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1 1 November 2 01 3 CHF 8.– www .null 41.ch

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(1)

Monatszeitschrift für Luzern und die Zentralschweiz mit Kulturkalender N

O

1 1 November 2 01 3 CHF 8.– www .null 41.ch

Cut!

Die ZentralsChweiZ hat Das Zeug Zur FilmhOChburg.

Die KantOne spielen in Dieser stOry aber niCht mit.

… unD aCtiOn.

luZerner animatiOnsFilme

erObern Die leinwanD.

(2)

a film by

Ritesh Batra Nimrat KaUr Irrfan KHaN

«Slumdog Millionaire», «Life of Pi»

ManchMal fährt der falsche Zug ZuM richtigen Ort

Ab 14. November im kiNo

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WWW.ZPK.ORG

Ausschnitt: Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938), Liebespaar, um 1908, Museum Wiesbaden, Dauerleihgabe des Vereins zur Förderung der bildenden Kunst in Wiesbaden, erworben aus der Privatsammlung Nachlass Hanna Bekker vom Rath

ZE NT RU M PA UL K LE E

BE RN 22/1

1/ 13—

23/0 2/ 14

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«B RÜ CK E» UN D

«B LA UE R RE ITE R»

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Museum für Kommunikation Helvetiastrasse 16 3005 Bern www.mfk.ch

1. Tor schiessen

2. losrennen

3. auf die Knie fallen

4. Leibchen

über den

Kopf ziehen

(3)

eDitOrial

3

Martina Kammermann kammermann@kulturmagazin.ch

Film Ab

Die Zentralschweizer Film- schaffenden kämpfen schon seit Jahren für bessere Produktions- bedingungen und mehr Förder- gelder. Im Frühling nun kün- digte die Kulturförderung des

Kantons Luzern an, dass sie ihre Filmbeiträge 2014 erhöhen will. Das ist grundsätzlich eine gute Nach- richt. Doch um den Zentralschweizer Filmplatz wirk- lich voranzubringen und künftig zu verhindern, dass erfolgreiche Filmer nach Zürich abziehen, braucht es die Zusammenarbeit mit den anderen Innerschweizer Kantonen, also Nidwalden, Obwalden, Schwyz, Zug und Uri. Diese läuft momentan aber nicht gerade ro- sig. (Seite 8)

Trotz der finanziellen Engpässe ist in Sachen Film aber vieles in Bewegung. So blühte in den vergange- nen Jahren etwa die Luzerner Animationsfilmszene auf: Ihre Trickfilme sind an einschlägigen Festivals wie dem Fantoche in Baden oder an den Kurzfilm- tagen Winterthur gut vertreten und gewinnen regel- mässig Preise. Wir haben ein Animationsfilmteam

besucht und mit ihm über seine Arbeit, die viel Fingerfertigkeit und Geduld erfordert, gespro- chen. (Seite 12)

Mit Videos arbeitet auch der bekannte ägyptische Maler und Medienkünstler Khaled Hafez. Im Oktober arbeite- te er in Emmenbrücke als Artist in Residence – eine Gelegenheit, die wir uns nicht entgehen liessen: Im Interview spricht er über die aktuelle Lage seiner Heimat und erklärt, warum ihm eine Militärdiktatur momentan lieber ist als ein «Gottesstaat». (Seite 16)

Zum Schluss dürfen wir voller Freude ankündigen:

«041 – Das Kulturmagazin» feiert in diesem Monat

sein 25-Jahre-Jubiläum mit einem rauschenden

Fest im Sedel. Mit dabei sind die legendären Failed

Teachers und Meyer. Und hoffentlich auch ihr!

(4)

INHaLt

Bild: G. Anderhub

PROGRAMME DER KULTURHÄUSER 42 ACT

44 Südpol / Zwischenbühne 46 Kleintheater

48 Stattkino

50 Luzerner Theater / LSO

52 Chäslager Stans / Stadtmühle Willisau 56 Romerohaus

58 HSLU Musik 60 Kulturlandschaft

66 Nidwaldner Museum / Historisches Museum 68 Kunsthalle Luzern / Museum im Bellpark 70 Kunstmuseum Luzern

72 Natur-Museum Luzern

21 blues vOn Der strasse

Der stadtbekannte Strassenmusiker Daniele martin erzählt aus seinem leben.

16 geDanKen aus KairO

Der Künstler Khaled Hafez spricht über die politische lage in Ägypten und seine neue Künstlergeneration.

22 mystisChes vOm berg

Die weisse Gämse ist ein so seltenes wie sagenumwobenes Tier. in Uri wagt sich kein Jäger, es zu schiessen.

8 story aus der FILMweLt

Zentralschweizer Filmer versus Film- förderung. Ein Drehbuch.

14 proFIbastLer IM ateLIer

luzern hat sich zur Animationshochburg entwickelt.

19 eINsatZ voN prIvateN

Kulturförderung kann auch einfach gehen.

Eine luzerner Firma machts vor.

20 KuNst aus der GaraGe

Der Künstler Patrick Studer hat ein metal- lenes Klangmaschinenorchester gebaut.

KoLuMNeN

6

Gabor Feketes Hingeschaut

7

lechts und Rinks: Pendeln ≠ Pendeln

24 Gefundenes Fressen: marroni vom Toni 39 11 Fragen an: bruno Jenny

77 Kämpf/Steinemann 78 Käptn Steffis Rätsel 79 Vermutungen

servICe

25 Kunst. Papier, gefaltet und geschnitten 28 wort. Rollenspiele hier und dort 31 Kino. Königliches von Thomas imbach 35 Musik. Neustadtmusik auf Erfolgskurs 37 bühne. Neues musical im luzerner Theater 74 Namen / Notizen / preise / ausschreibungen 75 Impressum

76 Kultursplitter. Tipps aus der ganzen

Schweiz

KuLturKaLeNder 40

Kinderkulturkalender

41 Veranstaltungen 67 Ausstellungen

Titelbild: Mart Meyer

(5)

5 sChön gesagt

KUlTURKAlENDER-ERFiNDER bRUNo JENNy, SEiTE 39

guten tag auFgelistet

guten tag,

massimO minaCapilli

mit der Wiedereröffnung des seit Juli geschlosse- nen opera Club willst du die luzerner Partykul- tur bereichern. Erfahrung in dem bereich bringst du mit: in der Szene ist die Führung des opera unter milos Kant und dir als mafiöses Duo son- dergleichen bereits berüchtigt. laut mitarbeitern sind Erpressungen und Drohungen eure bevor- zugten Taktiken, in den eigenen Wänden für Ru- he und ordnung zu sorgen. Ruhe und ordnung wünschte sich auch die Nachbarschaft und setzte eurer Agglo-Pilgerstätte ein Ende. Nun soll ab No- vember ein «ganz neues, frisches Konzept« am Hallwilerweg Einzug halten. «Princesse The Club» scheint dir ein geeigneter Name, die Glaub- würdigkeit dieses Unterfangens zu festigen. No- men est omen klingt dies für uns aber nach der alten leier. oder wagst du dich mit dem weibli- chen Schwerpunkt bei der Namenswahl etwa plötzlich in zivilisierte Gefilde, wo Frauen nicht nur magnete für geifernde Kraftpakete sind?

Nein: Denn mit der geplanten «Gipfeli-massnah- me», die den lärm dank einer Kooperation mit Suter’s meile nebenan reduzieren soll, sind die Karten wieder auf dem Tisch. Phallussymbole in Schlappschwanzform werden im Club verkauft und gewährleisten den erhofften bmW-Andrang.

Hat lieber das Wienerli im Teig, 041 – Das Kulturmagazin

nach 5 Jahre Südpol, 10 Jahre Little Jig, 15 Jahre 3fach, 25 Jahre 041 – Das Kulturmagazin und zahllosen ande- ren Jahresfeiern – welche Jubiläen wir uns nicht wünschen:

- 10 Jahre Zwischennutzung La Fourmi

- 5 Jahre kitag im bourbaki - 10 Jahre IG sperrstunde

- 15 Jahre südzubringer im schüür- Garten

- 50 Jahre Fasnacht «ohne beschal- lung öffentlichen Grunds» (ohne techno-disco an der reuss) - 10 Jahre «the techno Kingdom»

sedel

- 5 Jahre Kulinarik-Festival «blue balls»

- 5 Jahre Mitgliedschaft des Kick’n’rush im schweizerischen sportverband

- 1 Jahr princesse the Club - ½ Jahr prime tv

guten tag, haZel brugger Die Skulptur «Wund» am Pilatusplatz wird am 11.

November wieder abgebaut. Schade, finden wir.

Und erinnern uns zu diesem Anlass gerne noch- mals an deinen extraordinären Auftritt an der Vernissage des Kunstwerks. Als Schweizermeiste- rin im Poetry-Slam durftest du deine Gedanken zum Werk beisteuern. Rotzig schmollend, so, wie es eben deine Art ist, trugst du diese vor. Und nanntest Christian Kathriners Werk einen «The- rapiestunden-bastel-Unfall», einen «Jenga-bau- klotz-Gerüsthaufen», einen «verkürzten mega- Dickdarm». Noch immer können wir uns nicht entscheiden, was wir lustiger finden: deinen sa- gen wir mal mutigen Auftritt, die offenen münder der Gäste des Schweizerischen ingenieur- und Ar- chitektenverbandes oder den kontrastierenden Auftakt des nächsten Redners, der sich im

«Wund» nun tatsächlich etwas wand: «Wir Ar- chitekten und ingenieure der SiA setzen uns ein für hochwertige baukultur.» Nun, es war auf je- den Fall amüsant, und wir sehen uns das Video immer mal wieder an: www.urhütte.ch, Eröff- nung, Video-impressionen, Rede Nr. 3.

