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Archiv "Perinatal-Erhebungen: Kein Datenfriedhof" (22.01.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

richtung wird, desto stärker wird auch diese Inanspruchnahme werden.

Die eigenen Pressekonferenzen anläßlich der Therapiewoche in Karlsruhe zum Thema „Novelle des Tierschutzgesetzes" und an- läßlich der Medica in Düsseldorf zum Thema „Alkoholismus" ha- ben im vergangenen Jahr Reso- nanz sowohl in der medizinischen Fachpresse als auch in den Publi- kums-Medien bewirkt.

In den Fachgesellschaften selbst wird oft unterschätzt, daß Ent- scheidungen in der Forschungs- politik vielfach von der emotiona- len Berichterstattung der Boule- vardpresse abhängiger sind als von den fachkundigen Ausführun- gen in der wissenschaftlichen und in der seriösen Presse. — Beson- ders wichtig können die Dienstlei- stungen der Düsseldorfer Einrich- tung für jene wissenschaftlichen Gesellschaften sein, die selbst keinerlei Öffentlichkeitsarbeit be- treiben und dies auch anläßlich ih- rer Jahrestagungen nicht tun. Hier kann die zentrale Einrichtung mit fachkundigem Rat eine relativ breite Handlungslücke in vielen wissenschaftlichen Fachgesell- schaften schließen helfen.

Für die weitere Arbeit des Zen- trums für Öffentlichkeitsarbeit der Wissenschaftlichen Medizini- schen Fachgesellschaften wird es von großer Bedeutung sein, daß aus den wissenschaftlichen Fach- kreisen und von den Forschern selbst nicht nur thematische Anre- gungen gegeben werden, son- dern diese zugleich mit Material- aufbereitungen verbunden wer- den, da die Einrichtung selbst den Medizin- und Wissenschaftsjour- nalisten keine Konkurrenz zu ma- chen gedenkt, sondern sich als Clearingstelle versteht, die aller- dings die Redaktionen der Me- dien auch unmittelbar wird an- sprechen müssen, wenn es um forschungspolitische Stellung- nahmen der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaf-

ten geht. VD

Perinatal-Erhebungen:

Kein Datenfriedhof

Die Zahl der Kliniken, die sich an den statistischen Erhebungen zur Qualitätssicherung in der Ge- burtshilfe beteiligen, ist seit dem Jahre 1984 von 500 auf 759 ange- wachsen, so daß jetzt rund 380 000 Geburten —1984 waren es noch 290 000 — erfaßt werden kön- nen. Beim Dritten Münchner Peri- natal-Gespräch Ende November stellte man auch mit Freude fest, daß die Geburtshelfer, Kinderärz- te, Statistiker und Vertreter ärzt- licher Körperschaften, die der Einladung der Bayerischen Ärzte- kammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns Folge gelei- stet hatten, diesmal aus allen Bun- desländern nach München ge- kommen waren.

War es 1975, als mit der Münchner Perinatal-Studie der Startschuß zur planmäßigen Qualitätsförde- rung in der Geburtshilfe fiel, noch um das großräumige Abstecken des Arbeitsfeldes gegangen, so hat sich jetzt, ohne daß darüber die Großräumigkeit vernachläs- sigt worden wäre, eine Verfeine- rung der Werkzeuge in den Vor- dergrund geschoben.

Das ist ein weiteres Indiz dafür, daß der von Professor Hans Kon- rad Selbmann, Abteilung für me- dizinische Dokumentation und Datenverarbeitung der Universität Tübingen, seinerzeit als „kurz und abschüssig" bezeichnete Weg zwischen Informationsquelle und Datenfriedhof niemals eine ernst- hafte Gefahr bedeutet hat. Kurz- berichte aus den Bundesländern (den 1985 hinzugekommenen Ländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland schließt sich als letztes jetzt auch Berlin an) ließen zwar unter- schiedliche Fortschritte, aber überall gleichgerichtete und er- folgversprechende Aktivitäten er- kennen.

