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Archiv "Drogenkonsum: Bacillus anthracis in Heroin?" (30.04.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 17

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30. April 2010 A 807 DROGENKONSUM

Bacillus anthracis in Heroin?

Das Robert-Koch-Institut bittet die Ärzteschaft um erhöhte Aufmerksamkeit bezüglich Haut- oder Weichteilinfektionen bei Heroinkonsumenten, da diese durch den Milzbranderreger verursacht sein könnten.

E

s häufen sich in Europa in den letzten Monaten Erkrankungs- und Todesfälle, die vermutlich durch milzbrandkontaminiertes Heroin ver- ursacht worden sind. Bereits Mitte Dezember 2009 war in Nordrhein- Westfalen (Städteregion Aachen) ein Heroinkonsument im Zusammen- hang mit einer Bacillus-anthracis-

Infektion gestorben. Er hatte sich mit einer massiven Schwellung des Beins im Bereich einer unauffälli- gen Injektionsstelle im Kranken- haus vorgestellt und wurde zu- nächst wegen der Verdachtsdiagno- se einer tiefen Beinvenenthrombo- se behandelt. Im weiteren Verlauf entwickelte sich ein Kompartment- syndrom.

Mitte März erkrankte in der Re- gion ein zweiter Heroinkonsument an Milzbrand. Der Mann stellte sich wegen eines Abszesses an der In- jektionsstelle am Arm beim Arzt vor. Klinisch imponierte im Verlauf eine massive Schwellung der Extre- mität, die ebenfalls zu einem Kom- partmentsyndrom führte. Eine im Rahmen der operativen Wundver- sorgung durchgeführte Biopsie und mikrobiologische Untersuchung si- cherte die Diagnose „Milzbrand“.

Der Patient wurde antimikrobiell behandelt und befindet sich in ei- nem klinisch stabilen Zustand.

Vermutlich haben sich beide Pa- tienten über kontaminiertes Heroin infiziert. Eine direkte Verbindung zwischen beiden ist nicht bekannt.

Aus Schottland und England wur- den seit Dezember 2009 bislang

mehr als 30 Fälle von Milzbrand bei Heroinkon- sumenten bekannt (www.

hps.scot.nhs.uk und www.

hpa.org.uk). Stammverglei- che von Bacillus-anthracis- Isolaten des verstorbenen Patienten aus Aachen und von schottischen Patienten ergaben identische Sequen- zen für die untersuchten Genloci. Somit ist nicht auszuschließen, dass es sich um identische Stämme des Milzbranderregers bei allen untersuchten Fällen han- delt, was wiederum auf ei- ne gemeinsame Quelle des Heroins beziehungsweise der Verunreinigung hindeuten könnte.

Das Auftreten eines weiteren Falls bei einem Heroinkonsumenten legt nahe, dass kontaminiertes He- roin auch in Deutschland weiterhin im Umlauf ist. Es ist möglich, dass neben Nordrhein-Westfalen auch andere Bundesländer betroffen sind oder waren. Da das klinische Bild nicht unbedingt eine Unterschei- dung zwischen Milzbrand und einer anderen Haut- oder Weichteilinfek- tion zulässt, sollten Ärzte bei der Behandlung und Betreuung von He- roinkonsumenten bei entsprechen- der Anamnese differenzialdiagnos- tisch frühzeitig an Milzbrand denken und eine entsprechende mikrobiolo- gische Diagnostik veranlassen. Bei anderen Applikationsformen von Heroin sollten auch andere Manifes-

tationsformen von Milzbrand (zum Beispiel Sepsis, Meningitis) be- rücksichtigt werden.

Die Infektion erfolgt zum Bei- spiel durch Injektion oder Inhala- tion von mit Milzbrandsporen ver- unreinigtem Heroin oder durch Kontakt mit verletzter Haut oder Schleimhaut. Es gibt praktisch keine Mensch-zu-Mensch-Über- tragung. Für die Allgemeinbevöl- kerung besteht kaum ein Infekti- onsrisiko. Weitere Informationen findet man auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts (RKI) unter www.rki.de.

Milzbrand ist eine meldepflichti- ge Infektionskrankheit. Gemäß § 6 des Infektionsschutzgesetzes sind Ärzte verpflichtet, bereits den Ver- dacht namentlich dem örtlichen Gesundheitsamt zu melden. Ebenso sind die Erkrankung an oder der Tod durch Milzbrand zu melden. Labor- leiter sind verpflichtet, den direkten oder indirekten Nachweis von Ba- cillus anthracis namentlich dem ört- lichen Gesundheitsamt zu melden.

Bei begründetem Verdacht bietet das RKI Unterstützung bei der Un- tersuchung von klinischem Materi- al oder potenziellen Infektionsquel- len zum Ausschluss von Bacillus an- thracis an. Zusätzlich kann auch eine Beratung zur Gewinnung und zum Versand der Proben erfolgen. ■

Dr. med. Helen Bernard Dr. med. Mirko Faber, PD Dr. Roland Grunow Robert-Koch-Institut, Berlin

Dr. med. Verena Bochat Gesundheitsamt der Städteregion Aachen

Anette Görg Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie

Luisenhospital, Aachen

Ansprechpartner am Robert-Koch-Institut sind:

PD Dr. Roland Grunow vom Zentrum für Biolo - gische Sicherheit (GrunowR@rki.de). sowie Dr. Helen Bernard (BernardH@rki.de) und Dr. Mirko Faber (FaberM@rki.de) von der Abteilung für Infektionsepidemiologie

Milzbrandbak - terien sind relativ groß und legen sich zu bambusartigen Ketten oder Fäden zusammen.

Foto: cdc

M E D I Z I N R E P O R T

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