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Archiv "Die Arteriographie der unteren Extremitäten" (31.07.1975)

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Auch bei guter Untersuchungstech- nik und hoher Bildqualität gibt das Angiogramm meist nur eine Ebene wieder; von dem dreidimensiona-

len Gefäß werden also nur zwei Di- mensionen erfaßt. Damit ist auch die immer wieder zu beobachtende Tatsache zu erklären, daß Gefäß- veränderungen oft schwerer wie- gen und ausgedehnter sind, als sie sich im Arteriogramm darstellen.

Während mit einem normal er- scheinenden Arteriogramm Gefäß- veränderungen nicht auszuschlie- ßen sind, ist mit einem patholo- gisch veränderten der Beweis er- bracht. Deshalb ist das Zusammen- wirken von Angiologen und Rönt- genologen nicht nur für die Indika- tion zur Arteriographie und die dar- aus zu ziehenden therapeutischen Konsequenzen wichtig, sondern auch für die Deutung der Befunde.

Indikation zur Arteriographie Die Indikation zur Arteriographie sollte wegen der damit verbunde-

nen Risiken ebenso streng gestellt werden wie die zu einem operati- ven Eingriff. Abgesehen von Begut- achtungsfragen sollte als Maßstab die Möglichkeit einer sich an- schließenden chirurgischen Thera- pie dienen. Patienten, bei denen zwar klinisch die Diagnose einer arteriellen Durchblutungsstörung feststeht, die aber keiner entspre- chenden Operation unterzogen werden können oder einen solchen Eingriff verweigern, sollten nicht arteriographiert werden. Auch wenn feststeht, daß wegen der Geringfü- gigkeit der Beschwerden von vorn- herein konservativ behandelt wer- den soll, ist die Arteriographie ent- behrlich. Beispielsweise würde man einem 70jährigen Patienten, der trotz Beckenarterienverschluß in der Ebene 500 Meter weit ohne Schmerzen gehen kann, den Ein- griff nicht mehr zumuten.

Für die Indikation zur Arteriogra- phie spielt die in Frage kommende chirurgische Therapie (gefäß-re-

konstruktiver Eingriff, Grenzstrang- resektion oder Amputation) keine Rolle. Bei einem geplanten gefäß- rekonstruktiven Eingriff ist die Not- wendigkeit zur Arteriographie leicht einzusehen. Erst das Rönt- genbild sagt, ob die Strombahn

überhaupt wiederhergestellt wer- den kann, ob also lokale Operabili- tät vorliegt; es trägt maßgeblich zur Wahl des Operationsverfahrens bei und bestimmt den Ort der Re- konstruktion. Aber auch vor Sym- pathektomien sollte die Arteriogra- phie nie unterlassen werden, um nicht trotz subtiler klinischer Un- tersuchung die vorgeschaltete Ste- nose einer Stammarterie, die vor- rangig beseitigt werden müßte, zu übersehen. Ähnlich liegen die Ver- hältnisse bei Amputationen, wo oft- mals das Angiogramm die Ampu- tationsebene bestimmt oder bei gleichzeitiger Beseitigung einer Abgangsstenose der Arteria profun- da femoris die primäre Wundhei- lung des Oberschenkelamputations- stumpfes gesichert werden kann.

Ein weiterer Grund für die strenge Indikationsstellung ist das Alter der Patienten. Meist haben sie das 60.

Lebensjahr überschritten und sind mit Begleitkrankheiten belastet. In der Reihenfolge ihrer Häufigkeit handelt es sich dabei meist um Hy- pertonus, Diabetes, früher durch- gemachte Herzinfarkte oder apo- plektische Insulte, Gicht, chroni- sche Niereninsuffizienz oder respi- ratorische Insuffizienz.

Da die Angiographie stets in Nar- kose durchgeführt werden sollte,

Die Arteriographie

der unteren Extremitäten

Ingo Köpf und Eberhard Vielhauer

Aus der Chirurgischen Klinik und Poliklinik (Direktor: Professor Dr. med. Horst Hamelmann) und dem Radiologiezentrum

(Direktoren: Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Emil Heinz Graul und Professor Dr. med. Friedhelm Heß) der- Universität Marburg

Im Hinblick auf die erweiterten Möglichkeiten der modernen rekon- struktiven Arterienchirurgie ergibt sich immer häufiger die Notwen- digkeit, die klinische Diagnose „arterielle Durchblutungsstörung"

röntgenologisch zu sichern. Über 60 Prozent der arteriellen Durch- blutungsstörungen sind an den unteren und etwa 25 Prozent an den oberen und unteren Extremitäten lokalisiert. Deshalb be- schränkt sich diese Arbeit auf Indikation und Technik der Arterio- graphie der unteren Extremitäten. Hinzu kommt, daß die klinischen Auswirkungen von Verschlüssen größerer Beinarterien meist weiter gehen als diejenigen der korrespondierenden Armarterien.