Aus den Berichten ging hervor, daß die in München aufgestellten

Themen, wenn auch mit unter- schiedlicher Gewichtung, in allen Bundesländern ähnlich wichtige Rollen spielen. Zum Beispiel: der Datenschutz, eine Neugestaltung des Erhebungsbogens und seine Angleichung an den neuen Mut- terpaß, Sonderauswertungen, die Möglichkeiten wissenschaftlich relevanter Aufschlüsse, die in den Ländern jeweils zweckmäßigsten Formen von Organisation und Fi- nanzierung der Perinatal-Erhe- bungen, die Weitergabe von Pro- grammen, der Einbau gewonne- ner Erkenntnisse in die fachge- bundene, aber auch in die allge- meine ärztliche Fortbildung und — eine Aufgabe von zunehmender Bedeutung! — die Zusammenfüh- rung der Daten im gemeinsamen Interesse von Geburtshelfern und Klinik-Pädiatern.

Zu den Erfolgszahlen, die beim Dritten Münchner Perinatal-Ge- spräch bekanntgegeben wurden, gehört an erster Stelle, daß der Einsatz neuer Erkenntnisse, die bei den Erhebungen gewonnen und von den beteiligten Kliniken und Ärzten in Aktivitäten umge- setzt wurden, die perinatale Sterblichkeit in der Bundesrepu- blik Deutschland, bezogen auf tausend Geburten, von 13,7 im Jahr 1978 auf 7,8 im vorigen Jahr verringert hat. Die Bundesrepu- blik ist als Folge dieser Abwärts- bewegung im europäischen Ver- gleich in die Gruppe der Länder mit der geringsten Sterblichkeits- quote aufgerückt. Hinter skandi- navischen Ländern und der Schweiz nimmt sie jetzt den vier- ten Platz ein.

Ließen sich alle anderen Punkte der Tagesordnung im Wechsel von Referat und Aussprache ab- handeln, so sah sich die Ver- sammlung genötigt, ihren erfah- rungsbedingten Auffassungen über den Datenschutz im Perina- talbereich durch eine Entschlie- ßung Nachdruck zu verleihen.

„Überzogene Datenschutz-Maß- nahmen", heißt es darin, dürften das Ziel der Erhebungen, nämlich die Qualitätssicherung geburts- Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 4 vom 22. Januar 1986 (31) 173

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Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft gibt bekannt

Vertriebsstop für „Carnivora" parenteral und Einschränkungen für „Carnivora VF" oral

Das Bundesgesundheitsamt hat mit Bescheid vom 14. Ja- nuar 1986 das Ruhen der Zu- lassung für die Injektionsform von Carnivora angeordnet.

Dieser vorläufige Vertriebs- stop ist bis Ende 1986 befri- stet. Im Rahmen einer klini- schen Prüfung darf Carnivora jedoch unter den hierfür im Arzneimittelgesetz vorgese- henen Bedingungen auch weiterhin zur Verfügung ge- stellt werden.

In den letzten Monaten wur- den gehäuft erhöhte Körper- temperatur, Schüttelfrost und Kreislaufreaktionen bis zu Kollaps und Schock berichtet.

Die Vorfälle waren in dieser Häufigkeit und Schwere bei der Zulassung des Arzneimit- tels noch nicht bekannt. Sie treten nach Angaben des pharmazeutischen Unterneh- mers bei nahezu zwei Drittel der behandelten Patienten auf. Davon sei die Hälfte der Fälle schwerwiegend. Ange- sichts dieses Risikos ist der Vertrieb des Arzneimittels im Hinblick auf die bisher dürfti- gen Erkenntnisse zur Wirk- samkeit des Präparates nicht länger zu rechtfertigen.

Die weiter präzisierte Anwen- dung der oralen Applikations- form von Carnivora erscheint derzeit nur deshalb vertret- bar, weil die unerwünschten Wirkungen überwiegend bei der parenteral anzuwenden-

den Form berichtet worden sind. Es ist aber derzeit — auch im Hinblick darauf, daß bisher beide Applikationsformen häufig kombiniert wurden und eine Zuordnung aufgetre- tener Nebenwirkungen in Ein- zelfällen sehr schwierig ist — nicht unwahrscheinlich, daß Nebenwirkungen auch auf die orale Form zurückzuführen sind. Diesem Risiko wird mit der Präzisierung der Anwen- dung und der Aufnahme der Nebenwirkungen in die Infor- mation von Carnivora VF Rechnung getragen.

