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Archiv "Photodynamische Therapie bei der altersabhängigen Makuladegeneration" (18.11.2005)

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D

ie Prozesse der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) sind genetisch determiniert, werden aber durch Umweltfaktoren wie oxida- tive Schäden (Rauchen) zusätzlich ne- gativ beeinflusst. Ursächlich liegt der AMD eine „Endlichkeit“ des Alterns der zentralen Netzhautzellen zugrunde.

Der funktionelle und morphologische Verlauf der AMD in beiden Augen ist häufig aufgrund der genetischen Grundlage sehr symmetrisch. Als Folge dieser Alterungsprozesse kommt es zunächst zu Ablagerungen von Abfall- produkten unter der zentralen Netz- haut (so genannte Drusen, frühe AMD) auf deren Grundlage sich die visusmin-

dernden Komplikationen der späten AMD entwickeln. Von der Erkrankung sind in Deutschland etwa eine Million Menschen betroffen. In den westlichen Industrienationen ist die AMD die häu- figste Ursache für eine zentrale Sehminderung oder Erblindung insbe- sondere im höheren Lebensalter.

Charakteristische Symptome der Er- krankung können sein: reduzierte Seh- schärfe und Schädigung des Lesever- mögens, verminderte Kontrastsensiti- vität (verringerte Wahrnehmung von Kontrasten), Metamorphopsien (Ver- zerrungen) und schließlich Ausfälle im

zentralen Gesichtsfeld (Skotome). Die- se Funktionsausfälle können so ausge- prägt werden, dass sie einer Erblindung (im Sinne des Gesetzes) gleichkom- men. Bei der späten AMD werden zwei Verlaufsformen unterschieden: die atrophische („trockene“) und die exsu- dative („feuchte“) Form.

Bei der atrophischen („trockenen“) AMD sterben die zentralen Netzhaut- zellen langsam ab. Die Verschlechterung des Sehvermögens tritt progredient ein.

Die Mehrzahl (etwa 80 bis 85 Prozent) der AMD-Patienten ist von dieser Form der AMD betroffen.Therapeutisch kann durch hochdosierte Vitamingaben even- tuell der weitere Verlauf verlangsamt

Photodynamische Therapie bei der altersabhängigen

Makuladegeneration

Zusammenfassung

Bei der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) vollzieht sich der Abbau des Sehvermö- gens besonders rasant, wenn die Erkrankung in ein exsudatives Stadium übergeht („feuchte AMD“). Dabei kommt es zu Gefäßeinsprossun- gen aus der Aderhaut unter die Netzhaut (cho- rioidale Neovaskularisation, CNV), in deren Verlauf sich seröse Flüssigkeit und Blut unter der Netzhaut ablagern können und irreversible Zellschädigungen und Sehverschlechterungen hervorrufen. Erste Symptome können ein nur leicht ausgeprägter Visusverlust, Leseschwie- rigkeiten oder das Auftreten von Verzerrungen gerader Linien sein. Unbehandelt führt diese Form der AMD häufig zu einem erheblichen Vi- susverlust mit zentralem Gesichtsfeldausfall und Verlust des Lesevermögens. Die photody- namische Therapie (PDT) ist ein Verfahren bei der Behandlung der exsudativen Form der AMD. Nach intravenöser Gabe eines photosen- sibilisierenden Farbstoffes (Verteporfin) ge- langt diese Substanz über den Blutweg in die irregulären subretinalen Blutgefäße. Dort wird sie durch einen nichtthermischen Laser akti- viert und führt nach Schädigung der Endothel- zellen zu einer Photothrombose. Hierdurch kann bei „erfolgreichem“ Verlauf eine weitere Schädigung der zentralen Netzhaut und der progrediente Visusverlust begrenzt werden.

