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Archiv "Berufstätige Frauen sterben nicht früher" (07.08.1975)

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Die Information:

Bericht und Meinung

seit sind, jener Eigenbeitrag wieder abverlangt werden, der erst 1970 abgeschafft wurde. Die gesetzliche Rentenversicherung dürfe sich nicht der Verantwortung für die Finanzierung der Rentnerkranken- versicherung entziehen, erklärt der PKV-Verband in Köln. DÄ

85 300

Geschlechtskranke

Im vergangenen Jahr wurden rund 85 300 Geschlechtskranke gemel- det. Das sind 650 mehr als 1973. 93 Prozent aller Meldungen betrafen wieder den Tripper, sieben Prozent die Syphilis. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes erkran- ken Männer dreimal so häufig wie Frauen.

Die meisten gemeldeten Erkran- kungen ergaben sich für 20- bis 29jährige Männer und 15 bis 29 Jahre alte Frauen. In der Alters- gruppe der 15- bis 19jährigen gab es weniger Geschlechtskranke männlichen als weiblichen Ge- schlechts. Ledige und Geschiedene erkrankten auch 1974 wesentlich häufiger als Verheiratete und Ver- witwete. DÄ

Berufstätige Frauen sterben nicht früher

Die auf Grund statistischer Unterla- gen der Arbeiterrenten- und An- gestelltenversicherung aufgestellte Behauptung, die Lebenserwartung erwerbstätiger Frauen sei sehr viel geringer als die der nicht mehr ar- beitenden, hat sich als Trugschluß herausgestellt. Der Verband Deut- scher Rentenversicherungsträger (VDR), Frankfurt am Main, weist auf die Ursache dieser Fehlprogno- se hin: Der Bestand an vorgezoge- nen Altersrenten (ab 1. Januar 1957 eingeführt), aus denen das durch- schnittliche Sterbealter ermittelt wird, setzt sich überwiegend aus Rentnerinnen zusammen, die erst nach 1957 Rente beantragten und heute in der Regel weniger als 78 Jahre alt sind. WZ/DÄ

30 Jahre danach:

Hiroshima und die medizinischen Folgen

Vor 30 Jahren, am 6. August 1945, haben die Amerikaner die japa- nische Hafenstadt Hiroshima (250 000 Einwohner) durch einen einzigen Atombombenabwurf total in Schutt und Asche gelegt. Drei Tage später erlitt die etwas kleinere Hafenstadt Nagasaki mit ihren gro- ßen Schiffswerften das gleiche grausame Schicksal. Die beiden Atombombenexplosionen markier- ten spektakulär und Weltunter- gangsvisionen auslösend das Ende des zweiten Weltkriegs. Japan ka- pitulierte bedingungslos.

30 Jahre danach liegen eine Fül- le von wissenschaftlichen For- schungsergebnissen über die aku- ten Auswirkungen und die bösen Spätfolgen der Atombombenexplo- sionen vor. Noch heute bemühen sich die derzeit 500 Mitarbeiter der wissenschaftlich tätigen Atombom- benopfer-Kommission, darunter 70 Ärzte, durch fortlaufende Überwa- chung der Überlebenden der Kata- strophe, Spätschäden rechtzeitig zu erkennen und gegebenenfalls einer Behandlung zuzuführen.

Denn das Besondere dieser damals zu Kriegsende neu entwickelten Waffe besteht nicht nur in der un- geheuren und bisher unbekannten Sprengkraft, sondern auch in der Entwicklung einer schädlichen ra- dioaktiven Strahlung.

Der angerichtete Schaden sprengt auch noch 30 Jahre nach Kriegsen- de das menschliche Vorstellungs- vermögen. In Hiroshima kamen zwischen 70 000 bis 200 000 und in Nagasaki 35 000 bis 70 000 Men- schen jeweils durch eine einzige Bombe mit einer Sprengkraft von 20 Kilotonnen (gleich Mega- tonne) um. Ganz genaue Zahlen über die Todesrate waren deswe- gen nicht zu erheben, weil beide Orte teilweise evakuiert waren und durch Sprengwirkung samt an- schließender verheerender Feuers- brunst ungezählt viele Menschenle- ben spurlos vernichtet wurden.

