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Heute auf Seite 3: Frieden für Europa

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UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND

Jahrgang 37 — Folge 12 Erscheint wöchentlich

Postvertriebsstück. Gebühr bezahlt

22. März 1986

Landsmannschaft Ostpreußen e. V.

Parkallee 84/86, 2000 Hamburg 13

C5524C

Innerdeutsche Beziehungen:

Mit wem will die DDR Politik machen?

Bundesminister Windelen: Vertragsentwürfe und Verträge sind ausschließlich der Regierung vorbehalten

Bundesminister Heinrich Windelen hat zum ge- genwärtigen Stand der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR Stellung genommen und dabei der SPD vorgeworfen, durch ihre Nebenaußenpolitik die deutschlandpoliti- schen Bemühungen der Bundesregierung zu behin- dern. »Für die Bundesregierung ist diese Nebenpoli- tik eher eine Belastung, ich meine auch für die in- nerdeutschen Beziehungen", sagte Minister Winde- len zu den Versuchen der Sozialdemokraten, an der Regierung vorbei eine eigene Deutschlandpolitik mit der SED zu entwickeln; und weiter:

„Es ist für uns gar nicht nützlich, daß die SPD in zunehmendem Maße Forderungen der DDR über- nimmt und vertritt Und auch die DDR muß sich schließlich fragen, mit wem sie ihre Politik machen will; mit der g e w ä h l t e n Regierung, die sich auf eine klare Mehrheit stützt, oder mit der Opposition. Wir brauchen die Vermittlung durch die SPD nicht Wir haben auf vielen Ebenen Vertrags- und Ge- sprächskontakte. Diese Politik hat Ja auch Ergeb- nisse gebracht Das h e i ß t die SPD ist nicht Promo- tor innerdeutscher Politik, sondern eher Stören- fried."

In diesem Zusammenhang äußerte sich Winde- len auch zu den provokativen Vorschlägen der SPD und der Grünen, das Wiedervereinigungsgebot im Grundgesetz als anachronistisch abzuschaffen:

„Über lange Jahre hinweg war wenigstens die Deutschlandpolitik in den Grundpositionen nicht kontrovers, sondern von allen Parteien gemeinsam getragen. Dies hat sich jetzt leider geändert, und zwar nicht in Randfragen, sondern in den Kernfra- gen, in der Frage, die durch unsere Verfassung und der Präambel des Grundgesetzes bindend festge- legt ist. Ich finde es schlimm, daß wir ohne die Betrof- fenen, die 17 Millionen, zu fragen, auf Rechte ver- zichten oder daß es bei uns Menschen gibt, die ohne die 17 Millionen zu fragen, auf deren Rechte ver- zichten, die nicht zu unserer Disposition stehen. Das Selbstbestimmungsrecht der Deutschen steht nur zur Disposition der Deutschen selbst. Ich kann mir nicht denken, daß die Bewohner der DDR damit ein- verstanden sind, daß wir sie ausbürgern. Dies kommt für diese Bundesregierung nicht in Betracht.

Wir werden uns mit aller Entschiedenheit gegen derartige Tendenzen zur Wehr setzen."

Auch die sicherheitspolitischen Gespräche der SPD mit der SED werden von Windelen kritisch ge- würdigt. Gegen Gespräche sei nichts einzuwenden, meinte der Minister, aber die SPD sei weitergegan- gen und habe Vertragsentwürfe vereinbart und sogar Verträge abgeschlossen. Dies könne aber aus vielen Gründen nicht Aufgabe der Opposition sein.

. Eine Opposition, die sich selbst ernst nimmt", sagte Windelen, »versteht sich als die Regierung von morgen. Eine Regierung von morgen wäre dann also an das gebunden, was sie in der Zeit der Opposition bereits vereinbart hätte. Sie hätte keinen Verhand- lungsspielraum mehr. Sie könnte nur noch ratifizie- ren, was sie als Opposition vereinbart hat. Ich halte dies nicht für sehr verantwortungsbewußt."

Auf die Frage, was er von Begegnungen der bei- den deutschen Außenminister halte, so wie es von Honecker in seinem „ Z e i t M n t e r v t e w angeregt worden sei, antwortete Windelen: „Wir haben bei uns eine klare Aufgabenverteilung. Der Außenmi- nister ist für Außenpolitik zuständig, der inner- deutsche Minister für innerdeutsche Politik. Vertei- lungsfragen sind in der genannten Weise durch die beiden Beauftragten geregelt Darüber hinaus gibt es eigentlich keinen Bedarf zu weiteren Kontak- ten."

Aus dem Inhalt

N A T O : Verteidigungskonzept

. 2 Vor 175 Jahren wurde

, 9 Ein Geschenk von König

10 10 Wiedersehen in Damp

. 11 . 11 Mitteldeutschland: Zwang zur

Einheit — Wille zur Macht . . . 13 13 Geheimnisse aus dem Reich

. . 20 . . 20

Oberschlesien 1921: Die Deutschen, quer durch alle Parteien, protestierten gegen die polni- schen Annexionsgelüste, forderten Recht und Selbstbestimmung und bekannten sich zu Deutschland Foto Archiv

Blick nach Bonn:

Schilys Coup gegen den Kanzler

Ermittlungsverfahren als Weichenstellung für Wahlen gedacht?

Ende der vergangenen W o c h e ist der Grü- ne-Abgeordnete Schily aus dem Bundestag ausgeschieden. Er „rotierte" — wie es das Ge- setz seiner Partei befiehlt. Nicht ohne vorher noch insofern von sich reden gemacht z u haben, als er Anzeigen gegen den Bundeskanz- ler erstattet hat, und zwar wegen angeblicher uneidlicher Falschaussage i m Rahmen der Parteispendenverfahren. Zwar haben die Staatsanwaltschaften i n Koblenz und jetzt auch i n Köln das Ermittlungsverfahren einge- leitet, doch gilt auch für den Kanzler die U n - schuldsvermutung, ganz abgesehen davon, daß allein eine vorsätzliche Falschaussage strafbar wäre.

Doch ganz u n a b h ä n g i g hiervon ist wohl un- bestreitbar, d a ß diese Anzeigen z u einem Zeitpunkt gestartet werden, die schwerlich an einen unpolitischen Zufall glauben lassen und der N i e d e r s ä c h s i s c h e Ministerpräsident A l - brecht hat denn auch den Verdacht geäußert, daß die i n Nordrhein-Westfalen regierenden Sozialdemokraten bei der Eröffnung des Er- mittlungsverfahrens ihre Hand im Spiel ge- habt haben k ö n n t e n . »Die Methode", so A l - brecht, »die von den G r ü n e n und der SPD an- gewendet wird, ist unter aller Sau." E i n sehr hartes Wort, für das die Union glaubt, auch be- rechtigte Vermutungen zu haben.

Es ist schwerlich zu bestreiten, d a ß die Be- handlung, die der Kanzler in einem nicht unbe- t r ä c h t l i c h e n Teil der Medien findet, i n einem krassen Gegensatz steht zu den Erfolgen, die seine Regierung hinsichtlich der Ordnung der Staatsfinanzen und des wirtschaftlichen W o h l - ergehens unserer Bundesrepublik aufzuwei- sen h a t Gerade auf diesen Gebieten wird die

Leistung der Regierung Kohl insbesondere i m Ausland anerkannt und wenn die Prognosen für das Jahr 1986 stimmen, ist mit einer weite- ren Aufwärtsentwicklung zu rechnen.

Die Opposition, insbesondere die »Grünen", haben ein gesteigertes Interesse daran, die wirtschaftlichen Erfolge der Regierung Kohl abzufangen und hier dürften die Anzeigen gegen den Kanzler nicht ungelegen kommen.