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stellt die Arteriographie für diese Patienten eine nicht unerhebliche Belastung dar. Deshalb lehnen wir auch die routinemäßige postopera- tive angiographische Kontrolle ab und geben uns mit dem Pulsstatus zufrieden. Die postoperative An- giographie erlaubt zwar eine Kon- trolle der Technik und bestätigt den Operationserfolg deutlich, ein einzi- ger tödlicher Narkosezwischenfall würde aber dieses Vorgehen in Frage stellen.

Die postoperative Arteriographie ist unseres Erachtens nur bei Re- verschlüssen indiziert. Eine Aus- nahme bildet die postoperative So- fortthrombose, also ein erneuter Verschluß noch während der Kran- kenhausbehandlung. Sie beruht stets auf operativen Fehlern oder einer zu weit gestellten Indikation.

Im ersteren Fall muß der Fehler (Nahtstenose, zu enges Transplan- tat oder zurückgelassene distale Intimastufe) korrigiert werden, wo- bei die Appositionsthromben auch ohne vorherige angiographische Darstellung entfernt werden kön- nen und sich die Ursache im Rönt- genbild meist doch nicht darstellt.

Im zweiten Fall bleibt ohnehin nur die Amputation übrig. Für ihre Hö-

Abbildung 1 (links außen): Nor- males Arteriogramm einer un- teren Extremität

Abbildung 2 (links innen):

63jährige Patientin mit Ste- nosen der Arteria femora- lis superficialis und poplitea so- wie Unterschenkelarterienver- schlüsse rechts im Stadium IV mit Vorfuß- und Zehengangrän bei gleichzeitig bestehender dia- betischer Mikroangiopathie. Risi- kofaktoren: Insulinpflichtiger Diabetes mellitus, Hypertonie.

Therapie: Unterschenkelamputa- tion

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he ist das präoperative Angio- gramm ausschlaggebend, da in so kurzer Zeit ein Weiterschreiten der Grundkrankheit ausgeschlossen werden kann.

Arterielle Embolien und direkte of- fene Gefäßverletzungen sind keine Indikation zur Arteriographie. Da- gegen ist bei einer Unterbrechung der Strombahn durch eine akute arterielle Thrombose oder bei di- rekten und indirekten geschlosse- nen Gefäßtrauman die Arteriogra- phie immer erforderlich.

Die Technik der Arteriographie Bei der Gefäßdarstellung an den unteren Extremitäten kommen fol- gende Techniken in Frage:

~ Intravenöse Aortagraphie (heute weitgehend verlassen).

~ Punktion der Arteria femoralis in der Leiste mit retrograder Kon- trastmittelinjektion, um im Gegen- satz zur antegraden Injektion eine bessere Kontrastmitteldurchmi- schung zu erreichen.

~ Direktpunktion der Aorta abdo-

minalis. C>

Abbildung 3 (rechts innen):

64jähriger Patient mit Verschluß der Arteria femoralis superfi- cialis rechts im Stadium II mit einer schmerzfreien Gehstrecke von 30 Meter. Riaikofaktoren:

Diabetes mellitus, 40 Zigaretten/ die. Therapie: Halb geschlosse- ne orthograde und retrograde Thrombendarteriektomie

Abbildung 4 (rechts außen):

45jähriger Patient mit Ver- schluß der Arteria femoralis superficialis links im Sta- dium II mit einer schmerzfreien Gehstrecke von 100 Meter und einem gleichzeitig klinisch stum- men Hämangiom der linken Wade. Risikofaktoren: 20 Zigaret- ten/die. Therapie: Halbgeschlos- sene orthograde und retrograde Thrombendarteriektomie und Li- gatur der das Hämangiom ver- sorgenden Spendearterie

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legtem Ulkus an der Außenseite des linken Unterschenkels nach Schußbruch 1944. Gehstrecke unbegrenzt. Risikofaktoren: 15 Zi- garetten/die. Angiographisch multiple arteriovenöse Fisteln im Ulkusbereich. Therapie: Lumbale Sympathektomie, Ulkusexzision und primäre Naht

Transfemorale Katheterangio- graphien (Seldinger- oder Hettler- Technik).