Dies wurde in prospektiven Studien bei ver- schiedenen Subtypen der exsudativen AMD gezeigt. Als einschränkender Faktor ist anzu- merken, dass nur eine begrenzte Anzahl der AMD-Patienten diese Varianten aufweisen und als Therapieerfolg bestenfalls eine Visusstabili- sierung erreicht werden kann. Dennoch stellt die PDT eine Erweiterung der therapeutischen Möglichkeiten bei der AMD dar. Durch die Ent- wicklung weiterer medikamentöser Verfahren und Kombinationstherapien mit der PDT ist zu- dem in naher Zukunft eine weitere Verbesse- rung der therapeutischen Perspektiven für Pa- tienten mit einer AMD zu erhoffen.

Schlüsselwörter: photodynamische Therapie, altersabhängige Makuladegeneration, Thera- piekonzept, Epidemiologie

Summary

Photodynamic therapy in age related macular degeneration

In age-related macular degeneration (AMD) decline in vision takes place exeedingly rapid when the disease progresses to the exudative stage („wet AMD“). Thereby blood vessels grow from the choroid into the retina (choroidal neo- vascularisation or CNV), in the course of which serous fluid and blood can be deposited under

the retina and cause irreversible cell damage and deterioration of sight. The first symptoms can be vision loss, at times only slight, difficulty in reading or, straight-line distortion. Untreat- ed, this form of AMD often leads to considerable vision loss with central visual field loss and a loss of the reading ability. Photodynamic thera- py (PDT) is a method of treating the exudative form of AMD. After intravenous injection of a light-sensitive dye (verteporfin), this substance reaches the abnormal subretinal blood vessels by the means of circulation. There it is activated by a non-thermal laser and damages endotheli- al cells by photothrombosis. In successful cases the damage to the central part of the retina and the loss of vision can be limited. This has been demonstrated in several prospective studies in different subtypes of exudative AMD. But the success of PDT is limited by the restricted num- ber of AMD patients with these specific variants and by the fact that with PDT only a stabilisa- tion of visual acuity can be achieved. But despite these limitations PDT represents a progress in AMD therapy. In the near future the develop- ment of new medications and combination therapies with PDT will lead to further progress in the treatment perspectives of AMD.

Key words: photodynamic therapy, age-re- lated macular degeneration, treatment option, epidemiology

Augenabteilung am St. Franziskus Hospital, Münster

Daniel Pauleikhoff Georg Spital

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werden. Allerdings ist die Schädigung des Lesevermögens bei diesen Patienten durch das sukzessive Fortschreiten und die große individuelle Variabilität in der Ausprägung der Erkrankung sehr unter- schiedlich und häufig begrenzt.

Die exsudative („feuchte“) AMD be- trifft weniger Patienten (etwa 15 bis 20 Prozent), ist aber für etwa 90 Prozent al- ler hochgradigen Visusverluste bei den über 50-Jährigen verantwortlich. Das Einsprossen von irregulären Blutge- fäßen aus der Aderhaut unter die zentra- le Netzhaut, die Makula, verursacht diese deutlich aggressivere Form der Erkran- kung. Dies bezeichnet man auch als cho- rioidale Neovaskularisationen (CNV).

Aus den Blutgefäßen können Flüssigkeit und Blut austreten,wodurch zunächst ein Verzerrtsehen (Metamorphopsien) und progredienter Visusverlust hervorgeru- fen werden, aber mittelfristig durch Bil- dung von Narbengewebe eine irrever- sible Zerstörung des zentralen Sehens verursacht wird. Das Sehvermögen ver- schlechtert sich auf diese Weise über ei- nen Zeitraum von Monaten. Allerdings ist auch die exsudative AMD keine ho- mogene Erkrankung, sondern es lassen sich diagnostisch verschiedene Sub- typen unterscheiden. Hierzu ist die Fluoreszenzangiographie mit Fluores- cein der Goldstandard. Mit dieser Me- thode können insbesondere die Neovas- kularisationen (CNV) dargestellt und differenziert werden. Es können gut ab- grenzbare Typen (klassische CNV) (Ab- bildung 1 a, b) klar dargestellt werden, während auf anderen angiographischen Aufnahmen man zentral lediglich punkt- förmige Hyperfluoreszenzen findet, die zwar ein irreguläres Gefäßnetz unter der Netzhaut vermuten lassen, das sich in sei-

ner Größe aber nicht genau abgrenzen lässt (Abbildung 1 c, d). Diese CNV wer- den aufgrund ihrer fehlenden Abgrenz- barkeit auch okkulte CNV genannt.