Bekanntlich ist die Staatsanwaltschaft eine weisungsgebundene Behörde. W e n n es zutref- fend sein sollte, d a ß die Bonner Staatsanwalt- schaft nach Prüfung der Strafanzeige Schilys zunächst die Absicht hatte, kein Ermittlungs- verfahren gegen Kohl einzuleiten und diese Veranlassung erst dann getroffen hat, nach- dem die Generalstaatsanwaltschaft eine ent- sprechende Weisung erteilt hatte, dann aller- dings wird z u prüfen sein, ob die Bonner Staatsanwaltschaft tatsächlich letztlich — wenn auch indirekt — durch den N R W - S P D - Justizminister veranlaßt wurde. Zumal, wie es in der „Welt" unter Hinweis auf den Fall Lambsdorff heißt: »Nach Einwirkung von oben Verschärfung der Anklage."

Dieser Komplex verdient sicherlich ebenso Aufklärung wie der dem Kanzler unterstellte Verdacht. V o r allen Dingen sollten — wenn solche gegeben sind — alle Z u s a m m e n h ä n g e aufgeklärt und so das Vertrauen des Bürgers in den Rechtsstaat erhalten bleiben. Es darf unter keinen U m s t ä n d e n ein politisches Komplott gegen den Kanzler geben mit dem Ziel, hier- durch bereits die Wahlen des Jahres 1986 und die Bundestagswahl 1987 zu beeinflussen.

Gernot Mönker

Blick in die Geschichte:

Die Kette

des Unrechts

H . W — Niemand wird bestreiten wollen, daß die Misere unserer Zeit nicht zuletzt dar- auf zurückzuführen ist, d a ß es auch nach dem Zweiten Weltkrieg bisher nicht gelungen ist, eine Lösung zu finden, mit einem Schlußstrich unter die Vergangenheit einer besseren und friedvolleren Zukunft zwischen den Völkern einen W e g zu bereiten. Dabei h ä t t e man e i - gentlich aus der Vergangenheit lernen und hieraus erkennen können, daß einmal gesetz- tes Umecht immer wieder erneut Umecht zeugt und die W e l t weniger dem verdienten Frieden, statt dessen aber einer Katastrophe näherbringt.

Polnische Aktivität

A u s der Zahl mahnender und warnender Beispiele hebt sich der 20. März 1921 heraus, ein Datum, das vier Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ausweist, d a ß die A l l i i e r - ten wenig daran dachten, die i n den Punkten des US-Präsidenten W i l s o n enthaltenen Ge- danken auch für die Deutschen anzuwenden.

Das nach dem Zusammenbruch des Zarenrei- ches in Paris aktive Komitee polnischer Natio- nalisten unter Roman Dmowski erhob die For- derung nach einem u n a b h ä n g i g e n polnischen Staat, der die »Gebiete mit polnischer Bevölke- rung umfassen" sollte. Der Aktivität dieser polnischen Nationalisten folgend, wurde i n Versailles den deutschen Vertretern zur Kenntnis gegeben, d a ß Oberschlesien ohne Abstimmung an Polen fallen sollte.

Trotz Abstimmung

W e n n es dann noch zu einer Abstimmung kam, so lag dies in den massenhaften Protesten der Bevölkerung begründet, die letztlich eine Volksbefragung erzwang, die unter alliierter Kontrolle durchgeführt werden sollte. W ä h - rend die Grenze zu Deutschland geschlossen wurde, fielen die Schranken z u Polen und 15000 alliierte Soldaten ü b e r n a h m e n den

»Schutz" Oberschlesiens, wobei anzumerken wäre, daß sich hierunter allein 13 000 Franzo- sen befanden, deren Führung unzweifelhaft auf seiten der Polen stand, die von dem seit 1903 dem Deutschen Reichstag als polnischer Abgeordneter a n g e h ö r e n d e n Wojciech Kor- fanty repräsentiert wurden. Bereits 1919 und 1920 hatte Polen versucht, i n bewaffneten Aufständen sein Ziel zu erreichen. Selbst Ita- liens Ministerpräsident Francesco Nitti be- merkte bitter, d a ß alle Gewalttaten, die i n Oberschlesien begangen wurden, das Ziel hat- ten, ein günstiges Abstimmungsergebnis für Deutschland zu verhindern. Sie waren, wie Nitti sagte, »von langer Hand vorbereitet."

Trotz eines unvorstellbaren Terrors entschie- den sich die Oberschlesier mit großer Mehr- heit für den Verbleib i n Deutschland. A m 20.

März 1921, vor jetzt 65 Jahren, befürworteten 60 Prozent der abstimmenden Oberschlesier den Verbleib ihrer Heimat beim Deutschen Reich. Hier wurde über das Selbstbestim- mungsrecht einfach hinweggegangen. Selbst nach dem Ergebnis vom 20. März versuchte Polen es noch einmal mit Gewalt. Der blutigste polnische Angriff brach am 3. M a i 1921 los und ist mit d e m Abwehrerfolg der deutschen Selbstschutzverbände, der i n dem Namen Annaberg symbolisiert ist, verbunden. A m 15.

(2)

Politik

I M S £Xtpmi6mb!ait 22. März 1986 — Folge 12 — Seite 2 Mai 1922 entschied der Völkerbund im Genfer

Abkommen die Teilung Oberschlesiens.

Heute, 65 Jahre später, stellen wir fest, daß, was die Anwendung des Selbstbestimmungs- rechts angeht, die Lage in Europa sich nicht gebessert, sondern letztlich verschlimmert hat. Trotz Charta der Vereinten Nationen und trotz der KSZE-Akte von Helsinki werden den Deutschen im polnischen Machtbereich die Menschenrechte vorenthalten, darunter die 800 000 Deutschen, die heute noch in Ober- schlesien leben und für die es weder Mei- nungs- noch Versammlungsfreiheit gibt.

Man sollte nicht nur den Eindruck er- wecken, als werde einer Vertreibung der heute in Oberschlesien lebenden Polen das Wort geredet. Gerade die aus ihrer deutschen Hei- mat vertriebenen Ostdeutschen wissen um das Schicksal auch der Polen, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat in Ostpolen verlassen mußten. Die Geschichte beweist, daß Gewalt und Umecht die Feinde guter Nachbarschaft sind. Das Schicksal, das die Menschen auf nebeneinander liegenden Terri- torien Gegner werden ließ, würde ihnen auch ein friedlicheres Nebeneinander ermöglichen.

Voraussetzung hierfür allerdings wäre A n - wendung und Beachtung eines europäischen Volksgruppenrechtes und die Wahrung des Völkerrechts sowie der Menschenrechte.

Die Teilung Deutschlands ist gewiß nicht das letzte Wort der Geschichte. Die kriegeri- sche Begegnung der verhängnisvollen Jahre von 1939 bis 1945 sollte jedoch alle mahnen, von übersteigerndem Nationalismus abzulas- sen, endlich die Kette des Unrechts zu durch- brechen und Europa eine Zukunft zu geben, in der alle in Frieden miteinander leben können.

NATO:

Bonn:

Ideologische Offensive ist notwendig

Völkerrechtler fordern mehr Mut bei der Einforderung von Menschenrechten

Einen .Katalog für politische Akteure" legte der Göttinger Völkerrechtler Prof. Dr. Gott- fried Zieger zum Abschluß der Frühjahrsta- gung der Studiengruppe für Politik und Völ- kerrecht vor, die in Verbindung mit der Kul- turstiftung der deutschen Vertriebenen das Thema »Wirtschaftliche und politische Ver- bindungen West/Ost und Menschenrechte"

behandelte. Eine Gruppe namhafter Völker- rechtler hatte sich in der Karl-Arnold-Bil- dungsstätte in Bonn-Bad Godesberg des The- mas angenommen.

In der ihm eigenen, zupackenden Diktion warnte Prof. Zieger vor der »Filzpantoffelpoli- tik" mancher Politiker, denen es an Mut fehle,

»die Dinge beim Namen zu nennen". Bei der Vertretung wie bei der Einforderung der Men- schenrechte sollte die Politik »mehr Courage"

zeigen. Man dürfe sich mit Verletzern der Menschenrechte nicht gemein machen und die tatsächlichen Unterschiede in der Qualität der Werteordnung nicht verwischen. Formel- hafte Erklärungen seien nicht gerade eine poli- tische Kunst zur Durchsetzung zentraler na- tionaler Fragen der Selbstbestimmung.