Grinsend, 041 – Das Kulturmagazin

2x2 tickets

Die luzerner lesebühne, loge luzern

the beauties & the beast

mit mC Graeff, Christov Rolla, Sandra Künzi, André Schürmann und Peter Stobbe. Di 12. November, 20 Uhr (Türöffnung 19.30)

verlOsung

2x1 buch

15 Jahre radio 3FaCh

buch aufschlagen und eintauchen in die 3FACH-Welt! Geschichten aus der Vergangenheit, Anekdoten aus der Gegenwart und ein blick in die Zukunft von mC Graeff zum Radio 3FACH im Jahr 2028.

«Konzeptkunst bringt mich immer wieder durcheinander und ärgert mich»

Schreiben Sie uns so schnell wie möglich, was Sie gern gewinnen möchten: info@kulturmagazin.ch.

(6)

Gedankenschwanger spazierte ich auf dem Allmendgelände he- rum. obwohl erst 18 Uhr, war es fast schon dunkel. ich beobach- tete die Herbstblätter, wie sie in der luft tanzten. Und in der Ferne schwebte, angestrahlt von einem Scheinwerfer, immer wieder ein Hochspringer. Vielleicht ein neuer Richard Fosbury?

HiNGeSCHAUT

Schweben wie ein Herbstblatt

Durch seine wunderbaren Flopp-bewegungen (so heisst der Absprung mit bogenanlauf in der leichtathletiksprache) fühlte auch ich mich schwerelos. Der Herbst kann kommen.

Bild und Text Gabor Fekete

(7)

7

LeCHTS UNd RiNKS

Hintergupflikon–Niederpfurrigen

es tut sich was in der verkehrs- und bahnpolitik: das pendeln soll teurer werden. aber soll es das wirklich?

Christoph Fellmann (pendelt zwischen Luzern und Zürich), Illustration: Mart Meyer

Wollen Sie bequem zur Arbeit fahren?

Dann nehmen Sie das Auto. Sie können ungestört und im Surround-Sound die musik hören, die Sie möchten, und bleiben verschont von existenziellen Gesprächen über die Verästelungen des lehrplans sowieso oder die leider unmögliche liebe des jungen man- nes nebenan zur Dame andersrum.

Und vor allem: Sie haben Platz. Nur 1,12 Personen sitzen durchschnitt- lich in einem Schweizer Auto, das zur Arbeit fährt (oder davon nach Hause), das hat die Verkehrsbe- fragung 2010 des bundes erge- ben. Aber nehmen Sie bloss nicht den Zug, denn da werden Sie leiden! Sie werden unsägli- chen Gesprächen und Gerü- chen ausgesetzt sein und Sie werden keinen Platz haben.

Nicht für ihre beine, nicht für ihre Tasche, nicht für ihre Gedanken.

Und Sie werden zur Kasse ge-

beten werden. Die Diskussion hört nicht mehr auf über die sogenannte Kosten- wahrheit, über die Erhöhung des Preises für das Generalabonnement oder über die Einführung von höheren Tarifen während der Rush Hour. Nun, das ist das bekannte Vorgehen: Die Kostenwahrheit wird im- mer dann ins Spiel gebracht, wenn sie mehr kosten soll, die Wahrheit. Und schon klar, die bahninfrastruktur ist gerade auf den Pendlerstrecken überlastet, der Aus- bau ist teuer. Da scheint es einzuleuchten, dass diejenigen, die diese Kosten verursa- chen, auch die Rechnung bezahlen sollen:

die Pendler. Gerade so, wie die Schüler die Schule bezahlen, die Soldaten die Armee und die Toten die Friedhofsruhe. man könnte darum auch sagen: Was in letzter Zeit so penetrant eingefordert wird, ist die Entfernung der Politik aus der Verkehrs- politik.

Darauf gibt es zwei Antworten. Erstens, es ist zwar richtig, dass es die Pendler sind, die die bahninfrastruktur überlasten. Aber sie folgen dabei nur dem neoliberalen Kult der Flexibilität, dienen also dem kapitalisti- schen System, das seine Arbeitsplätze aus Effizienzgründen an wenigen orten kon- zentriert und dem sie folglich auf zahllosen bahnkilometern hinterhereilen. Sie dafür durch höhere bahnpreise auch noch zu be- strafen, ist ein geradezu genialer Gedanke, auf den man zuerst mal kommen muss.

Zweitens, die Politik wäre nach bisher gwängiger Ansicht gerade dazu da, das Steuergeld in sinnvoller und mehrheitsfä- higer Weise an Stellen zu leiten, die auch nach allen Traumvorstellungen der Kos- tenwahrheit nicht rentabel zu betreiben sind. Zum beispiel in Schulen, in die Ar- mee, in die Friedhofsruhe.

Und in die bahn? Nun, man beachte das Wort «sinnvoll»: Es wäre also an der Verkehrspolitik zu sagen, welche bahnin frastruktur man durch die Nichtbeachtung der Kostenwahrheit fördern will. Vielleicht die Spanisch-

brötli-bahn? oder nicht doch viel- leicht die volkswirtschaftlich sinn- vollen Pendlerstrecken? So weit

dürfte der Fall klar sein, doch eine kluge Verkehrspolitik würde viel-

leicht noch einen Schritt weiter gehen. Sie würde überlegen, wel-

che Pendlerstrecken die Politik denn fördern soll. Alle? Also auch die Trassees zwischen der Peripherie im Grünen, wo die Pendler wohnen, und dem Zentrum, wo sie arbeiten? Al-

so die Pendlerstrecken, die in enormem mass zur Zersiede-

lung des landes beitragen?

Nicht unbedingt.

Gefördert werden sollte

in erster linie das Zugpendeln zwi-

schen den dicht gebauten Zentren, von

bern nach Zürich, von Zürich nach lu-

zern, von luzern nach Sursee, von Sursee

nach basel. Nicht besonders inspiriert ist

es aber, jenes Pendeln zu subventionieren,

das die Pendler in zwanzig minuten vom

lauschigen Rheinufer ins Zentrum von

Zürich bringt, von Nebikon nach luzern

oder von Hintergupflikon nach Nieder-

pfurrigen. Eine Verkehrspolitik, die nicht

in engem Zusammenhang mit der Raum-

planung gemacht wird, bleibt fadenschei-

nig. Sie führt nur den alten, ideologisch

besetzten Kampf weiter: Auto gegen bahn,

und bezahlen sollen immer die anderen.

(8)

Film

Wäre das hier ein Film, so könnte man in der Eröffnungs- szene vielleicht eine Kamera vom Vierwaldstättersee her auf die abendliche Stadt luzern zuschweben lassen; die Farbe des Himmels würde von orange ins Dunkelblaue kippen, in den Fenstern gingen die lichter an. Dann Schnitt. Und dann: in schneller Abfolge die Eingänge von einigen der 36 Kinosäle, die es laut bundesamt für Statis- tik in der Zentralschweiz gibt. Durch die Türen würden sich menschen drängen, daneben hingen Plakate mit den Titeln von Zentralschweizer Filmen: «Stationspiraten»,

«Die Kinder vom Napf», «Cargo», «Arme Seelen», «bod- mers Reise».

Dann wieder Schnitt.

im bild luke Gasser, viel Haar auf dem Kopf, blond und lockig. in der Stimme des obwaldner Filmemachers

spiel mir das lied vom Förderbeitrag

die Zentralschweizer Filmemacher beissen sich bei ihrer Forderung nach mehr Förderung die Zähne aus. dabei gehören sie zu den pro-

duktivsten und erfolgreichsten des Landes.

Markus Föhn, Illustration: Melk Thalmann

Storyboard. Szene 1: Luzern, Thema Film

liegt Empörung, er sagt: «Die Zentralschweiz ist die viel- leicht kreativste Filmregion dieses landes, doch nirgends erhalten Filmemacher so wenige Fördergelder wie hier.»

Pause. Dann: «Unsere Politiker sagen zwar immer, sie hätten das Problem erkannt – doch seit Jahren tun sie nichts, um es zu lösen.»

Schnitt.

im bild Stephan Schleiss, sauber rasierte Wangen, Seitenscheitel. Als Präsident der bildungsdirektoren- Konferenz Zentral schweiz ist er so etwas wie der oberste öffentliche Filmförderer dieses landesteils. Ruhig sagt er:

«Wir nehmen den Film ernst. Wir wollen die Filmförde- rung ausbauen, aber wir können nicht zaubern. Politik ist die Kunst des machbaren.»

Schnitt.

(9)

9 Film

publikum, preise: alles da

Wäre das hier ein Film, so stünden sich in den Hauptrollen gegenüber: die Zentralschweizer Filmemacher, die sich über zu geringe Fördergelder ihrer Kantone beklagen – und die Politiker, die sich schwertun, für Filme mehr Geld locker zu machen.

Die Ausgangslage, vor dem die ganze Geschichte spie- len würde: Zentralschweizer Filmer sind produktiv und erfolgreich. «Die Kinder vom Napf» der luzerner Regis- seurin Alice Schmid von 2011 verzeichnete schweizweit über 76 000 Kinoeintritte und war in berlin nominiert für den «Gläsernen bären». «Stationspiraten», produziert von den luzernern lukas Hobi und Reto Schaerli, ge- wann 2010 den Publikumspreis des Zürcher Filmfesti- vals. Corina Schwingrubers «baggern» holte 2012 den Zürcher Filmpreis und mehrere europäische Preise. luke Gassers «bodmers Reise» lief weltweit an über 20 Festi- vals und heimste in den USA vier Auszeichnungen ein.

