, seinerzeit als „kurz und abschüssig" bezeichnete Weg zwischen Informationsquelle und Datenfriedhof niemals eine ernst- hafte Gefahr bedeutet hat. Kurz- berichte aus den Bundesländern (den 1985 hinzugekommenen Ländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland schließt sich als letztes jetzt auch Berlin an) ließen zwar unter- schiedliche Fortschritte, aber überall gleichgerichtete und er- folgversprechende Aktivitäten er- kennen.

Aus den Berichten ging hervor, daß die in München aufgestellten

Themen, wenn auch mit unter- schiedlicher Gewichtung, in allen Bundesländern ähnlich wichtige Rollen spielen. Zum Beispiel: der Datenschutz, eine Neugestaltung des Erhebungsbogens und seine Angleichung an den neuen Mut- terpaß, Sonderauswertungen, die Möglichkeiten wissenschaftlich relevanter Aufschlüsse, die in den Ländern jeweils zweckmäßigsten Formen von Organisation und Fi- nanzierung der Perinatal-Erhe- bungen, die Weitergabe von Pro- grammen, der Einbau gewonne- ner Erkenntnisse in die fachge- bundene, aber auch in die allge- meine ärztliche Fortbildung und — eine Aufgabe von zunehmender Bedeutung! — die Zusammenfüh- rung der Daten im gemeinsamen Interesse von Geburtshelfern und Klinik-Pädiatern.

Zu den Erfolgszahlen, die beim Dritten Münchner Perinatal-Ge- spräch bekanntgegeben wurden, gehört an erster Stelle, daß der Einsatz neuer Erkenntnisse, die bei den Erhebungen gewonnen und von den beteiligten Kliniken und Ärzten in Aktivitäten umge- setzt wurden, die perinatale Sterblichkeit in der Bundesrepu- blik Deutschland, bezogen auf tausend Geburten, von 13,7 im Jahr 1978 auf 7,8 im vorigen Jahr verringert hat. Die Bundesrepu- blik ist als Folge dieser Abwärts- bewegung im europäischen Ver- gleich in die Gruppe der Länder mit der geringsten Sterblichkeits- quote aufgerückt. Hinter skandi- navischen Ländern und der Schweiz nimmt sie jetzt den vier- ten Platz ein.

Ließen sich alle anderen Punkte der Tagesordnung im Wechsel von Referat und Aussprache ab- handeln, so sah sich die Ver- sammlung genötigt, ihren erfah- rungsbedingten Auffassungen über den Datenschutz im Perina- talbereich durch eine Entschlie- ßung Nachdruck zu verleihen.

„Überzogene Datenschutz-Maß- nahmen", heißt es darin, dürften das Ziel der Erhebungen, nämlich die Qualitätssicherung geburts- Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 4 vom 22. Januar 1986 (31) 173

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