Als Werkzeuge politischer Möglichkeiten zur positiven Beeinflussung etwa der DDR in Menschenrechtsfragen nannte Prof. Zieger die

»stille Diplomatie", die »öffentliche Stellung-

Verteidigungskonzept nicht verändern

General a. D. Wust: Auflösung der Abschreckung vergrößert Kriegsgefahr

General a. D. Harald Wust, früherer Generalin- spekteur der Bundeswehr, äußerte in einem Ge- spräch mit dem Femsehjoumalisten Helmut Kamp- hausen große Bedenken gegen das Auflösen oder Zurücknehmen der NATO-Abschreckungsstrate- gie. Wust sieht in den Vorschlägen von Gorbat- schow und auch von Reagan, verschiedene Rake- tensysteme zu verschrotten, eine Schwächung der NATO und die große Gefahr, daß ein konventionel- ler Krieg möglich wird.

Der Warschauer Pakt ist der NATO im Raketen- bereich deutlich überlegen. 270 Startsysteme des Typs SS-20 hat die SU westlich des 80. Breitengra- des, 170 östlich stationiert. Sie hat eine Reichweite von 5000 km und ist mit drei Sprengköpfen be- stückt. Macht zusammen 1413 Atomsprengköpfe.

Dazu kommen drei moderne Raketentypen mit kürzerer Reichweite. Zusammen verfügt die SU in diesem Bereich über 2791 Raketen, die 3673 Atom- sprengköpfe abfeuern können. Dagegen hat die NATO in Europa über 108 Pershing II, 96 Cruise Missiles, 72 Pershing I, 100 Honest Jones und LANCE. Selbst wenn alle Raketen abgebaut wür- den, wäre die strategische Lage des Warschauer Paktes besser als vor 1983, dem Beginn der Statio- nierung der Pershing II und Cruise Missiles. Denn die starke konventionelle Überlegenheit des WP über die NATO ist durch entsprechende Rüstung im Westen nicht auszugleichen, Das strategische Verteidigungskonzept der NATO, flexible Reak- tion, wäre dann nicht mehr glaubwürdig.

General a. D. Wust betonte, der Abbau der Rake- ten würde zu »wesentlichen Einschnitten" in die Verteidigungsposiüon des westlichen Bündnisses führen. »Wesentliche Momente der Strategie der Abschreckung würden verschoben, um es einmal zurückhaltend auszudrücken", betonte Wust Die Abschreckung beruhe auf dem Funktionieren der sogenannten NATO-Triade, das heißt den mitein- ander verzahnten konventionellen, taktisch nu- klearen und strategisch nuklearen Waffen. Die Ra- keten-Abbau-Pläne der Großmächte würden, so Wust, im Bereich der taktisch-nuklearen Waffen

»eine sehr starke Veränderung herbeiführen". Wust

warnt weiter vor einer Diskussion über Mittel- strecken-Raketen, die von den Jahren 1977bis 1979 ausgeht. »In der Zwischenzeit hat sich sehr viel getan." Durch die Einführung moderner Kurz- streckenwaffen habe die SU die Lage »total verän- dert".

Wust noch deutlicher: »Denn niemand glaubt daran, daß bei Beginn eines konventionellen Krie- ges sofort mit den großen nuklearen strategischen Waffen, die über interkonünentale Reichweiten verfügen, zurückgeschlagen wird. Das bedeutet also, um Ihre Frage jetzt konkret zu beantworten, daß die konventionellen Kräfte ein überaus starkes Gewicht in operativen Überlegungen bekommen.

Jeder weiß, daß der Warschauer Pakt konventionell sehr stark überlegen ist. Das Auflösen oder ein Zu- rückgehen in der Abschreckung bedeutet die Ver- größerung der Gefahr, daß konventionelle Kriege möglich werden.

In der allgemeinen Diskussion tut man immer so, als seien konventionelle Kriege nicht so schlimm, nur nukleare Kriege seien zu verhindern. Das ist ei n entsetzlicher Irrtum. Demjenigen, der in einem Krieg gestorben ist, ist es völlig egal, ob er nuklear oder konventionell gestorben ist. Und das ist mal ganz sicher, und das trifft vor allem für die Bundes- republik Deutschland zu: Ein konventioneller Krieg würde entsetzlich sein!"

Die Bereitschaft der SU, einen Krieg zu f ühren, ist gewachsen. Das erste nukleare Angriffsziel bleibt zwar Amerika, aber Experten verweisen auf Er- kenntnisse, wonach die Sowjetführung die Länder Europas durch das Treffen mit je einer Atom-Rake- te bedrohen und einschüchtern könnte, vergleich- bar den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki im Zweiten Weltkrieg. Moskau erhoffe sich davon die rasche Kapitulation. Würde diese Strategie er- folgreichsein, könnte die Sowjetunion diese Länder kampflos besetzen. In der NATO-Spitze ahnt man, wer diese Länder sein werden. Die andere Frage lau- tet: Was kann, bevor SDI fertig ist, den atomaren Holocaust verhindern? Antwort: Nur ein Ereignis, das die computergesteuerte Ziel-Elektronik funk- tionsunfähig macht

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UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Chefredakteur: Hugo Wollems

Verantwortlich für den redaktionellen Teil Kultur, Unterhaltung, Frauenseite:

Silke Osman Geschichte, Landeskunde,

Soziales und Aktuelles:

Horst Zander Heimatkreise, Gruppen,

Mitteldeutschland:

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nähme", die .autonome Reaktion" und schließ- lich das .Gespräch mit der Gegenseite". Die Politik dürfe es bei Realgeschäften Menschen gegen Devisen nicht bewenden lassen und müsse notfalls das Instrument der Bloßstellung im Sinne einer moralischen Publizität anwen- den. Dazu gehöre als ständiger Bestandteil des jährlichen Berichtes zur Lage der Nation auch ein Bericht über die Menschenrechtsverlet- zungen in der DDR und damit im geteilten Deutschland.

Prof. Zieger traf sich hierin mit der zuvor von dem Würzburger Völkerrechtler Professor Dr.

Dieter Blumenwitz vorgetragenen Auffassung über die Grenzen des Einsatzes lediglich wirt- schaftlicher Mittel. Ein .zu enges Junktim zwi-

Bemerkungen zur Menschenrechtspolitik als Mittel der Außenpolitik an. Er sprach von der Notwendigkeit einer ideologischen Offensive, bedauerte aber zugleich, daß der Einsatz von wirtschaftlichen Mitteln zur Durchsetzung der Menschenrechte in der politischen Praxis nur selten den Rahmen des völkerrechtlich Zuläs- sigen auch tatsächlich ausschöpfe.

Die in weiteren Beiträgen im Programm der Arbeitstagung vorgetragenen völkerrechtli- chen Analysen, etwa von dem Wissenschaftli- chen Oberrat Dr. Alexander Vuschakow vom Institut für Ostrecht der Universität Köln, von den Professoren Dr. Wolfgang Seiffert, Kiel, Dr.

Peter Knirsch, Berlin, und Dr. Bill Griffith, Kul- turattache der US-Botschaft in Bonn, bezogen

Liebe ostpreußische Landsleute, liebe Leser des Ostpreußenblatts

je länger es auch dauert seit Flucht und Vertreibung, die Aufgaben unserer Lands- mannschaft Ostpreußen sind nicht kleiner geworden. Es ist bisher nicht gelungen, die Einheit Deutschlands in Freiheit wiederherzustellen. W i r bleiben aufgefordert, unse- ren Rechtsstandpunkt weiterhin aufrechtzuerhalten. Unser Erbe und Auftrag beinhal- ten aber auch, den Anteil Ostpreußens an der deutschen Kultur zu pflegen und darzu- stellen. Diesem Ziel dient das seiner Fertigstellung entgegengehende

Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg.

