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BIM – viele Fragen zu drei Buchstaben

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4 Special BIM | 1-2018

BIM – viele Fragen zu drei Buchstaben

GRUNDLAGEN

Das Entstehen eines digita- les Bauwerksmodells setzt Teamarbeit und eine gut strukturierte, regelkonforme Methode voraus. Neue umfangreiche Dokumente wie das «Merkblatt» SIA 2051 dienen als Leitfaden.

Dennoch gibt es grossen Klärungsbedarf, wie die Fachtagung der Berufsgrup- pe Technik des SIA im ver- gangenen Sommer zeigte.

Aller Anfang ist schwer.

Bei der Einführung einer neuen Techno- logie, neuer Arbeitsmethoden und Ab- laufprozesse kommt niemand um diese Erkenntnis herum. Das gilt auch für die BIM-Methode, die in der Schweizer Bau- wirtschaft in den vergangenen Jahren nur zögerlich Fahrt aufgenommen hat. An der BIM-Tagung der SIA-Berufsgruppe Technik im Juni 2018 war nicht selten die Rede von frustrierenden Durststrecken, zeitintensi- ven Annäherungsversuchen mit ernüch- ternden Erlebnissen und von Schnittstel- len, die nicht funktionieren.

Sämtliche Akteure in der Baupla- nungsphase sind hinsichtlich BIM in der Lernphase. Gemäss der Vereinigung usic (Schweiz. Vereinigung beratender Inge- nieurunternehmungen) werden deutlich unter 10 Prozent aller in Planung befind- lichen Bauprojekte mit der BIM-Methode verwirklicht. Alleine die Tatsache, dass der Haller-Pavillon auf dem Campus Brugg- Windisch der Fachhochschule Nordwest- schweiz (FHNW) mit über 300 Besuchern rappelvoll war, zeugt vom grossen Infor- mationsbedarf und vom Lernwillen der Branche in Sachen BIM.

Man kann es gegenüber angehenden Fachleuten, aber auch der Öffentlichkeit nicht genug betonen: BIM ist kein simpler Werkzeugkasten, sondern eine im Kollek- tiv anzuwendende Methode. Das digitale und für alle transparente Bauwerksmodell nimmt schrittweise Gestalt an. Der Fort- schritt erfolgt in ständiger Rückkoppelung, weswegen der Detaillierungsgrad des «di-

gitalen Zwillings» gering gehalten und erst im Verlauf der Ausführungsplanung ange- reichert werden sollte. Man spricht in die- sem Zusammenhang von phasengerechter Information: Zu grosse Detailtiefe in frü- hen Projektphasen lenkt den Blick vom Wesentlichen ab. Exponenten grösserer In- genieurbüros bezeugen zudem aus eigener Erfahrung, dass die Anwendung der BIM- Methode die Beteiligten dazu anhält, im Planungsprozess gut strukturiert, koordi- niert und regelkonform vorzugehen.

Aufgrund des vorgestellten Neubau- projekts des Inselspitals Bern konnten die Zuhörer der BIM-Tagung im Juni erahnen, dass technische Hilfsmittel bei der Um- setzung nicht allein entscheidend sind.

Tatsächlich hängt vieles von der richtigen Arbeitsorganisation abseits der virtuellen Welt ab. In den Geschäftsräumen des Gene- ralplaners arbeiten für ein BIM-Projekt bis zu zwei Dutzend unterschiedliche Fachpla- ner unter einem Dach zusammen. Glückli- cherweise stehen für Einsteiger inzwischen wichtige Dokumente zur Verfügung, die für das Erlernen der Vorgehensweisen zen- tral sind.

SIA-Merkblatt 2051

Um die Prozesse und Begriffe der BIM-Welt verstehen zu können, ist das 2017 erschie- nene rund 50 Seiten starke SIA-Merkblatt 2051 eine wichtige und taugliche Grundlage.

Peter Scherer vom Institut Digitales Bauen an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) sprach von einem «stabilen Doku- ment für die kommenden drei Jahre»:

Text Manuel Fischer

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5 stützter Planungen erfordern Anpassungen der üblichen Projektorganisation. Das kon- sequente Anwenden der BIM-Methode ver- langt dementsprechend nach einer Orga- nisationentwicklung auf Ebene Unterneh- men, Auftraggeber wie Bewirtschafter. Da- bei gilt: Je komplexer die Aufgabe, die mit der BIM-Methode gelöst werden soll, desto komplexer die erforderliche Organisation.

Die Ausgangslagen können zur Folge ha- ben, dass sich eingespielte Rollen und Be- rufsbilder anzupassen haben.

