Einige Bemerkungen zu den von Th. Aufreclit am Anfange
dieses Bandes veröffentlicliten und übersetzten Sprüchen
aus Qäiiigadhara's Paddhati.
Von Otto Böhtlingk.
Zuvörderst ein Paar Worte über die Orthographie. Ich hätte
gevfünscht, dass Aufrecht den Gebraucii des Anusvära statt 5« u. s. w.
im Innern eines Wortes statt <«}^<t-|) und am Ende eines
IIalb^,loka gerechtfertigt hätte. Warum die Handschriften so schrei¬
ben, ist uns Allen bekannt, aber mit wi'lchom Rechle sie es thun,
wissen wir niclit. '^«R, "^IT^, f»T^R ""d tjj cjcR schreiben
die Bombayer .Vusgabcii, auf die man sich iu dieser Beziehung am
meisten vorlassen kann, stets mit
S. 4. 5, Si-r. cRT^o^ c. öq^Tfcfi^ ist nicht „Wuth",
sondern „Bcrühruujr, Contact", d. Der Baum „sieht nicht ebenso
kraus aus wie cin Flammenmeer", sondern „ist ^TT^^^Tp^ durch
die ^■R^T^."
s. .5, Spr. IITT^ u. s. w. .. f^T^^TTftf^nrRilfT:
heisst nicht „weil sie sich nach don darin vorirrtoii Gonossen schii¬
ton", sondern „weil sie im Wahne, dass os iliro Goiiosson seien,
eine Sehnsucht empfanden."
»
S. fi, Spr. M'^'T^'M'^ "• s- w. b. efJiq^'^^fJH nicht ,,\on dem
kaum noch eine Spur zu sobn war", sondern „von dom man nur
noch sprach, d. i. von dom Koino Spur mehr zn <Q]]rn war".
Böhtlingk, Bemerk, zu den von Anfrecht veröffentl. Sprüchen. 627
S. 6. 7, Spr. "^T^^rfTT u- s. w. Dieses Wort bedentet nicht „auf¬
knospen", sondern „aufblühen", c. ^flf^TII bedeutet nicht schlecht¬
weg „Aufeinanderfolge". Ich vermuthe ^TlT^T'ft „verleihend".
S. 8, Z. 7 fgg. Die Worte „Böhtlingk's Angabc, dass dieser
Vers Karnotpala zugetheilt werde, beruht auf einem leicht erklär¬
lichen Irrthum", wird ein Dritter ebenso wenig wie ich versteheu.
S. 8. Den Spruch fri Mc4 u. s. w. übersetze ich ohne zu
zaudern : „Es lebe Hari, der, wenn er im Geheimen den üppigen Busen
der Lakshmi immer und immer wieder mit den Händen befühlt, das
ihm von ihr geraubte Herz zu suchen scheint". Aufrecht giebt
keine Uebersetzung, macht aber folgende Bemerkung: „Der Werth
der zweiten Zeile wird durch die Gemeinheit der ersten aufgehoben".
S. 8, Spr. ^t;^«. d. H'^W^lf^ ist nicht „das Laubdach
des Baumes", sondern „der Fuss des Baumes".
S. n, Spr. Tf^jr^ u- s- w. Aufrecht sagt in der Note: „Die
Strophe w.ar zu schlicht um von den Abschreibern verstanden zu
werden. Daher die vielen sogenannten Lesarten." Und in diesen
sogenannten Lesarten hat Aufrecht sich nicht zurecht zu finden ge¬
wusst. In a. ist zu lesen: fcf vjiq ((«344. In seinen Theil
kann doch Etwas nicht zurückkehren. Die richtige Uebersetzung
lautet: „Es mag mein Leib in die fünf Elemente zerfallen und os
mag jedes dieser fünf Elemente meines Leibes iu seine Heimath
zurückkehron. Mit geneigtem Haupte flolio ich abor zu dir, 0 Brab¬
man, dass das Wasser meines Leibes in seinen Teichen, das Feuer
in seinem Spiegel, dor Aotlior im r,iiftraiim seines Hofes (ich lese
mit einer Handschrift TT^^V^T ^*^ f^) > ''ie Erde auf seinem
Pfade, der Wind in seinem Fächer wiedcrerschoine".
S. 9. Die Uebersetzung Aufrecht's von Spr. 195 (nicht 194),
d. meiner Sammlung halte ich für richtig.
S. 10, Spr. ^Wt^JIRfft. ^- rCI^*dt* ka'>" «chon
deshalb nicht richtig sein, weil nicht mit dem .\cc. constrnirt
wird. 1^ |^<* in ^ ^Tl^' aufzulösen wäre auch nicht angemessen
wegen des anstössigen Ich lose f^^Wl.» ßezug auf eine
s'
dicke Haut". Darin steht der Löwe dom Klophaiitcn nach, nieht
•N
aber im Gebrüll, c. ^^flTTT '■'^t niclit übersetzt.
