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Archiv "Medizinischer Fortschritt: Lösung auf der jeweils richtigen Ebene" (29.09.1995)

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OLITIK LEITARTIKEL

Medizinischer Fortschritt

Lösung auf der jeweils richtigen Ebene

Wenn es gelingt, Patientenprobleme jeweils auf der effizienten Stufe der Versorgung zu lö- sen, dann können Rationierungstendenzen im Gesundheitswesen zurückgedrängt und die Qualität der Versorgung insgesamt verbessert werden. Der Verfasser, Zweiter Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, erläutert mit dem folgenden Kommentar die Be- weggründe der KBV-Strategie hinsichtlich einer kostenbewußten (Arzneimittel-)Verordnung.

D

er Begriff „Fortschrittsfalle"

wurde von Professor Walter Krämer, Gesundheitsökonom und Inhaber des Lehrstuhls für Statistik an der Universität Dort- mund, vor einigen Jahren populär ge- macht. Die immer größeren Möglich- keiten der modernen Medizin, so sei- ne These, ermöglichen die Behand- lung von immer mehr Krankheiten durch verbesserte Diagnose- und Therapieverfahren. Damit werde der Aufwand pro Behandlung immer größer — nach oben gebe es theore- tisch keine Grenze. Der gesundheitli- che Nutzen für die Bevölkerung und den einzelnen Menschen sei — wenn überhaupt — nur schwer nachzuwei- sen, der volkswirtschaftliche Schaden dagegen sehr genau: Das System wer- de unbezahlbar.

Absage an die

Zwei-Klassen-Medizin

Krämers These ist in der ge- sundheitspolitischen Diskussion All- gemeingut geworden. Seine Schluß- folgerungen daraus allerdings nicht.

Vor allem die Ärzte wenden sich ge- gen Überlegungen, Leistungen für Patienten zu rationieren oder mit Altersgrenzen zu versehen. Mit ein- deutigen Beschlüssen erteilten KBV und Ärztetag in den letzten Jahren eine Absage an die Zwei-Klassen- Medizin.

Andererseits wissen wir natür- lich, daß die ökonomischen Konse-

quenzen der „Fortschrittsfalle"

bekämpft werden müssen. Die Ge- sellschaft hat — zumindest vorerst — die Vorgaben der Politik akzeptiert, daß die zur Verfügung stehenden Ressourcen für das Gesundheitswe- sen nicht erhöht werden. Wenn das System finanzierbar bleiben soll, sind wir alle aufgerufen, Wege zu finden, die Qualität der Versorgung der Bevölkerung zu halten oder gar zu verbessern, ohne dafür wesent- lich mehr Geldmittel auszugeben.

Das ist die Quadratur des Kreises, doch wer die Struktur unserer Ver- sorgung analysiert, der erkennt Lö- sungsansätze. Die Formel lautet:

Patientenproblemlösung auf der richtigen Ebene.

Zirka 95 Prozent der Patienten- probleme werden in der Bundesrepu- blik Deutschland in den allge- meinärztlichen und fachärztlichen Praxen gelöst. Nur ein geringer Pro- zentsatz der Patienten bedarf der hochspezialisierten ärztlichen Betreu- ung in Krankenhäusern — die wenig- stens Kranken werden durch Höchst- leistungsmedizin betreut. Geht man vom einzelnen Patientenproblem aus, so werden die finanziellen Mittel der Krankenkassen aber in genau umge- kehrter Reihenfolge eingesetzt.

Wenn es uns gelingt, Patienten- probleme auf der für sie jeweils effizi- enten Stufe der Versorgung zu lösen, so werden wir nicht nur die Rationierungstendenzen der Politik zurückdrängen, sondern auch einen großen Schritt zu mehr Qualität der

Versorgung machen. Die „Fort- schrittsfalle" läßt sich „umgehen", wenn wir den Fortschritt auf die Pati- enten konzentrieren, die wirklich auf ihn angewiesen sind. Dies zeigt sich besonders eindrucksvoll in der Arz- neimitteltherapie.

Wer überall dort, wo preiswerte und qualitativ hochwertige Medika- mente zur Verfügung stehen, spart, schafft sich Spielräume für die Be- treuung von Problemfällen, die inno- vative oder sehr teure Medikamente erfordern. Nur so kann er seiner ärzt- lichen Verantwortung gerecht werden

— nach einem schwäbischen Sprich- wort hieße dies: Nur wer spart, kann sich was leisten.

Chance: Effiziente Arzneimitteltherapie

Der Grundsatz der effizienten Arzneimitteltherapie gilt nicht nur für die unter Budgetdruck stehenden nie- dergelassenen Ärzte, er muß sich auch im Krankenhaus durchsetzen. Zehn Jahre Diskussion um Bioverfügbar- keit und Qualität der Generika, ver- bunden mit dem inzwischen etablier- ten guten Ruf vieler auf diesem Markt tätigen Firmen, sprechen für eine brei- te Anwendung von Generika. Ihr Ein- satz, verbunden mit der Beibehaltung bewährter Therapieprinzipien, gibt uns hoffentlich die Möglichkeit, neue, echte Innovationen in breitem Um- fang für die Patienten nutzbar zu ma- chen. Dr. Peter Schwoerer Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 39, 29. September 1995 (17) A-2527

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