Kombinationen aus beiden Varianten sind häufig, und die fluoreszenzangiogra- phische Differenzierung der genauen Komposition einer CNV ist für die The- rapieempfehlung zum Beispiel einer photodynamischen Therapie entschei- dend.

Photodynamische Therapie bei altersabhängiger

Makuladegeneration

Verschiedene Subtypen der exsudati- ven AMD, die unbehandelt einen be- sonders aggressiven Verlauf mit rascher Visusminderung zeigen, können seit fast fünf Jahren mit der photodynami- schen Therapie (PDT) behandelt wer- den. Hierbei ist es das Ziel, den weite- ren destruierenden Verlauf der Erkran- kung aufzuhalten und eine visuelle Schadensbegrenzung zu erreichen.

Das Prinzip der PDT besteht in einer gezielten Inaktivierung und rascheren Vernarbung der CNV, wobei nicht nur die weitere Ausdehnung der Gefäßmem- bran, sondern auch der Austritt von serö- ser Flüssigkeit in das umgebende Gewe- be gestoppt wird. Das Therapieverfahren erfolgt in zwei Stufen und ist eine Kombi- nation aus der Anwendung eines photo- sensibilisierenden, lichtaktivierbaren Farbstoffs und der Aktivierung durch La- serlicht. Der lichtempfindliche Farbstoff Verteporfin wird intravenös injiziert.

Nach 15 Minuten wird der Farbstoff für 83 Sekunden mit einem nichtthermi- schen Laser (Lichtdosis 50 J/cm2, Be- strahlungsstärke 600 mW/cm2) im Auge aktiviert, dessen Spotgröße der Größe der zentralen CNV entspricht. Die akti- vierte Substanz löst biochemische Pro- zesse zur Schädigung der endothelialen Auskleidung der CNV aus. Hierdurch kommt es in den folgenden Tagen zu ei- ner Photothrombose und zu einem Ver- schluss der CNV. Leider kommt es aber in den folgenden Monaten häufig zu er- neuten Gefäßeinsprossungen in das ur- sprüngliche Kapillarnetz der CNV, wes- halb eine mehrfache Behandlung not- wendig sein kann. Vorteil der Methode ist es, dass die darüberliegende Netzhaut

b a

Abbildung 1 a–d:

Klinisches und fluoreszenzangiographisches Bild einer gut abgrenzbaren, umschriebenen hyper- fluoreszenten klassischen CNV:

a) klinisch mit zentraler Exsudation und Blut b) fluoreszenzangiographische Anfärbung der CNV c) Klinisches und d) fluoreszenzangiographisches Bild einer unscharf begrenzten, primär aus punkt- förmigen Hyperfluoreszenzen bestehenden ok- kulten CNV klinisch mit zentraler Exsudation, Lipidablagerungen und Blut

d) unscharf begrenzte fluoreszenz angiographi- sche Anfärbung dieser CNV

d

c

(3)

nicht mitgeschädigt wird und daher auch bei subfoveolärer Lage (die Fovea ist das Zentrum der Makula) eine mehrfache Behandlung möglich ist.

Der Erfolg einer PDT-Behandlung wird deshalb nach etwa drei Monaten durch eine fluoreszenzangiographische Verlaufskontrolle beurteilt. Wenn sich dabei eine fortbestehende oder erneute Anfärbung einer CNV zeigt, kann die PDT erneut durchgeführt werden.