Der Neubau schreitet zügig voran und wird noch in diesem Jahr vollendet werden.

Neben aller dankenswerten Förderung durch die öffentliche Hand, die Bundesregie- rung und das Land Niedersachsen, bedarf es dazu des finanziellen Beitrags jedes ein- zelnen von uns. Darum bitten wir alle Ostpreußen sowie alle anderen Mitbürger in unserem Staat, die sich uns verbunden fühlen.

Wir brauchen Ihre Hilfe!

Wir rufen darum erneut zur

Treuespende für Ostpreußen

auf. Benutzen Sie die dieser Zeitung beiliegenden Zahlkartenvordrucke und geben Sie sie auch weiter an Ihre Freunde und Bekannten. Erbe und Auftrag unserer Heimat bestehen fort. Nur gemeinsam können wir diesem Erbe und damit unserem gesamt- deutschen Auftrag gerecht werden.

Ihr

Dr. Ottfried Hennig MdB

Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen sehen klingender Münze und menschlichen

Erleichterungen" hält er auch völkerrechtlich für nicht wünschenswert und rechtlich wegen der Sittenwidrigkeit für kaum möglich. Gerade die noch offenen Ausreiseprobleme könnten sehr rasch zu einem von der Rechtsordnung legitimierten Menschenhandel führen.

Zur Lage der Deutschen in Mitteldeutsch- land und in den polnisch verwalteten deut- schen Ostgebieten sagte Blumenwitz, dem Ansturm der Barbarei dürfte nicht mit dem nachgiebigen Lächeln der verzagten Zivilisa- tion begegnet und die Einforderung humanitä- rer Maßnahmen dürfe nicht als Anerkennung der Okkupation mißverstanden werden. Die Bundesregierung müßte vielmehr protestieren gegen die zwangsweise Einverleibung eines Bevölkerungsteiles in eine andere Staatsan- gehörigkeit.

Zu den Anmerkungen von Prof. Blumenwitz über die Problematik, die sich zwischen der völkerrechtlichen Verknüpfung von Wirt- schaftsleistungen und humanitärer Gegenlei- stung auftue, fügte der Münchner Völkerrecht- ler Professor Dr. Bruno Simma ergänzende

Polen:

neben der D D R vor allem die gegenwärtige Entwicklung in der Sowjetunion und die Lage der Staaten des Rates für gegenseitige Wirt- schaftshilfe mit ein.

Die gelegentlich allzu rechtstheoretisch ge- führte Diskussion holte der Präsident des Bun- des der Vertriebenen, der CDU-Bundestags- abgeordnete Dr. Herbert Czaja, StuttgarL im Namen der veranstaltenden Organisation wieder mehr auf die Ebene der politischen Nutzanwendung zurück, freilich nicht ohne den Hinweis darauf, daß der Politiker .sorgfäl- tig auf präzise Analysen und Bewertungen der Wissenschaftler achten" sollte. Für die Politik gelte es, die Menschenrechte für Deutsche und Nichtdeutsche durchzusetzen und .die über- aus notwendige Begegnung der Fachleute im armseligen Alltag und in einigermaßen gesi- cherter Freiheit anzustreben".

A n der Tagung nahm zeitweilig auch der Bundesminister für innerdeutsche Beziehun- gen, Heinrich Windelen, teil. Er dankte der Studiengruppe für deren Arbeit, .die wir hoch schätzen und die wir deshalb auch fördern".

Heinz Rudolf Fritsche

Glemp bereitet „Zeichen der Zeit" vor

Der Kardinal plant Herausgabe zensurfreier Zeitschrift in Wien

Der Primas der katholischen Kirche Polens, Jozef Kardinal Glemp, läßt die Herausgabe einer zensurunabhängigen Zeitschrift in Wien vorbereiten. Aus informierten Kreisen hieß es, daß Glemps persönlicher Berater, der Publizist Andrzej Micewski, deswegen bereits in die österreichische Hauptstadt übergesiedelt sei.

Die Zeitschrift soll unter dem Namen .Znacki czasu" (Zeichen der Zeit) erscheinen.

Zielgruppe sind vor allem die zwölf Millio- nen im westlichen Ausland lebenden Polen.

Glemp will diese zensurireie Zeitschrift vor allem deswegen, weil er so sein Ansehen unter den Auslandspolen stärken zu können glaubt Von dieser Seite wird ihm oft eine zu schwache Haltung gegenüber dem kommunistischen Regime in Warschau vorgehalten. Aus den Kreisen der Auslandspolen fließen erhebliche Spendensummen in die Kassen der katholi- schen Kirche Polens.

Glemps Berater Micewski ist nicht unum- stritten. Er gehörte der regierungsnahen . Z N A K ' - G r u p p e an und ist mit dem SPD-Vor- sitzenden W i l l y Brandt befreundet

Gegen das Projekt Glemps wurden auch aus dem Vatikan Argumente laut. Das künftu.' Blatt aus Wien dürfe keinesfalls ein Gegen- stück zu der polnischen Ausgabe von .L'Os- servatore Romano" werden, hieß es in diesem Zusammenhang, auch wenn Glemp meine, seine Politik finde ein zu geringes und zu un- klares Echo.

Die polnische Redaktion von .L'Osservato- re Romano" stammt von der Krakauer Zeitung .Tygodnik Powszeckny" und vertritt eine kon- servative, gesamteuropäische Linie. Dem- gegenüber wird Glemp mehr als Pole denn als

Europäer betrachtet w0

»

(3)

22. März 1986 — Folge 12 — Seite 3

iMs Cfnmußcnblatt Zeitgeschehen

I

m » I n t e r n a t i o n a l e n Jahr des Friedens"

1986 w i r d besonders v i e l v o m Frieden gesprochen werden. D a b e i wird häufig der E i n d r u c k erweckt, als ob es vor a l l e m u m die V e r m i n d e r u n g oder die Abschaffung g e f ä h r l i c h e r Waffen geht. Für denkende M e n s c h e n und verantwortliche Politiker sollte aber k e i n Zweifel bestehen, d a ß dies eine der ganz g e f ä h r l i c h e n Vereinfachungen b e i der Betrachtung der weltpolitischen Lage ist, u n d d a ß so die A u f m e r k s a m k e i t der W e l t ö f f e n t l i c h k e i t einseitig i n die falsche Richtung gelenkt w i r d .

W e n n der Frieden angerufen wird, m u ß es vor a l l e m darum gehen, diesen h o h e n W e r t - begriff r i c h t i g z u definieren, i m Blick auf die Freiheit einzuordnen u n d F a k t e n zu schaf- fen, die d e m F r i e d e n u n d damit den M e n - schen d i e n e n . D a z u g e h ö r t es, die Ursachen der Spannungen u n d des Unfriedens i n der W e l t zu beseitigen. In Europa sind Ursachen der Spannung: das Vorenthalten selbstver- s t ä n d l i c h e r Menschenrechte für die Osteu- r o p ä e r u n d die Deutschen i n Ost- u n d M i t - teldeutschland, die N i c h t g e w ä h r u n g freier W a h l e n für diese M e n s c h e n , die willkürli- che Z e r r e i ß u n g Deutschlands und Berlins u n d e i n Terrorismus, der direkt oder indirekt v o n K r ä f t e n g e s c h ü r t wird, die zur E r r e i - c h u n g ihrer Ziele ü b e r a l l i n der W e l t Unruhe brauchen.

U n m i ß v e r s t ä n d l i c h ist auch jeder Miß- brauch des Friedens i m Sinne der Propagan-

EG-Erweiterung:

Frieden für Europa

Die Hoffnung des Westens und die Strategie des Ostens

V O N Dr. H E I N Z G E H L E

Z i e l nur mit friedlichen M i t t e l n ; aber trotz einer jetzt 35] ä h r i g e n Trennung ist die g r o ß e Mehrheit der Deutschen i n beiden T e i l e n unseres Landes nicht bereit, die Einheit auf- zugeben. W i r danken Spanien herzlich dafür, d a ß es soviel V e r s t ä n d n i s für unser A n l i e g e n gezeigt hat und n o c h zeigt."