Zur Ausgangslage gehört aber auch: Keine Region der Schweiz behandelt ihre Filmschaffenden stiefmütterli- cher als die Zentralschweiz. Alle sechs Kantone zusam- men vergaben 2012 nicht einmal eine halbe million Franken an Fördergeldern. Pro Einwohner macht das ge- rade mal 60 Rappen. Zürich steckte im selben Jahr pro Einwohner gut sechs Franken in die Filmförderung, bern drei Franken. Was dies in einem business bedeutet, das auf öffentliche Gelder angewiesen ist, bringt die 32-jähri- ge luzerner «baggern»-Regisseurin Corina Schwingru- ber – eben hat sie den Trailer für die Kurzfilmtage Win- terthur produziert – auf den Punkt: «bisher machte ich Kurzfilme, da hatte ich Zeit, nebenbei noch Geld zu ver- dienen. Aber grössere Produktionen werden hier schwie- rig umzusetzen sein.»

«selbstausbeutung»

Vielleicht wäre ziemlich zu beginn des Films eine kleine interviewszene angebracht. ort: Ein belle-Epoque-bau in luzern, draussen rauscht der Verkehr die Pilatusstrasse hoch, drinnen ist der Sitz der Zodiac Pictures, die im Filmgeschäft und den luzerner «Tatort»-Folgen kräftig mitmischt. im bild: lukas Hobi, 37-jährig. Vor zehn Jah- ren hat er die militärkomödie «Achtung, Fertig, Charlie»

produziert, den mit über einer halben million Kinoein- tritten erfolgreichsten Schweizer Film seit Rolf lyssys

«Schweizermacher» von 1978.

Lukas Hobi, die Zentralschweizer Filmer erhalten von ihren Kantonen kaum Fördergelder, und trotzdem drehen sie viele und erfolgreiche Filme – wozu also brauchen sie überhaupt mehr Geld?

«Um hier einen Film zustande zu bringen, muss man 10 bis 20 Prozent günstiger produzieren als in anderen Landesgegen- den. Das geht nur auf dem Buckel von Mitarbeitern, die für we-

Szene 4: «Tatort» Zodiac Pictures, Lukas Hobi

Szene 2: Auftakt. Kino, Luke Gasser

Szene 3: Wechsel Perspektive. Schleiss kann nicht Zaubern.

(10)

Film

nig Geld arbeiten, und basiert letztlich auf Selbstausbeutung.

Ewig macht man das nicht.»

Und was macht man stattdessen?

«Viele wandern ab, vor allem nach Zürich. Die Zürcher Filmstiftung vergibt dieses Jahr 10 Millionen, der Kanton Luzern gerade mal 300 000 Franken. Entsprechend sind die Arbeitsbe- dingungen in Zürich besser.»

Warum soll das die Zentralschweiz kümmern?

«Weil sie kreatives Potenzial verliert. Hier werden Dokumen- tarfilme gedreht, die die Menschen im ganzen Land bewegen, es entstehen Arthouse-Filme, publikumsträchtige Spielfilme. Wir sind landesweit die Hochburg für Animationsfilme, bilden in Luzern viele talentierte Leute dazu aus. Der Ebikoner Marcel Wolfisberg bescherte der Schweiz 2009 sogar den ersten Science- Fiction-Film. Ich glaube nicht, dass es klug ist, solche Leute ein- fach ziehen zu lassen.»

Warum sind Sie noch hier?

«Wir haben den Hauptsitz unserer Firma nach Zürich ver- legt. Das hier ist nur noch eine Filiale.»

Schnitt.

1,8 millionen? träumt weiter!

Der Verein Film Zentralschweiz warf vor drei Jahren ei- nen konkreten Wunschbetrag in die Filmförder-Diskussi- on: 1,8 millionen Franken pro Jahr, um nicht den An- schluss an die anderen Regionen zu verlieren – allerdings, so hiess es damals, seien bereits 1,2 millionen annehm- bar. Aufgeteilt auf sechs Kantone wäre das kein übermäs- sig hoher betrag, zumal Nidwalden, Schwyz und Zug zu den reichsten Kantonen des landes gehören. Doch die Kantone mauerten. 2012 sprach die bildungsdirektoren- konferenz Zentralschweiz (bKZ) von höchstens 900 000 Franken. in der jüngsten medienmitteilung von Ende September verzichtet sie gleich ganz auf einen betrag – sie empfiehlt den Kantonen bloss, ihre Förderung «im Rahmen der finanziellen möglichkeiten» zu erhöhen.

immerhin hat die Kulturförderung des Kantons lu- zern dies vor: Sie kündigte im mai an, dass man die Film- beiträge erhöhen will. Auch möchte luzern die bildung eines Zentralschweizer Filmfonds vorantreiben – die Er- folgsaussichten sind im aktuellen Umfeld aber gering, zu- mal die Pläne von der Politik noch nicht abgesegnet sind.

Wäre das hier ein Film, müsste man nun wieder den Zuger bildungsdirektor und bKZ-Präsident Stephan Schleiss zeigen. Er beschwichtigt: «Die Situation für un- sere Filmschaffenden wird sich verbessern. Ab 2014 wer- den sie an Fördergelder kommen, ohne einen konkreten bezug zu einem Kanton nachweisen zu müssen, ein Zen- tralschweizer Fokus wird genügen. Zudem wollen wir die Kantone bewegen, ihre beiträge zu erhöhen.» Pause.

«Aber wir leben halt nicht in Zeiten übervoller Staatskas- sen.»

Schnitt.

Szene 6: Alles wird gut.

Szene 5: Return on investment.

(11)

11 Film

An dieser Stelle wäre in einem Film Zeit für den Auf- tritt Edwin beelers. Denn Dokumentarfilmer beeler, 55-jährig und mit seiner Calypso-Films in der luzerner Neustadt beheimatet, spricht einen interessanten Punkt an. Sein jüngster Film «Arme Seelen» gehörte 2011 mit über 25 000 Kinoeintritten zu den erfolgreichsten Schweizer Filmen. Er sagt: «man sollte davon wegkom- men, Filmförderung bloss als Kostenfaktor zu sehen.

Filme kosten nämlich nicht nur Geld, sie bringen auch welches ein.»

Das lässt sich am beispiel von «Arme Seelen» gut de- monstrieren. Die Produktionskosten des Streifens waren mit 450 000 Franken veranschlagt, die Zentralschweizer Kantone beteiligten sich mit gut 100 000 Franken daran – und da beeler ausschliesslich in der Zentralschweiz dreh- te, flossen knapp 300 000 Franken dahin zurück. Zudem spülte der Film alleine in der Stadt luzern gut 15 000 Franken in die öffentlichen Kassen – in Form von billett- steuer-Erträgen. «Filmförderung ist auch Wirtschaftsför- derung», sagt beeler. «bloss hat man das bei uns noch nicht begriffen.»

Schnitt.

ungleiche spiesse

Dabei stehen die Zentralschweizer Kantone mit ihrer Knausrigkeit nicht nur ihren Filmern im Weg, sondern auch sich selber. Denn: Der bund hat rund 27 millionen Franken Fördergelder zur Verfügung und übernimmt bis zu 50 Prozent einer Filmproduktion – allerdings nur, wenn die andere Hälfte von Kantonen und Gemeinden kommt. Das bedeutet: Je zurückhaltender die Zen- tralschweiz Filme unterstützt, desto mehr bundesgelder verpasst sie. Die fliessen stattdessen ins spendablere Zü- rich und in die Romandie – und werden dann halt auch dort ausgegeben.

Doch es geht nicht nur ums Geld. Es geht auch um Zentralschweizer Filmer, die gegenüber ihren Kollegen aus anderen landesteilen benachteiligt sind. Der ob- waldner luke Gasser sagt: «mir werden bei der Ausübung meines berufs Steine in den Weg gelegt und bundesgel- der vorenthalten, bloss weil ich hier lebe. Es ist mehr als irritierend, dass unsere Regierungen diesen Zustand nicht ändern wollen.» Gasser schwebt dabei vor, die Filmförde- rung nach dem Vorbild der «Fondation romande pour le cinéma» neu zu strukturieren: Die Westschweizer Kanto- ne zahlen jährlich gut zehn millionen Franken in einen Fonds sein, der Fördergesuche behandelt, ohne dass die Politik dreinredet.

Doch wäre dies ein Film, gehörte an dieser Stelle wie- der der Zuger bildungsdirektor Stephan Schleiss einge- blendet, der für die Ausübung seines berufs nicht auf bundesgelder angewiesen ist. Er widerspricht Gasser: «Es stimmt nicht, dass die Politik den heutigen Zustand nicht ändern will. Uns ist bewusst, dass wir die Abwanderung

Szene 7: Film bringt Geld. Preise, Trophäen

Szene 8: Die Zentralscheiz will auch abheben.

(12)

Film

Kommende Filmevents:

internationale Kurzfilmtage winterthur:

Di 5. bis sO 10. november, verschiedene Orte.

programm: www.kurzfilmtage.ch

12. lesbischwules Filmfestival luzern «pink panorama»:

DO 14. bis mi 20. november, stattkino luzern.

programm: www.pinkpanorama.ch

schweizer Jungfilmfestival «upcoming Filmmakers»:

Fr 22. und sa 23. november, bourbaki Kino luzern.

programm: www.upcoming-filmmakers.ch 10. Filmtage afrika:

DO 28. november bis sO 1. Dezember, sentitreff luzern.

programm: www.sentitreff.ch/programm Filmtage luzern – menschenrechte:

DO 5. bis Di 10. Dezember, stattkino luzern.

programm: www.romerohaus.ch/filmtageluzern

von kreativen Köpfen riskieren. Darum vereinfachen wir nun auf 2014 ja auch das Verfahren.»