S. 11, Spr. f^c^^o^ ^^yK^TH nic'it „in Schalk-
028 Böhtlingk, Bemerk, zu den von Aufrecht veröffentl. Sprüchen.
heit", sondern „aus Lust zum Tändeln", c. Nicht „auf ihm", son¬
dern „über ihm", d. Statt „mit verstopfter Nase" (die hat man
auch beim Schnupfen), hätte ich „mit zugehaltener Nase" gesagt.
S. 11, Spr. TI^Tfiui.rM s. w. Genauer wäre folgende Ueber¬
setzung: „Wer wohl könnte, wenn er Ehrgefühl hätte, den Zorn
zurückhalten, da selbst u. s. w."
S. 11, Spr. ^irnft u. s. w. d. Xfj: ^rrfW heisst nicht
v3
„stürzt in die Arme", sondern „tritt vor".
•
S. 12, Spr. '^^I^®. a. Das erste Wort bedeutet nicht „am
Ohrringfestc spielend", sondern „aus Lust am Ohrringfeste".
S. 14, Spr. ^[T^lchm u. s. w. a. '^T^Jt^ ist ohne Zweifel
verdorben. Auch erinnere ich mich nicht gelesen zu haben, dass
das Kameel Brustbeeren möge. c. d. f^ffj^ ist mit ^WT^IfTT zu
verbinden und das Folgende demnach keine Frage. Auf derselben Seite
steht die artige Note: „Der Dichter Kapora, den Böhtlingk 560. 789.
1711 entdeckt und in sein Wörterbuch eingeführt hat, ist eine Fiction, die vielleicht auf der Angabe cD^J^i^u^f^ beruht". Ich verzichte,
so schwer es mir aueh wird, auf diesen Dichternamen, da mein Col¬
lege Schiefner nach Einsicht der Handschriften mir schreibt, dass
die verdorbenen Worte eher «R^^'^in -^'s «IHTki.'^ll^ gelesen
werden könnten. Gleichsam um mich über den Verlust des mir
aus Herz gewachsenen Dichters, den mir Aufrecht zu oinem
„Jemand" verflüchtigt, zu trösten, bringt uns Täräkumära Kavi¬
ratna im 6. Hefte seines sanskrit - englischen Wörterbuchs uuter
dom Worte ^H^^ die grosse Neuigkeit, dass der Gatte dor
Aomaki und Vater Cftra's nicht Devamidhusha, sondern idhusha
heisse. Hier seine Worto: „(^pS^T^^) Tho wife of Idhüsha (sic),
and mother of Sura (sic). (j^fH I'H I ^GMt*! ^'Kft,
^R^q ^ TTTfTT; '^^if^ iflA^y (j i 1922), ^ttwt
^^imr^ ^ ^ ^"^f^-1 'rfl^t ^rf^
Ht^TniT ^^MT II etc.)." Da einmal die Rede auf Eigen¬
namen gekommen ist, so will ich noch bemerken, dass «1 1^«||-
^^<^x|»^ nicht mit .\ufrocht (Katalog der Oxforder Handschriften
272, b, No. 64.5) iu ^TSf'^f - ^i"^'^. sondern in "^T^-
TTf^ (^T^T^) - zu zerlegen ist.
Böhtlingk, Bemerk, zu den von Aufrecht veröffentl. Sprüchen. 629
S. 15, Z. 5 fg. Nicht „und Vishnu u. s. w.", sondern „da
Vishnu sie mit — füllt".
S. 15, Spr. ^ir^V^ u. s. w. d. Mf(,«|fT »st ein Intransiti¬
vum und bedeutet „sich umdrehen".
S. 16, Spr. rTR.®. c. {j\ 1^1 JJ^ wird durch „ruft sehn¬
süchtig den Geliebten" wiedergegeben. Ich nehme keinen Anstoss
an der freien Uebersetzung, wohl aber daran, dass etwas Vergan¬
genes als etwas Zukünftiges hingestellt wird.
S. 16, Spr. u. s. w. c. 7JT!TT^^frf«RT nicht „Lotus¬
fasern", sondern „Lotusranke, Lotusstengel".
S. 17, Spr. Xf5!|H»^Ht s- w. Die grammatische Construetion
hält Aufrecht für höchst nachlässig, weil er den Spruch nicht ver¬
standen hat. Ich übersetze: „Ein kluger Mann dachte bei sich:
wie mag wohl der Schöpfer diese Schenkel gebildet haben? Hätte
er hingesehen, so wäre er ja von des Liebesgottes Pfeilen ge¬
troffen worden; mit geschlossenen Augen aber konnte er sie doch
nicht schaflen".