Je mehr E u r o p ä e r sich dieser Auffassung a n s c h l i e ß e n , u m so mehr Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden besteht, u n d es k ö n n e

— zwar s p ä t — der A u s s p r u c h Gustav Stre- semanns widerlegt werden: „ Aus N i e d e r l a - gen lernt m a n leicht. Schwieriger ist es, aus Siegen zu lernen."

D a ß M e n s c h e n aus der Geschichte lernen k ö n n e n , beweisen wichtige Etappen, auf die wir mit Stolz z u r ü c k b l i c k e n : A m 5. M a i 1949 wurde die Satzung des Europarats unter- zeichnet, am 9. M a i 1950 gab der damalige A u ß e n m i n i s t e r Frankreichs mit seiner „Be- kanntmachung" den eigentlichen A n s t o ß für Europa. Er wies mit K o n r a d A d e n a u e r d e n W e g zur engen u n d bis heute erfolgrei- chen Zusammenarbeit zwischen Deutsch- land und Frankreich, am 25. M ä r z 1957 wur- den die R ö m i s c h e n V e r t r ä g e unterzeichnet, am 22. Januar 1963 k a m es z u m Vertrag z w i - schen der Bundesrepublik Deutschland u n d der F r a n z ö s i s c h e n Republik u n d als Folge davon am 6. J u l i 1963 z u m D e u t s c h - F r a n z ö - sischen Jugendwerk, a m 1. Januar 1973 er- folgte der Beitritt G r o ß b r i t a n n i e n s , Irlands u n d D ä n e m a r k s , u n d auch der Beitritt Spa-

Die Ursachen der Spannungen

da u n d d u r c h U n t e r h ö h l u n g der Freiheit aufzuzeigen. N a c h d e n k e n s w e r t ist das Zitat des KGB-Offiziers, Major Stanislaw A l e x - a n d r o w i c h Lewtschenko, i n d e m Buch „Sieg ohne K r i e g " v o n Graf H u y n : „Fast jeder w i l l F r i e d e n u n d f ü r c h t e t d e n Krieg. D a r u m plant u n d k o o r d i n i e r t das K G B m i t den verschie- d e n e n M i t t e l n K a m p a g n e n , die den E i n - druck erwecken sollen, d a ß alles, was A m e - r i k a tut, d e n F r i e d e n g e f ä h r d e t , und alles, was die Sowjetunion v o r s c h l ä g t , den Frie- den fördert. F ü r A m e r i k a sein, h e i ß t danach für d e n K r i e g sein. Das ist die K u n s t der a k t i - v e n M a ß n a h m e n , eine A r t schwarzer M a g i e M o s k a u e r Provenienz. Es ist e r s c h ü t t e r n d zu sehen, wie gut sie funktioniert."

W i e m ü s s e n sich die K o m m u n i s t e n ü b e r folgende A u s s a g e i n einer Studie der G r ü - n e n freuen: „Ziel der Friedensbewegung m u ß i m Interesse des Friedens e i n Bruch mit den U S A , eine S c h w ä c h u n g , Zersetzung und s c h l i e ß l i c h A u f l ö s u n g der N A T O (und des Blocksystems insgesamt) sein. D i e Frie- densbewegung m u ß folglich versuchen, die K r i s e i n der N A T O z u s c h ü r e n , die W i d e r - s p r ü c h e offenzulegen u n d offenzuhalten."

Diese Zielsetzung dient d e m Frieden nicht, ja, sie g e f ä h r d e t i h n . M a n ist i n der heutigen k o m p l i z i e r t e n W e l t , die g r o ß e s d i p l o m a t i -

Halbkontinent, sondern auch dem W e l t - frieden dienen. N a c h d e m beide L ä n d e r sich lange Jahre vergeblich u m die Aufnahme i n die E u r o p ä i s c h e Gemeinschaft b e m ü h t hat- ten, erfolgte der Beitritt i n einer Zeit, die i h n nicht gerade verlockend erscheinen läßt.

Das gilt es hervorzuheben. Es ist ein Be- kenntnis z u Europa, das auf beide Staaten stolz sein k a n n . D i e A u s f ü h r u n g e n des Prä- sidenten der spanischen Regierung, Felipe Gonzales, werden i n die e u r o p ä i s c h e G e - schichte eingehen: „Wir Spanier sind i n das Europa der Gemeinschaften mit d e m Be- w u ß t s e i n gekommen, d a ß wir eine Reise ohne R ü c k k e h r angetreten haben und i n der Ü b e r z e u g u n g , d a ß die Zukunft dieser G e - meinschaft untrennbar mit unserer Zukunft

Die Vorteile der EG-Beitritte von Spanien und Portugal

sches u n d politisches K ö n n e n verlangt, ver- lockt m i t G o d a r d d ' A u c o u r t , d e m Schrift- steller des 18. Jahrhunderts, v o n „ S c h e l m e n "

z u sprechen, „die glauben, die F a c k e l des Geistes z u tragen u n d d o c h nur das N a r r e n - zepter schwingen".

W e n n E u r o p ä e r s i c h u m die Einigung ihres K o n t i n e n t s b e m ü h e n , dann dienen sie a u c h denjenigen, die n o c h i n Unfreiheit leben m ü s s e n . D i e Einigung Europas ist die politische Aufgabe unserer Zeit. Sie ist das Friedenswerk des 20. Jahrhunderts. Es geht nicht u m wirtschaftliche Fragen, es geht auch nicht u m Reformen, die oft n o c h nicht ausgereift sind, es geht darum, d a ß die Frei- heit erhalten, Hoffnung auf Freiheit gege- ben, u n d d a ß das freie Europa bei entschei- denden Fragen mit einer Stimme spricht.

N i c h t die Z a h l der M i t g l i e d e r der E u r o p ä i - schen Gemeinschaft ist ausschlaggebend.

W e r nur p e r s ö n l i c h e n N u t z e n aus der M i t - gliedschaft ziehen w i l l , der ist fehl am Platze.

A m 1. Januar 1986 ist Europa durch den Beitritt Spaniens u n d Portugals reicher ge- worden. N i c h t wirtschaftlich, sondern ideell u n d i n der internationalen Bewertung.

W e n n Europa auf diese beiden L ä n d e r mit ihrer g r o ß e n Vergangenheit hört, dann wer- d e n s i c h W e g e nach L a t e i n a m e r i k a öffnen, die nicht nur der E n t w i c k l u n g i n diesem

verbunden i s t . . . W i r Spanier sind i n die Gemeinschaft eingetreten, u m gemeinsam mit allen eine Zukunft i n Freiheit u n d Fort- schritt für ein vereintes Europa zu bauen.

Z u m Zeitpunkt unseres Beitritts befindet sich diese Gemeinschaft i n einer tiefen Krise. Es ist eine schmerzliche u n d lange Krise, aber sie m u ß eine fruchtbare Krise sein, wie es alle w i r k l i c h e n K r i s e n der G e - schichte gewesen sind. Es ist der Moment, i n d e m wir nachdenken u n d die Phantasie be- nutzen m ü s s e n , es ist der A u g e n b l i c k der Einfälle, es ist die Zeit der Schöpfung und der Wagnisse, es ist die Zeit, das Hinfällige ab- zuschaffen und das Entstehende w i l l k o m - m e n zu h e i ß e n , es ist die Zeit der Jugend."

Gonzales ä u ß e r t e diese G e d a n k e n i n „Be- richte und Informationen" der K o m m i s s i o n der E u r o p ä i s c h e n Gemeinschaften v o m 14.

Januar 1986, und er weiß, w o v o n er spricht.

In der E u r o p ä i s c h e n Gemeinschaft der Z e h n lag der A n t e i l der 15- bis 24jährigen bei 15,9 Prozent der B e v ö l k e r u n g . Insgesamt leben fast 20 M i l l i o n e n junge M e n s c h e n unter 25 Jahren auf der iberischen Halbinsel, sie stel- l e n ü b e r 40 Prozent der G e s a m t b e v ö l k e - rung.