In den letzten Jahren wurden zahlrei- che prospektive Studien zur Analyse der therapeutischen Möglichkeiten der PDT vorgenommen.Als Therapieerfolg kann durch die PDT allerdings auch nur eine Stabilisierung des bereits herabge- setzten Sehvermögens und somit eine

„Schadensbegrenzung“ erreicht wer- den. Dieser Effekt konnte bei Patienten mit unterschiedlichen Manifestations- formen einer subfovealen chorioidalen Neovaskularisation (CNV) gezeigt wer- den, die jedoch nur eine begrenzte Un- tergruppe aller AMD-Patienten dar- stellen und durch einen besonders ag- gressiven Krankheitsverlauf gekenn- zeichnet sind. Die Ergebnisse dieser kli- nischen Studien sollen im Folgenden kurz dargestellt werden.

Wirksamkeit der

photodynamischen Therapie

Bei überwiegend klassischer chorioidaler Neovaskularisation Als klassische CNV werden irreguläre Gefäßeinsprossungen bei exsudativer AMD bezeichnet, die sich in der Fluoreszenzangiographie frühzeitig gut abgrenzen lassen (Abbildung 1 a, b). Sie zeigen bei subfoveolärer Lage unbe- handelt eine rasche Progredienz und zunehmenden Visusverlust. Wenn eine solche Komponente den Hauptteil der angiographisch sichtbaren Gesamtläsi- on ausmachte, wurde dies als überwie- gend klassische CNV definiert.

Im Rahmen einer prospektiven klini- schen Behandlungsstudie „treatment of AMD with photodynamic therapy“- (TAP-)Studie (5) konnte bei Patienten mit einer überwiegend klassischen subfoveolären CNV (PDT-Gruppe n = 159, Placebogruppe n = 83) durch eine wiederholte PDT signifikant häufi-

ger eine Stabilisierung des Sehvermö- gens erreicht werden als in der unbe- handelten Kontrollgruppe (weiterer Sehverlust mit Visusverlust udrei Vi- suszeilen nach 24 Monaten: PDT-Grup- pe 41 Prozent gegenüber Placebogrup- pe 69 Prozent, p < 0,0001) (5). Dieser Effekt war unabhängig von der Läsi- onsgröße nachweisbar (Grafik a) (3, 4). Die Patienten wurden in dreimonati- gen Abständen über 24 Monate nachuntersucht und bei Bedarf erneut behandelt (Anzahl der Behandlungen im Mittel 5,5-mal innerhalb der Nach- beobachtungszeit von 24 Monaten). Bei den mit PDT behandelten Patienten

war zudem die Wahrschein- lichkeit für einen schweren Vi- susverlust signifikant niedri- ger (weiterer Sehverlust mit Visusverlust u 6 Visuszeilen nach 24 Monaten: PDT-Grup- pe 15,1 Prozent gegenüber der Placebogruppe 36,1 Prozent, p < 0,0001). Auch fiel bei den Patienten unter PDT der Ver- lust der Kontrastsensitivität während der gesamten 24 Mo- nate signifikant niedriger aus als unter Placebo (11).

Bei minimal klassischer chorioidaler

Neovaskularisation

Wenn die gut abgrenzbare klassische Komponente dem- gegenüber nur einen kleineren Anteil (< 50 Prozent) der an- giographisch sichtbaren Ge- samtläsion ausmachte, wurde dies in den klinischen Studien als mini- mal klassische CNV definiert.

Von den 609 in die TAP-Untersu- chung eingeschlossenen Patienten (PDT-Gruppe n = 402, Placebogruppe n = 207) hatten 202 Patienten in der PDT-Gruppe und 104 Patienten der Pla- cebogruppe zu Studienbeginn eine mi- nimal klassische CNV (klassischer An- teil < 50 Prozent der Gesamtläsion bei der Erstuntersuchung). Für die gesamte Untergruppe mit minimal klassischer CNV zeigte sich in Bezug auf eine Visus- stabilisierung (weiterer Sehverlust u drei Visuszeilen nach 24 Monaten: PDT- Gruppe 52 Prozent gegenüber Placebo-

Grafik Bei allen mit der PDT behandelten

Subtypen der neovaskulären altersab- hängigen Makuladegeneration war ein signifikant geringerer Visusverlust in der PDT-Gruppe gegenüber der un- behandelten Kontrollgruppe bei klei- neren Läsionen (< vier Papillenflächen) nachweisbar:

a) überwiegend klassische CNV b) minimal klassische CNV c) okkulte CNV

Bei überwiegend klassischer CNV (a) war dieser therapeutische, visusstabi- lisierende Effekt unabhängig von der Läsionsgröße zu beobachten.