S. 18, Spr. cfi^^t u. s. w. c. d. „Das Grundwesen von Dingeu
ist sowohl in einem Berge als in einem Atom vorhanden" wird schwer¬
lieh Jemand verstehen. Man könnte übersetzen : „sowohl einem Berge
als einem Atom kommt der Name Ding zu".
S. 18, Spr. u. s. w. d. ffcj gehört nur zu a|x|H,
nicht auch zu MIHi.!^!^ . Unter diesem Worte ist auch die
Katze gemeint.
•sT
S. 19, Spr. I u. s. w. c. Nicht „Wenn ein armer Dieb
im Dunkel den Iiuf ho! ho! hört, so begibt er sich furchtsam auf
die Flucht", sondern „ein armer Dieb ruft (wie sehon aus d. zu er¬
sehen ist) im Dunkel weh! weh! und geht furchtsam seines Weges".
S. 20, Spr. S'g u. s. w. d. ^xlj^: Druckfehler für
^^W.
S. 20, Spr. ^^'1 u. s. w. a. b. Nicht „Gierig sind sie wie
das unterirdische Feuer, unersättlich wie das grosse Salzmeer",
sondern „Allzugierige bekommen wie das höllische Feuer durch
das salzige Wasser, d. i. das Geld (ich lese ^W) einen
heftigen Durst".
S. 21, Spr. f»T5n s. w. In der Uebersetzung ist überall statt
des Imperf. das Präsens zu setzen.
630 Tiöhtlnujk, Bemerk, zn dev von Aufrecht rrrnft'enth Spriiche.n.
S. 21, Spr. Xf^o^ a. ^T15R-Rt IR^: nicht „orhau-
liche Gespräche zu füliren", sondern „hraven Leuten Böses nach¬
zusagen ".
S 22. Die für Spr. 4988 meiner Sammlung vorgeschlagene Aen¬
dernng S fV|'^ st. fi^'s] ist nicht ohne Weiteres zu billigen.
S. 22, Spr. ^ u. s. w. c. ^ (:(ehm (^ff|(^^ fasse ich als
Adjeetiv za . n'liit Augen, deren Inneres vor Zorn geröthet
ist". Statt efiY'tft'^n* vermuthe ich c(f| m o.
S. 2.H, Spr. cfff^f: u. s. w. b. '^jflj nicht „Molken", sondern
„saure Milch" oder noch genauer „saurer Rahm". fTT, kann nieht
^
richtig sein. ^'^XJ'TJI n. fasse ich nicht als „Frucht", sondern .als
„Blüthe des Saptaparna".
S. 25. Die von Spr. 1388 meiner Sammlung gegebene Ueber¬
setzung trifft den Sinn besser als die meinige.
S. 26, Spr. Ql^rqTT u. s. w. Die Uebersetzung in meiner
Sammlung ist genauer.
S. 26, Spr. "fta^ u. s. w. b. vj^^t ^f^rTlf^t "iehf
„seine Füsse langsam em])()rbeu.i,'end ", sondern „seine Füsse hoch aufhebend".
s. 28, Spr. ^rfhrTT' "^^^^ ^- d- 'esc H<2ril ^sft^T!?-
rTWf^^ ^1^1^ ftt^jl RkHT.*) Ks wundert mich, dass
.\ufreclit bei seinem Texte nur an .\nstoss genommen h,at.
S. 29, N. 1. Dass stets Position m.acht wissen wir Alle.
Da die indisolien Grammatiker .aber genau die Fälle angeben, wann
gesclirii>bon werden müsse und wann ^ gesehrieben werden
köinio, wird wohl ein Unterschied in der Aussprache von und
^ bestanden haben.
S. 30, Spr. sjf^r<( u. s. w. a. ^m'f^rT i'" Gc.gensatz zu
f*6(rl f^^M bedentet doch wohl ,.anf der Ei-de liegend".
S. 31, Spi'. "äT^X®. d. Ijj^ri nirbt ..Sonnenkäfer", son-
dei'u ..Leuchtkäfer". „In ^'erst('lUlng" giebt "ar keinen Sinn. Diese
*) Auf fUJI^ (<JSHT -'^"''■'-'''''t später vorfallen, wie ich aus eineni mir zii^cgaiiniMien Si'par.ntnUdnii'k erselie.