Wesentlich genauer kennt man die vielfältigen Spätschäden an den Überlebenden des Infernos*):

O 40 Prozent aller Kinder, die zum Zeitpunkt der Explosion noch un- geboren im Mutterleib waren, wur- den mit teilweise schweren Gehirn- schäden geboren. Es handelt sich um 1636 erfaßte Kinder, die — zu- meist erheblich — bleibend geistig geschädigt wurden, so daß sie le- benslang auf fremde Hilfe angewie- sen sind.

e Die Leukämieerkrankungen häuften sich unter Kindern und Er- wachsenen. Sechs Jahre nach dem Atomknall war dieser bösartige und unheilbare Blutkrebs unter den Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki 40mal häufiger als im übrigen Japan. Dann war jedoch der Gipfelpunkt überschritten. Die Erkrankungen gingen zurück. Aber noch heute ist das Risiko, eine Leukämie zu bekommen, für dieje- nigen Japaner größer, die seiner- zeit der Atomstrahlung ausgesetzt waren.

• Bestimmte Krebskrankheiten treten seitdem unter den Überle- benden häufiger auf als anderswo in Japan. Allen voran der an sich seltene Schilddrüsenkrebs, der zwischen 1958 und 1964 vor allem bei Frauen nicht selten gefunden wurde. Lungenkrebse, Brustkrebse und Speicheldrüsenkrebse zeigten ebenfalls unter den Strahlenexpo- nierten eine höhere Frequenz.

O Die Träger des Erbmaterials in den Körperzellen wurden durch die radioaktive Bestrahlung ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Untersu- chungen zeigen in 70 Prozent aller Fälle bis zum heutigen Tag schwe- re Chromosomenveränderungen an weißen Blutkörperchen. Eine Häufung von Mißbildungen unter den Nachkommen der Überleben- den konnte bislang jedoch (noch?) nicht festgestellt werden.

*) Die vorliegenden Fakten wurden anläß- lich einer Studienfahrt der Hans-Neuffer- Stiftung der Bundesärztekammer nach Japan bei der Atombombenopfer-Kom- mission (Atomic-Bomb-Casualty-Com- mission) in Hiroshima erhoben.

DER KOMMENTAR NACHRICHTEN

2246 Heft 32 vom 7. August 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(2)

Die Information:

Bericht und Meinung AUS ALLER WELT

e Einen merklichen Einfluß auf die Fruchtbarkeit der Überleben- den konnte niemand feststellen. Da die Japaner eine disziplinierte Fa- milienpolitik betreiben und sich auf ein bis maximal zwei Kinder be- schränken, sind derartige Untersu- chungen allerdings nur von gerin- gem Aussagewert. (Durch Tierex- perimente weiß man, daß man mit Bestrahlungen die Fortpflanzungs- fähigkeit so weit herabsetzen kann, daß Sterilität eintritt.)

O 2'/2 Prozent aller Überlebenden in einem Umkreis von einem Kilo- meter rund um das Explosionszen- trum erlitten Strahlenschäden an den Augenlinsen. Viele mußten sich einer Operation ,en Lin- sentrübung unterziehen.

O Die durchschnittliche Lebenser- wartung der Überlebenden ist ge- genüber der japanischen Normal- bevölkerung infolge des Auftre- tens zahlreicher unheilbarer Krebs- erkrankungen merklich verkürzt.

Dabei spielen zusätzlich natürlich die „klassischen" chirurgischen Verletzungen durch Gewalteinwir- kung und Verbrennung eine weite- re maßgebliche Rolle.

Zum 30. Jahrestag des ersten und bisher einzigen Atomwaffeneinsat- zes zur Vernichtung von Men- schenleben ergibt sich also eine grauenerregende Bilanz. In unserer schnellebigen und vergeßlichen Zeit ist es nützlich, sich an die Schrecken des Krieges und die mögliche Vernichtung der Men- schen durch Atomwaffen zu erin- nern. Im Blick über die Grenzen unsere Landes zu manchen weltpo- litischen Brennpunkten muß der Eindruck entstehen, daß viel zu viele Hitz- und Wirrköpfe verges- sen oder verdrängt haben, was auch ihnen ins Haus steht, wenn sie das Spiel mit dem Feuer weiter so leichtfertig betreiben wie bisher.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Jürgen Bausch Kinderarzt