MPS-DA, Macular Photocoagulation Study Disc-Area

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gruppe 58 Prozent) kein statistisch signi- fikanter Unterschied zur Kontrollgrup- pe (5). Retrospektive Analysen zeigten jedoch einen Vorteil der Behandlung bei den Patienten mit kleinen minimal klassischen Läsionen (Grafik b) (3, 4).

Dieser stabilisierende Effekt der PDT bei kleinen minimal klassischen CNV konnte auch in weiteren Studien unter- mauert werden, wie der „Visudyne in minimally classic“-(VIM-)Studie (7, 10).

Bei einer rein okkulten chorioidalen Neovaskularisation mit

akuter Krankheitsprogression

Als okkulte CNV werden irreguläre Gefäßeinsprossungen bei exsudativer AMD bezeichnet, die in der Fluores- zenzangiographie frühzeitig nur punkt- förmige Hyperfluoreszenzen aufweisen und sich nicht klar abgrenzen lassen (Abbildung 1 c, d). Ihre visusmindern- den Auswirkungen sind sehr unter- schiedlich. Einige dieser Läsionen zei- gen wenig Progredienz, während ande- re im weiteren Verlauf ganz erheblich das zentrale Sehvermögen mindern können. Falls Letzteres im Rahmen der klinischen Betreuung der Patienten mit rein okkulter CNV beobachtet wurde und kein klassischer Anteil angiogra- phisch abzugrenzen war, wurde dies als rein okkulte CNV mit akuter Krank- heitsprogression definiert.

Im Rahmen der VIP- („verteporfin in photodynamic therapy“-)Studie wur- de der therapeutische Effekt einer PDT bei den Patienten mit einer rein okkul- ten subfoveolären CNV untersucht, die zusätzlich Charakteristika einer Krank- heitsprogression aufweisen mussten (subretinale Blutung, nachgewiesenes Größenwachstum oder Visusverlust in- nerhalb der letzten drei Monate vor der Behandlung). In der Untersuchung (PDT-Gruppe n = 166, Placebogruppe n = 92) war nach einer PDT die Wahr- scheinlichkeit für einen Visusverlust nach 24 Monaten signifikant geringer als bei den Patienten unter Placebo (weiterer Sehverlust mit Visusverlust u drei Visuszeilen nach 24 Monaten:

PDT-Gruppe 55 Prozent gegenüber Placebogruppe 69 Prozent, p < 0,05) (1, 6). Die größten Vorteile waren bei Pati- enten mit kleineren Läsionen festzu- stellen (Grafik c) (1, 3, 4, 6).

Sicherheit der

photodynamischen Therapie

Die PDT wurde von den Patienten, die in die klinischen Studien eingeschlossen worden waren (PDT-Gruppe n = 627, Placebogruppe n = 321), gut vertragen (2). Die Gesamtinzidenz der einzelnen unerwünschten Ereignisse, unabhängig von deren Zusammenhang mit der Be- handlung, war bei den Patienten unter PDT und den Patienten unter Placebo vergleichbar. Häufigste generelle Be- schwerden waren infusionsbedingte Rückenschmerzen und Sensationen an der Infusionsstelle. Sehstörungen wa- ren bei den Patienten unter PDT häufi- ger als bei den Patienten unter Placebo festzustellen und wurden insbesondere bei Patienten mit rein okkulten Läsio- nen beobachtet (Tabelle).