Werden Aorta oder Arteria femora- lis direkt punktiert, sollte der Pa- tient immer eine Narkose erhalten.

Der Grund dafür ist nicht die Schmerzhaftigkeit des Einstichs, die durch eine lokale Infiltrations- anästhesie ausgeschaltet werden könnte, sondern ein starker Schmerz durch Intimareizung und maximale Gefäßdilatation bei In- jektion des Kontrastmittels. Treten Schmerzen auf, bewegt der Patient sein Bein; die Qualität der Angio- gramme ist dann vermindert. Der Injektionsschmerz kann zwar durch Verwendung eines 60prozentigen Kontrastmittels abgeschwächt wer- den; der dadurch bedingte zusätzli- che Verdünnungseffekt trägt aber ebenfalls nicht zu einer guten Bild- qualität bei. Wir verwenden aus- schließlich trijodierte 70prozentige Kontrastmittel. Die Kontrastmittel- menge sollte bei Kindern ein Milliliter pro Kilogramm Körperge- wicht und bei Erwachsenen mit Nierenschäden 1,5 Milliliter pro Ki- logramm Körpergewicht nicht übersteigen. Sonst sind Kontrast- mittelmengen bis zu 200 Milliliter unbedenklich. Für Katheterangio- graphien zur selektiven Darstellung der Eingeweidearterien werden nur geringe Kontrastmittelmengen be- nötigt; eine Narkose ist nicht erfor- derlich. Auch eine Lumbal- oder Periduralanästhesie kann vorge- nommen werden; sie trägt durch Weitstellung der Gefäße zu beson- ders guten Röntgenaufnahmen bei.

Ob Arteriographien ambulant oder stationär durchgeführt werden soll- ten, hängt wesentlich von der je- weiligen Bettenkapazität ab. Wir halten einen stationären Aufenthalt nicht für unbedingt erforderlich und führen 90 Prozent aller Arterio- graphien ambulant durch.

Technik der Femoralisarteriographie Nach Desinfektion der Leiste wird die Arteria femoralis unterhalb des Leistenbandes mit dem zweiten und dritten Finger der einen Hand fixiert und mit einer aus drei Teilen

bestehenden sechs bis acht Zenti- meter langen Kanüle (Außendurch- messer von 1,2 bis 1,6 Millimbter) in einem Winkel von 45 Grad schräg nach oben in Richtung auf die Arterie eingestochen. Nach Entfernung des Mandrins versucht man, mit der Nadelspitze die Pulsa- tion der Arterie zu ertasten. Mit ei- nem raschen Ruck wird nun die Nadel ins Gefäßlumen eingeführt und die scharfe Hohlnadel, durch die das Blut abtropft, entfernt. Die im Lumen liegende stumpfe Kanü- le, aus der das Blut pulsierend spritzt, wird an ihrem Ende gesenkt und vier bis fünf Zentimeter in die Arterie nach proximal vorgescho- ben. Dabei ist die Verlaufsrichtung der Arteria femoralis communis be- ziehungsweise Arteria iliaca externa von distal außen nach proximal in- nen zu beachten. Oft ist bei der Punktion ein Verletzung der Gefäß- hinterwand nicht zu vermeiden. In diesen Fällen muß die Nadel lang- sam zurückgezogen werden, bis sie wieder im Lumen liegt (pulsie- render Blutaustritt!), dann wird sie weiter vorgeschoben. Ist es beim erstenmal nicht gelungen, die Arte- rie zu treffen, darf vor einem erneu- ten Versuch nicht vergessen wer- den, die scharfe Hohlnadel wieder einzuführen, da es sonst zu größe- ren Gefäßzerreißungen kommen kann. Injektionsspritze und Nadel mit Luerlockansätzen werden durch einen flexiblen Druckschlauch verbunden, der lateral über den Oberschenkel geleitet wird, um die dargestellten Arterien im Röntgenbild nicht zu verdecken.