Und eine radikale Vereinfachung im Sinn einer Film- stiftung nach Westschweizer Vorbild?

Schleiss winkt ab: «Damit kommen Sie in den Kan- tonsparlamenten nicht durch. Wir haben eine andere mentalität als die Romands. Unsere Kantone sind klein, jeder schaut lieber für sich selber, als dass er Kompeten- zen abgibt.»

potenzial zur Filmhochburg ist da

Das ist schade für den Zentralschweizer Film. Denn abge- sehen vom Geld wäre das Umfeld eigentlich günstig. Zum einen haben die menschen offenbar auch in Zeiten von Video on Demand lust aufs Kino, die Eintrittszahlen sind stabil, in Ebikon will Pathé gar ein multiplex-Kino mit zwölf leinwänden und 2200 Plätzen bauen. Zum ande- ren ist luzern dabei, sich nach dem Wegzug von Viper- Festival, «Rose d’or» und des Schweizer Filmpreises wie- der als Filmstadt in Position zu bringen: Die Stadt und luzern Tourismus unterhalten als Standortmarketing- massnahme für 150 000 Franken pro Jahr das büro

«Filmlocation», das Film- und Fernsehcrews beim Pa- pierkram unterstützt, Drehbewilligungen einholt und Unterkünfte organisiert. in Emmenbrücke bietet sich zu- dem «bau 745» als Drehort an, eine ehemalige lagerhalle auf dem monosuisse-Fabrikaral, in der bereits heute

«Tatort»-Szenen gedreht werden; die Abteilung Design und Kunst der Hochschule luzern soll bald ebenfalls auf dem Areal vertreten sein. Niklaus Zeier, Chef Kommuni- kation der Stadt luzern, schwärmt: «mit Filmstudio und Hochschule könnten auf dem Areal Produktionsbedin- gungen entstehen, die in der Schweiz einmalig wären».

Das Zeug zur Filmhochburg hätte die Zentralschweiz also – vor allem auch wegen all der einheimischen Fil- mer, die hier ihren Job machen wollen. Wäre das hier ein Film, so gehörte ihnen das letzte Wort.

im bild Corina Schwingruber: «Wenn das mit dem Geld nicht so prekär wäre, wäre die Zentralschweiz ideal.

Die Filmszene ist kleiner als in Zürich. man vernetzt sich leichter mit leuten aus der branche, mit denen man zu- sammenarbeiten kann».

Schnitt.

Dann lukas Hobi: «in der Zentralschweiz liegen urba- ne und ländliche Räume nah nebeneinander. Das ist ein Nährboden für gute Geschichten. im urbanen Zürich wä- re ‹Achtung, Fertig, Charlie› nie entstanden.»

Schnitt.

Dann Edwin beeler: «meine Themen sind hier. Also will ich auch hier meine Filme machen.»

Schluss.

Filmförderung in der Zentralschweiz

Filme sind nicht gratis zu haben: in der Schweiz kostet ein Spielfilm im Schnitt gut 2,2 Millionen Franken, ein dokfilm bis zu 700 000 Franken. Geld, das Fil- memacher zu einem grossen Teil über die öffentliche Hand auftreiben – in erster Linie über die Kantone, bevor dann der Bund weitere Beiträge leistet. in der Zentralschweiz ist die innerschweizer Filmfachgruppe für die Fördergesuche zu- ständig. Sie prüft Gesuche für Filme, die einen direkten Bezug zu einem oder mehreren der Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Zug ha- ben. Allerdings kann sie nur empfehlungen aussprechen – die einzelnen Kanto- ne entscheiden selber, ob sie einem Gesuch stattgeben. Gemeinsame Förder- richtlinien gibt es dabei nicht. 2014 soll sich das ändern. Gleichzeitig sollen die Fördergelder höher ausfallen: der Kanton Luzern etwa stellt 400 000 Franken bereit, doppelt so viel wie 2012 – falls das Parlament dies absegnet. (mf) Szene 9: In der eigenen Stadt arbeiten als Ziel. Baggern, Schwingruber

(13)

The Wolfer

(1979, Angy Burri):

Western des Luzerner Originals

Das gefrorene Herz

(1979, Xavier Koller):

Anatomie des schweizerischen dörfligeistes

13

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Sehenswerte Filme mit Zentralschweizer Wurzeln

Höhenfeuer

(1985, Fredi M. Murer):

Beklemmende Tragödie in den Alpen

Gekauftes Glück

(1988, Urs Odermatt):

Autorenfilm mit Werner Herzog

Ur-Musig

(1993, Cyrill Schläpfer):

Musikalische Reise durch die Stille

Faustrecht

(2010, Robert Müller):

Langzeitdoku über gewalttätige Jugendliche

Das Erbe der Bergler

(2006, erich Langjahr):

Alpiner dokumentarfilm

Arme Seelen

(2011, edwin Beeler):

Auseinandersetzung mit Ahnengeistern

Die Kinder vom Napf

(2011, Alice Schmid):

Bildgewaltige Hymne auf die Jugend

Bodmers Reise

(2010, Luke Gasser):

Nordamerika-expedition

Wir Bergler in den Bergen sind eigentlich nicht schuld

das wir hier sind

(1974, Fredi M. Murer):

ethnographischer dokumentarfilm

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animatiOn

Überall stehen Requisiten: kleine bäume aus Papier, eine Höhle mit murmeltieren aus latexschaum und Figuren aus Knete oder Holz. Sie erinnern an Kindheit. An das Spielen mit Puppen. An bäbistuben. Für die Trickfilmer irmgard Walthert und Adrian Flückiger aber bedeuten sie Arbeit. Für eine achtsekündige Ani- mation müssen sie eine Woche lang arbeiten, zehn Stunden pro Tag. Von Hand werden die Figuren zurechtgerückt, sodass sich Haltung, mimik und Gesten in kleinsten Schritten verändern.

millimeterarbeit, die viel Ausdauer und Geduld erfordert.

«manchmal kommt man sich dabei vor wie eine Fabrikarbei- terin am Fliessband», sagt die luzernerin irmgard Walthert, «es sind ständig die gleichen bewegungen, Tag für Tag.» Für eine Trickfilmproduktion von Walt Disney, die Starregisseur Tim bur- ton realisierte, reiste sie nach london. Dort war sie unter anderem dafür zuständig, die Pupillen der Figuren zu vermessen. Tagelang nur Pupillen vermessen.

momentan arbeiten irmgard Walthert und Adrian Flückiger an der eigens konzipierten TV-Serie «mungge», ein Trickfilm über eine jugendliche Rasselbande murmeltiere (gekauft hat sie der Fribourger Produzent Frère Guillaumes). Die mehrteilige Serie soll in der Schweiz, aber auch international ausgestrahlt werden.

Solche Produktionen sind nicht nur zeit-, sondern auch kostenin- tensiv – die beträge gehen in die millionenhöhe. Die Animations- filmer sind deshalb auf Förderbeiträge angewiesen, und ein Gross- teil ihrer Arbeit besteht folglich darin, Gesuche zu schreiben, Ein- gabefristen einzuhalten und auf einen positiven bescheid zu warten. Dabei vergehen Wochen, monate, manchmal sogar Jahre.

Was bleibt, ist die Ungewissheit, ob es die aufwendig hergestellten Puppen oder gezeichneten Figuren jemals ins Rampenlicht schaf- fen werden. Auch erfolgreiche und preisgekrönte Künstler sind vor diesen Problemen nicht gefeit.

luzern hinkt hinterher

Als Geldgeber infrage kommen das bundesamt für Kultur, das Schweizer Fernsehen, die Kantone und Städte. luzern ist dabei

Luzern ist eine Hochburg der trickfilmer. ein augenschein vor ort im animationsfilm-atelier an der Industriestrasse.

Von Janine Kopp, Bild: Maya Jörg

Karton und Knete zum leben erweckt

aber ein besonders hartes Pflaster. Grund dafür ist ein vergleichs- weise kleines budget und wenige Eingabetermine für Gesuche.

bei der Kulturförderung des Kantons sind es nur gerade vier Ter- mine pro Jahr. «luzern hinkt den anderen Kantonen hinterher», so die Einheimische irmgard Walthert. Sie hofft deshalb auf die längst versprochene Aufstockung des budgets (vgl. Text von mar- kus Föhn). besserung verspricht sie sich auch von einer extra dazu beauftragten Filmkommission, die ausschliesslich Filme beurteilt.

Einfacher hingegen haben es Animationsfilmer aus anderen Kan- tonen. So etwa Nils Hedinger, der ebenfalls im Atelier an der in- dustriestrasse seinen Arbeitsplatz hat: «mein berner Heimatort ist ein klarer Vorteil.» bern oder auch Zürich verfügen über ein viel grösseres budget und deutlich mehr Eingabetermine.