Jiöhtliiifß- , Hemer/:, iu den rou Avfreclit rerößenü. Sprüchen. 631
Uebersetzung beruht auf dem Missverständniss von 4^ | Ij^jni'
^fff, das nieht ^Tip^ ^f?T. sondern ^10^
frr ist-
S. 32, Spr. I^Pn u. s. w. c. In „abseit von den ihrigen ru¬
hend" wird wohl Niemand das suchen, was das Original besagt,
nämlich „bei den Eltern mit abgewandtem Gesieht schlafend (ru¬
hend)".
S. 32, Spr. ^f^^ u.s.w. b. "^T^^ "icW „Geistes¬
verwirrung", sondern „Leichtsinn, Unbesonnenheit".
S. 33, Spr. ^cfiX^ u. s. w. b. Nicht die Pfauen, sondern
die Gewitterwolke rührt die Trommel, c. Es ist nicht vom „Wallen
des Haares", sondern „vom Emporsteigen der Härchen am Körper,
vom Rieseln der Haut" die Rede. effJ^^ sind nicht „Knospen
und Blätter des Tamälabaumes", sondern „bestimmte beim Beginn
der Regenzeit aus der Erde hervorschiesscnde Blümchen".
S. 33, Spr. ^jj^tt". d- "JJ^JIT^* fehlerhaft für I^^jt
Die Uebersetzung ist höchst ungeuau. Der Sinn ist folgender:
Was konute sie trotz des prächtigen Lagers Anderes thun als sich
wälzen und ihre Augen ein wenig aufschlagen? Sie befand sich ja
damals in der unbeschreiblichen Lage, in welcher u. s. w.
S. 33, Spr. ^rjJTHl". h. Auch hier ist '^fy durch „Molken"
wiedergegeben.
S. 34, Z. 5 fgg. Vom Spruch TTH^> «* I fii^I flil4t
wird bemerkt, dass ich ihn herausgegeben und zum Theil übersetzt
hätte. Auf Aufrecht's Uebersetzung der doppelsinnigen Worte ver¬
zichte ieh gern.
S. 34, Spr. irf^u. s. w. b. (im Gegensatz zu
ist die entschieden bessere Lesart.
S. 34, Spr. Es ist Tft^T lesen, d. ^f^-
t^flpj genauer „ganz licht, — ganz weiss", nicht „hell und klar".
S. 36, Spr. ^n^Y*B*« h- Von eiuem „Umherblicken" ist
keine Rede.
s. 36, Spr. ^;rnH>. b. f^^^^^ ^^Yf^?r ^-
sind keine Locative sing., sondern Nominative dual., und ge¬
hören zu den von der Hausfrau gesprochenen Worten, d. "^^il^
4 3
632 Böhtlingk, Bemerk, zu den von Aufrecht veröffentl Sprüchen.
bedeutet nicht „redet an", sondern „weckt". Itj^^ ist nicht
übersetzt.
S. 37, Spr. lllfc^ni u. s. w. b. Nicht „ihre willkommenen
Worte", sondern „ihnen angenehme Worte", d. ^fcf^
nicht „Krallen der Thorheit", sondern „Versessenheit auf die Thor¬
heit".
S. 38, Spr. fVl'il«^ u. s. w. a. -%|(^ri; sagt mir mehr zu.
S. 38, Spr. rn^t'^^ftf: u. s. w. b. Nicht „dann was nieht
besonderer Nennung bedarf", sondern „dann aber ein Nichts". Es
ist ja von der Taille die Rede, die so schmal ist, dass sie als gar
nicht vorhanden gedacht wird.
S. 39, Spr. «<j|H?( (rt*. Eine wörtliche Uebersetzung wäre nicht so matt ausgefallen, a. ^^7T bedeutet hier nicht „Göttersäulen"
überhaupt, sondern nur „die Statue des im Tempel verehrten Gottes,
d. i. Qiva's".
S. 39, Spr. ^I'lfcl^^ u. s. w. d. ^T^T^lf^? wird hier
wohl nicht „die Eroberung von Lanka", sondern „das Hinübersetzen nach L." bedeuten.
S. 40, Spr. fV^f!^ u. s. w. ist schon von mir herausgegeben
und wohl auch genauer übersetzt worden.
S. 41, Spr. igen u. s. w. a. b. Genauer und auch verständlicher
wäre M^H^^H durch „Redseligkeit" und *jf5j durch „Vorzug"
übersetzt worden.
S. 41, Spr. 7TT%^ ^- e. )^|4^fc| kann nicht „Sonnen¬
licht" bedeuten, wohl aber X^J, Das eine Mal wird "^^^
mit dem Gen., das andere Mal mit dem Acc. construirt. ¥^7^
ist Acc. pl. von i^T.
S. 42, Spr. u. s. w. a. Nicht „Was du siehst, ist keine
bis an den Himmel reichende Regenwolkenschaar", sondern „Was
du droben siehst, ist keine den ganzen Himmel einnehmende Wolken¬
masse".