Im Kapitel 5 heben die Merkblatt-Auto- ren die grundsätzliche Methodenfreiheit bei der Abwicklung von Planungsaufgaben hervor. Andererseits weicht die BIM-Me- thode in gewissen Bereichen von der klassi- schen Projektabwicklung usw. ab. Die BIM- Methode lässt keinen der Beteiligten an der Bauplanung und Bauwerkserstellung ganz Mit der Veröffentlichung des SIA-Merkblatts

2051 zuzüglich den Zusatzdokumenten SIA-D 0270 und SIA-D 0271 sowie dem 8-teiligen BIM- Praxisreport (von Bauen Digital Schweiz) hat die Baubranche ein umfangreiches Instrumentenset in der Hand für den Eintritt in die BIM-Welt.

Dokumentation

D 0270

s i a

schweizerischer ingenieur- und architektenverein société suisse

des ingénieurs et des architectes società svizzera

degli ingegneri e degli architetti swiss society

of engineers and architects

Anwendung der BIM-Methode

Leitfaden zur Verbesserung der Zusammenarbeit

Dokumentation

D 0271

s i a

schweizerischer ingenieur- und architektenverein société suisse des ingénieurs et des architectes società svizzera degli ingegneri e degli architetti swiss society of engineers and architects

Anwendung der BIM-Methode

Modellbasierte Mengenermittlung nach eBKP-H

2051

SIA 2051:2017 Bauwesen 592051

Building Information Modelling (BIM) – Bases pour l’application de la méthode BIM Building Information Modelling (BIM) – Basi per l’applicazione del metodo BIM Building Information Modelling (BIM) – Basis for the application of the BIM method

Building Information Modelling (BIM) – Grundlagen zur Anwendung der BIM-Methode

Referenznummer Herausgeber

SNR 592051:2017 de Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein Gültig ab: 2017-12-01 Postfach, CH-8027 Zürich

Anzahl Seiten: 52 Copyright © 2017 by SIA Zurich Preisgruppe: 32

si a

In Kapitel 1 werden Ziele der Methode formuliert, häufig vorkommende Begriffe erklärt. Ebenso werden die BIM-bezogenen Modellbegriffe erläutert.

Ausserdem spricht das Dokument im Ka- pitel 2 die Notwendigkeit an, Projektziele so zu formulieren, dass die Zielerreichung gemessen werden kann. Es empfiehlt sich auch, Umfang und Gehalt hinsichtlich der geforderten Qualität des digitalen Bau- werkmodells frühzeitig zu klären und zu beschreiben. Eine zentrale Rolle spielt der BIM-Projektabwicklungsplan. Nicht nur die ständige Koordination der Modellin- halte muss geplant werden, sondern auch die beständige Nutzung des Modells für so verschiedene Vorgänge wie beispielsweise die Mengenermittlung, die Kostenplanung, die Nachweise gesetzlicher und funktiona- ler Anforderungen, die Fachkoordination

oder die Zustands- und Verhaltenssimu- lationen, um nur einige Anwendungen zu nennen.

Der Kerngedanke der BIM-Methode ist das Zusammenführen von Fachdaten in einem kohärenten digitalen Bauwerksmo- dell, welches das Bauwerk so präzise wie möglich beschreibt. Wir haben es also mit einer strukturierten Sammlung von Daten zu einem bestimmten Objekt zu tun. Der klar definierte Datenaustausch, die Infor- mationslieferung unter den Partnern und das Datenmanagement sind zentrale Ele- mente der Zusammenarbeit im BIM-Pro- jekt und wird in Kapitel 3 beschrieben.

Kapitel 4 des umfangreichen SIA-Merk- blatts bespricht die Organisation und die Koordination der Beteiligten in der BIM- Methode an. Es wird festgehalten: Die Vor- bereitung und die Realisierung BIM-ge-

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unberührt. Allerdings bleiben die bereits bekannten Vereinbarungen für Leistungen und Honorare (SIA 102, 103, 105, 108 und 113) auch bei der Anwendung der BIM-Me- thode als Leitfaden nützlich. Die Vertrags- parteien erwägen einen zusätzlichen Re- gelungsbedarf, die sich aus dem konkreten BIM-Projekt ergeben.

Ein zusätzliches Dokument (D 270) mit dem Titel «Anwendung der BIM-Methode»

soll vertieftes Verständnis für die Anwen- dung der BIM-Methode schaffen u.a. an- hand von schematischen Darstellungen und Tabellen und gilt als Leitfaden zur Ver- besserung der Zusammenarbeit. Ein weite- res Dokument (D 271) erläutert die modell- basierte Mengenermittlung.

