DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Flugrettung
eine Normierung medizinischen Begleitgerätes in bezug auf die Anschlußmöglichkeit in verschie- denen Flugzeugmustern, hier be- sonders bei Verkehrsflugzeugen.
Zur Vermeidung von Fehleinsät- zen bei Ambulanzflügen oder Re- patriierungsflügen wurde eine klare Indikationsstellung, zum Beispiel durch entsprechend au- torisierte Ärzte in den betreffen- den Ländern — ähnlich den Ärzten der internationalen Fluggesell- schaften — gefordert. Verschiede- ne Referenten hoben die Notwen-
digkeit eines dafür speziell ausge- bildeten Notfallarztes hervor.
Den Abschluß des Kongresses bil- dete am letzten Tag eine Ausstel- lung von Rettungshelikoptern und Ambulanzflugzeugen auf dem na- he gelegenen Flugplatz Düben- dorf.
Die Hoffnung dürfte nicht unbe- rechtigt sein, daß es zu vermehr- ter internationaler Zusammenar- beit kommt, auch zur Verbesse- rung und Intensivierung der Koor-
dination zum Wohle der Patien- ten, die primär oder sekundär flugtransportiert werden, denn während des Kongresses fand auch die Gründungsversammlung der ISAS (International Society of Aeromedical Services) statt, die den nächsten Kongreß vorzube- reiten hat.
Dr. med. Kay Großmann Regerstraße 6
6500 Mainz 31
AUSSPRACHE
Väterlicher Alterseffekt bei Down-Syndrom
und anderen chromosomalen Trisomien
Zu dem Aufsatz von Gebhard Flatz und Konstantin Miller in Heft 18/1985, Seiten 1354 bis 1356
Abschließend möchten auch wir Ferguson-Smith (1984) zitieren:
„The disadvantage of pooling data from many sources lies in the risk of obscuring important heteroge- neities resulting from temporal, geographic, ethnic and environ- mental differences. Answers to questions about these factors will not be found here, but must be sought in studies designed with these specific points in mind."
Stellungnahme
Die Übersichtsarbeit enthält eini- ge Ungenauigkeiten. Die vollstän- dige Literatur zeigt in sechs der insgesamt zwölf publizierten Stu- dien über Lebendgeborenenun- tersuchungen einen positiven Va- teraltereffekt für die Häufigkeit von Nachkommen mit Down-Syn- drom, der zum Teil hoch signifi- kant ist. In mehreren der Studien, die keinen Vateraltereffekt ent- deckt haben, haben die Autoren statistische Methoden angewandt, mit welchen sogar ein deutlicher Vateraltereffekt schwer entdeck- bar wäre. Diese Methodenproble- me wurden mehrfach diskutiert (Stene, E., und Stene, J., 1977, 1978; Stene, J., et al., 1985). In den vier publizierten Studien über pränatale Diagnosedaten wurde ein Vateraltereffekt bisher nur einmal überzeugend nachgewie- sen, und zwar in den Daten aus der Bundesrepublik Deutschland
(Stene et al., 1981). Es gibt einige Studien, in denen man den elter- lichen Ursprung des „überzähli- gen" Chromosoms 21 durch Mar- keranalysen festgestellt hat. Eine Zusammenstellung von drei sol- chen Studien (Stene, J., 1981) zeigte, daß das Extrachromosom in 36 von 202 Fällen vom Vater stammte. In 9 dieser 36 Fälle (ent- sprechend 25 Prozent) war der Vater über 40 Jahre alt. Das ist viel häufiger als in der Normalpopula- tion.
Wir empfehlen derzeit für die Be- ratung von Elternpaaren aus dem Bereich der Bundesrepublik Deutschland, diejenigen Risikozif- fern zu verwenden, die hier auf der Basis der Gemeinschaftsstu- die (Schwerpunktprogramm „Prä- natale Diagnostik genetisch be- dingter Defekte" der Deutschen Forschungsgemeinschaft) im Zeit- raum 1973 bis 1979 ermittelt wor- den sind und allen Beratungsstel- len zur Verfügung stehen.
Dipl.-Ing. Eeva Stene Doz. Dr. philos. Jon Stene Institut für Statistik
der Universität Kopenhagen Priv.-Doz. Dr. med.
Sabine Stengel-Rutkowski Professor Dr. med. Jan Murken Abteilung für pädiatrische Gene- tik und pränatale Diagnostik der
Kinderpoliklinik der Universität München
Goethestraße 29 8000 München 2
Schlußwort
C) Wir sind den Einsendern des Leserbriefes dankbar für die Ein- fügung der Daten von Puri et al.
(1977) und ihrer Interpretation durch Stene (1978) in die Tabelle, sowie für die Korrektur der Ge- samtzahl der Fälle und der Auf- gliederung der Arbeit von Erick- son (1979). Für bedenklich halten Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 50 vom 11. Dezember 1985 (57) 3783
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Väterlicher Alterseffekt
wir die Berechnung von Signifi- kanzen aus den summarisch dar- gestellten Daten anderer Arbeiten und die daraus abgeleiteten, von der Interpretation der Originalau- toren teilweise abweichenden Be- urteilungen. Ferner ist zu bemän- geln, daß der inzwischen publi- zierte Artikel von Carothers et al.
(Hum. Genet. 68, 248-253, 1984), der an einem großen Beobach- tungsgut keinen väterlichen Al- terseffekt bei Klinefelter-Syndrom (Karyotyp 47,XXY) aufzeigte, nicht in die Tabelle aufgenommen wurde.