S. 42, Spr. (^«t^ u. s. w. Nicht „Wäre die Dreiwelt leer,
du, Qiva, bliebest Herr allein ", sondern „Die Dreiwelt ist leer, Gott bist du".
S. 45, Spr. sfV^T®. h- Es ist wohl <«^rhUj zu lesen und zu
4 3
Böthlingk, Bemerk, zu den von Aufrecht-veröffentl. Sprüchen. 633
übersetzen: „das Wogen des Busens unterdrüekend und den Groll
im Herzen hemmend".
S. 46, Spr. ^IfTT^» s. w. a. Nicht „deren Strahlen von
keinem Berghaupte gehemmt werden", sondern „deren Strahlen (Füsse)
kein Fürst auf dem Haupte zu tragen vermöchte", c. l^^Yff ^^^^^
„Meteor", sondern „Leuchtkäfer", d. (cfiJ^-^ c|;i^ %^ ^
^f^Sfl*^ wird durch „(es) gehn, weh mir, unbeschreibliche Werke
vor sich" übersetzt. Das ist nieht Freiheit, wohl aber Willkübr.
S. 47, Spr. S^(c^|»ft u. 8. w. b. Nicht „weshalb geht" sondern
„geht etwa".
S. 47, Spr. cjifxj^^*, a. b. Ich übersetze: „Bäume, die ent¬
weder das Auge entzücken , oder eine Fülle von Wohlgeruch haben,
oder auch Früchte tragen, mag man allerwärts antreffen", c. d. Nicht
„weil ihm mit andern in seiner Umgebung wachsenden Aestern (!),
namentlich dem Qäkhota" u. s. w. , sondern „weil die in seiner Um¬
gebung stehenden Bäume, sogar der Qäkhota und andere unansehn¬
liche Bäume auf den Gliedern der Gazellenäugigen ihr Spiel treiben".
Man erinnere sich daran, dass nach der Vorstellung der indischen
Dichter im Malaja, der so reich an Sandelbäumen ist, jeder gemeine
Baum zu einem Sandelbaum wird.
S. 48, Spr. (Jf^^-if u. s. w. a. l|f\|c}|cfo Druckfehler für
"Cjf^l^cli*. c. d. Genauer: „Pfui, o Wolke, weshalb hast du für
Nichts und wieder Nichts den Bergstrom anschwellen lassen, da er
nur guten Menschen das Reisen erschwertV"
S. 48, Spr. ^THSf®. c. Druckfehler für If^-
^14^1 (nach Aufrecht's Schreibart).
S. 49, Spr. |Jc||^ u. s. w. b. wäre besser durch „be¬
neideuswerth" übersetzt wordeu. c. d. Nicht „denn sie blickt auf
die ganze Welt", sondern „denn auf sie blickt die ganze Welt".
'^H«^'^ ist Object, nicht Subject; das Schauen ist bei den Indern
nur Sache des Auges, nicht des Antlitzes.
8. 49, Spr. H^^IMI u- ^- Aerger konnte der Spruch
wohl kaum missverstanden werden, b. rirH^Mff^ gehört nicht zum
Vorhergehenden, sondern zum Folgenden und mit dem Ende iles
Päda schliesst auch der Satz ab. c. rf^^t ist Subject von i?-
^yfir. Demnach übersetze ich: „Ein vornehmer Herr (Qiva) trägt
Bd. XXVII.
634 Böhtlingk, Bemerk, tu den von Aufrecht veröffentl. Sprüchen.
dich auf dem Haupte, deine Reinheit übertrifft die des Königs der
Flüssigkeiten (des Quecksilbers), diese Dreiwelt wird durch Be¬
rührung mit dir golden. Zollt, o Baum Kanaka (Goldbaum), dein
zweites Ich (d. i. dein Namensgenosse, das Gold) dir nicht Ver¬
ehrung (da es dir seinen Namen gab)? Wenn du nicht so gemein
wärest, stünde wohl Niemand höher als Du" (ich lese statt
ffrhl). Der Leser dieses Spruchs ist nicht wenig überrascht, wenn
er durch die dritte Zeile erfährt, dass nicht der Mond, sonderu
der Goldbaum gefeiert wird. Diese Ueberraschung hat der Dichter
natürlich beabsichtigt. Schliesslich bemerke ich, dass c))r4c|)(^^
hier schwerlich den giftigen Stechapfel bezeichnet.
S. 50, Spr. Was ein „Halbmonatsabeud" sei, wird
wohl kein Leser, der nicht das Original zu Rathe ziehen kann, er¬
rathen. ^4^(^1f bedeutet nicht „segensreich aufgehend", sondern
einfach „Segen bringend".