Planungsaufwand bleibt Herausforderung

Eine Herausforderung bei der Umsetzung von BIM-Projekten ist die vergleichsweise geringe Erfahrung in der Planung. Der zeit- liche Aufwand für die Arbeiten ist daher schlecht bezifferbar. An der Tagung kamen Unsicherheiten zur Sprache bezüglich ver- tragsrechtlicher Fragen sowie der Honorie- rung spezifischer Leistungen, die sich aus der Anwendung der BIM-Methode ergeben.

Die zuletzt 2014 revidierten Leistungs- und Honorarordnungen (LHO) des SIA enthielten noch keine Aussagen zur BIM- Planung, lautete die Kritik. Man könne al- lerdings keinen BIM-Faktor aus dem Hut zaubern, entgegnete Urs von Arx, Mitglied der SIA-Kommission LHO 108. Dafür sei die BIM-Methode zu anspruchsvoll und die BIM-Ziele zu vielfältig. Grundsätzlich gilt: Die LHO basieren auf dem Grundsatz der Methoden-Freiheit. Um etwas Orien-

GRUNDLAGEN

tierung zu bieten, entwickelte die Arbeits- gruppe «Koordination Digitalisierung» mit der SIA 1001/11 eine «Zusatzvereinbarung BIM» sowie den Kommentar zu ihrer An- wendung. Ziele, Leistungen und Vergütun- gen bei der Anwendung der BIM-Methode sind projektspezifisch zu klären. Die Ver- tragsparteien haben mit Hilfe dieses Doku- ments auch Nutzungsrechte sowie Rechte und Pflichten zum Austausch, zur Siche- rung und zur langfristigen Aufbewah- rungspflicht der Daten festzulegen.

Gemäss Mario Monti, ein weiterer Jurist, sind allfällige rechtliche Probleme mit der Anwendung von BIM überschaubar. So- fern man mit dem Standard «Open BIM»

arbeite, sei die Methode vergaberechtlich unproblematisch. Nach seiner Einschät- zung steht das öffentliche Beschaffungs- wesen dem Einsatz von BIM grundsätzlich nicht entgegen. Die öffentliche Hand könne aber Grenzen setzen, wenn der Grundsatz der Produkteneutralität bei der Submission

verletzt werde. n

Bauen digital Schweiz, buildingSMART Switzerland Markus Weber, Präsident Thomas Glättli und Andrea Leu, Co-Geschäftsführung www.bauen-digital.ch SIA-Berufsgruppe Technik BGT Marco Waldhauser, Präsident Luca Pirovino, SIA-Geschäftsstelle www.sia.ch/bgt

Netzwerk Digital

Eine Initiative von: SIA, CRB, KBOB, IPB und Bauen digital Schweiz Michel Bohren, Präsident Peter Scherer, Geschäftsführer www.netzwerk-digital.ch

Fachhochschule Nordwestschweiz, FHNW Muttenz, Institut Digitales Bauen CAS/MAS Digitales Bauen

Manfred Huber, Leiter Institut Peter Scherer, Leiter Weiterbildung und Dienstleistungen

www.fhnw.ch

ETH Zürich, Institut für Technologie in der Architektur

CAS ETH ARC in Digitalisierung, Grundlagen und Methoden des digitalisierten Bauwesens Sacha Menz, Professur für Architektur

und Bauprozess

Odilo Schoch, kompetenz@arch.ethz.ch www.kompetenz.ethz.ch

ETH Zürich, NFS Digitale Fabrikation Philippe Block, Direktor NFS www.dfab.ch

openBIM

Verband Schweizer BIM-Software-Lieferanten Claude Chassot, Präsident

www.openbim.ch

IGH, Interessengemeinschaft Datenverbund

Produkt-Bibliothek für BIM-Planung, Anfragen, Offerten, Bestellungen usw.

Patrick Schmid, Präsident Hannes Berther, Geschäftsführer www.igh.ch

buildup AG

Informationsquelle für Bauprodukte, SwissBIMLibrary

Geschäftsleitung: Patrick Schmid, Paul Curschellas, Karsten Droste www.buildup.ch

swissBIM

Blog-Forum für alle BIM-Interessierten Autoren: Claus Maier, Odilo Schoch www.swissbim.ch

Methoden und Technologien für innovatives Planen, Bauen und Bewirtschaften:

MAS Digitales Bauen

Fundierte Weiterbildung auf Masterstufe für Fach- und Führungskräfte: www.fhnw.ch/wbbau

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Special BIM | 1-2018

Anlaufstellen für BIM-Einsteiger und Praktiker.

Übersicht Schweizer Verbände und Institutionen im Bereich BIM.

Referenzen

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