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h, Athen! Oh, Olympia!Endlich dürfen wir uns im überhitzten Deutsch- land eine kühle Apfelschorle eingießen, den Fernseher einschalten und vom Sessel aus zusehen, wie Sportle- rinnen und Sportler aus aller Welt schweißtreibend um Medaillen ringen. Der Traum, auf dem Siegertreppchen zu stehen, wird sich auch dieses Mal für etliche bundesdeut- sche Olympioniken nicht er- füllen. Wie schön, dass sie alle wenigstens schon mit einem Stück Gold anreisen können.
Ja, richtig gelesen. Die Bundeszentrale für gesund- heitliche Aufklärung (BZgA) hat allen Sportlern und Sport- lerinnen der deutschen Olym- piamannschaft ein Exemplar der limitierten „Go for Gold“- Kondomedition ins Reisege- päck gesteckt. Mehrere Teil- nehmer unterstützen die
Bundeszentrale aktiv darin, im Rahmen der Olympischen Sommerspiele 2004 „auf die weltweite Aids-Problematik und auf Safer Sex als den besten Schutz vor einer HIV- Infektion hinzuweisen“, wie einer Pressemitteilung zu entnehmen ist. Konkret be- teiligen sich die Vizewelt- meisterinnen im Degen Imke Duplitzer, Britta Heidemann und Marijana Markovic sowie der Olympiasieger von Syd-
ney im Kanuslalom, Thomas Schmidt.
Degen, Kanu? Da kommt man ins Grübeln. Warnen die drei Frauen überzeugend da- vor, hochwertige goldfarbene Kondome durch spitze Ge- genstände zu beschädigen?
Wirbt der Slalommann ge- konnt dafür, sich im Strudel der Gefühle bloß nicht bei der Verhütung zu verhed- dern? Nein, Blödsinn, klärt die BZgA auf. Die vier sind
auf einem Plakat zu sehen und werden das Thema Aids- Prävention ansprechen, wenn es bei Interviews oder Veran- staltungen gerade passt.
Zusätzlich haben die Fern- sehsender fünf Spots erhal- ten, die olympiagerecht für Safer Sex werben. Darüber hinaus läuft ein neues Ge- winnspiel, bei dem die besten Kondommotive zum Thema olympische Sportarten prä- miert werden.
Das Internationale Olym- pische Komitee hat die deut- sche „Go for Gold“-Aktion vor kurzem schon als inter- national beispielhaft empfoh- len. Tatsächlich hat die BZgA ein Lob verdient. Nicht jedes Kondommotiv ist gleich wit- zig. Doch die Ausdauer, mit der die Bundeszentrale seit mehr als zehn Jahren immer wieder neue „mach’s mit“- Ideen umsetzt, verdiente eigentlich auch mal eine olympianahe Auszeichnung.
Vielleicht ein extralanges, sozusagen marathonmäßiges Kondom in Gold? Rie
B
ei meinem Dezember- ausblick zum Verlauf des Jahres 2004 habe ich eine Bandbreite für den DAX zwischen 3 600 und 4 400 Punkten prognostiziert und im Übrigen im Früh- jahr (DÄ, Heft 10/2004) zur Vorsicht geraten. Wer dann noch dem Rat folgte, auf dem Geld sitzen zu bleiben respektive Gewinne mitzu- nehmen, konnte dem nach- folgenden Abstieg des Deut- schen Aktienindex auf nun- mehr 3 650 Punkte elegant entfliehen.Jetzt, wo also der untere Rand der Prognose fast er- reicht ist, mehren sich in den Wirtschaftsblättern und An- lagemagazinen Stimmen, die plötzlich Weltuntergangsstim- mung machen. Es ist, wie es immer ist, die Prognosen fol- gen den Kursen und nicht umgekehrt. Wenn es nach den meisten Charttechnikern geht, steht uns also ein Kurs-
sturz bald ins Haus. Mei- ner jahrelangen Beobachtung nach sind indes Chartanalysen nicht wirklich gut geeignet, nachhaltige Anlageerfolge zu erzielen, Chartisten haben da- her ziemlich viele Löcher in den Schuhen, weil sie letztlich zu oft auf dem falschen Fuß erwischt werden, da sie Abbrüche von Trends nicht erkennen (können).
Das hat sicher auch damit zu tun, dass die alte Weisheit, an der Börse werde weder zum Einstieg noch zum Ausstieg geklingelt, durch- aus ihre Berechtigung hat.
Anhänger der Chartanalyse können auf Klingelgeräusche offensichtlich deswegen nicht
achten, weil sie viel zu ange- strengt Gesetzmäßigkeiten in Kurven zwingen wollen, auch da, wo keine sind.
Wenn mich nicht alles täuscht, kann der DAX noch mal um 100 Punkte, wenn es hoch kommt, um 200 Punkte einknicken. Dazu sind die Belastungsfaktoren (Zinsan- stieg, Ölpreis) auch nicht zu unterschätzen, und die Angst vor weiteren Terroranschlä- gen drückt ebenfalls auf die Stimmung.
Aber fundamental meh- ren sich die Anzeichen für einen baldigen Stimmungs- wechsel. Vor allen Dingen scheint das Konjunkturtief durchschritten zu sein, und
die deutschen Unternehmen legen ihre Gewinnmesslat- ten wieder deutlich höher.
Mittlerweile sind deutsche Aktien – mit einem KGV von 11,5 – sehr niedrig be- wertet. Clevere Börsianer sind gut beraten, ihr Pulver trocken zu halten und in die nächste große Schwäche- phase hinein zu kaufen. ✮ S C H L U S S P U N K T
[64] Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 34–3523. August 2004
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Wenn’s zum Einstieg leise klingelt
Börsebius
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September 2004 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom- Ökonom Reinhold Rombach) an- rufen. Wenn Sie also in Finanz- dingen der Schuh drückt, wählen Sie bitte die 02 21/35 15 87. Die kostenlose Telefonberatung ist ein spezieller Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.
Post Scriptum