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Bemerkungen zu den von Th. Aufrecht in dieser Zeit¬
schrift, Bd. 36, S. 361 fgg. mitgetheilten Strophen.
Von 0. BShtiingk.
S. 366 fg. Str. -3^5*9: u. s. w. Aus der Uebersetzung kann
\»
man sicb die widerliche Scene nicbt vor .lugen bringen. Wozu
das „fem von allen wachenden (eig. erwachten) Wesen'?
kann nicht „unter Bäumen', sondern nur „auf, an den Bäumen'
bedeuten ; auch »Hal^*!. passt nicht recht , wenn man , wie es
geschehen sollte, auf einen Nachdruck legt. Alles löst sich
in Wobigefallen auf, wenn man "a^^«?: st. ^ai5«9: liest und es
mit *f«(<1*lflflM4u^5i*9: verbindet. Die Leichname hängen an
den Bäumen und zwar so hoch, dass die Schakale nicht daran
kommen können. Nun kommt auch »Tialen und mehreres Andere
zur vollen Geltung, I ist hier nicht „Meteor", sondern „Feuer¬
hrand'. Das Grausen erregende Bild auf der Leichenstätte, das
jetzt ein Maler malen könnte, gestaltet sich demnacb folgender¬
massen : An Bäumen, die durch Wolken in tiefe Finsterniss gehüllt
sind, hängen in beträchtlicher Höhe Gruppen in Verwesung über¬
gegangener Leichname von Hingerichteten; das zuckende Licht
der Feuerbrände , das bis in ibre Mundhöhlungen hineinschleicht,
erleuchtet sie so weit, dass Scharen von Schakalen sie gewahr
werden. Diese drücken mit den Vorderfüssen den Boden ein,
strecken den Hals hoch in die Höhe und schlürfen die herab¬
tröpfelnde zähe Fettjauche ein.
Ebend. Str. 'TO». Ich ziehe die Lesart ^%(rM^ifiiIJT» vor.
Durch den Flügelschlag ist das Feuer aufgelodert. Statt WtTraT"
ist wohl Wt^^' zu lesen. Mit der Brust hatte er die Form
des Scheiterhaufens gesprengt. *i<fl*i_ verbinde ich mit <\H*K, nicbt mit ^T*^T.
S. 367 fg., Str. muH u. s. w. Die zweite Hälfte der Strophe
enthält die Antwort der Weinenden und ist zu übersetzen: „Ich
habe Nichts dagegen, wenn ein Bienenjüngling in seiner Flatter-
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haftigkeit dann und wann eine Kandali küsst; warum vergisst er
aber den Duft der sich öffnenden Jasminblüthe?'
S. 368, Str. g^rrf'r u. s. w. Ich vermuthe 1^ st. I^:
und verweise auf Spr. 345.
S. 369, Str. ÄTHtt u. s. w. Die zweite Hälfte der Strophe
ist missverstanden. Es ist zu übersetzen: „Hat er nicht, o Ele-
phantenkuh, aus Begehr nach dir, selbst seinen Leib ketten lassen?
Du lebst in weiter Feme, auf seiner Himschale tanzen die harten
Treibstachel'. Bekanntlich werden Elephantenkühe zum Einfangen
von Elephantenmännchen gebraucht.
S. 370, Str. u. s. w. i^nff^?Tf»TTft" Drackfehler für
^nitwfinft.
S. 372, Str. WT^^f^Sf». TTTiran'T^ ist eine verfehlte Con¬
jectur für das richtige TTWl^ Adj. f. zu TPR^IWt:. Es ist
zu übersetzen: „Es gewann den Anschein, als wenn die Himmels¬
pracht (personificirt) dem Qiva, der sich zum Abendtanz anschickte,
zwei Cymbeln aus der Hand genommen hätte'. ^fT n. hat am
Ende eines adj. Comp, im Femin. 'Vf- — Bei Gelegenheit dieses
restituirten adj. Comp, gestatte ich mir folgende Beobachtung mit¬
zutbeilen, die wobl neu ist und von einigem Interesse sein könnte.