Die Packungsbeilage von Carni- vora VF (oral) wird mit Wirkung vom 1. Februar 1986 wie folgt ge- ändert:

„Zur Behandlung maligner Er- krankungen, wenn alle sonst ver- fügbaren konventionellen Thera- pien versagt haben" (Abschnitt

„Anwendungsgebiete" der Pak- ku ngsbeilage)

„Carnivora VF darf nur angewen- det werden, wenn dem derzeiti- gen Stand der Wissenschaft ent- sprechende konventionelle The- rapien erfolglos geblieben sind.

Es liegen keine Erkenntnisse vor, die eine Abschätzung von uner- wünschten Wirkungen von Carni- vora VF auf die Leibesfrucht er- möglichen. Daher ist bei der Ver- abreichung während der Schwan- gerschaft Vorsicht geboten (Ab- schnitt „Gegenanzeigen der Pak- kungsbeilage")

„Gesichtsrötung, Kopfschmer- zen, Atemnot, Übelkeit und Erbre- chen" (Abschnitt „Nebenwirkun- gen" der Packungsbeilage).

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

hilflichen Handelns, nicht gefähr- den. Dies gelte vor allem für die Empfehlung der Datenschützer, im Erhebungsbogen anstelle der vierstelligen Postleitzahl nur noch die ersten beiden Stellen zu ver- wenden. Eine zweistellige Leit- zahl reiche nicht mehr aus, die Grenzen eines Bundeslandes ab- zustecken, so daß sich die Re- präsentativität (Flächendeckung) der Geburten eines Bundeslandes nicht mehr feststellen lasse und organisatorische Maßnahmen zu deren Verbesserung nicht mehr eingeleitet werden könnten.

Ebensowenig könnten künftig, trotz vorliegender Wünsche der Kliniken, deren Einzugsbereiche ermittelt werden: „Dies wäre um so bedauerlicher, als den Ge- burtskliniken eine gewisse Ver- antwortung für die Qualität der geburtshilflichen Versorgung in ihrer Umgebung obliegt."

Warum sie bestimmte Empfehlun- gen der Datenschutz-Beauftrag- ten als „überzogen" empfinden müssen, teilten die Münchner Ge- sprächsteilnehmer den Trägern der Erhebungen im zentralen Satz ihrer Entschließung mit: „Von An- fang an wurde von den für die Perinatal-Erhebung Verantwort- lichen dem Datenschutz größte Bedeutung beigemessen, die sich in der Tatsache äußert, daß in den letzten zehn Jahren bei mehr als einer Million dokumentierter Ge- burten keinerlei Mißbrauch perso- nenbezogener Daten vorgekom- men ist."

Ärzte und Statistiker rechneten bei dem Gespräch in München da- mit, daß sich die Datenschützer zu einem größeren Verständnis der Perinatal-Dokumentationen durchringen werden — zumindest aber damit, daß die weitestgehen- de der von Professor Selbmann zur Diskussion gestellten Reaktio- nen auf datenschützerische Be- hinderungen nicht zum Zuge kommen wird. Nämlich die, „kei- ne Perinatal-Erhebungen mehr durchzuführen, weil der beste Da- tenschutz darin besteht, keine Da- ten zu erheben". Kurt Gelsner

Früherkennung:

Ärztliches Angebot noch verstärken

BONN. Bei einer gemeinsamen Sit- zung im Rahmen des Gesamtpro- gramms zur Krebsbekämpfung ha- ben die Arbeitsgruppen „Gesund- heitliche Aufklärung" und „Früher- kennung und Diagnostik" des Bun- desgesundheitsministeriums noch einmal die Bedeutung der Krebs- früherkennung unterstrichen. Sie stelle einen der wichtigsten Berei- ,

che der Krebsbekämpfung dar, de- ren Effektivität durch eine höhere Beteiligung an den Früherken- nungsprogrammen gesteigert wer- den könnte.

Dazu müßte das Angebot des Pro- gramms durch niedergelassene Ärzte, besonders durch Allgemein- ärzte, verstärkt werden. Die Arbeits- gruppen halten es für möglich, daß die Ärzte durch Ansprache und Mo- tivation ihrer Patienten eine Beteili- gung an der Früherkennung von 50 Prozent der Anspruchsberechtigten erreichen könnten. EB 174 (32) Heft 4 vom 22. Januar 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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