S. 50, Spr. ^f^]^ u. s. w. c. Ist ganz missverstanden worden.
l^n^ ist als Acc. mit cfi^^ff^ zu verbinden und zu übersetzen:
„Bemerkst du nicht das Fest in der Stadt?"
S. 51, Spr. ^<|^c( u. s. w. b. Nicht „vor Freude und Be¬
wunderung", sondern „aus Neugier eiue schöne Gestalt zu schauen".
Hier waltet natürlich kein Missverständniss ob, wohl aber ein auch
sonst nicht zu verkennender Kitzel recht poetisch zu übersetzen.
S. 58, Spr. u. s. w. a. ^jjf'PJ^ ist nicht „Grab", son¬
dern „ein unterirdisches Gemach". Dahin soll sich die Jungfrau
zurückziehen, um den Mond nicht zu erblicken, der ihrem Leben
« ♦
ein Ende macluoi würde, c. **^Wr fehlerhaft für ® ' ^^'ie
eine Hdschr. hat. Das Compositum ist so übersetzt, als weun es
zu (4 gehörte. Es ist aber ein Beiwort der Freundinnen uud
bedeutet „vom Liebesgott heftig gequält".
*S »vf
S. 58, Spr. T^ITI^HTI ü. s. w. a. Das erste Wort Druckfehler
für TT^I®, c. Der Infinitiv i.st zum Vorhergehenden zu ziehen:
„(Alles dieses hast du gethan) um" u. s. w.
S. 62, Spr. irmW u- s. w. b. ^^^rH^KI^ gehört nicht
zum Vorangehenden, sondern zum Folgenden.
S. 63, Spr. (<^<^«)^|fr| u. s. w. findet sich auch in meiner
Böhtlingk, Bemerk, zu den von Aufrecht veröffentl. Sprüchen. 635 c
Sammlung, b. Die Lesart ^fvTT'^T^ bei Aufreebt verdient wobl
den Vorzug.
S. 64, Spr. ^^t^ u. s. w. c. Die Birke wird nieht gefällt,
sondern ihr wird die Rinde (Haut) abgezogen.
S. 67, Spr. '^Xrft. s. w. Wenn Aufrecht sagt, dass in Spr.
1753 meiner Sammlung irfvjcDf^^: die allein richtige Lesart
sei, so nehme ich an, dass er l| fV{c|)f^77: gemeint habe und
dass jeues nur ein lapsus calami sei.*)
S. 68, Spr. ^|*mrl| u. s. w. Auch in meiner Sammlung, aber
mit durchweg schlechtem Lesarten.
S. 69, Spr. H', u. s. w. c. sjf^ffl wäre vielleicht besser durch
„Aufzug'«, als durch „Grösse" wiedergegeben worden.
S. 71, Spr. ^öflf u. s. w. b. TTfTn?! bedeutet doch nicht
„Kennzeichen", sondern „hohe Stellung, Würde, ein Vorzug vor
Andern".
S. 71, Spr. ^ H^ u. s. w. c. d. Nicht „wie wirst du da, Wan¬
derer, aus dem Brunnen Wasser schöpfen köunen?" sondern „wie
kommt es, Wanderer, dass du bei so bewandten Verhältnissen mit
aller Gewalt im Brunnen Wasser schöpfen willst?" be¬
deutet „das Bestehen auf Etwas".
S. 72, Spr. u. s. w. d. Es ist hier von keinen jungen
^^*—— *
Gänsen (die würden "^T^J^^ heissen) die Rede, da 33^^*1 T~
^oq^ir^T zu lesen ist. <Hein ziemlich gewühn¬
liches Wort.
S. 73, Spr. f^jj <^^|n^ t u. s. w. d. ist vom Folgenden
zu trennen und als Vocativ zu fassen. **)
S. 74, Spr. cj^ffqO, .\ucli in meiner Sammlung ohne Variante.
S. 74, Spr. H^^jfW®. ^'om Dichter Bäna ist hier schwerlich
die Rede. Ich übersetze: Ich achte, da es mir um die Seligkeit
zu thun ist , nicht auf das Glück diesei' Welt (auf den Dichter P.ha-
vabhnti), .sondern richte meine Gedanken auf die Füsse Krishna's
(auf die Worte Muräri's).
*) Biese Vermuthung liat sieli be^tätigt.
1st von Aulreclit iiBchträglicli auch bemerkt worden.
41*
636 Böhtlingk, Bemerk, zu den von Aufrecht veröffentl. Sprüchen.
S. 77, Spr. n. s. w. c. nicht „Zunftgenosse", son¬
dern „am Hofe — lebend".*)
S. 78, Spr. ^f^o. d. Statt an dem auch Auf-
recht Anstoss nimmt, ist wohl c(r| rf*T (mit tJüT zu verbinden)
zu lesen.