Therapieempfehlungen für die Praxis

Aufgrund der genannten Ergebnisse wurden von der Deutschen Ophthalmo- logischen Gesellschaft (DOG) und dem Berufsverband der Augenärzte (BVA) Empfehlungen formuliert, die eine Stan- dardisierung und Vereinfachung der In- dikation und Durchführung der PDT er- möglichen (http://www.dog.org/publika tionen/empfehlung_pdt.html) (2, 8, 9).

Bisher erfolgte die Indikationsstellung zur PDT primär anhand der Differen- zierung des Fluoreszenzangiogramms.

Aus den dargestellten Studienergebnis- sen geht aber hervor, dass für diese PDT-Indikationsstellung mehr Infor- mationen als die alleinige fluores- zenzangiographische CNV-Differenzie- rung notwendig sind. Mindestens der Visus bei der Erstuntersuchung und die Läsionsgröße sind als weitere Para- meter von zentraler Bedeutung. Des- halb war es zur individuellen PDT- Indikationsstellung sinnvoll, eine Ab- folge von Entscheidungsschritten zu formulieren, die zum einen die unter- schiedlichen Informationen mit ein- fließen läßt und zum anderen eine Ent- scheidungshierarchie mit relativ klaren Entscheidungskriterien beinhaltet. Un- ter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten, der

aktuellen Studienlage (Stand Mai 2005) und den hieraus resultierenden Emp- fehlungen lässt sich für subfoveale überwiegend klassische, minimal klassi- sche und okkulte CNV mit akuter Krankheitsprogression folgender Be- handlungsalgorithmus formulieren (2, 8, 9):

1. Visus: bei der Erstuntersuchung und Folgeuntersuchung mindestens 0,05 2. Lage der CNV: subfoveale Lage (subfoveolär oder juxtafoveolär)

3. Größe der CNV: Läsion < 2 Papil- lendurchmesser, nur bei überwiegend klassischer CNV auch größere Läsio- nen.

Fazit und weitere

therapeutische Perspektiven

Die PDT hat sich als eine sinnvolle Be- handlungsoption für spezifische Typen der exsudativen AMD erwiesen. Da al- lerdings auch bei erfolgreicher Behand- lung nur eine Schadensbegrenzung und eine Visusstabilisierung bei spezifi- schen Varianten der AMD erreicht wer- den kann, ist eine frühzeitige Diagnose- stellung für diese Therapie von zentra- ler Bedeutung.

Patienten über 60 Jahre sollten daher die Sehfähigkeit ihrer Augen regelmäßig überprüfen. Bei einer Verschlechterung auf einem der beiden Augen sollte un- verzüglich ein Augenarzt aufgesucht werden. Erste Symptome können ein mitunter nur leicht ausgeprägter Visus- verlust, Leseschwierigkeiten oder insbe- sondere das Auftreten von Verzerrungen gerader Linien (Metamorphopsien), zum Beispiel bei Betrachtung eines Git- termusters, sein.

Der Augenarzt kann mithilfe einer Augenhintergrunduntersuchung und eventueller fluoreszenzangiographischer Untersuchungen erste Zeichen einer CNV am Augenhintergrund erkennen und die geeignete Behandlung bei ent- sprechender Indikationsstellung ver- anlassen.

Leider können mit der PDT die Hoffnungen der AMD-Patienten auf ei- ne Visusbesserung nicht erfüllt werden, und sie stellt nur für eine Untergruppe der AMD-Patienten mit einer beson- ders schlechten Visusprognose eine Op- tion dar. Ob bei diesen Patienten durch

(5)

die Entwicklung weiterer medika- mentöser Verfahren und Kombinati- onstherapien mit der PDT in naher Zu- kunft eine weitere Verbesserung der therapeutischen Perspektiven erreicht werden kann, bleibt zu erhoffen.

