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Archiv "Börsebius zum Gold: Hoch gepriesen, tief gefallen" (02.07.1999)

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Ü

ber Jahrtausende zählte Gold zu den mystischen Dingen der Menschheit.

Es schien so, daß zum Golde alles drängte, am Golde alles hing.

Ach Poesie, ach güld’ne Welt. Die Realität sieht ganz anders aus. Der Goldpreis hat einen dramatischen Ver- fall hinter sich gebracht. Seit Jahren geht es nunmehr schon abwärts.

Erstaunlich dabei ist vor allem, daß eine der früheren Funktionen, als Krisenmetall zu dienen, völlig über die Wupper gegangen ist. Weder die wirklich heftigen Finanz- krisen in Lateinamerika und Asien noch der Krieg im Ko- sovo haben den Goldpreis zu einem kleinen Hüpfer nach oben bewegen können. Über die Frage, ob nun – bei einem Unzenpreis von 250 Dollar – das Ende der Talfahrt er- reicht sei, streiten die Exper-

ten heftig. Die Vertreter der Goldlobby und erst recht spe- zielle Broker, aber auch man- che Anlageberater blasen jetzt zum Einstieg, tiefer kön- ne es nun tasächlich nicht mehr gehen mit dem Gold- preis. Meistens werden dann zur Untermalung der Argu- mentation Bildchen herge- zeigt, aus denen klar ersicht- lich sein soll, daß der Wende- punkt erreicht ist.

Ich persönlich glaube das nicht. Meiner Meinung nach ist von einer Avance des Gol- des weit und breit nichts zu sehen. Das hat nur am Rande damit zu tun, daß dieses An-

lagevehikel keine Zinsen ab- wirft und nur Lagerkosten verursacht, das war ja früher auch nicht anders.

Nein, es geht vor allem darum, daß es erstens Gold in Hülle und Fülle gibt und zweitens mehr Leute das gel- be Metall verkaufen, als es andere haben wollen. In aller Schlichtheit: Gold ist ein rei- ner Rohstoff geworden, bei dem die Gesetze des Mark- tes, also Angebot und Nach- frage, mit einer mittlerweile bedrückenden Realität funk- tionieren.

Mehr Leute, wer ist das?

Das ist die Bank von Eng-

land, die will die Hälfte ihres Bestandes auf den Markt werfen. Und selbst die so konservativen Schweizer pla- nen den Abbau ihrer Edel- metallreserven. Ein anderer Verkaufskandidat ist der In- ternationale Währungsfonds.

Der selber in Geldnot gera- tene IWF muß, um den so- eben auf dem Kölner Gipfel beschlossenen Schuldenerlaß für die ärmsten Länder der Welt zu finanzieren, tief in seine Goldreserven greifen.

Dabei geht es nicht um ein paar tausend Feinunzen, sondern um mehrere hundert Tonnen des Edelmetalls, die jetzt und in absehbarer Zu- kunft auf den Markt gewor- den werden. Erschrecken Sie jetzt bitte nicht, aber ich hal- te einen Preis von 150 bis 170 Dollar pro Feinunze durch- aus für vorstellbar. Am Gol- de hängt eben doch nicht alles. Börsebius

[56] Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 26, 2. Juli 1999

S C H L U S S P U N K T

Post Scriptum

N

ein, ein Schachsüchtiger war er sicher nicht, Frei- herr Johann Wolfgang von Goethe. Doch als gele- gentlicher Zeitvertreib dien- te es ihm wohl. „Man ver- gnügte sich damals“, berich- tet er aus seinem Leben, „mit Lust und Ungezogenheiten.

Nun, an Lust lasse man es

auch heute nicht fehlen, Un- gezogenheit freilich sei der Schächer Sache nicht, die so manchen guten Zug thun ...“

Vielleicht sind Sie neu- gierig, worauf Goethe da-

mals anspielte? Natürlich auf Frankfurt am Main,

„der vollen Lebensfreudig- keit klassische Stätte“. In dieser Stadt wurde er vor 250 Jahren geboren, hier führte ihn seine Mutter ins königliche Spiel ein. „Wir haben jetzt ein groß gaudi- um am Schachspiel, lachen was rechts über den Matz- bumbes von König, den je- der laffe Schach machen kann“, schreibt sie an Rat Crespel.

Schach ist für Goethe ein „Probierstein des Ge- hirns“ und dient ihm wie vielen anderen Dichtern als Gleichnis für das Leben:

„Die Natur hat uns die Figu- ren gegeben, wir müssen die Züge tun.“ Doch nicht im- mer scheint es für ihn im

Mikrokosmos Schach nach Wunsch gegangen zu sein, wie sonst sind folgende Worte zu verstehen: „Die- ses Spiel ist geeignet, allem Dichterischen den Garaus zu machen.“

Dennoch hätte er ver- mutlich am diesjährigen

„Frankfurt Chess Classic“

vom 29. Juni bis zum 4. Juli zu seinem 250. Geburtstag viel Vergnügen gehabt, wenn sich erstmals seit Jah- ren wieder die „Oldtimer“

Kasparow und Karpow, de- nen allerdings im Gegensatz zu Goetheschen Prinzipien eine offene gegenseitige Feindschaft über alles geht, am Brett gegenübersitzen und die „Twenties“ Anand und Kramnik den beiden in die Suppe spucken wollen.

Manchmal wissen sich ja die Alten noch ihrer Haut zu erwehren. Und Goethe muß (im „Faust II“) nicht immer recht haben:

„Hat einer dreißig Jahr vorüber, so ist er schon so gut wie tot, am besten wär’s, euch zeitig totzuschlagen.“

Wie sonst wäre es zu er- klären, daß der 36jährige Kasparow hier bei einem Turnier in Spanien als Schwarzer am Zug den 24 Jahre jungen Bulgaren To- palow mit einer hübschen Mattkombination besiegte und auch das übrige Jung- volk klar hinter sich ließ?

Lösung:

Goethe und der

Matzbumbes von König

DR. MED. HELMUT PFLEGER

Börsebius zum Gold

Hoch gepriesen, tief gefallen

Nach dem feinen Bauernopfer

1..

..

f4+! gab Topalow bereits auf, weil er nach der erzwunge-

nen Annahme mit 2.Kxf4 durch

2..

..

Kd3 in ein unentrinnbares Mattnetz gerät. Nur 3.Dg5 hilft gegen das drohende Matt durch

3..

..

Dg4+, doch damit verstellt die weiße Dame ihrem eigenen König das Fluchtfeld g5, sodaß

diesen mit 3.. ..

Df2 matt das

Schicksal ereilt.

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