S. 79, Spr. ^(«515*, b. Warum ist das keineswegs müssig
dastehende ^T^^fT nicht übersetzt worden?
S. 79, Spr. u. s. w. d. J^'R^ wird durch „Mann¬
bestie" übersetzt. Dieses Wort ist unschön und zugleich nicht be¬
zeichnend genug. W.arum nicht deutscher „ein Vieh von Mann"?
Bei „Bestie" denken wir ,an Bosheit, bei „Vieh" an Dummheit und
nnr diese liat der Dichter vor Augen gehabt.
* •
S. 81, Spr. ^fl mtö u. s. w. a. <s{\(^ nieht „wohl", sondern
„sicherlich, gewiss". Eine genauere üebersetzung von a. b. hätte
den Reiz des Originals nicht in dem M.aasse verwischt.
S. 82, Spr. ^''T 11- s. w. d. Nicht „in dieser verschiedenen
Gestalt", sondern „in dieser unnatürlichen Gestalt." ^| ist als
Interjection von "^J^lffl zu trennen.
S. 82, Spr. ^i^^I u. s. w. a. b. Ich übersetze: „Wenn eine
andere prächtige Welt den Männern, welche in der Schlacht den
Rüeken kehren, entgeht, so hat dieses zunächst niclit viel zu bedeuten."
S. 83, Si)r. )^[^* u. s. w. War schon von mir herausgegeben.
S. 83, Spr. u. s. w. c. Dass TTT%fTjTT'=|^ i" 'T'RT
(Instr. von TTTW^) + ^® aufzulösen sei, scheint Aufrecht nicht
erkannt zu haben. Er übersetzt als wenn (am Anfang eines
Comp.!) „kaum" bedeutete.
S. 86, Spr. <4 Irl I Inwiefern ist eine verlassene Frau
eine „Leidensgefährtin" der Blitzflamme?
S. 86, Sjir. u. s. w. b. ist doeh nicht „Gewürze".
c. d. ^IVJTf ind ^^t^ sind nicht übersetzt worden.
S. 88, Spr. ^TiR^f'lri. ^^H*{«h<| ist nicht über¬
setzt wordeu. b. bedeutet hier schwerlieh „süsses Wasser".
*) Im Scparatiibdniek in „Beisitzer" verbessert,
4 3 *
Böhtlingk, Bemerk, zu den von Aufrecht veröffentl. Sprüchen. 637
^
Dieses ist im Walde doch nicht ^'^^jVfl^ und vom Kameelweib¬
chen nicht TTöfi^ tftrn^,
S. 89, Spr. ^r=(^®. a. hätte wegen des folgenden
„Priesterthum" durch „Kriegerthum", nicht durch „Kriegsmuth"
wiedergegeben werden müssen.
S. 90, Spr. ^ b. „Wölbung" passt weder zum Regen¬
bogen, noch zu der Mädchen Sinn. Da in KLammern „Tugend" bei¬
gefügt wird, konnte das in seiner Doppelsinnigkeit unübersetzbare
^TIT durch „Bogensehne" wiedergegeben werden.
S. 91, Spr. '^^TTT* ü- s. w. b. „Das Leben hart" ist eine
wörtliche Uebersetzung, besagt aber nicht das, was gemeint ist.
,Zähe" wäre hier das richtige Wort gewesen.
S. 92, Spr. ^iT*. b. ^^miy ist nieht - XITIT „ein
O
grosser Einsatz", sondern - '^|I44I| „ein grosser Markt",
d. TjHI ist in der Uebersetzung übergangen worden.
S. 92, Spr. ijt^l^l o c. Vielleicht ist ^^JT^lf^^
zu lesen.
S. 93, Spr. TIJ^5J^^t u. s. w. d. Das elliptische irf^
„wenn überhaupt" hätte durch „am ehesten, höchstens" nicht durch
„in Vollkommenheit" wiedergegeben werden müssen.
S. 93, Spr. fi4<4|*. Der reizende Spruch ist ganz missverstan¬
den worden. Die Sorge und der Schlaf (Fem. im Sanskrit) werden
als Nebenbuhlerinnen gedacht. Tn c. ist TTTT zu trennen. Ich
übersetze: „«Jetzt, da er von der Geliebten getreimt ist, schleicht
die Sorge in sein Herz». So dachte der Schlaf und entwich. Wer
huldigt einem Undankbaren'?"