Trotz finanzieller Engpässe hat sich luzern in den letzten Jah- ren aber zu einer Hochburg des Trickfilms entwickelt. Zum einen liegt hier das Studio von Jonas Raeber, einer der bekanntesten Trickfilm-Profis der Schweiz. Ein bedeutender Name im Zen- tralschweizer Animationsfilm ist auch der in buttisholz lebende Künstler und Filmemacher Robi müller, der mit seinen Trickfil- men in den Neunzigern internationale beachtung fand. Zum an- deren hat die Abteilung Design und Kunst der Hochschule luzern mit dem Studiengang Animation entscheidend zu dieser Entwick- lung beigetragen. Rund zwanzig aktive und erfolgreiche Trickfil- mer leben und arbeiten in der Stadt luzern. Und selbst Zürcherin- nen und Zürcher lockt es hierher, um Filme zu produzieren oder mit den innerschweizern zusammenzuarbeiten.

moderne nomaden

Vor zwei Jahren haben sich einige studierte Animationsfilmer an

der industriestrasse in einem Atelier zusammengeschlossen. Heu-

te sind es zehn Personen, die sich dort eingemietet haben. Daraus

entstanden ist ein gut vernetztes Kollektiv, eine Art Gross-WG mit

Küche, Dachterrasse, Sofaecke und Töggelikasten. Es wird ge-

meinsam gekocht, man berät sich gegenseitig und hilft bei Zeit-

druck den Kollegen aus. «Animationsfilmer sind auffallend gesel-

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15 animatiOn

irmgard Walthert und Adrian Flückiger arbeiten an der murmeltierhöh- le für ihre geplante TV-Serie «mungge». Das Set ist als Abschlussarbeit zusammen mit der Animatorin Claudia Röthlin entstanden.

lige menschen», bestätigt irmgard Walthert. in den verwinkelten Räumen arbeiten sie an ih- ren Holztischen, Staffeleien und Computer- bildschirmen, spinnen Skizzen und Plots zu fantastischen Geschichten zusammen. mehre- re Preise heimsten ihre Projekte bereits ein.

Auch national behauptet sich luzern als Talentschmiede für Animationsfilme. So wur- den am diesjährigen internationalen Animati- onsfilmfestival Fantoche in baden gleich zwei luzerner Filme ausgezeichnet: michael Frei’s bachelor-Abschlussfilm «Plug and Play» ge- wann den Schweizer Wettbewerb, und der master-Abschlussfilm «The Kiosk» von Anete melece wurde mit der «Swiss Special mention»

geehrt und gewann den Publikumspreis. An den Kurzfilmtagen Winterthur, die diesen mo- nat stattfinden, sind drei von fünf Studenten- Animationsfilmen aus luzern.

Rund die Hälfte der luzerner Trickfilmer kann von ihrer Arbeit leben. Dies nicht zuletzt auch dank Werbespots für grosse Firmen wie die Swisscom, das Schweizer Fernsehen oder die Sbb. Zudem leitet die Ateliergemeinschaft immer wieder Workshops an Hochschulen.

Vielleicht gerade weil die finanzielle Situa- tion nicht einfach ist, meistern sie durch ihre gute organisation den Spagat zwischen Kunst und Kommerz. «Wer davon leben will, muss auch Projekte annehmen, die einen künstle- risch weniger reizen», sagt Adrian Flückiger, Urner und Vater eines Kleinkindes. Die Schwierigkeit bestehe darin, sich immer wie- der genügend Zeit für eigene Projekte frei- schaufeln zu können, ergänzt irmgard Wal- thert. Denn darin liegt die wahre Passion der beiden: eigene Figuren zu kreieren und diesen leben einzuhauchen. «Denn sonst wird man in diesem beruf leicht zu einem modernen No- maden, der ständig neuen Filmprojekten hin- terherreist.» Angesichts ihrer kreativen Ar- beitsstätte in luzern versteht sich der Wunsch nach Sesshaftigkeit von selbst.

Website der Trickfilmer an der industriestrasse:

www.trickfilmatelier.ch

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artist in resiDenCe

Khaled Hafez, Sie leben und arbeiten seit Jahr- zehnten in Kairo. Wie erleben Sie als Künstler die derzeitige Phase radikaler politischer und gesell- schaftlicher Veränderungen – zumal als einer, dessen Kunst sich seit Langem mit den politischen Prozessen und ihrer Wirkung auf die kollektive Fantasie auseinandersetzt?

hafez: Nach der ersten Woche dachte ich, dass die Proteste verpuffen werden, wie so viele Protestaktionen früher. Dann aber starb ein junger Künstlerfreund, den ich aus der Akademie kannte; er wurde angeschos- sen und überfahren. Dadurch war der Auf- stand unmittelbar bei mir angekommen.

Khaled Hafez ist einer der bekanntesten Künstler Ägyptens. 041 hat ihn am

ateliertisch getroffen und mit ihm über «ägyptische Zustände», seine big-Mac-theorie und seine aktuelle ausstellung in emmenbrücke gesprochen.

Handling Memories heisst die aktuelle Solo- Ausstellung von Khaled Hafez in der Ab Gallery in Emmenbrücke. Erinnerungen handlich zu machen, sie mit der politischen Aktualität, den ältesten und jüngsten my- thologien aus Hoch- und Konsumkultur zusammenprallen zu lassen, das prägt die bildsprache des 50-jährigen malers und medienkünstlers aus Kairo. im interview zeigt sich Khaled Hafez als scharfer beob- achter des Alltags und gibt Einblicke, was die aktuellen politischen Umwälzungen für den dortigen Kunstbetrieb zur Folge haben.

«Das system ist ein pudding»

Die Erfahrung der Proteste auf dem Tahrir- Platz im Winter 2011 ist nicht zuletzt eine Frage, welcher Generation man angehört.

meine Generation, die Künstlerkollegen

meines Alters, wir haben uns immer mit

den mitteln der ironie und des Sarkasmus

künstlerischen Ausdruck verschafft und da-

durch implizit Kritik am Regime und den

gesellschaftlichen Zuständen geübt. Darauf

waren wir programmiert; über die gelenk-

ten Wahlen der Zeit unter dem repressiven

Polizeistaat mubaraks haben wir bloss ge-

lacht, damit wollten wir unsere Zeit nicht

verschwenden. Die jüngere Generation, die

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gut ausgebildeten leute, die die Revolution getragen haben, haben uns gezeigt, dass wir uns direkt als bürger verstehen und für un- sere Rechte und unsere Würde einstehen sollten. Jüngere Künstler artikulieren diese Sehnsucht nach einem freien leben und de- mokratischen Rechten auch in einer ande- ren Kunstsprache, die konfrontativer, direk- ter ist und weniger mit dechiffrierbaren Codes, bildern oder Stilüberlagerungen ar- beitet, wie sie für meine Arbeit prägend sind.

Lässt sich sagen, dass sich die Bedingungen für Künstler verändert haben seit Mubaraks Sturz?

Trotz einer 100 Jahre alten Tradition des Austauschs mit europäischen Kunstformen, vor allem in musik und Theater, verbindet die ägyptischen Künstler die Erfahrung der Zensur und der gesellschaftlichen Tabus.

mit den begrenzten Spielräumen sind sie schon immer virtuos umgegangen. Die drei grossen Tabus sind Politik, Sex und Religion, doch auch an diesen wird seit einigen Jahr- zehnten immer stärker gerüttelt. Das stimmt mich optimistisch; doch wir müssen lang- fristige Entwicklungen der modernisierung von den kurzfristigen politischen Wechsel- fällen unterscheiden.

Gibt es Tendenzen in Richtung eines grösseren Pluralismus, der auch künstlerisch mehr zulässt?

Das europäische Konzept des liberalen Plu- ralismus kannst du vergessen. in einem land mit 40 Prozent Analphabeten und ei- ner riesigen Zahl an Armen und Ärmsten kann man nicht von heute auf morgen eine Demokratie nach westlichem Typ installie- ren. mursi, der Führer der muslimbrüder, und sein säkularer Konkurrent haben ja den genau gleichen Wahlkampf betrieben: Sie sind mit lastern voller Öl und Zucker in die Armenquartiere der metropolen Kairo und Alexandria gefahren und haben sich ihre Stimmen gekauft. im moment ist das Sys- tem ein Pudding, die institutionen schwach oder am Rand des Zusammenbruchs. ich stelle mir dabei gern einen überfüllten bus mit fahrunfähigem und betrunkenem Chauffeur vor: Willst du diesen noch weite- re vier Jahre herumkurven lassen oder ihn nicht sofort rausschmeissen und durch ir- gendeinen Fahrgast ersetzen, auch wenn du dir über dessen Fähigkeiten nicht sicher sein kannst? Niemand weiss, wie es in drei Jah-

ren aussehen wird. Deshalb bin ich froh, dass das militär geputscht hat gegen die muslimbrüder. mir ist eine militärdiktatur im moment hundertmal lieber als der fun- damentalistische islamismus, der alles auf die Frage des richtigen Glaubens zurück- führt.

In ihrer Arbeit eröffnen Sie anspielungsreiche Räume, lassen Versatzstücke der globalen Popu- lärkultur, autobiografische Erfahrungen und Symbole der ägyptischen Mythologie aufeinander- prallen. Was fasziniert Sie an diesem Zugang zur Kunst, der sehr von postmodernen Theorien ge- prägt scheint?

Dass meine Arbeiten so figurativ sind, hat auch damit zu tun, dass meine Versuche in abstrakter malerei lausig waren (lacht). Aber meine abstrakte Phase war notwendig, um zu den Themen der identität und Hybridität zu finden, die für mich wirklich wichtig sind. Dies hat zwei Seiten: Zum einen orien- tieren wir uns als menschen immer an Symbolen, Helden. Die Konsumkultur und die politische ikonografie fabrizieren daraus idole, um etwas zu verkaufen: ein Produkt oder einen politischen Führer. Es ist interes- sant zu sehen, dass der ägyptische Armee- chef, ein dürrer 60-jähriger mann, in voller Vitalität vor den Truppen herstürmend foto- grafisch inszeniert wird – wie batman. oder dass sakralisierte pharaonische idealkörper in den zeitgenössischen magermodels und bodybuildern wiederauferstehen. Damit lässt sich spielen und eine Geschichte über unsere Sehnsüchte erzählen.

