Nationaler Ethikrat
Einstweilen neu konstituiert
Widersprüchliche Meinun- gen über den Fortbestand nach der Bundestagswahl
N
ach Ablauf seiner ersten Amtsperiode hat sich der von Bundeskanzler Schröder berufene „Nationale Ethik- rat“ am 23. Juni neu konsti- tuiert. Schröder war anwe- send und bekräftigte den Nutzen des Gremiums.Neue Vorsitzende des Ra- tes wurde Kristiane Weber- Hassemer, langjährige Rich- terin am Oberlandesgericht Frankfurt am Main und von 1995 bis 1999 Staatssekretärin im hessischen Justizmini- sterium unter Rupert von Plottnitz (Grüne); Weber- Hassemer ist parteilos. Zu stellvertretenden Vorsitzen- den wurden der katholische
Theologe Professor Eberhard Schrockendorf und der Medi- ziner Professor Jens Reich ge- wählt. Neu berufen wurden als Mitglieder der Augsburger Weihbischof Dr. Anton Lo- singer (für den Bischof von Rottenburg, Dr. Gebhard Fürst, der ausschied) und der ehemalige Bundesjustizmini- ster Dr. Jürgen Schmude (SPD); er tritt an die Stelle von Dr. Hans-Jochen Vogel, dem früheren SPD-Vorsit- zenden.
Die Zukunft des „Nationa- len Ethikrates“ ist nach ei-
nem möglichen Regierungs- wechsel im Herbst dieses Jah- res ungewiss. Er gilt als Krea- tion Gerhard Schröders und Gegengewicht zu der Enquete- Kommission „Ethik und Recht der modernen Medi- zin“ des Deutschen Bundes- tages. Deren Mandat läuft aus mit dem Ende der Legislatur- periode. Anlässlich der Neu- konstituierung des Ethik- rates hat der stellvertreten- de Vorsitzende der Enquete- Kommission, Hubert Hüppe (CDU/CSU), das Gremium als „Kuckucksei, dessen Ver- fallsdatum sich schon ab- zeichnet“, bezeichnet. Die forschungspolitische Spre- cherin der FDP, Ulrike Flach, hat sich hingegen positiv zum Ethikrat geäußert. Auch gibt es Stimmen in der CDU/CSU-Fraktion, die sich für eine Neuauflage des Ethikrates unter Anbindung an den Bundestag ausspre- chen. Meinungsäußerungen der CDU-Vorsitzenden An- gela Merkel sind nicht be-
kannt. NJ
A K T U E L L
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A1848 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 26⏐⏐1. Juli 2005
Prävention
„Vorbilder schaffen“
Deutscher Präventions- preis zum zweiten Mal vergeben
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s ist wichtig, Vorbilder zu schaffen, die kopierbar sind“, betonte Dr. med. Bri-gitte Mohn, Vorstandsmit- glied der Bertelsmann Stif- tung, während der Verlei- hung des zweiten Deutschen Präventionspreises in Ber- lin. Die Bertelsmann Stif- tung vergab den mit 50 000 Euro dotierten Preis ge- meinsam mit der Bundes- zentrale für gesundheitliche Aufklärung und dem Bun- desministerium für Gesund- heit und Soziale Sicherung.
Das diesjährige Motto laute- te: „Gesund in der zweiten
Lebenshälfte“.
Für besonders vor- bildhaft hielten die In- itiatoren ein Projekt des Hamburger Albertinen- Hauses. Ziel ist, Se- nioren durch halbtägige Veranstaltungen über Basisbedingungen wie richtige Ernährung, Be- wegung und Kontakte zum sozialen Umfeld zu informieren. Geschul- te Mitarbeiter führen durch die Beratung und
stellen den Teilnehmern anschließend auf sie zu- geschnittene Empfehlungen zusammen. Bislang wurden die Teilnehmerkosten von 89 Euro bis zu 80 Prozent von den Krankenkassen über- nommen. „Zu hoffen ist, dass Projekte wie das unsere möglichst bald in die Regel- versorgung aufgenommen werden“, sagte Projektlei- ter Prof. Dr. med. Hans-Pe- ter Meier-Baumgartner. Um das Projekt fortführen zu können, erhielten die Al- bertiner ein Preisgeld von 12 500 Euro.
Vier weitere Preisträger, darunter das Teamwerk Mün- chen mit einem Projekt zur Zahnmedizin oder das Projekt der Universität Pa- derborn zur Vorbeugung von Mangelernährung, erhielten jeweils 7 500 Euro. Infor- mationen zum Deutschen Präventionspreis unter: www.
deutscher-praeventionspreis.
de. MM
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt gratuliert den Preisträgern.
Vorsitzende des Ethik- rats: Weber-Hassemer
Foto:Reiner Zensen
Hochschulförderung
Zähes Ringen brachte Erfolg
Exzellenzinitiative und Pakt für Forschung und Innovation unterzeichnet
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ochschulen mit universi- tärer Spitzenforschung sol- len bis zum Jahr 2011 mit ins- gesamt 1,9 Milliarden Euro gefördert werden. Zudem soll das Budget der großen For- schungseinrichtungen jährlich um etwa drei Prozent, also um 150 Millionen Euro, gesteigert werden.Nach einem eineinhalb Jah- re währenden Streit ist der Weg für die Exzellenzinitiative und den „Pakt für Forschung und Innovation“ nun frei. Am 23. Juni unterzeichneten Bun- deskanzler Gerhard Schröder und die Ministerpräsidenten der Länder die Vereinbarung.
Ein Ziel ist, mit der Forschungs- förderung wieder internatio- nales Niveau zu erreichen.
Mit der Förderung univer- sitärer Spitzenforschung sollen
„Leuchttürme der Wissen- schaft in Deutschland“ entste- hen, sagte Bundesforschungs- ministerin Edelgard Bulmahn.
Finanziert werden die drei Förderlinien der Exzellenz- initiative (Graduiertenschulen, Exzellenzcluster und „Zu- kunftskonzepte zu universitä- rer Spitzenforschung“) zu 75 Prozent vom Bund. Eine unab- hängige Jury der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Wissenschaftsrats wird die Projekte auswählen, die be- reits ab Sommer 2006 geför- dert werden sollen.
Der Wissenschaftsrat, die großen Forschungsorganisa- tionen, der Deutsche Hoch- schulverband, der Medizini- sche Fakultätentag, der Ver- band der Universitätsklinika Deutschlands und die Ar- beitsgemeinschaft der Wis- senschaftlichen Medizini- schen Fachgesellschaften be- grüßten die Einigung ein- mütig. Sie sei „längst überfäl-
lig“ gewesen. ER
Foto:Bildschön