Ob die Injektion des Kontrastmit- tels per Hand oder mittels einer elektronisch gesteuerten Hoch- druckspritze erfolgt, hängt von der technischen Einrichtung und Mus- kelkraft des Untersuchers ab. Wir bevorzugen die Injektion per Hand;

mit dieser Technik ist es möglich, Aortenbifurkation, lumbale Aorta bis zum Abgang der Arteria mes- enterica inferior und kontralaterale Beckenarterien darzustellen.

Mit der Extremitätenarterioq raphie sind immer gleichzeitig die Becken- arterien darzustellen, um vorge-

Abbildung 6 (rechts Mitte):

17jähriger Patient mit stump- fem geschlossenem Gefäßtrau- ma der Arteria poplitea im 2. Segment mit lntimazerreißung, Thrombose und akuter ischämie des Unterschenkels bei gleichzei- tiger offener Ober- und Unter- schenkeltrümmerfraktur sowie Schambeinfraktur rechts, Sym- physensprengung, Ober- und Un- terarmfraktur links. Therapie:

Stabilisierung der Ober- und Unterschenkelfrakturen durch Osteosynthese nach AO. Resek- tion der Arteria poplitea und In- terposition von Vena saphena magna

Abbildung 7 (rechts außen):

23jähriger Patient mit Aneu- rysma spurium der Arteria poplitea links nach einer Zer- rung des linken Oberschenkels ein halbes Jahr zuvor bei gleich- zeitig bestehenden multiplen Ex- ostosen. Therapie: Aneurysmare- sektion und lnterposition von Vena saphena magna

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schaltete Stenosen, die vordring- lich chirurgisch zu behandeln sind, nicht zu übersehen.

Um eine optimale Einstellung der Verzögerungs- und Intervallzeiten zwischen den einzelnen Aufnah- men der Serie zu ermöglichen, sollte der Untersucher über die vermutete Verschlußlokalisation orientiert sein. Angefertigt werden vier bis sechs Aufnahmen bei Be- nutzung der Gärtner-Reisser-Kas- setten mit einem Bildformat von 20 mal 96 Zentimeter. Technisch ein- facher, zeit- und kontrastmittelspa- render ist die Verwendung eines automatischen Verschiebetisches in Verbindung mit einem Blattfilm- wechsler, wobei sich die angefer- tigten Röntgenaufnahmen gegen- seitig überlappen. Die Methode be- sitzt den Vorteil, daß beide unteren Extremitäten und die Beckenarteri- en in einem Arbeitsablauf darge-

stellt werden können. Nach Entfer- nung der Kanüle wird die Punk- tionsstelle fünf Minuten lang kräftig mit der Hand komprimiert. Bei Pa- tienten, die Antikoagulantien erhal- ten, ist für 24 Stunden ein Korn- pressionsverband anzulegen.

Technik der lumbalen Aortographie Bei der lumbalen Aortographie wird zwischen infrarenaler, supra-

renaler und subdiaphragmaler Aor- tographie unterschieden. Die Tech- nik der suprarenalen und subdia- phragmalen Aortographie ist zwar einfacher, weil eine längere Gefäß- strecke zur Aufnahme der Kanüle zur Verfügung steht; von Nachteil ist die größere Kontrastmittelver- dünnung.

Der Patient wird auf dem Bauch gelagert; die Punktionsstelle befin- det sich auf der linken Seite in der

Mitte zwischen zwölfter Rippe und Darmbeinkamm, etwa zehn Zenti- meter lateral der Dornfortsatzreihe.

Es wird in Richtung auf den Wirbel- körper eingestochen. Bei Kontakt von Nadelspitze und Knochen wird der innerste Mandrin entfernt, das Ende der Nadel angehoben und nun an der Kante des Wirbelkörpers entlang in die Aorta eingestochen.

Die richtige Nadellage ist am Ab- tropfen von Blut zu erkennen. Nach Entfernung der scharfen Punktions- kanüle wird die vorne stumpfe Ka- nüle vorgeschoben, bis die pulsie- rende Blutung sistiert, und an- schließend wieder einen Zentime- ter zurückgezogen. Auf diese Wei- se kann man feststellen, daß nicht eine Lumbalarterie oder die linke Nierenarterie anpunktiert wurde.

Nach Entfernung der Kanüle erüb- rigt sich eine Kompression.

Technik der perkutanen Katheterangiographie

Seldinger-Technik: Nach Direkt- punktion der Arteria femoralis in der Leistenbeuge wird durch die im Gefäß liegende Kanüle ein fle- xibler Spiralmandrin eingeführt.