Ihre Arbeiten beziehen sich aber auch immer spürbar auf Ihre Herkunft und Heimat Ägypten.

Sie lassen davon nicht ab zugunsten einer univer- selleren Kunstsprache.

Die Wirklichkeit Ägyptens war immer viel- schichtig, es ist ein Raum der kulturellen und religiösen Überkreuzungen zwischen

Afrika, dem mittelmeerraum, Arabien, Eu- ropa. ich habe mir dazu eine big-mac-Theo- rie zurechtgemacht: man muss von unten nach oben und von oben nach unten die verschiedenen Schichten – von der uralten pharaonischen Kultur bis zur zeitgenössi- schen Konsumsgesellschaft – zusammen- denken; und jede lage hat ihren eigenen Geschmack, der die anderen verstärkt oder neutralisiert. Kulturen wie die Türkei, Ägypten oder auch inselgesellschaften wie malta, Zypern, die malediven (für deren bi- ennale-Pavillon in Venedig ich eine Arbeit beisteuern durfte) – sie definieren ihre iden- tität nicht aus einer spezifischen Quelle oder

«grossen Erzählung»; und wenn du dir dazu Gedanken machst, führt dies zum Problem, wie du diesen vielen unreinen und gleich- zeitig nebeneinander existierenden Wirk- lichkeiten einen künstlerischen Ausdruck verleihst.

Sie haben hier in der AB Gallery zwei Wochen als Artist-in-Residence gearbeitet, will heissen: Sie be- enden neue Arbeiten, die dann mit älteren kombi- niert als Einzelausstellung gezeigt werden. Wie gehen Sie dabei mit lokalen Kontexten um? Ha- ben Sie überhaupt Zeit dafür, mit der Umgebung in Fühlung zu treten?

ich mag die Schweiz sehr, seit ich mit 18 zum ersten mal hier war; später, als ich in Paris lebte, bin ich regelmässig hierher ge- fahren. ich habe also mein Gepäck an Erin- nerungen, wenn ich in die Schweiz komme.

Das fliesst auch in meine tägliche Arbeit an den neuen Werken mit ein. mit der Ab Gal- lery stehe ich seit rund sechs monaten in ei- nem intensiven Dialog über die geplante Ausstellung. Die «bricolage», das Gebastel mit unterschiedlichen Elementen und mischformen, hat aber auch viel mit mei- nem jetzigen lebensgefühl zu tun: ich ar- beite und reise, ich navigiere durch ver- schiedene Kulturen – wenn ich eine Ge- schichte erzählen will, muss ich also das aufnehmen und verarbeiten, was mir begeg- net. Das ergibt immer ein Gemisch.

Interview: Fabian Saner Bild: Georg Anderhub

ausstellung: «handling memories».

noch bis 12. Dezember, ab gallery, arealstrasse 6, emmenbrücke.

mehr infos: www.ab-gallery.com.

«Die ägyptischen Künstler verbindet die Erfahrung von Zensur und gesell- schaftlichen Tabus.»

artist in resiDenCe

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clavadetscher

26.10.2013 – 09.03.2014 www.scherenschnitte.forumschwyz.ch

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KulturspOnsOring

Eines von drei motiven aus der Künstlermappe von Tobias Najer, 2011.

Kunst statt geschenkkorb

Wenn eine Firma Kultursponsoring betreibt, ist dies meist mit Ei- genwerbung verbunden. Nicht so bei der löwenfels Partner AG.

Seit über zwanzig Jahren unterstützt die luzerner Software-Firma in aller Stille lokale Künstlerinnen und Künstler. Das Konzept funktioniert so: Pro monat legt die Firma einen festen betrag auf die Seite, und mit dem Gesparten beauftragt sie einmal pro Jahr eine Künstlerin oder einen Künstler aus der Region luzern, eine mappe mit originalkunstdrucken zu erarbeiten. Eine mappe ent- hält meistens drei verschiedene Druckgrafiken zu einem bestimm- ten Thema sowie ein Künstlerblatt und einen begleittext. Die Fir- ma lässt die mappe in einer Kleinauflage produzieren. Eine Anzahl schenkt sie – anstelle etwa eines klassischen Geschenkkorbs – ih- ren Kunden und Partnern. Weitere Exemplare erhalten mitarbei- tende sowie die Kunstschaffenden.

Die Künstler werden nicht direkt von der Firma ausgewählt.

Von 1990 bis 1997 traf der Künstler und ehemalige Kunsthoch- schuldozent otto Heigold die Auswahl, 1998 übernahm der Verle- ger martin Wallimann die Projektleitung. «Wir fokussieren vor al- lem junge Kunstschaffende», sagt er. beim Projekt gehe es aber nicht darum, Kunst zu sammeln oder Talente zu «entdecken».

«Ein Künstler aus der Region bekommt einen guten Auftrag, und löwenfels ein gehaltvolles Produkt. Das ist alles.»

So einfach, so gut. obwohl das Sammeln nicht im Zentrum steht, ist mit den inzwischen 23 mappen ein schönes Panorama lokaler Kunst zusammengekommen: Da sind barbara Gschwind, Jo Achermann, Raphael Egli, Hugo Schär, Hanspeter Hunkeler, Claudia Kübler, Flavia Spichtig, Janine Schwyzer-bräm und viele

andere. Einige Namen kennt man, andere nicht. Die Stile sind völ- lig unterschiedlich; mal sind die motive abstrakt, mal figurativ.

«Wichtig ist mir, alle gängigen Techniken der Druckgrafik auszulo- ten und immer wieder etwas ganz anderes zu bieten», sagt martin Wallimann.

Schöpfer der idee war Franz mosele, Kunsthistoriker und bru- der des Firmengründers markus mosele. Als Thomas Uhlmann die Firma im Jahr 2002 übernahm, führte er das Projekt weiter. «Es ist eine wichtige und schöne Tradition des Unternehmens, und die wollen wir beibehalten», sagt Uhlmann. Zwischen den weihnacht- lichen Geschenkkörben dürfen seine Kunden also auch künftig Kunst aus der Region entdecken. Ein modell mit Vorbildcharakter.

Martina Kammermann

die Luzerner software-Firma Löwenfels partner aG unterstützt seit über 20 Jahren lokale Künstlerinnen und Künstler. Ganz einfach und leise.

Kunst am Arbeitsplatz

Auch eine Form der Kulturförderung betreibt seit siebzehn Jahren die Treu- hand- und immobilienfirma Opes AG in emmenbrücke: in ihren Büroräu- men stellt sie während jeweils einem Jahr Arbeiten einer lokalen Künstlerin oder eines Künstlers aus. Nach Rochus Lussi sind es dieses Jahr Land- schaftsmalereien des Luzerner Künstlers Raphael egli. die Bilder sollen den Büroalltag auflockern, gleichzeitig sollen die Künstler eine Plattform für ihre Werke erhalten. die Ausstellung wurde ende Oktober eröffnet und kann zu den Bürozeiten frei besucht werden. (mak)

Ausstellung Raphael egli: «Felsen am Fluss – Formen der Landschaftsab- bildung», bis September 2014, Opes AG, Hübelistrasse 18, emmenbrücke.

ausstellung der Künstlermappen: mO 4. bis 29. november,

Kultur-Forum luzern. versteigerung: Fr 29. november, 18 uhr.

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werKbeiträge

im Rahmen der Werkbeiträge vergeben Kanton und Stadt luzern in diesem Jahr rund 260 000 Franken an lokale Künstlerinnen und Künstler. Eine Überraschung in der Kategorie «Jazz und im- provisierte musik» ist Patrick Studer aus luzern. Der Künstler und Fotograf baut Klangskulpturen eigenhändig aus Eisen und Stahl und bewegt sich so abseits von alltäglicher musikproduktion. Als musiker würde sich der gelernte maschinenmechaniker sowieso nicht bezeichnen, er sieht sich vielmehr als Arbeiter. Als materia- list, der sich die Zeit nimmt, zu schrauben und zu werkeln, bis die Klänge stimmen.

Die beschaffung und Verarbeitung der Einzelteile des analo- gen maschinenorchesters «amo» hat mehrere Jahre gedauert und auch heute nimmt die Wartung noch eine menge Zeit in An- spruch. So wird Studer der Zuschuss von offizieller Seite insbeson- dere dabei helfen, die technischen Tücken und Hindernisse bei

musica ex machina

Klang und Tempo zu bereinigen, die ein derart ambitioniertes Projekt mit sich bringt. Trotzdem kann man die fünf «bandmit- glieder» («Komposition», «Flora1», «bass1», «Schsch» und «Flo- ra2») derweil als funktionstüchtiges beat-orchester bezeichnen.

Der 39-Jährige ordnet als Dirigent aus Fleisch und blut die metal- lenen Klangelemente in immer wieder anderen Abfolgen an. Wie ein DJ erkundet Patrick Studer dabei neue, aber doch bekannte (weil nahe mit industrieller materie verknüpfte) Perkussionstep- piche. bei Erkundungen wird es auch vorerst noch bleiben. Der Künstler will sich zunächst ein perfektes Set zusammenstellen, bevor man auf eine Darbietung vor Publikum hoffen darf.

