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Gallengangsteine bei Cholezystektomie

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Academic year: 2022

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Die Cholezystektomie zählt zu den häufigsten operativen Eingriffen in der westlichen Welt. Dies gilt auch für die Schweiz. Hier werden rund 12 000 Patienten pro Jahr operiert (1).

Oftmals werden während der Ope- ration Gallengangsteine entdeckt.

Eine grosse schwedische Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine interventionelle Behandlungsstra- tegie günstig sei.

JAMA

Die Darstellung der Gallengänge wäh- rend einer Cholezystektomie erleichtert dem Chirurgen bei der Cholezystek - tomie die Orientierung und wird in Schweden regelmässig durchgeführt.

Hierbei werden des öfteren Gallen- gangsteine entdeckt, und es stellt sich die Frage nach dem weiteren thera - peutischen Vorgehen. Einer optimalen Behandlungsstrategie kommt eine be- sondere Bedeutung zu, da Gallengang- steine zu schweren Komplikationen wie Cholangitis oder Pankreatitis führen können.

Ursodeoxycholsäure kann eine Litho- lyse ermöglichen. Bisher durchgeführte kurzfristige Analysen und langfristige retrospektive Studien lassen den Schluss zu, dass weniger als die Hälfte der Patienten mit asymptomatischen Gal- lengangsteinen symptomatisch wird und mehr als 20 Prozent der Steine spontan abgehen. Dies wirft die Frage auf, ob Patienten mit Gallengang - steinen zwingend behandelt werden müssen.

Grosse schwedische Studie untersucht Behandlungsstrategien In einer schwedischen retrospektiven Kohortenanalyse wurden die im Zeit-

raum zwischen Mai 2005 und Dezem- ber 2009 erfassten Daten des Swedish Registry for Gallstone Surgery and Endoscopic Retrograde Cholangiopan- creatography (GallRiks) analysiert (2).

Alle Patienten, bei welchen während einer Cholezystektomie Gallengang- steine cholangiographisch diagnos - tiziert worden waren, wurden in die Studie aufgenommen. In der Analyse wurden verschiedene interventionelle Techniken zur Entfernung von Gallen- gangsteinen sowie eines abwartenden Vorgehens bei Gallengangsteinen ver- glichen.

Ziel der Studie war es zu bestimmen, inwieweit ein Zusammenhang zwi- schen der Art der Behandlungsstrategie sowie einer ungünstigen Verlaufsform (unfavorable outcomes, UO) bestand.

Eine ungünstige Verlaufsform lag vor, wenn der Stein nicht vollständig ent-

fernt war und/oder Komplikationen innerhalb eines Zeitraums von bis zu 30 Tagen nach der Operation auftraten.

Es konnten 7 verschiedene Behand- lungsformen unterschieden werden:

❖kein weiteres therapeutisches Vorgehen geplant

❖postoperative endoskopische retro- grade Cholangiopankreatikographie (ERCP) mit Steinextraktion

❖laparoskopische Choledochotomie

❖offene Choledochotomie

❖laparoskopische transzystische Steinextraktion

❖intraoperative ERCP mit Stein - extraktion

❖Spülbehandlung

Gallengangsteine bei Cholezystektomie

Welche Behandlungsstrategie ist die beste?

STUDIE REFERIERT

ARS MEDICI 22 2014

1125

Merksätze

❖Die Cholezystektomie zählt zu den häufigsten Eingriffen in der westlichen Welt.

❖Bei dem Eingriff werden oftmals cholangio- grafisch Gallengangsteine entdeckt.

❖Verschiedene Behandlungsoptionen stehen dann zur Verfügung (u. a. ERCP, Choledocho- tomie, transzystische Steinextraktion, Spül- behandlung). Auch ein abwartendes Verhal- ten ist möglich.

❖Eine schwedische Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Verlauf der Erkrankung bei abwartender Vorgehensweise häufig ungünstig ist.

❖Weitere Studien sind erforderlich, um das Resultat der schwedischen Analyse zu bestätigen.

