DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Feinnadelpunktion
Komplikationen
durch die Feinnadelpunktion — Vorsichtsmaßnahmen
Bei den mehr als 3000 Feinnadel- punktionen, die wir in unserem In- stitut bisher durchgeführt haben, wurden selten Komplikationen beobachtet. Sie kamen haupt- sächlich früher während der er- sten Phase der Erprobung des Verfahrens vor und drückten sich in einem vorübergehenden Schmerzereignis aus. Die direkte Punktion des Choledochus mit Kontrastmittelfüllung ist proble- matisch. Sie führte bei einem Kranken wahrscheinlich infolge Vagusreizung zu vorübergehen- der Bradykardie und Blutdruck- senkung.
Biopsieentnahmen stellen prin- zipbedingt eine invasivere Maß- nahme dar, selbst bei Verwen- dung der kleinkalibrigen Schneid- biopsie-Kanüle. Ferner läßt sich nach Einstich selbst einer Feinna- del in ein parenchymatöses Organ
nie ganz ausschließen, daß der Patient eine unwillkürliche starke Atembewegung macht und es da- durch zu einem Kapseleinriß mit Blutung kommt.
Schwerere Komplikationen haben wir bisher kaum erlebt. Operatio- nen wurden nicht erforderlich.
Auch die perirenale Blutung, frü- her ein häufiges Ereignis nach Stanzbiopsie, vor allem beim empfindlichen Nierentransplan- tat, haben wir bisher nur einmal beobachtet. Schwerere Komplika- tionen, gar mit letalem Ausgang, die man auf die Punktion hätte be- ziehen müssen, beobachteten wir bei unseren ultraschallgeleiteten Punktionen bisher glücklicher- weise nicht. Bei Beachtung gewis- ser Sicherheitskautelen erscheint das Risiko dieses Eingriffs über- schaubar, wenn es auch auf der Hand liegt, daß jede Punktion im Vergleich zur einfachen Ultra- schalluntersuchung bereits eine invasive Maßnahme ist. Selbst wenn nur eine zytologische Aspi-
rationsbiopsie mit der Feinnadel vorgesehen ist, müssen Gerin- nungszeit und die Thrombozyten- zahl vorliegen. Unter einem Quickwert von 50 Prozent und mit Thrombozyten unter 100 000 punktieren wir im allgemeinen nicht. Wie bei allen ärztlichen Maßnahmen müssen auch bei der Feinnadelpunktion das erreichba- re Ergebnis einerseits sowie Be- einträchtigung und Risiko für den Patienten andererseits in einem vernünftigen Verhältnis stehen.
Herrn Professor Dr. med. Josef Wellauer zum 65. Geburtstag ge- widmet.
Literatur im Sonderdruck, zu beziehen über den Verfasser.
Privatdozent
Dr. med. Rainer Ch. Otto Röntgendiagnostisches Zentralinstitut
Universitätsspital Zürich Rämistraße 100
CH-8091 Zürich, Schweiz
FÜR SIE GELESEN
Stenosen
der Arteria poplitea:
Eine seltene Anomalie?
Um die Häufigkeit von Stenosen der A. poplitea zu ermitteln, unter- suchten die Autoren aus der Chir- urgischen Universitätsklinik Limo- ges 118 gesunde freiwillige Ver- suchspersonen im Durchschnitts- alter von 18,5 Jahren.
Methode: Dopplersonde (vier und acht Megahertz) in der A. tibialis posterior, mit statischer und dyna- mischer Registrierung unter akti- vem und passivem Beugen und Strecken des Fußgelenkes, mit und ohne Anspannung des M.
quadriceps.
Bei 23 von 118 Personen (19,5 Prozent) trat eine Auslöschung des arteriellen Echos im Bereich der A. tibialis posterior bei Fuß-
beugung ein. Bei fünf Probanden wurde eine Verminderung der Kreislaufamplitude ohne totalen Stop verzeichnet; bei acht von 23 Probanden (34 Prozent) waren be- reits zuvor Funktionsstörungen der unteren Extremitäten beob- achtet worden: in sechs Fällen trat ein Krampf ein.
Bei 15 Probanden (66 Prozent) war die Stenose einseitig, bei acht doppelseitig. Die Quote aktiver Sportler betrug in der positiven Gruppe 78 Prozent gegenüber 69 Prozent in der Normalgruppe.
Geschlechtsverteilung: 14 Pro- zent (7/49) männlich, 23 Prozent (16/69) weiblich.
Die Stenose wird in der Kniekehle lokalisiert; die A. tibialis anterior und ihr tibio-peronealer Ast lie- fern kein Dopplerecho, wenn die A. tibialis posterior ausfällt.
Die Pathogenese der Anomalie ist unbekannt: es könnte eine Fehl- bildung der Lichtung der A. popli- tea bestehen oder eine exogene Kompression kondylären Ur- sprungs bei Überstreckung im Kniegelenk mitspielen.
Bemerkenswert ist auf alle Fälle die Häufigkeit dieser Anomalie bei aktiven Sportlern.
Die exogene Kompression in der arteriellen Versorgung der unte- ren Extremitäten dürfte jedenfalls wesentlich häufiger vorkommen, als bisher angenommen wurde.
Aufgrund der gewonnenen Ergeb- nisse sind weitere Untersuchun- gen, vor allem der pathologischen Anatomie, für eine bessere Auf- klärung unerläßlich. dir
Lasker, M. et al.: L'apiderniologie de l'artere poplitee piegee — une Pathologie d'Exeption?
La Presse Medicale 13, 21 (1984) 1337
3586 (48) Heft 48 vom 28. November 1984 81. Jahrgang Ausgabe A