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Archiv "Hochschulförderung: Eliten und Exzellenzen" (16.04.2004)

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in Kompromiss ist die Kunst, einen Kuchen so zu teilen, dass jeder meint, er habe das größte Stück bekom- men. Mag sein, dass diese von Ludwig Erhard stammende Erkenntnis auch für die Einigung zwischen Bund und Län- dern zur Förderung von Elite-Univer- sitäten gilt. Wirklicher Nutznießer ist in diesem Fall aber das Hochschulwesen.

Denn für Forschung und Lehre könnte sich durch das Übereinkommen eine Vielzahl neuer Möglichkeiten ergeben.

Dies gilt auch für die Hochschulmedizin.

Der Vorsitzende der Arzneimittelkommis- sion der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), Prof. Dr. med. Bruno Müller-Oerling- hausen, erwartet einen Schub für die me- dizinische Forschung in Deutschland.

Dass sich Bund und Länder über- haupt einigten, hatte nach wochenlan- gem Streit kaum jemand für möglich gehalten. Zu weit gingen die Vorstellun- gen auseinander. Bundesforschungsmi- nisterin Edelgard Bulmahn plante ein Uni-Casting, bei dem fünf bis zehn be- sonders erfolgreiche Hochschulen mit insgesamt 250 Millionen Euro pro Jahr gefördert werden sollten (DÄ, Heft 7/

2004). Die Bundesländer hingegen woll- ten einzelne Fachbereiche – so genann- te „Exzellenznetzwerke“ – mit Finanz- spritzen international wettbewerbs- fähig machen.

Bei ihrem jüngsten Treffen in Berlin hat sich die Bund-Länder-Kommission nun darauf geeinigt, beide Vorschläge unter finanzieller Beteiligung der Län- der miteinander zu vereinen. Das heißt, sowohl Universitäten als Ganzes als auch einzelne Fakultäten oder regiona- le Netzwerke sollen in den Genuss der millionenschweren Förderung kommen können. Alle fünf Jahre ist eine Wettbe- werbsrunde vorgesehen, in denen sich die Universitäten und Fachbereiche im- mer wieder aufs Neue beweisen müssen.

Dabei können auch Zusammenschlüsse von universitären und außeruniver-

sitären Einrichtungen um die Förder- mittel buhlen. Zudem soll es einen Wettbewerb um die beste Lehre geben.

Blühende Hochschullandschaften sind mit diesem Vorstoß zumindest in Kürze nicht zu erwarten. Schließlich sollen nur Spitzenbereiche gefördert werden. Von denen aber könnte eine Signalwirkung nach außen ausgehen, die letztlich auch der universitären Basis zugute käme, schätzt Prof. Dr. med. Detlev Ganten, Vorstandschef der Berliner Charité, der

größten Universitätsklinik Europas.

„Ohne Stars kriegt man die Masse nicht mit.“ Insofern sei der Kompromiss ver- nünftig. Der Vorsitzende des Hoch- schulausschusses der Bundesärztekam- mer, Prof. Dr. med. Jan Schulze, begrüßt die Pläne ebenfalls. Er wies darauf hin, dass angesichts von Nullrunden sowie der Reduktion von Landeszuschüssen nicht allein einzelne Spitzenuniversitä- ten gefördert werden dürften. Richtig sei es deshalb, die Gelder breiter zu streuen.

Mit ihrem Kompromisspapier tragen Bund und Länder den hochschulpoliti- schen Realitäten Rechnung. Die Verant-

wortlichen haben erkannt, Elite-Univer- sitäten à la Harvard oder Stanford lassen sich nicht per Preisausschreiben schaf- fen. Damit sich Eliten ausprägen kön- nen, müssen zielgenau einzelne – beson- ders leistungsstarke – Hochschulberei- che über Jahre hinweg finanziell geför- dert werden. Wie viel die Länder über die 250 Millionen Euro aus dem Bundes- haushalt hinaus zusteuern, ist bislang un- klar. Dies, und die Frage, nach welchen Kriterien der Wettbewerb ausgestaltet werden wird, soll in einer Arbeitsgruppe auf Staatssekretärsebene aus Bund und Ländern entschieden werden. Bis Mitte Juni soll ein Ergebnis vorliegen.

Für die medizinische Forschung könnten sich gänzlich neue Möglichkei- ten ergeben, meint Arzneimittelkom- missionschef Müller-Oerlinghausen. So sei zwar die Einwerbung von Drittmit- teln auch in geförderten Einrichtungen weiter nötig. Doch würden zusätzliche Mittel helfen, Erfolg versprechende Anträge für Drittmittelzuwendungen auszuarbeiten. Müller-Oerlinghausen:

„Heute sitzen Forscher schon mal ein halbes Jahr nur an der Antragstellung.“

In Bereichen, in denen Drittmittel oh- nehin nicht so üppig flössen, wie etwa für Therapieoptimierungsstudien und katamnestische Untersuchungen, könn- ten die Fördergelder helfen, dringend notwendige Strukturen wie Forschungs- ambulanzen zu finanzieren.

Der AkdÄ-Vorsitzende begrüßt zu- dem die Pläne, Forschungsverbünde von Hochschulen mit außeruniversi- tären Einrichtungen in den Kreis der potenziellen Fördermittelempfänger auf- zunehmen. Es bestehe so die Möglich- keit, die wissenschaftliche Zusammen- arbeit von Universitäten mit ambulan- ten Einrichtungen der Routineversor- gung zu stärken. So könnte Forschung etwa in Praxisverbünden mit zusätzli- chen Mitteln unterstützt werden.

Wann die erste Wettbewerbsrunde anläuft, ist noch offen.Auch ist nicht ab- schließend geklärt, wie viele Univer- sitäten, Fachbereiche und Forschungs- verbünde künftig gefördert werden.

Dies hängt zu einem großen Teil von der finanziellen Beteiligung der Länder ab. Ministerin Bulmahn mutmaßt aber schon jetzt: „Nicht jedes der 16 Bundes- länder wird eine Spitzenuniversität er-

halten.“ Samir Rabbata

P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 1616. April 2004 AA1065

Hochschulförderung

Eliten und Exzellenzen

Bund und Länder wollen gemeinsam Spitzenforschung fördern. Profitieren könnte auch die Hochschulmedizin.

Neue Möglichkeiten für die medizi- nische Forschung

Foto:Caro

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