S. 93, Spr. H|Tf4« s. w. a. Ks ist von keinem „Wallen
der Haare", sondern vom „Emporsteigen der llärchem am Kör¬
per, vora Rieseln der Haut" die Rede. b. Nicht „Ich bin ge¬
fallen", sondern ..Ich bin ihm zu Füssen gefallen"; nicht „Von
beständigem Hinundherzerren", sondern „Von ('meinem) llinundher-
gehen". c. f^jT^ ist nicht mit ^r^fffifH! zu verbinden, son¬
dern mit ^T^T? ^r^flflf^J >.v'"n fielen Reden" ist die Ant¬
wort auf die Frage T^T^TT f^lW.
S. 94, Spr. u. s. w. Welchen Worten im Original ent-
638 Böthlingk, Bemerk, zu den von Aufrecht veröffentl Sprüchen.
spricht der Schluss „und diese bilden den sechsten" und was soll
dieses tiberhaupt besagen?
S. 94, Spr. vjrlUfyjfrri u. s. w. Aueh Säh. D. .329. b.
f^^^ St. '^IpSnrfTfT. e <1 Besser ^Ki:
st. 'SiJTtTTT.T*. e. d. übersetze ich: „Auf diese Weise drücken
sich, 0 Holder, in deiner Abwesenheit ihre Freundinnen verabrede¬
ter Weise aus, wenn es sich um Vaiigula, Südwind und Kokila
handelt."
S. 96, Spr. T^^f^; u. s. w. c. ^f^^^ nicht übersetzt.
S. 97, Spr. c|2|^|': u. s. w. d. Ich übersetze frei: „Greift
ja nicht der Zeit vor (d. i. fresst mich erst nach dem Tode, damit
ich noch eine Heldenthat verrichten kann)".
S. 97, Spr. u. s. w. c. cf%^ip^ fehlerhaft für ^-
T||tyHi^, d. Unter '^|rH<1 ist die Weltsecle gemeint.
S. 100, Spr. u. s. w. Aus der gar zu freien uud etwas
nachlässigen Uebersetzuug ersieht mau nicht, dass der Dichter sich
nicht im Geringsten über den Schmuck der n.äume im Frühling
wundert, da dieses etwas Natürliches sei, wohl aber darüber, dass
unter den Tritten einer Schönen die Erde zu blühen und zu
knospen scheine.
639
Zur aethiopisch-arabischen Grammatik.
\ou Frauz Praetorius.
Dillmann leitet die beiden Wörter AA. und Yl.JP welche im
Aeth. mit Suffixen verbunden zum Ausdiuck des Nominativs bez.
Accusativs des stark betonten persönlichen Fürworts dienen, von
Urdemonstrativstäninieu ab. AA, oder vielmehr AA (denn Dill¬
mann hält das auslautende i für den Bindevokal) soll eigentlich
bedeuten er er d. i. er selbst und wird (S. 96) mit dem / in
T^ATt"? 7\A' u. s. w. verglichen; T1..P hingegen wird (S. 99)
als eine Abstraktion von der Pronominalwurzel k hingestellt, eigent¬
lich also die k-heit, Selbstheit. Wollte man auch Dillmann's
Ableitung des ersteren der beiden Wörter gelten lassen, so wird
doch die des letzteren von vorn herein bedenklich erscheinen, denu
nach Dillmanns Ableitung sieht YX.P frappant aus wie ein später
philosophischer termiims technicus einer fertigen Sprache, nicht wie
ein Erzeugniss des noch nach dera Ausdruck der eoncretesten Ver¬
hältnisse ringenden Sprachgeistes
Ewald hat (Hebr. Grammatik 1870, S. 276 ) eine Ahnung
von dem wahren Sachverhalt gezeigt indem er sagt: „Könnte
cin kijät als ein ältestes Semitisches namenwort des Siunes
von seele oder leib (köpf) nachgewiesen werden u. s w.".
Ich glaube nun iu der That in der Lage zu sein ein solches sogar
sehr nahliegendes Wort und somit den nominalen Ursprung von
YX nachweisen zu können, ebenso wie ich glaube ein Gleiches von
AA. begründen zu können.
Nichts nöthigt uns das ? in AA, als Bindevocal anzunehmen
wie Dillmann thut, wir müssten im (iegentheil in demselben hier
eine Unregelmässigkeit erblicken. Ich halte vielmehr das * von
AA, für radikal. Dies fühlt mit fast zwingender Nothwendigkeit
auf eine Wurzel laj laj. Diese existirt nun wirklich im Aethiopisehen
(AAP) und ist der gewöhnliehe Ausdruck für trennen, ab-
1) Ebenso Schräder, de linpr. iith. 28.
2) Aus demsell)eu Grunrie scheint mh' Merx' Zuriiekfi'ihrung von anf ilen Pronominal-tamin beilciiklicli .'Gramm, «yr. 159).