8 München 81,

Knappertsbuschstraße 18

VEREINIGTE STAATEN

Die AMA

bekommt mehr Geld

Die Delegiertenversammlung der American Medical Association hat Ende Juni in Atlantic City eine ganz erhebliche Erhöhung der Bei- träge beschlossen: von 110 auf 250 Dollar jährlich! Diesmal lag — an- ders als bei der Versammlung Ende 1974 in Portland — ein wohl- begründeter und durchgerechneter Finanzplan des Vorstandes vor — und nicht zuletzt wegen der seit- dem sehr schwierig gewordenen Situation auf dem Gebiet der Kunstfehlerklagen und der Arzt- haftpflicht war wohl die Überzeu- gung gewachsen, daß die amerika- nische Ärzteschaft eine schlagkräf- tige und vor allem finanziell gesun- de Zentralorganisation braucht. Mit dem neuen Beitrag hofft die AMA- Führung die auf 10 Millionen Dol- lar angewachsenen Schulden ab- bauen und in wenigen Jahren auch wieder Reserven ansammeln zu können. Im Dezember 1974 war dem Vorstand noch eine beschei- denere Beitragserhöhung verwei- gert und lediglich eine einmalige Zusatzzahlung von 60 Dollar pro Mitglied bewilligt worden. Der AMA gehören zur Zeit 170 000 zahlende Mitglieder an — der Austritt von rund sechs Prozent wegen der Bei- tragserhöhung ist schon einkalku- liert.

Kein Anzeigenverzicht — Im Gegenteil!

Auch ein anderer Beschluß von Portland wurde revidiert: Damals hatten die Delegierten einen Vor- schlag des Vorstandes, in den Zeit- schriften keine Anzeigen mehr an- zunehmen, zunächst angehalten und eine neue Prüfung verlangt. In Atlantic City forderten sie hinge- gen, daß die Zeitschriften „aggres- siv" um Anzeigen werben sollen:

Das Anzeigengeschäft soll also noch forciert werden. Zwar ist der Streit mit dem Finanzamt um die Versteuerung der Anzeigeneinnah-

men noch immer nicht ausgestan- den; man glaubt jedoch nach der Beitragserhöhung selbst einem ne- gativen Ausgang dieses Streites gewachsen zu sein. Die zehn Fach- zeitschriften der AMA sollen in Zu- kunft gemeinsam von ihr und den jeweiligen Fachgesellschaften her- ausgegeben werden. Ein anderer Vorstandsvorschlag wurde von den Delegierten ins Gegenteil verkehrt:

Nicht die Wartezimmerzeitschrift

„Today's Health" wird eingestellt, wie es der Vorstand eigentlich wünschte, sondern die sozioökono- mische Zeitschrift „Prism".

Auf dem Gebiet der sogenannten Kunstfehlerprozesse gingen die Delegierten ebenfalls über das vom Vorstand Vorgeschlagene hinaus:

Sie forderten die AMA auf, eine Rückversicherungsfirma zu grün- den. Dies wird dadurch erforder- lich, daß in einigen Bundesstaaten inzwischen ärzteeigene Haftpflicht- versicherungen ins Leben gerufen werden müssen, weil mit den kom- merziellen Versicherungen keine vernünftigen Abschlüsse mehr möglich sind. Diese arzteigenen Versicherungen benötigen jedbch den Rückhalt einer Rückversiche- rung. Verbunden ist die Einführung des arzteigenen Systems in einigen der bisher betroffenen Staaten mit der gesetzlich gedeckten oder auf Privatvereinbarung beruhenden Einführung eines Schiedsgerichts- verfahrens.

Ein Historiker

wird Gesundheitsminister

Währenddessen spielt sich auch auf der politischen Bühne eine Ver- änderung ab: Der Chef des Ge- sundheits- und Erziehungsministe- riums HEW, Caspar Weinberger, will seinen Posten, den er noch unter Nixon übernommen hat, ver- lassen. Sein Nachfolger wird der 39jährige Präsident der Universität von Alabama, der Historiker David Mathews. Damit beginnt Präsident Fords Wahlkampf im Süden: Die Ernennung dient dazu, Ford dort unten politische Unterstützung zu verschaffen. bt DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 32 vom 7. August 1975 2247

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