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Archiv "Personalisierte Medizin II: Die Komplexität ist ohne IT nicht beherrschbar" (16.10.2009)

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A 2072 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 42

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16. Oktober 2009

PERSONALISIERTE MEDIZIN II

Die Komplexität ist ohne IT

D

ie Medizin- und Informati- onstechnik spielt in der öf- fentlichen Diskussion um die Rolle der personalisierten Medizin bislang kaum eine Rolle. „Personalisierte Medizin wird mit Informationstech- nologie nicht in Verbindung ge- bracht“, monierte Prof. Dr.-Ing. Heinz U. Lemke (Los Angeles, USA) beim 17. Dresdener Palais-Gespräch. Sei- ne Kritik wurde verstärkt von Prof.

Dr. med. Otto Rienhoff (Universität Göttingen): Die Diskussion um die individualisierte Medizin sei – im Unterschied zu den USA oder Asien – hierzulande viel zu biologistisch ausgerichtet. Dadurch bestehe die Gefahr, dass man im internationalen Vergleich zurückfalle.

Aus Sicht des Medizininformati- kers Lemke geht es im Kontext der personalisierten Medizin letztlich darum, eine Vielfalt von Parametern zum Patienten (Biomarker, bildge- bende Verfahren, elektronische Pa- tientenakten et cetera) zu sammeln und dem Arzt Auswertemöglichkei- ten zur Verfügung zu stellen. „Perso- nalisierte Medizin wird sich in Soft- ware realisieren“, meinte Lemke.

Das sei nur über patientenspezifi- sche Modelle möglich.

„Das Wissen muss in Form von Vernetzungen im Computer abgebil- det werden“, erklärte Lemke. Ansät- ze dafür lägen in der Strukturmathe- matik. Für die Integration der Infor- mationen in einem modellierten Wis-

sensmanagement müssen verschie- dene mathematische Verfahren wie bayessche Netze aus der Wahrschein- lichkeitstheorie, Petri-Netze oder Fuzzy-Logik kombiniert werden.

So spielen die bildgebenden Ver- fahren für die personalisierte Medi- zin eine zentrale Rolle: Sie seien in den letzten Jahren bis hin zur 5-D-Darstellung (molekulares Im- aging) immer weiter verfeinert wor- den und ermöglichten ansatzweise eine computergestützte Diagnose aus Bildern. So komme etwa die computergestützte Auswertung be- stimmter bildgebender Verfahren in der Mammografie einer Experten- auswertung inzwischen nahe. Ab- gesehen von Bildern müssten je- doch weitere Parameter einbezogen werden. „Wir entwickeln uns von einer bildzentrierten hin zu einer modellgestützten Anschauung“, sagte Lemke. Die quantitative Analyse werde immer wichtiger.

„Das Subjektive reicht nicht aus, wir müssen die Unsicherheit in der klinischen Medizin quantifizieren und von einer evidenzbasierten Me- dizin hin zu modellbasierter medizi- nischer Evidenz gelangen.“ Hierfür müssen Informatik, Radiologie und Chirurgie eng zusammenarbeiten.

Beispiele für Bereiche, in denen die modellgestützte patientenspezifi- sche Therapie große Fortschritte ge- macht hat, sind nach Lemke die Le- bertransplantation und der Mitral- klappenersatz mit Endoprothesen.

Die wissenschaftliche Durchdrin- gung der Medizin werde allerdings nicht ohne Spannungen fortschrei- ten, ist Rienhoff überzeugt: In der Forschung gehe es um detailorien-

tierte Datensammlungen, wohinge- gen im Behandlungszusammenhang die Suche nach einer sicheren, effi- zienten Entscheidung im Vorder- grund stehe. Die Anforderungen an Datensammlungen und Systeme im wissenschaftlichen und im therapeu- tischen Kontext sind jeweils völlig andere.

„Wir müssen Wege finden, das gesammelte Wissen zu dokumentie- ren und erschließbar zu halten“, sag- te Rienhoff. Eine Dokumentation mit definierten Begrifflichkeiten und Ontologien seien dafür zwingend er- forderlich, um Fehl ergebnisse der Forschung und Behandlung zu ver- hindern.

Informationsklammer des gesammelten Wissens

„Die Partizipationsfähigkeit von Ärzten und Patienten hängt an der Möglichkeit, Zusammenhänge transparent in IT-Systemen darstel- len und Entscheidungen dokumen- tieren zu können“, meinte Rienhoff.

Eine patientenspezifische Therapie wird nach Meinung der Experten kaum vor dem Jahr 2025 möglich sein. Weltweit werden die Bemü- hungen indes verstärkt. So wurde etwa 2008 die Gesellschaft für Per- sonalisierte Medizin in Europa (EPMA – European Association for Predictive, Preventive and Persona- lised Medicine; www.epmanet.eu) mit Sitz in Brüssel gegründet. Sie will unter anderem die Prävention in der Medizin voranbringen und eine grenzüberschreitende Standar- disierung der Forschung zur perso- nalisierten Medizin fördern. ■ Heike E. Krüger-Brand

Eine Voraussetzung für personalisierte Therapie ist, dass eine Vielfalt von Daten aus unterschiedlichen Quellen integriert wird. Das ist nur über patienten - spezifische Modelle möglich.

*17. Dresdener Palais- Gespräch „Personalisierte Medizin – Sind wir auf dem Weg zu einem indivi-

dualisierten Gesundheits- wesen“ und 4. Dresdener Symposium der Reihe „Innovationen und Visionen in der medizinischen Bild- gebung“ zum Thema

„Personalisierte Medizin und Informationstechno-

logie“, 18. und 19. Sep- tember 2009

Foto:

iStockphoto

nicht beherrschbar

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