Über diesen Spiralmandrin, der als Führungsdraht dient, zieht man zu- nächst die Kanüle aus der Arterie zurück und schiebt anschließend ei- nen endoffenen Katheter über den

Abbildung 8: 68jähriger Patient in erheblich reduziertem Allge- meinzustand mit Verschluß der Arteria iliaca communis und ex- terna rechts, Stenose der Arteria iliaca externa links, Verschluß der Arteria femoralis superficialis beiderseits im Stadium IV mit Ruheschmerzen und Großze- hengangrän rechts. Risikofakto- ren: 20 Zigaretten/die, Hoch- druck, Hyperlipidämie. Therapie:

Axillo-femoraler Bypass rechts mit acht Millimeter starkem Rohr aus gestricktem Dacron. Verlauf:

Transplantatverschluß nach 48 Stunden, Oberschenkelamputa- tion nach 14 Tagen, Exitus nach weiteren vier Tagen

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Mandrin durch die Punktionsstelle in das Gefäß vor. Bei dieser Tech- nik können keine endverschlosse- nen Katheter mit seitlichen Öffnun- gen verwendet werden.

Hettler-Methode: Mit Hilfe eines speziellen Instrumentariums kön- nen über eine in die Arterie einge- führte Schleuse mühelos verschie- dene Kathetersorten (beispielswei- se endoffene und endverschlosse- ne) eingebracht und leicht ausge- tauscht werden.

Angiographische Katheteruntersu- chungen der Extremitäten sind bei einseitigem Beckenarterien-Ver- schluß angezeigt, wenn eine trans- lumbale Aortographie kontraindi- ziert ist. Punktiert wird die kon- tralaterale Arteria femoralis. Nach- dem die Katheterspitze oberhalb der Aortenbifurkation plaziert wur- de, erfolgt die Kontrastmittelinjek- tion, so daß sich die Iliakalgefäße mit deren Abgängen und der Kolla- teralkreislauf in der Umgebung des verschlossenen Segments der er- krankten Seite darstellen.

Nebenwirkungen und Komplikationen

Das hochkonzentrierte Kontrast- mittel bewirkt eine starke Vasodila- tation, die an einer unmittelbar der

Abbildung 9 (oben): 80jähriger Patient mit Verschluß der Arteria iliaca communis und externa rechts, Stenose der Arteria iliaca externa links und Verschluß der Arteria femoralis superficialis beiderseits im Stadium III. Risi- kofaktoren: Drei Zigarren:die.

Therapie: Halb geschlossene re- . trograde Thrombendarteriekto- mie der rechten Beckenarterien in Lokalanästhesie

Abbildung 10 (unten): 67jähriger Patient mit Verschluß der infra- renalen Aorta, beider Becken- und Oberschenkelarterien im Stadium III. Risikofaktoren:

Hochdruck, zehn Zigaretten/die.

Therapie: Aortengabeltransplan- tat aus gestricktem Dacron

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Aminophenazon-haltige Schmerzmittel nur noch mit Vitamin C

An Tierversuchen konnte nachge- wiesen werden, daß aus Aminophe- nazon-haltigen Arzneimitteln in Ge- genwart von Nitriten Nitrosamine entstehen können, die zu den stärksten derzeit bekannten chemi- schen krebserzeugenden Stoffen gehören.

Ein solcher Vorgang ist durchaus auch im Magen des Menschen möglich, sofern derartige Arznei- mittel insbesondere zusammen mit gepökelten Lebensmitteln genom- men werden. Aminophenazon be- ziehungseise Amidopyrin ist in vie- len Schmerzmitteln enthalten. Die Bildung von Nitrosaminen kann je- doch nach heutigen Kenntnissen durch Zusatz von Ascorbinsäure verhindert werden.

Eine Expertenkommission aus Wis- senschaftlern der Hochschulen, der Industrie und des Bundesge- sundheitsamtes hat daher empfoh- len, Aminophenazon-haltige Arz- neispezialitäten nur noch mit Ascor- binsäure (Vitamin C) in den Ver- kehr zu bringen. PdBB

Schutzimpfung gegen Mumps

Mumps — Ziegenpeter, Parotitis epidemica — ist eine Erkrankung die Kinder im Schulalter befällt, in den meisten Fällen leicht verläuft und sch neben Fieber und allge- meine, Krankheitsgefühl in einer charakteristischen Schwellung der Ohrspei,:heldrüsen äußert. Bei ei- nem Teil der Fälle kann es darüber hinaus zu einer Beteiligung der Hirnhäute kommen. Tritt sie nach der Pubertät auf, werden bei etwa 20 Prozent der männlichen Patien- ten Hodenentzündungen beobach- tet, die, wenn sie doppelseitig sind, zur Zeugungsunfähigkeit führen können.