Heinrich Weingartner

öffentliche Übergabe der werkbeiträge: sa 9. november, 17 uhr, südpol luzern. infos: www.patrickstuder.ch

Die Klangmaschinen «Komposition», «Flora 2» und das versammelte orchester «amo» (im Uhrzeigersinn). Bild: zvg

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21 strassenmusiK

mit kerniger Stimme singt er von Alex und dem Junkie- leben, sinniert über den «Sonntig morge» oder den

«obigverchauf», kritisiert den mangel an preisgünstigen Wohnungen («Wo Wo Wonige») oder beschreibt aus der Sicht einer leeren Valser-Flasche, die im bus herumkol- lert, wie es ihm gerade geht. «Spotschecht» (Spätschicht) heisst seine zweite CD, die vor zwei Jahren erschienen ist.

«ich habe noch keine neuen Songs, es ging mir zu schlecht», sagt Daniele (40). Wir sitzen im Helvetiagärtli, trinken einen Tee, kommen ins Gespräch. Die harte Zeit, von der er spricht, hat mit seiner Frau und ihrem vierjäh- rigen Kind zu tun. «Wir sind nicht mehr zusammen. Und als Vater kann ich meinen bub nur einmal pro Woche se- hen. Das hat mir zwei Jahre lang extrem zugesetzt. ich habe jeden morgen und jeden Abend zwei Stunden ge- weint.»

vom Junkie zum landschaftsgärtner

mit 16 Jahren hatte sich Daniele auf dem Platzspitz den ersten Schuss gesetzt. Drei monate vor Abschluss der regulären Schulzeit war er aus der Schule geworfen und in ein Jugendheim versorgt worden. «Aus dem dritten Jugendheim haute ich ab. ich war da- mals clean, lebte in WGs, begann richtig Gitarre zu spielen und bewegte mich häufig im Umfeld der Wolgroth in Zürich. ich habe viel Selbstvertrauen bekommen. Das war eine meiner besten Zei- ten.» Aber Daniele, der in Root aufgewachsen ist, wollte wieder zurück nach luzern. Es sei ernüchternd gewesen. «Niemand hat mir hier etwas zugetraut, ich fühlte mich diskriminiert.» Schon damals gehörte er zum Stadtbild, als Junkie auf Rollerblades, noch ohne Gitarre. Er konsumierte Heroin, für musik hatte er keine Zeit, er musste Stoff mischeln. 2006 entschloss er sich zu einem Entzug in St. Urban. «Jeden Tag stundenlang kotzen und hoffen, dass dies nun der Tag wäre, an dem du endlich über dem berg bist.» Der Entzug dauerte zwei Wochen.

Nach einem längeren Aufenthalt in Sizilien mit seinem Vater und einer Therapie in lugano, die er nach elf monaten abbrach, kam Daniele wieder nach luzern. ins alte Elend zurück wollte er nicht. mithilfe einer Gassenarbeiterin fand er eine Stelle und ar- beitete gut zwei Jahre als landschaftsgärtner. in dieser Zeit grün-

er steht an Luzerns strassenecken, spielt vor Grossverteilern oder macht die runde durch Gartenbeizen: der sänger und Gitarrist daniele Martin stellt sich dem blues des Lebens.

Von Pirmin Bossart

ein singer-songwriter der strasse

dete er eine Familie. Als die beziehung zerbrach, hatte er die ers- ten Rückfälle. «Es ging mir so mies. Dass sie mir das Sorgerecht für das Kind weggenommen haben, hat mich fertiggemacht.»

Die musik braucht Kraft

Das nahm ihm die Kraft, an neuen Songs zu arbeiten. «ich habe schon länger Angebote von einem Studio, eine CD mit professio- nellen musikern einzuspielen. Aber dafür war ich nicht mehr pa- rat. ich traute mir nichts zu.» Doch jetzt, sagt Daniele, gehe es wieder bergauf. Er spiele wieder viel besser als noch vor drei, vier monaten. «ich habe wieder Freude am leben und möchte neue Songs schreiben. ich habe noch vieles zu erzählen.»

Und noch etwas, sagt Daniele, und sein blick wird eindring- lich. Er sei kein Junkie mehr, auch wenn leute das ab und zu so sagten. «Seit ich vor zwei Jahren wieder abstürzte, bin ich im me- thadonprogramm.» Auf dieser Grundlage möchte Daniele neu aufbauen. Das Wichtigste für ihn: «ich will nicht einfach ein Stadt original sein, als das mich einige leute betrachten. ich bin mehr, weil ich mit meinen Songs und Auftritten etwas leiste. ich will ein ernsthafter musiker sein und auch so wahrgenommen werden.»

Spielt regelmässig in luzerns Strassen und beizen: Daniele martin. Bild: pb

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JagDKultur

Erzherzog Franz Ferdinand schoss gerne. Über 250 000 Stück Wild soll er zeit seines lebens getötet haben. im Sommer vor ex- akt hundert Jahren erlegte der österreichische Thronfolger eine weisse Gämse. Ein Jahr später – 1914 – wurde er in Sarajevo er- mordet. Der Erste Weltkrieg, diese europäische Urkatastrophe, brach daraufhin aus. Der blaublütige Frevler hatte seine begleiter verlacht, die ihn warnten, man dürfe keine weissen Gämsen schiessen. Das beschere dem Jäger grosses Unglück und bringe den Tod innerhalb eines Jahres. Nein, flehten sie, er solle doch auf anderes Getier zielen, es habe genug in dem Revier. bitte nicht die weisse Gämse.

im Schächental, etwas unterhalb des Klausenpasses, wurde 2005 eine Gämse weiss geboren. Nicht schwarzbraun das Fell, sondern weiss wie Schnee war es. Es fehlten auch die dunkle Zeichnung beim Auge und der markante Strich auf dem Rücken.

Kein Albino das Tier, aber mit einem Pigmentfehler. Und was für ein Fehler für ein Wildtier, das von Jägern oft ins Visier genom- men wird. So auffällig, weit herum sichtbar, eine leichte beute.

«Die weisse Gämse zeigt sich zudem manchmal von ganz nah», sagt Fredy Arnold, Wildhüter im Schächental und anderen Tälern des Kantons Uri.

alles nur blödsinn

Die Jagd ist eine Kulturtechnik, seit Jahrhunderten vom men- schen angewendet. in Uri ist die Hochwildjagd eben zu Ende ge- gangen, auf Hirsche aber gibt es im November nochmals eine Nachjagd. «meines Wissens hat auch 2013 kein Jäger die weisse Gämse erlegt», sagt Fredy Arnold. obwohl der bock im besten Al- ter ist, längst 20 Zentimeter lange Hörner trägt und eine satte Tro- phäe abgäbe. Wenn da nicht das weisse Fell wäre. Das weisse Fell.

«Deswegen das Tier nicht abschiessen? Weil man dann Unglück hat? So ein blödsinn», diktiert mir ein Urner Jäger, der selber nicht im Schächental jagt.

beim Klausenpass lebt eine weisse Gämse. wer ein solches tier schiesst, stürzt ins verderben, sagt der volksmund. die schächentaler Jäger haben die Gämse auch dieses Jahr verschont. ein Glück für die Gegend, vielleicht sogar für die welt.

Von Thomas Bolli

waidmanns unheil

Die weisse Gämse ist – anders als ein echter Albino – gemäss Fredy Arnold nicht geschützt. Das ist auch in anderen Kantonen so. Zum beispiel im Wallis, wo mit Wildtieren gerne gründlich aufgeräumt wird. Vor einem Jahr schoss ein Jäger oberhalb von brig eine weisse Gämse. Sie hatte viele menschen erfreut und bei manchen einen besonderen Respekt geweckt. Den Jäger liess das kalt, eine busse hatte er nicht zu befürchten. Er hat aber seither mit Drohungen und Ächtung zu leben.

«bei uns im Schächental schiesst kein Jäger die weisse Gämse bewusst ab», ist Fredy Arnold ziemlich überzeugt. Er wisse schon vom Vater, dass dies Unglück bringe. Und überhaupt sei es für ihn nach jedem Winter eine Freude, wenn er das Tier sehe. Heuer, im Frühling, hat das Fell besonders weiss geleuchtet, fast gleich wie am Anfang, als das Tier ins Schächental hineingeboren wurde.

Das weisse Fell. «ich habe mich schon gefragt, ob das Tier spürt, dass es einen besonderen Schutz geniesst», sagt Fredy Arnold. Ei- nen besonderen Schutz der menschen? Einen Schutz von oben?

variationen in weiss

bei den Gämsen bleibt das Kitz während eines Jahres immer in der Nähe der mutter. Eine extrem starke bindung, das wissen die Jäger. Nach einem Jahr, wenn das nächste Junge folgt, müssen die Jährlinge selber ihren Weg finden. Die weisse Gämse, sagt Fredy

Die weisse Gämse als Jungtier im Schächental. Bild: Fredy Arnold

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Arnold, stand schon damals etwas abseits von den anderen.

Ein Einzelgänger, bis heute. im Sommer äst das Tier vor allem zwischen balmergrätli, märcher Stöckli und Geissberg, nörd- lich der Klausenpassstrasse. Sein Fell ist dann nicht mehr ganz weiss, sondern hellbraun. milchkaffeebraun. Selbst im Winter, wenn viele Gämsen oberhalb der Alp Äsch im soge- nannten Wintereinstand sind, lebt das Tier etwas abgeson- dert. Dann ist sein Fell richtig weiss, das der anderen fast schwarz.

