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Archiv "Pharmaindustrie: Am Scheideweg" (05.04.2002)

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A962 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 99½½Heft 14½½5. April 2002

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icht die zwischenzeitlich so hochgelobten Tech- nologie- und Telekom- aktien, sondern die Pharmati- tel erwiesen sich in den letzten Jahren als stabile Wachstums- aktien – und dies trotz der weltweit ergriffenen Maß- nahmen zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen. Seit 20 Jahren wachsen die Umsät- ze und Gewinne der großen Pharmafirmen mit zweistelli- gen Raten. Zeitweise arbeite- ten viele große Pharmafirmen mit Gewinnmargen von 20 und mehr Prozent.

Weiter steigende Nachfrage Die langfristigen Wachstums- perspektiven scheinen auch weiterhin günstig für die Branche: Die Menschen wer- den immer älter, immer mehr Krankheiten werden medizi- nisch behandelbar, und die heutigen Schwellenländer ha- ben in der medizinischen Ver- sorgung einen großen Nach- holbedarf.

Skeptiker warnen aller- dings, dass bei diesen optimi- stischen Zukunftsprognosen die Kosten zu wenig beachtet würden. Es bestehe zwar Be- darf, aber ob die Nachfrage ausreiche, sei wegen des feh- lenden Geldes zweifelhaft.

Zudem stünden die Phar- maunternehmen vor erhebli- chen Belastungen. Unter an- derem gibt es Befürchtungen, im Rahmen der Branchenro- tation könnten sich die Anle- ger von den (aufgrund ihres stabilen Wachstums) defensi- ven Titeln abwenden und in Erwartung eines konjunktu- rellen Aufschwungs die zy- klischen Titel bevorzugen.

Zwar haben die Pharmafir-

men für das Jahr 2001 anders als die Technologieunterneh- men steigende Gewinne aus- weisen können (Tabelle), aber die goldenen Zeiten sind nach Meinung vieler Analy- sten vorbei.

Die Teilnehmer der zum achten Mal veranstalteten Pharmakonferenz des briti- schen Wirtschaftsmagazins

„Economist“ begründen ihre Skepsis unter anderen mit den vielen auslaufenden Pa- tenten in der Branche. In den Jahren 2000 bis 2005 verlie- ren Medikamente mit einem Jahresumsatz von mehr als 40 Milliarden Dollar ihren Pa- tentschutz. Wie schmerzhaft dies für die Umsatzentwick-

lung eines Unternehmens sein kann, musste zum Beispiel im vergangenen Jahr Eli Lilly er- leben, als der Patentschutz für das Antidepressivum Pro- zac – einen wahren Verkaufs- schlager – endete. Hinzu kommt: Wegen der Bestre- bungen, die Kosten im Ge- sundheitswesen nicht im bis- herigen Umfang steigen zu lassen, halten zum Beispiel die US-Krankenversicherer die Ärzte an, zunehmend Nach- ahmerprodukte (Generika) zu verschreiben. Daher wird es für die großen Pharmafirmen immer schwerer, ihre Markt- position zu halten, wenn wich- tige Patente auslaufen. In den USA, dem größten Pharma- markt der Welt, ist der Anteil der Generika von 19 Prozent im Jahr 1984 auf 47 Prozent im Jahr 1999 gestiegen.

Selbst mit gigantischen For- schungsetats gelingt es den Pharmaunternehmen nicht, Ersatz für ihre Blockbuster- Medikamente (ab eine Milli- arde Dollar Umsatz jährlich) zu finden. Die großen Firmen haben weniger Mittel mit Blockbuster-Potenzial in der Produkt-Pipeline als je zuvor.

Vor diesem Hintergrund vertreten Analysten die Mei- nung, dass die Strategie der großen Pharmaunternehmen, auf einige wenige Verkaufs- schlager mit mehreren Mil- liarden Dollar Umsatz zu setzen, verfehlt sei. Noch aber sind die Analysten selbst fokussiert auf die Analyse der Unternehmen mit gro- ßen Produkt-Pipelines wie Pfi- zer und Eli Lilli. Für die großen Unternehmen ist es auch kaum eine Alternative, statt auf die Blockbuster auf viele mittlere Arzneien zu setzen, die stärker auf das Patientenprofil zugeschnitten sind. Denn hier sind längere Zulassungsfristen zu erwarten, und die Forschungsanstren- gungen müssen auf viel mehr Produkte verteilt werden. Die Risiken werden zwar gestreut, aber auch die Chancen.

Joint Ventures wegen schlecht bestückter Pipelines Immer größere Bedeutung erlangen in dieser Situation auch die Partnerschaften und Joint Ventures, die die großen Pharmaunternehmen mit Bio- techfirmen eingegangen sind.

Aber auch hier liegen Risi- ken, wie Bristol-Myers Squibb erfahren musste, als die US Food and Drug Adminis- tration das Krebsmittel von ImClone zurückwies. Zwei Milliarden Dollar hatte das US-Pharmaunternehmen in ImClone investiert. Doch we- gen der schlecht bestückten Pipelines bleibt oft nur die verstärkte Zusammenarbeit mit Biotechfirmen.

Auch die Pharma- und Health-Fonds konzentrieren sich mittlerweile stärker auf die Titel der zweiten Reihe.

Beim Medical BioHealth- Trends ist dies das Grund- prinzip der Anlagestrategie.

Er investiert in das ganze Spektrum des Gesundheitwe- sens (Emerging Pharma, Bio- technologie, Pharma, Medi- zintechnik, Genomik, Drug- Delivery und E-Health). Das schwierige Börsenjahr 2001 meisterte der Fonds mit ei- nem Wertzuwachs von 36,6 Prozent. Armin Löwe

Pharmaindustrie

Am Scheideweg

´ TabelleC´

Führende Pharmakonzerne

Umsatz Veränd. Nettogewinn Veränd.

in Millionen $ 2001 in % 2001 2000 in %

Merck & Co. 47 715 18 7 281 6 821 7 Johnson & Johnson 33 004 11 5 668 4 953 14

Pfizer 32 259 10 7 788 3 726 109

Glaxo-Smithkline 29 504 7 4 405 6 314 –30

Bayer 28 000 0 760 1 671 –55

Aventis 19 983 –3 1 385 –135 –

Bristol Meyers Squibb 19 423 7 5 245 4 711 11

Novartis 19 070 10 4 181 3 876 8

Roche 17 783 2 2 271 4 388 –48

Astra-Zeneca 16 480 4 2 967 2 528 17

Abbott 16 285 18 1 550 2 786 –44

American Home 14 128 7 2 285 –2 370 –

Pharmacia 13 837 9 1 501 717 109

Eli Lilly 11 542 5 3 014 2 904 4

Schering-Plough 9 802 0 1 943 2 423 –20

Takeda 8 419 2 1 838 1 255 46

Merck KGaA 6 926 12 603 241 150

Sanofi-Synthelabo 6 488 9 1 376 961 43

Schering AG 4 455 8 376 303 24

Amgen 4 016 11 1 119 1 138 –2

Quelle: Handelsblatt

Die Aktien der großen Pharmakonzerne haben

den Anlegern in den letzten 20 Jahren viel Freude

bereitet. Ob dieser Trend anhält, darüber sind sich

die Analysten uneins.

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