Gegen Mumps ist eine Schutzimp- fung möglich. Sie erfolgt mit dem in den USA entwickelten Lebend-

impfstoff vom Jeryl-Lynn-Stamm (Vorname der Patientin, von der das Virus ursprünglich isoliert wor- den war). Nach den bisherigen Er- fahrungen ist die Impfung gut ver- träglich und schützt über 90 Pro- zent der Geimpften wirksam gegen die Erkrankung und deren Folgen.

Der genannte Impfstoff ist seit No- vember 1974 vom Bundesamt für Sera und Impfstoffe (Paul-Ehrlich- Institut) für die Bundesrepublik zu- gelassen. Eine öffentliche Empfeh- lung oder ein allgemeines Angebot zur unentgeltlichen Mumps-Schutz- impfung ist durch die zuständi- gen Landesgesundheitsbehörden je- doch noch nicht erfolgt. Dagegen kann sich jeder, der diese Impfung wünscht, von seinem Arzt beraten und impfen lassen. DGA/H

Audiologische Untersuchungen an Legasthenikern

An der Hals-Nasen-Ohren-Klinik der Technischen Universität Mün- chen, wurden in Zusammenarbeit mit der Kinderklinik audiologische Untersuchungen an Legasthenikern durchgeführt. Bei über 130 Kindern psychiatrisch gesicherte Fälle von Legasthenie — konnten signifi- kante Abweichungen von der Norm im dichotischen Feldmann-Test nachgewiesen werden.

Bei diesem Test handelt es sich um die Prüfung der Fähigkeit, bei nor- malem Hörvermögen zwei verschie- dene Wörter, die je einem Ohr an- geboten werden, zu verstehen und richtig nachzusprechen. Normalhö- rigen, nicht an Legasthenie leiden- den Menschen bereitet das keine Schwierigkeiten.

Die Untersuchungen, die auch bei der Computer-EEG-Audiometrie charakteristische Veränderungen ergaben, lassen hoffen, daß in ei- nem gewissen Prozentsatz der Fälle eine Frühdiagnostik durch objek- tive Messungen möglich wird und damit schon im Vorschulalter eine gezielte Therapie eingeleitet wer- den kann. TUM/H Injektion folgenden Hautrötung zu

erkennen ist. Oft erstreckt sich die halbseitige Rötung bis zum Rippen- bogen. Manche Patienten berichte- ten, daß sie noch Wochen nach der Arteriographie eine erheblich län- gere Gehstrecke als früher be- schwerdefrei zurücklegen konn- ten. Bis jetzt ist unklar, ob diese Besserung auf eine anhaltende Di- latation der Kollateralen zurückzu- führen ist, oder ob psychisch ein- fach strukturierte Patienten die Ge- fäßdarstellung mit einem therapeu- tischen Eingriff verwechseln. Zu- weilen ist bei Männern, selbst im achten Dezennium, während der Kontrastmittelinjektion ein Samen- erguß zu beobachten, er tritt aber niemals bei einem beiderseitigen Verschluß der Arteria iliaca interna auf.

Allgemeinkomplikationen, wie Kon- trastmittelunverträglichkeit, und lokale Komplikationen, wie Throm- bosen, Blutungen und Wanddissek- tionen, kommen nicht sehr häufig vor. Selbst größere Kontrastmittel- paravasate werden im allgemeinen reaktionslos vertragen. Bei akuten Thrombosen, durch Kompression nicht zu stillende Blutungen oder bei dem seltenen Aneurysma spu- rium oder einer arteriovenösen Fi- stel muß chirurgisch interveniert werden. Allerdings liegt die Kompli- kationsrate bei Katheteruntersu- chungen (Blutung und Thrombose und intravasale Verschleppung ab- gebrochener Katheterteile) deutlich höher als bei Direktpunktionen.

Literatur bei den Verfassern

Anschrift der Verfasser:

Dr. med. Ingo Köpf

Dr. med. Eberhard Vielhauer 355 Marburg an der Lahn Robert-Koch-Straße 8

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