D i e Jugend braucht Leitbilder, und sie k a n n durch g r o ß e Ideen begeistert werden.

Sie sollte wissen, d a ß Generationen vor i h n e n nach d e m g r ö ß e r e n Europa strebten,

dessen V e r w i r k l i c h u n g sie heute als Zeit- zeugen erleben. D u r c h Jahrhunderte h i n - d u r c h riefen M ä n n e r des Geistes u m des Friedens w i l l e n zur e u r o p ä i s c h e n Zusam- menarbeit auf. Der spanische Humanist Jean-Louis V i v e s , der 1492, dem Jahr der Be- freiung Spaniens und damit Europas v o n den A r a b e r n , d e m Jahr der Entdeckung A m e r i k a s durch den Genuesen C h r i s t o p h C o l u m b u s i m N a m e n der spanischen Krone, i n V a l e n c i a geboren wurde, schrieb a m 12.

Oktober 1522 an Papst H a d r i a n V I . : „Als er- stes erwartet m a n v o n Dir, d a ß D u den Frie- den zwischen den F ü r s t e n wiederher- s t e l l s t . . . Erkläre, d a ß der K r i e g zwischen Christen ein Verbrechen ist; verurteile i h n i n jeder Beziehung wie einen Streit zwischen den Gliedern eines einzigen Leibes." A n an- derer Stelle, i n d e m „Dialog ü b e r die Z w i e - tracht Europas u n d den t ü r k i s c h e n Krieg", u m r e i ß t er i m H i n b l i c k auf die damalige T ü r k e n - G e f a h r — heute k ö n n t e m a n die kommunistische Gefahr dafür setzen — die Bedeutung Deutschlands für Europa: „ N o c h besitzen die C h r i s t e n den w i d e r s t a n d s f ä h i g - sten T e i l Europas: Deutschland. D o c h w e n n sie nicht aufhören, gegeneinander K r i e g zu führen, sind sie verloren. Befestigen sollten

Ein historisches Ereignis

niens u n d Portugals am 1. Januar 1986 zur E u r o p ä i s c h e n Gemeinschaft m u ß als ein h i - storisches Ereignis gewertet werden.

Eine hervorragende Bedeutung für Euro- p a hat auch der 1. Januar 1957, der Tag, an d e m nach freien W a h l e n das Saarland z u Deutschland z u r ü c k k e h r t e . Damit zeigte sich, wie gut schon damals das deutsch- französische V e r t r a u e n s v e r h ä l t n i s ent- w i c k e l t war. W e n n dieses Beispiel Schule gemacht h ä t t e , dann g ä b e es keine „ O s t v e r - t r ä g e " des Jahres 1970, die die W i e d e r v e r - einigung Europas erschweren, aber hoffent- l i c h nicht u n m ö g l i c h machen. Schließlich darf das D a t u m der ersten D i r e k t w a h l e n z u m E u r o p ä i s c h e n Parlament v o m 7. bis 10.

J u n i 1979 nicht u n e r w ä h n t bleiben. Es w i r d mehr denn je darauf ankommen, die fähig- sten und unbescholtensten P e r s ö n l i c h k e i - ten der einzelnen Staaten dorthin zu ent- senden, da sie mit ü b e r das Schicksal unse- res Kontinents bestimmen wollen.

D i e E u r o p ä i s c h e Gemeinschaft umfaßt heute 320,4 M i l l i o n e n Einwohner, die 518 Abgeordnete i m E u r o p ä i s c h e n Parlament vertreten. Sie d ü r f e n nicht vergessen, d a ß i m Jahre 1986 zwei Daten eine eherne M a h - nung sind. A m 13. A u g u s t 1986 steht die

„Mauer" i n Berlin bereits 25 Jahre. In ihrer Neujahrsbotschaft an die „Berliner M o r g e n - post" v o m 1. Januar 1986 fand die Premier- ministerin G r o ß b r i t a n n i e n s , Margaret That- cher, treffende W o r t e dafür: „Die M a u e r erinnert uns greifbar daran, d a ß die demo- kratischen Freiheiten, die wir i m W e s t e n als unser ureigenstes Recht betrachten, v o m Osten als Bedrohung betrachtet werden."

30 Jahre danach mahnen die Verzweif- lungsrufe des ungarischen Freiheitssenders

Ist der Osten durch die Demokratie des Westens bedroht?

sie Deutschland, ja, befestigen sollten sie es mit Burgen und M a u e r n ; d o c h zuerst mit der E i n m ü t i g k e i t seiner Bevölkerung, die bei solcher E i n m ü t i g k e i t unbesiegbar sein wird;

gemeinsam sollten sie arbeiten, damit nicht der T ü r k e sich Deutschlands b e m ä c h t i g e . "

Dieser Spanier u n d viele nach i h m haben die wichtige Rolle erkannt, die Deutschland für den Erhalt des Friedens i n Europa z u - kommt, und sie konnten sich auf die engen Beziehungen zwischen beiden L ä n d e r n durch die Geschichte hindurch berufen, die auch z u m gegenseitigen V e r s t ä n d n i s bei- trugen. So liegt ein tiefer Sinn i n den W o r t e n des damaligen B u n d e s p r ä s i d e n t e n K a r l Carstens, die er b e i m Staatsbankett am 28.

September 1981 i n M a d r i d aussprach: „Das gilt auch für unser nationales Anliegen, n ä m l i c h die Wiedererlangung der Einheit des deutschen V o l k e s . W i r verfolgen dieses

v o m 4. N o v e m b e r 1956: „Völker der W e l t ! Im N a m e n der Gerechtigkeit, der Freiheit und des verpflichtenden Prinzips der tat- kräftigen Solidarität, helft uns! Das Schiff sinkt, das Licht schwindet, die Schatten werden v o n Stunde zu Stunde dunkler ü b e r der Erde Ungarns. H ö r t den Schrei. M a r - schiert v o r w ä r t s und reicht uns eure b r ü d e r - liche H a n d . Rettet uns! Hilfe, Hilfe! S O S — SOS!" A u f diesen e r s c h ü t t e r n d e n SOS-Ruf erfolgte keine Rettung. Europa war noch zu schwach. U n v e r s t ä n d l i c h e r w e i s e zeigt es auch heute immer wieder S c h w ä c h e n . So sprechen deutsche Politiker immer häufiger v o n „ E r l e i c h t e r u n g e n " , die sie für die M e n - schen Mitteldeutschlands anstreben. D i e W e l t m u ß aber wissen, d a ß das oberste Z i e l nicht vergessen wird: die W i e d e r v e r e i n i - gung Deutschlands i n einem freien und ge- einten Europa.

(4)

Politik IMS DOpratfcnblatl

22. März 1986 — Folge 12 — Seite 4

Seelsorge:

Pastorale Kapriolen

Kirche zwischen Sinn und Unsinn

Es wundert wohl niemanden, wenn ein Pfar- rer christliche Nächstenliebe und Frieden predigt, wenngleich zuweilen berechtigte Zweifel an der Verbindlichkeit dieser Forde- rungen für die Kirche selbst bestehen dürften.

Die Kirche aber ist nun einmal die Institutiona- lisierung des Glaubens, und was sollte sie als solche anderes verkünden. Daß jedoch der immer offenkundiger zutage tretende Gegen- satz zwischen Wort und Tat zu verminderten Mitgliederzahlen führt, ist inzwischen sicher nicht einmal mehr für die Kirche rätselhaft.

So fordert der Papst angesichts der Bevölke- rungsexplosion in Entwicklungsländern wider alle weltliche Vernunft, Familienplanung durch die Disziplinierung des menschlichen Triebes, da anderes durch die Bibel verboten sei. Ein anderer Geistlicher hingegen will of- fensichtlich seinen Sinn für moderne Zeiten beweisen und Homosexuelle trauen, während ein Kollege es mit seinen christlichen Grund- sätzen nicht vereinbaren kann, einer bereits schwangeren Frau den kirchlichen Segen für die Ehe zu spenden.