Tabelle:

Häufigkeit ungünstiger Verlaufsformen

(nach 2)

Strategie Häufigkeit UO Odds-Ratio

(95%-KI)

Kein weiteres therapeutisches Vorgehen geplant 150/594 (25,3%) 1 (Referenz) Postoperative endoskopische retrograde 103/572 (18,0%) 0,66 (0,49–0,87) Cholangiopankreatikographie (ERCP)

mit Steinextraktion

Laparoskopische Choledochotomie 8/141 (5,7%) 0,18 (0,08–0,37) Offene Choledochotomie 141/781 (18,1%) 0,65 (0,49–0,85) Laparoskopische transzystische Steinextraktion 35/512 (6,8%) 0,23 (0,15–0,33) Intraoperative ERCP mit Steinextraktion 98/889 (11,0%) 0,37 (0,28–0,49)

Spülbehandlung 26/339 (7,6%) 0,26 (0,17–0,41)

UO: ungünstige Verlaufsform (unfavorable outcomes), KI: Konfidenzintervall

(2)

Studienergebnisse

Es wurden 38 864 Patienten cholezyst- ektomiert. Hierbei wurden bei 3969 Patienten Gallengangsteine diagnosti- ziert. Die Ergebnisse der verschiedenen therapeutischen Strategien sind in Tabelledargestellt.

Frühe oder anhaltende Symptome tra- ten bei sich vergrössernden Steinen häufiger auf (p < 0,01). Insgesamt war die Verlaufsform bei 14,9 Prozent der Studienteilnehmer ungünstig. Bei den Patienten, bei denen keine operativen Massnahmen durchgeführt worden waren, lag das Risiko für eine ungüns- tige Verlaufsform bei 25,3 Prozent. Das Risiko war signifikant niedriger bei Pa- tienten, bei welchen eine Massnahme zur Ausräumung des Gallengangs durchgeführt worden war (12,7%, Odds-Ratio 0,44, 95%-Konfidenz - intervall [KI] 0,35–0,55). Dieses Ergeb-

nis fand sich auch bei kleinen (< 4 mm) oder mittleren Steinen (4–8 mm).

Die Autoren der schwedischen Kohor- tenanalyse kommen zu dem Schluss, dass die Verlaufsform häufig ungünstig war, wenn keine interventionelle Tech- nik angewandt wurde. Dies deute da- rauf hin, dass ein abwartendes Vor - gehen für den Patienten nicht so vor- teilhaft sei, wie früher angenommen wurde.

Kritik wird laut

Kritiker der Studie geben zu bedenken, dass die ungünstige Verlaufsform kein einheitliches Mass darstelle und es so nicht möglich sei, die Verfahren mit - einander zu vergleichen (3). Zudem führe eine routinemässig durchgeführte Cholangiographie oft zu falsch-positi- ven Befunden. Letztendlich seien die Ergebnisse der Studie daher nur be-

grenzt verwendbar. Weitere Unter - suchungen seien erforderlich, um eine optimale Strategie bei der Diagnostik von Gallengangsteinen während einer Chlolezystektomie zu bestimmen.

Claudia Borchard-Tuch

Interessenlage: Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Literatur:

1. Scheiwiller A et al.: Akute Cholezystitis – therapeuti- sche Optionen und chirurgisches Timing. Schweiz Med Forum 2013; 13(46): 932–935.

2. Möller M et al.: Natural course vs interventions to clear common bile duct stones: data from the Swedish Registry for Gallstone Surgery and Endoscopic Retro - grade Cholangiopancreatography (GallRiks), JAMA Surg 2014, Aug 13. doi: 10.1001/jamasurg.2014.249 [Epub ahead of print].

3. Montero P et al.: Clearing common bile duct stones:

one size does not fit all. JAMA Surg 2014, Aug 13. doi:

10.1001/jamasurg.2014.195 [Epub ahead of print].

STUDIE REFERIERT

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ARS MEDICI 22 2014

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