C) Für die statistische Bewertung ist wichtig, ob minimale, lediglich biologisch interessante Einflüsse des väterlichen Alters oder ein für die Indikationsstellung zur präna- talen Diagnostik entscheidender väterlicher Alterseffek geprüft werden soll. Stene und Stene (1977) haben ihre statistischen Methoden entwickelt, weil sie an- dere Berechnungsarten als „un- brauchbar für die Entdeckung ir- gendeines kleinen bis mäßigen väterlichen Alterseffekts in Ge- genwart eines starken mütter- lichen" ansahen. Um so bemer- kenswerter ist, daß bei Anwen- dung dieser Methoden ein väter- licher Alterseffekt auf befriedi- gendem Signifikanzniveau nur in wenigen Untersuchungen gefun- den wurde.
®
Bei den in der Tabelle aufge- führten Arbeiten ist zwar die Ge- samtzahl der Fälle hoch, die der chromosomalen Trisomien aber unverhältnismäßig klein. Das Zitat am Ende der Zuschrift von Stene et al. über die Nachteile des Zu- sammenfassens von Daten kann man deshalb dahingehend ergän- zen, daß die Ausschaltung von Zu- fallseffekten in einzelnen Studien ein möglicher Vorteil einer sol- chen Zusammenfassung ist. Ein Teil der von Murken und Stengel- Rutkowski in Deutschland gesam- melten Daten sind in der zitierten Arbeit von Ferguson-Smith und Yates (1984) enthalten. Eine zufäl- lige Abweichung im deutschen Beobachtungsgut sollte deshalbals Alternative zur Annahme geo- graphischer Variabilität innerhalb Europas diskutiert werden.
Mit Stene et al. sind wir der Mei- nung, daß der väterliche Altersef- fekt in bezug auf seine biologi- sche Signifikanz weiter unter- sucht werden sollte. Das Fehlen des Effekts in der Mehrzahl der Studien, die Beobachtung eines negativen väterlichen Altersef- fekts in einigen Untersuchungen und das im positiven Fall geringe Ausmaß des Einflusses des väter- lichen Alters auf die Häufigkeit von Trisomien sprechen in Anbe-
Schmerzbehandlung bei Tumorpatienten
Neben der Beschreibung chirurgi- scher und anästhesiologischer Möglichkeiten der Schmerzbe- handlung bei Tumorpatienten (periphere Nervenblockade, Neurektomie, Cordotomie und an- dere) werden vor allem Richtli- nien für die Verwendung von anal- getischen Pharmaka gegeben.
Die Autoren unterscheiden hier- bei drei verschiedene Gruppen:
die nichtnarkotischen-, die narko- tischen- und die adjuvant wirken- den Analgetika.
Konkrete Empfehlungen für die Schmerzbehandlung werden nicht gegeben, es wird jedoch ei- ne Reihe von Richtlinien aufge- stellt, die im folgenden kurz refe- riert seien: 1. Man beginne stets mit einem spezifischen Analgeti- kum für eine bestimmte Art von Schmerz. 2. Die pharmakologi- schen Eigenschaften der ver- schiedenen Medikamente müs- sen bekannt sein (Dauer des anal- getischen Effekts, pharmakokine- tische Eigenschaften des Medika- ments, äquianalgetische Dosen des Analgetikums). 3. Anglei- chung der Applikationsform an die Bedürfnisse des Patienten. 4.
Medikamente auf einer regelmä-
tracht des nicht zu vernachlässi- genden Risikos der Probenent- nahme gegen die Berücksichti- gung des väterlichen Alters bei der Indikationsstellung zur präna- talen Diagnostik.
Professor Dr. med. Gebhard Flatz Dr. rer. nat. Konstantin Miller Abteilung Humangenetik Zentrum Kinderheilkunde und Humangenetik
Medizinische Hochschule Hannover
Konstanty-Gutschow-Straße 8 3000 Hannover 61
ßigen Basis, nicht auf Abruf verab- reichen. 5. Wenn möglich Medika- mentenkombinationen verwen- den, die additive analgetische Ef- fekte bei verminderter Nebenwir- kungsrate besitzen, z. B. Morphi- umderivate kombiniert mit nicht- steroidalen Analgetika oder Anti- histaminika oder Amphetaminen.
6. Medikamentenkombinationen vermeiden, die die Sedation erhö- hen, ohne die Analgesie zu ver- bessern (z. B. Benzodiazepine und Phenothiazine). 7. Nebenwir- kungen vermeiden und gegebe- nenfalls behandeln (Sedierung, Atemdepression, Übelkeit und Er- brechen, Verstopfung). 8. Tole- ranzentwicklung beachten. 9.
Kein akutes Absetzen von Analge- tika. 10. Keine Placebos. 11. Kom- plikationen vermeiden und gege- benenfalls behandeln (Überdosie- rung, Myoklonus, Anfälle).
Bei Ausnützung aller Möglich- keiten der Schmerzbehandlung, wie chirurgische Therapie, Ent- spannungstraining, Bio-Feed- back, Musiktherapie und anderer sollte die ganz überwiegende Mehrzahl der Krebspatienten schmerzfrei- bzw. auf einem er- träglichen Schmerz-Level gehal- ten werden können. rcl
Foley, D. M.; The Treatment of Cancer Pain, New Engl. J. Med., 313 (1985): 84-95
FÜR SIE GELESEN
3784 (58) Heft 50 vom 11. Dezember 1985 82. Jahrgang Ausgabe A