Das Christentum der Amtskirche ist nicht immer einfach zu verstehen. Nicht selten schießt sie eben bei dem Versuch ihren gesell- schaftspolitischen Einfluß auszureizen weit über ihre eigentlichen seelsorgerischen Auf- gaben hinaus. Das jüngste Beispiel findet sich wieder einmal bei der Bundeswehr. Die uni- formierten Friedenshüter haben es ohnehin nicht leicht, Gnade in den geistlichen Augen zu finden und so mancher Pastor verwechselt dabei politische Motivation mit christlichen Grundsätzen. So weigerte sich ein Pfarrer am Grab der Ehefrau eines Generals, eine Rede zu halten. Der Grund: Die Verstorbene hätte sei- ner Meinung nach verhindern müssen, daß ihr Mann General wird.

Dem himmlischen Vater bleibt wohl ob sol- cher pastoraler Kapriolen nur, das weise Haupt zu schütteln — und wir schütteln heftig mit! N. D.

Menschenrechtsarbeit:

Demonstrationen:

Zahlte DGB Handgelder für Punker?

Berufsrandalierer und Straftäter als Vorkämpfer für Freiheit und Demokratie?

Für manche sind sie die Ausgeburt des Bösen;

andere wiederum halten sie für eher harmlose Alt- herren-Vereine; für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung schließlich sind sie Vereinigungen wie zahllose andere in einer pluralistischen Gesell- schaft, also politisch unbedeutende und friedfertige Gruppierungen, die man leben läßt, weil sie einen selbst in Frieden lassen. Gemeint sind die Kamerad- schaftsverbände der ehemaligen Soldaten der Waf- fen-SS, die höchstens einmal im Zusammenhang mit ihren geselligen Zusammenkünften von sich reden machen.

Es soll hier nun nicht über das Pro und Contra solcher Veteranenverbände philosophiert werden.

Vielmehr gilt unsere Aufmerksamkeit einem Vor- trag, der im Zusammenhang mit den im Mai 1985 in Nesselwang stattgefundenen Treffen von SS-Ka- meradschaften steht. Damals kam es bekanntlich zu spontanen Gegendemonstrationen aufrechter De- mokraten und Antifaschisten, die treu auf der Wacht den möglichen Anfängen eines neuen Ur- heils wehren wollten. In der unablässigen Sorge, Ge- fährdungen unserer Gesellschaftsordnungen früh- zeitig abzuwenden, stellen wir im folgenden die un-

ermüdlichen Kämpfer gegen die Gefahr des Neona- zismus unseren Lesern vor.

Grundlage unseres Berichtes ist die Drucksache 10/7677 des Bayerischen Landtages vom 24.7.85, die wir der Einfachheit halber auszugsweise wie- dergeben. Auf eine schriftliche Anfrage des Land- tagsabgeordneten Kling antwortete das Bayerische Staatsministerium des Innern zu den Vorgängen während des Nesselwanger Kameradschaftstreffen wie folgt.

Antwort des Staatsministeriums des Innern Zu 1.:

a) An der vom Deutschen Gewerkschaftsbund, DGB-Kreis Allgäu, beim Landratsamt Ostallgäu angemeldeten und am 11. Mai 1985 in Nesselwang durchgeführten Versammlung mit Aufzug nahmen nach polizeilichen Schätzungen ca. 5000 Personen teil. Die Anzahl randalierender Störerbetrug ca. 400 Personen.

b) Bei den Randalierern handelte es sich über- wiegend um sogenannte Punker und Skin-Heads, die aus Tübingen, Ravensburg, Stuttgart, Frankfurt, München, Augsburg und dem näheren Bereich von Kempten und Kaufbeuren kamen.

Staatstragende Kräfte...?

Kampf für Verfolgte in aller Welt

Zur 14. Tagung der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte

A m zweiten Wochenende im März fand die 14. Jahreshauptversammlung der „Internatio- nalen Gesellschaft für Menschenrechte"

(IGFM) in Königsstein/Taunus statt. Diese Veranstaltung ist alljährlich für alle in der Menschenrechtsarbeit Aktiven und Interes- sierten ein wichtiges, Zuversicht gebendes Er- lebnis, das wertvolle Anregungen für die wei- tere Arbeit vermittelt. Zu diesem Erfahrungs- austausch kommen neben den Mitgliedern und Freunden aus allen Kontinenten viele Bürgerrechtler und Verfolgte, die über ihre Er- fahrungen in der politischen Verfolgung und auf der Flucht berichten. Die Vortragenden kamen in diesem Jahr unter anderem aus der DDR, Afghanistan, Nicaragua, Vietnam, Süd- west-Afrika und Südafrika.

Die IGFM setzt sich in ihrer Menschen- rechtsarbeit für Personen ein, die bei der ge- waltlosen Verfolgung ihrer Ziele und der W i l l - kür politischer Machthaber und der Verfol- gung durch radikale Kräfte ausgesetzt sind.

Daher sieht sich die IGFM insbesondere dazu aufgerufen, nicht mehr über die Vorgänge in

Auswärtiger Dienst:

Ostpreuße in Katar

Dr. Steppan Botschafter in Doha

Die Regierung des Staates Katar hat Dr.

Hans-Lothar Steppan das Agrement als außerordentlichem und bevollmächtigten Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Doha erteilt.

Dr. Hans-Lothar Steppan wurde am 16. No- vember 1933 in Kuwertshof/Ostpreußen ge- boren. Nach dem Studium des Ingenieurwe- sens und der Promotion trat Dr. Steppan 1965 in den Auswärtigen Dienst ein. Einem Einsatz in der politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes folgte 1969 eine Verwendung als Kul- tur- und Pressereferent an der Botschaft Cona- kry. Nach erneuter Tätigkeit in der Zentrale übernahm Dr. Steppan die Leitung des Wirt- schaftsdienstes der Botschaft Helsinki. Seit

1982 gehörte er in gleicher Funktion der Bot- schaft Belgrad an. M. F.

Südafrika zu schweigen, von denen unsere Massenmedien ein völlig verzerrtes Bild bie- ten.

Als Zeuge aus Südafrika warbei der diesjäh- rigen Veranstaltung der Bürgermeister der schwarzen „township" von Port Elizabeth, Mr.

T. Linda zugegen, der zu den gewählten schwarzen Führern gehört, die sich für eine friedliche und gemeinsame Lösung der Pro- bleme zwischen Schwarzen und Weißen in Südafrika einsetzen. Die von militanten Schwärzen-Organisationen geführte „Jagd"

auf diese sogenannten schwarzen Kollabora- teure" führte dazu, daß T. Linda schließlich sein Land verlassen mußte, nachdem sein Haus und die Häuser seiner Verwandten nie- dergebrannt worden waren und ein Kollege von ihm erschossen worden war. Diese Gewalt in Südafrika geht von radikalen gegen gemä- ßigte Schwarze aus und fordert mehr Opfer als das harte Durchgreifen der südafrikanischen Polizei, über das allerdings unsere Medien ständig berichten. Bürgermeister Linda kann in seine Heimat nicht zurückkehren, da die Po- lizei ihn dort nicht schützen kann.

Eine Delegation der IGFM konnte sich vor einigen Wochen auf einer Reise von diesen Zuständen überzeugen und hat eine interes- sante Dokumentation dazu erstellt.

Viele andere Zeugen aus aller Welt dankten bei dieser Gelegenheit der IGFM für ihren Ein- satz, und die bloße Anwesenheit vieler ehema- liger politischer Häftlinge ist der beste Beweis dafür, wie sinnvoll und erfolgreich die Arbeit für die Menschenrechte sein kann. Auch Bun- deskanzler Dr. Helmut Kohl dankte in seiner Grußbotschaft an die rund 800 Teilnehmer der diesjährigen Veranstaltung der Gesellschaft für ihren „unverzichtbaren" Einsatz.