Die Schächentaler Gämse ist nicht das erste Tier mit weis- sem Fell, weder in Urner noch in anderen bergen. ihre Ge- schichten sind ein Kulturgut der Alpen – und mit ihnen das Unglück, das dem Jäger zustösst, sollte er ein solches Tier erle- gen. in Sisikon ist eine Erzählung festgehalten, nach der drei Jäger eine weisse Gämse zur Strecke gebracht haben. Als sie das Tier holen wollten, stand eine weiss glänzende Frau da und eröffnete ihnen, sie hätten ihren Tag geschändet und müssten eine Strafe auf sich nehmen. Sie wählten die Verban- nung auf die Spitzen dreier Urner berge. im berner oberland wird von einem ausgezeichneten Jäger berichtet, der einer weissen Gämse, seinem hundertsten Tier, so lange nachstieg, bis es für ihn kein Vor und kein Zurück mehr gab. Da sagte eine Stimme zu ihm, er solle den Hut vors Gesicht nehmen, damit er nicht sehe, wie tief er falle. in Kärnten geht die Sage von drei brüdern, die nacheinander zu Tode gekommen sind, weil sie einer weissen Gämse nachstellten. Die weisse Gämse war eine mit einem Fluch belegte Tochter aus reicher Familie, die einen armen Verehrer abgewiesen hatte mit der begrün- dung, sie heirate ihn nur, wenn er goldene Haare und Zähne habe.

ein wert

Was ist im Schächental anders? «Der Respekt vor der weissen Gämse ist wahrscheinlich grösser als man denkt», sagt Wild- hüter Fredy Arnold. Eine gewisse Angst scheint vorhanden, dass es vielleicht doch Unglück bringen könnte, wenn man eine weisse Gämse erlegt. Aber es ist auch ein ungeschriebe- nes Gesetz, eine gesellschaftliche Übereinkunft, eine tradier- te Haltung, die da wirkt. Zudem zeigen sich ein hoher Respekt vor den besonderheiten der Natur sowie die Achtung eines nicht ökonomisierten Werts. Und man weiss, dass die ande- ren erführen, wenn einer das Gewehr auf das spezielle Tier richtete; die soziale Kontrolle spielt. «Die leute würden mit dem Finger auf den Jäger zeigen, der die weisse Gämse ab- schiesst», vermutet der Wildhüter.

Die Gämse ist einfach da, schön und frei und ohne touris- tisch vermarktet zu werden. Fredy Arnold sagt, dass ihm eine andere Gämse eigentlich noch näher sei. Ein Tier mit abge- knickter ohrspitze. Es erblindete vor ein paar Jahren voll- ständig, beide Augenpupillen waren total weiss. Gämsblind- heit. Doch das Tier erholte sich, zum Erstaunen des Wildhü- ters. Was für eine starke Gämse. Fredy Arnold erkennt sie am besonderen ohr. Das fällt zwar weniger auf als ein weis ses Fell. Aber die Geschichte ist nicht minder eindrücklich.

Kurt SigriSt

RetRospektive

19. Oktober – 24. November 2013

turbinenhalle unteraastrasse 42, 6074 giswil OW

Öffnungszeiten: Freitag 18–21 Uhr, samstag und sonntag 11–17 Uhr

Veranstaltungen im rahmen der Ausstellung

Vortrag sonntag, 20. oktober 2013, 17.15 Uhr Friedhelm Mennekes, Frankfurt a.M.

Konzert Donnerstag, 24. oktober, 20.30 Uhr Roland von Flüe (JazzMusik in sarnen)

Lesung Freitag, 25. oktober, 20.00 Uhr (nach der Führung um 19 Uhr) Benedikt Loderer, «Die Landesverteidigung»

Podiumsdiskussion

Freitag, 8. November, 19.00 Uhr raum – Skulptur, ein Dialog Mit stanislaus von Moos, kunsthistoriker, peter omachen, Denkmalpfleger, Martin spühler und tilla theus, Architekten

samstag, 16. November, 17 Uhr Kurt Sigrist – raum Skulptur vorstellung der umfassenden publikation über kurt sigrists künstlerisches Œuvre durch den Autor Beat stutzer

Öffentliche Führungen

jeweils Freitags, 25. oktober, 1., 15., 22. November, 19.00 Uhr samstag, 9. November, 14.00 Uhr, mit Beat stutzer

www.kulturfenster.ch

B U c h v e R N i s s A g e

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GeFUNdeNeS FReSSeN

Marroni vom Toni

nahrungsmittel. insbesondere in den mil- den lagen rund um die Zentralschweizer Seen wurde sie bis zur kleinen Eiszeit kul- tiviert und prägte die landschaft. Danach verlor die Kastanie hier an bedeutung und geriet im 20. Jahrhundert fast völlig in Ver- gessenheit. Seit dreizehn Jahren setzt sich die iG Pro Kastanie Zentralschweiz für den Erhalt der Kastanienkultur ein. So wurden verschiedene Kastanienhaine restauriert oder neu gepflanzt, Anschauungsunter- richt gibts beispielsweise während eines Spaziergangs im Zimmeriwald auf dem immer wenn ich an einem marronistand

vorbeikomme, fällt mir die erste Zeile von Andrew bonds Kinderlied ein: marini ma- runi marroni, diä chaufed mir immer bim Toni. Aber was meint er bloss mit marini und maruni? Stefan marini, der ehemalige FCl-Verteidiger, ist wohl kaum gemeint, und maruni heisst ein traditioneller Tanz in Nepal. Wie auch immer, der Reim macht lust auf die süssliche Nuss, die angezogen wesentlich besser aussieht als geschält. Die Cheschtene war seit dem mittelalter auf der Alpennordseite ein wichtiges Grund-

Dietschiberg. Die Erträge aus den hiesigen Kastanienhainen sind allerdings gering, zudem bereitet den marroniexperten die Gallwespe und der Rindenkrebs Sorgen.

Ein Grossteil der hierzulande konsumier- ten Kastanien stammt aus italien und Frankreich. Spricht man mit luzerner marroniverkäufern, beklagen die sich über steigende Einkaufspreise und schlechte Qualität. Der Konsument spürt davon we- nig, in seine marronitüte schaffen es nur die schönsten Früchtchen und im Ver- micelle wird der pure Eigengeschmack der Kastanie sowieso von Schnaps und Rahm übertüncht. Dutzende Alternativen zum Einheitsbrei bietet der Pfaffnauer Kleinbe- trieb la Pinca, der seit fünfzehn Jahren Kastanien-Spezialitäten herstellt. Pasta, Praliné, Guetzli, likör, bier, die Palette ist gross. Trotzdem sticht ein Produkt beson- ders hervor: Die «Crema di castagne» wird mit allerbesten norditalienischen Kastani- en und Vollrohrzucker hergestellt und ist ein Gedicht. Die Creme schmeckt als brot- aufstrich genauso gut wie als basis für mousse mit etwas Schlagrahm und mas- carpone, dazu passen reife birnen und obendrauf zerstückelte marini maruni marroni vom Toni.

Text: Urs Emmenegger, Bild: Sylvan Müller

Das Ladencafé für Weihnachtsessen oder Apéros.

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Giglenstrasse 2 • 6060 Sarnen • Tel. 041 661 12 31 • www.muehlesarnen.ch

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die Gaststube

Das Bio-Restaurant der Zentralschweiz

La Pinca Produkte gibt es in Luzern in folgenden Läden:

Sole del Sud, Müller Reformhaus, Luna Natur-drogerie, Wäsmeli drogerie.

infos: www.lapinca.ch, www.kastanien.net

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KuNst

ausschnitte einer papiernen welt

die aktuelle ausstellung

«scherenschnitte» im Forum schweizer Geschichte schwyz stellt historischen werken neue Interpretationen gegen- über: ein rundblick über die vielfalt einer ebenso alten wie erstaunlich aktuellen Kunstform.

in einen überdimensionalen Scherenschnitt tritt der besucher ein, rund um den Eingang wölben sich Figuren, Tiere und orna- mente. Der Künstler Franticˇek Klossner gestaltete die Ausstellung mit und macht nun gleich zu beginn deutlich, dass Scheren- schnitte nicht nur hinter Glas gehören. bei ihm brechen sie aus und werden Architektur – freilich nicht länger aus Papier, sondern aus modernem, mit laser geschnittenem Kunststoff.

im innern setzt sich das Spiel fort, die Stellwände sehen aus wie grosse Papierschnitze, «gewissermassen das, was vom Sche- renschnitt abfällt», meint die Kuratorin Pia Schubiger über die Gestaltung der Szenografie-Agentur loosli Zehnder. Ausschnitte im weitesten Sinne bietet denn auch ihre Ausstellung, sie strebt – trotz einer guten geschichtlichen Einführung – keine historische

Vollständigkeit an, sondern lotet das inhaltliche und formale Po- tenzial der Kunstform aus.

mit skalpell und Cutter

Die Scherenschnitt-Schau ist in zwei grosse Räume aufgeteilt; der erste steht im Zeichen von Tradition und Traditions(auf)bruch.

Der Verein Schweizer Freunde des Scherenschnittes forderte zeit- genössische Scherenschnittschaffende auf, sich mit einem von zehn historischen Werken auseinanderzusetzen. Nun stehen Alt- meistern wie Johann Jakob Hauswirth 105 neue Arbeiten gegen- über. Vom traditionellen Scherenschnitt über die ironischen Schnitt-Collage bis hin zum experimentellen Schnitt-bild ist auch einiges vertreten, wofür Scherenschnitt eigentlich der falsche

Zeitgenössischer Scherenschnitt «Stier Dobi» (2012) von monika Flütsch. Bild:zvg

Referenzen

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