Kombinationstherapien der PDT mit Triamcinolon (intraokulär appliziertes Steroid mit antiangiogenetischer und antientzündlicher Wirkung) werden in klinischen Studien untersucht. Außer- dem werden zurzeit weitere medika- mentöse Therapieverfahren zur Be- handlung der genannten Unterformen der exsudativen AMD in die klinische Behandlung eingeführt.

Hierbei handelt es sich um Antikör- per beziehungsweise antikörperähnli- che Medikamente, die zur Inaktivie- rung von Wachstumsfaktoren (zum Beispiel „vascular endothelial growth factor“, VEGF), die das Wachstum der CNV bewirken, intraokular appliziert werden (Injektionen alle vier bis sechs Wochen für vermutlich ein bis zwei Jah- re).

In prospektiven klinischen Studien konnte die Wirksamkeit dieses Ansat- zes mit Pegabtanib bereits nachgewie- sen werden, und die Zulassung dieses Medikaments zur Behandlung von überwiegend klassischer, minimal klas- sischer und okkulter CNV mit akuter Krankheitsprogression ist in den USA erfolgt. Die Wirksamkeit und das Indi- kationsspektrum scheint ähnlich dem der PDT zu sein. Auch bei diesem Ver- fahren ist primär eine Stabilisierung des Visus zu erreichen, und Visusbesserun- gen sind leider selten, wobei die Länge der Behandlung noch evaluiert werden muss. Weitere ähnliche Medikamente werden in Studien untersucht. Ferner

kann das weitere Wachstum einer klas- sischen CNV auch durch die retrobul- bäre Injektion eines Steroidabkömm- lings mit rein antiangiogenetischer Wir- kung begrenzt werden (Anecortave Acetat). Auch operative, glaskörper- chirurgische Verfahren, wie zum Bei- spiel die Makulatranslokation und Zell- transplantationen, sind in klinischer Erprobung.

Somit erweitert sich das Spektrum der therapeutischen Möglichkeiten der exsudativen AMD zurzeit sehr rasch.

Doch scheinen primär eine Stabilisie- rung des Sehvermögens und eine Be- grenzung des degenerativen Prozesses möglich. Zudem ist dies auch nur bei AMD-Patienten mit sehr schlechter Vi- susprognose und aggressivem Krank- heitsverlauf einer exsudativen AMD zutreffend. Demgegenüber sind die häufigeren, sich sehr langsam und schleichend entwickelnden Formen der AMD, wie die geographische Atrophie des RPE (trockene Form der AMD), zurzeit noch nicht therapeutisch beein- flussbar.

Manuskript eingereicht: 11. 1. 2005, revidierte Fassung angenommen 11. 5. 2005

Prof. Pauleikhoff und Dr. Spital sind an mehreren Studien der erwähnten Methoden (Verteporfin und Ranibuzan und Pegaptanib) der Firmen Novartis und Pfizer beteiligt.

Ferner erhalten sie finanzielle Unterstützung bei Kon- gressorganisation und Vorträgen zur altersabhängigen Makuladegeneration von den genannten Firmen.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2005; 102: A 3186–3190 [Heft 46]

Literatur

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Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Daniel Pauleikhoff Augenabteilung am St. Franziskus Hospital Hohenzollernring 74

48145 Münster

E-Mail: dapauleikhoff@muenster.de

´ Tabelle C´

Okuläre unerwünschte Ereignisse in der TAP- und der VIP-Studie

Unerwünschtes Ereignis TAP-Studie VIP-Studie

PDT n (%) Placebo n (%) PDT n (%) Placebo n (%)

Sehstörungen 89 (22,1) 32 (15,5) 94 (41,8) 26 (22,8)

Visusverschlechterung 41 (10,2) 13 (6,3) 67 (29,8) 15 (13,2) Akute schwerwiegende

Visusverschlechterung 3 (0,7) 0 11(4,9) 0

Gesichtsfelddefekt 24 (6,0) 7 (3,4) 34 (15,1) 8 (7,0)

TAP, „treatment of AMD with photodynamic therapy“; VIP, „Verteporfin in photdynamic therapy“; PDT, photodynamische Therapie

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