Jedermann sollte sich dabei stets vor Augen halten, daß die Arbeit für die Menschenrechte anderer auch stets Arbeit für seine eigenen Menschenrechte ist. Die von totalitären Staa- ten in aller Welt Verfolgten sind die Mahner, die uns vor Augen führen, was uns allen droht, wenn wir uns nicht mehr um Verletzungen der Menschenrechte kümmern und die Rechte, die wir als Bürger dieses Landes genießen, als selbstverständlich ansehen. Joachim Weber

Foto Archiv c) Aufgrund der bisher durchgeführten polizeili- chen Überprüfung von 58 der insgeamt 70 festge- nommenen bzw. in Gewahrsam genommenen Per- sonen ergibt sich folgendes Bild:

— Über 24 Personen gibt es bisher keine politi- schen Erkenntnisse;

— 34 Personen sind bereits als Straftäter oder so- genannte Berufsdemonstranten in Erscheinung ge- treten.

Die Straftaten beziehen sich überwiegend auf die Bereiche der Eigentums- und Gewaltkriminalität.

Die reisenden Berufsdemonstranten waren u. a. be- teiligt an

der Besetzung der Herz-Jesu-Kirche in Berlin,

• Ausschreitungen beim Punker- und Skin- Head-Treffen 1983 in Hannover,

• Hausbesetzungen in Berlin und Stuttgart,

• Ausschreitungen während der Demonstratio- nen im Herbst 1983 in Mutlangen,

• Farbschmierereien mit linksextremistischem und teilsweise terroristischem Bezug.

Zu 2.:

a) Es liegen polizeiliche Erkenntnisse vor, daß so- genannte Punker in mindestens fünf von DGB-Kar- teilen angemieteten Omnibussen nach Nesselwang befördert worden sind. Darüber hinaus sind soge- nannte Punker auch in mindestens einem von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (WN-Bd A), einer von der Deut- schen Kommunistischen Partei beeinflußten Orga- nisation, angemieteten Omnibus befördert worden.

c) Nach polizeilichen Erkenntnissen sind soge- nannte Punker bereits stark alkoholisiert und lär- mend in mindestens einen der in Augsburg bereit- stehenden, vom DGB angemieteten Omnibussen gestiegen. Gleiches trifft für einen von der W N - BdA angemieteten Omnisbus aus München zu.

d) Nach Aussage des Fahrers eines von der W N - Bd A angemieten Omnisbusses kam es auf der Rück- fahrt zu chaotischen Verhältnissen im Bus, so daß er nicht mehr weiterfahren wollte. Ein Punker habe im Bus auf eine Zeitung seine große Notdurft verrichtet und die Exkremente mit Papiertaschentüchern zu- gedeckt. Ferner sei von Punkern bereits beim Ein- treffen am Sammelbahnhof München ein Außen- spiegel des Omnibusses abgerissen worden.

Zu 3.:

b) Aussagen von Kundgebungsteilnehmem zu- folge erhielten die Veranstaltungsteilnehmer vom Veranstalter sogenannte Handgelder. Bei Anreise aus der näheren Umgebung wurden 68 DM, auswei- terentfernten Gebieten, im konkreten Fall aus Hes- sen, wurden 108 DM als Unkostenbeitrag ausbe- zahlt.

Soweit die Auskunft des Staatsministeriums in München.

Man sieht also, welch disziplinierten und staats- tragenden Kräften wir es verdanken, daß uns der Leibhaftige vom Leibe gehalten wurde. Angesichts des Nesselwanger Schreckensrufes .Adolf ante por- tas" war ja auch die unheilige Allianz DGB-Punks- DKP bitter notwendig. Vor allem aber gibt natürlich die politische Kultur der vom DGB bezahlten De- monstranten Anlaß zur Hoffnung, daß der demokra- tische Kampf gegen die siebzigjährigen alten Her- ren der Waffen-SS siegreich beendet werden kann.

Und wir wissen jetzt endlich, wie es um die klare und spontane antifaschistische Grundhaltung hier- zulande bestellt ist. Punks und Profidemonstranten an die Front, wenn es gilt, politisches Unheil zu ver- hindern!

Angesichts der wahren politischen Absichten der Nesselwanger Drahtzieher und Akteure muß man sich fragen, wer wohl das nächste Opfer der antifaschistischen Bewegung DGB-DKP sein wird.

Richard Stengel/,, Die Aula" 3/86

Forschung:

Besinnung auf ethische Grundlagen

Jugend früh mit dem Phänomen des Fortschritts vertraut machen

Es gehört zu den „Pflichten einer verantwor- tungsvollen Pädagogik, der Jugend das Phä- nomen des technischen Fortschritts als we- sentlichen Faktor unseres heutigen Lebens ins Bewußtsein zu rufen und sie den richtigen Um- gang mit den durch die Technik eröffneten Möglichkeiten im Hinblick auf die eigene be- rufliche und persönliche Entfaltung zu lehren".

So Bayerns Kultusminister Hans Maier zur Arbeitstagung „Technischer Fortschritt — ethischer Rückstand" in Feldkirchen-Wester- ham. Zum vierten Mal hatte der Arbeitskreis

„Gymnasium und Wirtschaft" über hundert Vertreter aus Industrie und Wissenschaft, den Kultusministerien verschiedener Bundeslän- der, dem Deutschen Philologenverband sowie der Bundes- und Landeselternvereinigungen eingeladen, um die Auswirkungen der moder- nen Technik auf die Schule zu diskutieren.

Staatssekretär Probst (Bonn), Dipl.-Ing. Lud- wig Bölkow und Professor Kern (Universität Innsbruck) gehörten zu den Referenten.

Geforscht und geplant wird heute bereits für das dritte Jahrtausend. Zuwenig aber sind sich die Wissenschaftler der Auswirkungen ihrer Arbeit auf künftige Generationen bewußt. Be- reits auf dem Gymnasium hat daher, so wurde in Westerham gefordert, eine Besinnung auf die ethischen Grundlagen unseres Lebens ein- zusetzen. Es ist nämlich keineswegs nur eine akademische, sondern eine existentielle Frage, welche Folgen die heutige und künftige Tech- nik hat. Um dafür stärker zu sensibilisieren wurde in Westerham angeregt, den bisher nur von den Ärzten abzulegenden Eid des Hippo- krates auf Techniker und eventuell auch auf

die Nutzer moderner Technologien auszuwei- ten. Haben wir aber, so Staatssekretär Probst, angesichts des harten Konkurrenzkampfes zwischen den Industrienationen überhaupt die Zeit, bei technischen Erfindungen zugleich ethische Überlegungen für die Zukunft anzu- stellen? Geraten wir dann nicht ins Hintertref- fen. Führt der Vorrang der Ethik zu wirtschaft- lichen Einbußen?

„Die Technik der Zukunft muß den Primat der Ethik anerkennen" war eine der Thesen von Professor Kern aus theologischer Sicht.

Möglichkeiten der Spitzenforschung, die ver- glichen mit den menschlichen Grundbedürf- nissen den Anschein eines höheren Luxus haben, wie zum Beispiel die Reproduktions- medizin, erfüllen zwar verständliche Wün- sche, müßten jedoch, so Kern, da sie nur weni- gen Menschen zugute kommen, vorwiegend auch von ihnen finanziert werden.

Bei Biotechnik und Gentechnologie bewe- gen wir uns nach Meinung von Ludwig Bölkow bereits an der Grenze des Frevelhaften, wenn sie bei Tieren oder gar Menschen angewandt werden. Es sei zu hoffen, daß dies durch eine prinzipielle Schranke dem Menschen versagt bleibt, weil sich das Genom der höher ent- wickelten Lebewesen dem Eingriff grundsätz- lich entziehen könnte. Die Frage nach der Zu- kunft sei kein technologisches Problem, son- dern ein kulturelles, ethisches. „Ohne einen geistigen Sprung, ähnlich dem der Aufklärung, wird die Zukunft nicht bewältigt werden kön- nen, aber ohne neue Technik erst recht nicht."

Norbert Matern

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