DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Väterlicher Alterseffekt
wir die Berechnung von Signifi- kanzen aus den summarisch dar- gestellten Daten anderer Arbeiten und die daraus abgeleiteten, von der Interpretation der Originalau- toren teilweise abweichenden Be- urteilungen. Ferner ist zu bemän- geln, daß der inzwischen publi- zierte Artikel von Carothers et al.
(Hum. Genet. 68, 248-253, 1984), der an einem großen Beobach- tungsgut keinen väterlichen Al- terseffekt bei Klinefelter-Syndrom (Karyotyp 47,XXY) aufzeigte, nicht in die Tabelle aufgenommen wurde.
C) Für die statistische Bewertung ist wichtig, ob minimale, lediglich biologisch interessante Einflüsse des väterlichen Alters oder ein für die Indikationsstellung zur präna- talen Diagnostik entscheidender väterlicher Alterseffek geprüft werden soll. Stene und Stene (1977) haben ihre statistischen Methoden entwickelt, weil sie an- dere Berechnungsarten als „un- brauchbar für die Entdeckung ir- gendeines kleinen bis mäßigen väterlichen Alterseffekts in Ge- genwart eines starken mütter- lichen" ansahen. Um so bemer- kenswerter ist, daß bei Anwen- dung dieser Methoden ein väter- licher Alterseffekt auf befriedi- gendem Signifikanzniveau nur in wenigen Untersuchungen gefun- den wurde.
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Bei den in der Tabelle aufge- führten Arbeiten ist zwar die Ge- samtzahl der Fälle hoch, die der chromosomalen Trisomien aber unverhältnismäßig klein. Das Zitat am Ende der Zuschrift von Stene et al. über die Nachteile des Zu- sammenfassens von Daten kann man deshalb dahingehend ergän- zen, daß die Ausschaltung von Zu- fallseffekten in einzelnen Studien ein möglicher Vorteil einer sol- chen Zusammenfassung ist. Ein Teil der von Murken und Stengel- Rutkowski in Deutschland gesam- melten Daten sind in der zitierten Arbeit von Ferguson-Smith und Yates (1984) enthalten. Eine zufäl- lige Abweichung im deutschen Beobachtungsgut sollte deshalbals Alternative zur Annahme geo- graphischer Variabilität innerhalb Europas diskutiert werden.
Mit Stene et al. sind wir der Mei- nung, daß der väterliche Altersef- fekt in bezug auf seine biologi- sche Signifikanz weiter unter- sucht werden sollte. Das Fehlen des Effekts in der Mehrzahl der Studien, die Beobachtung eines negativen väterlichen Altersef- fekts in einigen Untersuchungen und das im positiven Fall geringe Ausmaß des Einflusses des väter- lichen Alters auf die Häufigkeit von Trisomien sprechen in Anbe-
Schmerzbehandlung bei Tumorpatienten
Neben der Beschreibung chirurgi- scher und anästhesiologischer Möglichkeiten der Schmerzbe- handlung bei Tumorpatienten (periphere Nervenblockade, Neurektomie, Cordotomie und an- dere) werden vor allem Richtli- nien für die Verwendung von anal- getischen Pharmaka gegeben.
Die Autoren unterscheiden hier- bei drei verschiedene Gruppen:
die nichtnarkotischen-, die narko- tischen- und die adjuvant wirken- den Analgetika.
Konkrete Empfehlungen für die Schmerzbehandlung werden nicht gegeben, es wird jedoch ei- ne Reihe von Richtlinien aufge- stellt, die im folgenden kurz refe- riert seien: 1. Man beginne stets mit einem spezifischen Analgeti- kum für eine bestimmte Art von Schmerz. 2. Die pharmakologi- schen Eigenschaften der ver- schiedenen Medikamente müs- sen bekannt sein (Dauer des anal- getischen Effekts, pharmakokine- tische Eigenschaften des Medika- ments, äquianalgetische Dosen des Analgetikums). 3. Anglei- chung der Applikationsform an die Bedürfnisse des Patienten. 4.
Medikamente auf einer regelmä-
tracht des nicht zu vernachlässi- genden Risikos der Probenent- nahme gegen die Berücksichti- gung des väterlichen Alters bei der Indikationsstellung zur präna- talen Diagnostik.
Professor Dr. med. Gebhard Flatz Dr. rer. nat. Konstantin Miller Abteilung Humangenetik Zentrum Kinderheilkunde und Humangenetik
Medizinische Hochschule Hannover
Konstanty-Gutschow-Straße 8 3000 Hannover 61
ßigen Basis, nicht auf Abruf verab- reichen. 5. Wenn möglich Medika- mentenkombinationen verwen- den, die additive analgetische Ef- fekte bei verminderter Nebenwir- kungsrate besitzen, z. B. Morphi- umderivate kombiniert mit nicht- steroidalen Analgetika oder Anti- histaminika oder Amphetaminen.
6. Medikamentenkombinationen vermeiden, die die Sedation erhö- hen, ohne die Analgesie zu ver- bessern (z. B. Benzodiazepine und Phenothiazine). 7. Nebenwir- kungen vermeiden und gegebe- nenfalls behandeln (Sedierung, Atemdepression, Übelkeit und Er- brechen, Verstopfung). 8. Tole- ranzentwicklung beachten. 9.
Kein akutes Absetzen von Analge- tika. 10. Keine Placebos. 11. Kom- plikationen vermeiden und gege- benenfalls behandeln (Überdosie- rung, Myoklonus, Anfälle).
Bei Ausnützung aller Möglich- keiten der Schmerzbehandlung, wie chirurgische Therapie, Ent- spannungstraining, Bio-Feed- back, Musiktherapie und anderer sollte die ganz überwiegende Mehrzahl der Krebspatienten schmerzfrei- bzw. auf einem er- träglichen Schmerz-Level gehal- ten werden können. rcl
Foley, D. M.; The Treatment of Cancer Pain, New Engl. J. Med., 313 (1985): 84-95
FÜR SIE GELESEN
3784 (58) Heft 50 vom 11. Dezember 1985 82. Jahrgang Ausgabe A