Ich habe nämlicb bemerkt , dass die Wörter für männlicbe Indi¬
viduen, sie seien Götter, Menschen oder Thiere, welche auf
auslauten, und denen ein entsprechendes weibliches Individuum auf
(ausnahmsweise auch gegenübersteht, am Ende eines adj. Comp,
im Femin. nicht f^, sondem W( haben. So verhält es sich z. B.
mit X^, ^P^, ^[^, 3^, Tlfpi,
TPfT, , und vielen andera Wörtern.
S. 373, Str. UTT u. s. w. Es ist ohne allen Zweifel TJTT
•l*!^ zu trennen. „Sie ist schon fort'.
S. 377, Str. ?r Y?*^"- Ich lese st. ^l^. ^f%H
ist ein Collectivum und H^frf^TT wird wohl eben so wenig „ein
einziges graues Haar', wie TT^S^I^ „ein einziger Wassertropfen"
bedeuten können.
S. 378, Str. ^i^rW^erfTT u. s. w. 'TO gehört nicbt zu »TO,
sondem zu 'fY^. «HbI«!«^ bedeutet „eine gesellige Zusammen¬
kunft«.
S. 381, Str. ^arPt u. s. w. f^rff?!: wohi nur Drackfehler
für f^rffm.
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Bemerkungen über die Safa-Inschriffcen.
Von Franz Praetorius.
Nach den verfehlten Versuchen von 0. Blau und D. H. Müller
ist es Derenbourg (Ac. des Inscr. et B.-L. CR. IVm« serie, tome V,
p. 269 ff.) und namentlich Halövy gelungen , durch reicheres Ma¬
terial unterstützt, die Safä-Inschriften zu entwirren, das Wort p
und eine Anzahl von Eigennamen sicher zu lesen und ein Alphabet
aufzustehen (J. As. VII serie , tome X S. 293 ff ; tome XVII
S. 44 ff., S. 179 ff., S. 289 ff.) '). An sehr vielen Stellen, namentlich
überall da, wo es sich um anderes als Eigennamen handelt, beruht
Halevy's Uebersetzung indess nur auf Vermuthung. Durch genaue
Vergleichung der Inschriften mit einander, glaube ich allerdings,
das oft undeutliche und oft gewiss auch ungenaue und fehlerhafte
Gekritzel an einzelnen Stellen richtiger lesen und richtiger ab¬
theilen zu können , ohne dass mir indess bisher ein sicherer
Sinn entgegengetreten wäre. Dieser noch recht niedrige Zustand
unserer Erkenntniss mag die folgenden wenigen und unvoll¬
kommenen Bemerkungen entschuldigen.
Nach Halevy besteht das Alphabet dieser Inschriften aus
23 Buchstaben, den 22 altsemitischen und ^ • Es ist indess
nicht schwer zu erweisen, dass das Alphabet mindestens noch zwei
Buchstaben mehr besitzt. Denn von den drei Zeichen )( ^ 3
(alle drei noch mit leichten Variationen), welche Halevy sämmtlich
= N setzt, ist nur das erste = N, während die beiden anderen
Zeichen zwei verschiedene Laute darstellen. Das erstere von
beiden , welches an das himj. S und 13 erinnert , tindet sicb be¬
ständig in dem Eigennamen, den Halevy Nbn liest (De V. 108,
331, 339, Wetzst. 1 b), der aber wohl = ^j^^ sein wird. Wenn
De V. 200 in demselben Eigennamen J^steht, so ist dies gewiss
nur Verseben des Schreibers oder Abschreibers. Der Name, den
Halevy nss liest , ist ebenfalls mit dem Zeichen ^ geschrieben
1) Halevy's Schlussaufsatz (toine XIX S. 461 ff.) erscliien erst neun Monate, nachdem gegenwärtige Bemerkungen der Redaktion eingesandt waren. Uerselbe ist auch bei der Correktur in keiner Weise mehr benutzt worden.