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Zweiter Bericht über die ozeanographischen Untersuchungen

(Beobachter: Dr. Boehnecke, Dr. Meyer, Dr. Schumacher, Dr. Wüst.) Von G. Wüst.

j Die ozeanographischen Arbeiten auf den Profilen I V und V Wurden, wie im ersten Bericht geschildert, nach dem von Professor Merz entworfenen Plan durchgeführt; doch waren durch die vor-gefundenen Verhältnisse einige Abweichungen geboten. Indem hin-sichtlich der Instrumente und Methoden auf den ersten Bericht ver-wiesen wird, sei im folgenden ein kurzer Überblick über den Verlauf der Untersuchungen und über ihre vorläufigen Ergebnisse gegeben.

D i e o z e a n o g r a p h i s c h e n A r b e i t e n a u f P r o f i l IV.

Unmittelbar nach Verlassen von Kapstadt begannen in 340 auf dem Kontinentalabfall die ozeanographischen Arbeiten bei Station 72.

Noch am selben Tage wurde am Fuße des Steilabfalls Station 73 erledigt. Zur Erfassung der Grenzwirbel des Konvergenzgebietes wurden die folgenden Stationen bis 50 O etwas enger gelegt, als im Plane vorgesehen, was nach den Ergebnissen der ersten Profile wünschenswert erschien.

Die ersten 8 Stationen wurden wie bei den früheren Profilen in 3 Serien mit je 8 bis 10 Wasser Schöpfern absolviert. Jedoch wurden die Arbeiten in diesem ersten Reiseabschnitt erschwert durch die wider alles Erwarten ungünstigen Wetterverhältnisse, welche auch das Vor-wärtskommen des Schiffes sehr hinderten. Da eine Besserung des Wetters in 340 S nicht eintrat, zwangen nautische Erwägungen (vgl.

Bericht des Expeditionsleiters) zu einer Nordwärtsverlegung des weiteren Profils auf 33° S und zu gewissen Einschränkungen der wissenschaftlichen Arbeiten. F ü r die ozeanographischen Arbeiten ergab sich die Notwendigkeit, bis zur Überwindung der kritischen Kohlen-lage die Stationen so weit auseinanderzulegen, als es wissenschaftlich noch zulässig erschien (5 Längengrade = 250 Seemeilen), wobei auf die volle Erfassung der kleineren, morphologisch bedingten Störungen in der Schichtung der Wassermassen verzichtet wurde. Zwecks Zeit-ersparnis wurden von Station 80 ab die Arbeiten, selbst bei Tiefen von 4000 m und darüber, in zwei Serien erledigt, indem auf jeder der beiden Serien dem Draht eine größere Zahl von Schöpfern — bis zu 12 Stück — anvertraut wurden. Hierdurch gelang es, die Stationen in vier bis fünf Stunden zu erledigen.

Die ozeanographischen Verhältnisse der Störungszone des ameri-kanischen Kontinentalabfalls konnten durch ein Engerlegen der Stationen wieder voll erfaßt werden. Insgesamt sind auf Profil I V 19 bis zum Boden reichende Stationen ausgeführt worden, auf denen insgesamt 420 korrespondierende Beobachtungen von Temperatur und Salzgehalt aus der Tiefe gewonnen wurden, Doppelmessungen nicht eingerechnet.

Die Nordwärtsverlegung des Profils, durch welche in der zweiten Hälfte die Stationen bis auf 4 bis 5 Breitengrade an Profil I I

heran-232 G. W ü s t :

rücken, erweist sich deshalb von geringerem Nachteil, weil, die nach Süden auftretende Lücke geschlossen wird durch das einzige, vom Südatlantischen vorliegende Querprofil, das A. M e r z und L. M ö 11 e r für 35° bis 370 S vorwiegend auf Grund der älteren Beobachtungen der Gazelle- und Challenger-Expedition konstruiert haben.

Abb. 18. Arbeiten auf Profil IV (33 ° S).

D i e o z e a n o g r a p h i s c h e n A r b e i t e n a u f P r o f i l V.

Profil V zerfällt in 6 Abschnitte: das Längsprofil durch den La Plata und das auf dem patagonischen Schelf, das Querprofil durch die Drake-Straße und das durch den Atlantischen auf der geographischen Hauptbreite von 55° S, endlich den Südvorstoß von der Bouvet-Insel bis 64° S und das Längsprofil von da bis Kapstadt.

Im folgenden seien kurz die Gesichtspunkte aufgezeichnet, die für die ozeanographischen Arbeiten auf diesen Reiseabschnitten maßgebend waren.

Schon auf unseren früheren Fahrten hatten wir allein aus der Färbung des Wassers erkannt, daß sich in und vor der L a P l a t a -m ü n d u n g ein großartiger Mischungsvorgang von drei Wasserarten, dem meistens blauen Wasser des Brasilstromes, dem mehr grünlichen des Falklandstromes und dem schmutzigbraunen La Platawasser ab-spielt. E s entsprach dem gemeinsamen Wunsche des Biologen, Geologen, Chemikers und der Ozeanographen, daß der Expeditions-leiter bei der letzten Ausfahrt aus Buenos Aires außerhalb des

eigent-Zweiter Bericht über die ozeanographischen Untersuchungen. 233

Stat. 106107 108 103 1W 1t1 112 113

1000

2000

3000

4000

liehen Programms ein Längsprofil durch diesen großen Mündungs-trichter, das bei seiner geringen Tiefe nur wenig Zeit beanspruchte, anordnete und es ausdehnte bis zum Fuße des Kontinentalabfalls, wo eine wichtige Anschlußstation ausgeführt wurde. W i r waren uns wohl bewußt, daß in einer von den Gezeitenströmungen beherrschten Flach-see die typischen mittleren Verhältnisse mit einer einzelnen Reihe nicht erfaßt werden können, jedoch bei dem vollständigen Mangel an Beobachtungen versprach auch ein solcher isolierter Schnitt wertvolle Hinweise. E s wurden 5 Schelf Stationen (91 bis 95) in der Längsachse des La P l a t a ' ausgeführt, mit engabständigen Beobachtungen von Temperatur und Salzgehalt (o, 5, 10,

15, 20, 30 m u. s. f.), daran schlössen sich 3 Stationen am Kontinentalabfall, Station 96 bei 700 m Tiefe, Station 97 bei 2900 m Tiefe und Station 98 bei 4060 m Tiefe am Fuße desselben. Die letzte Station diente zugleich dazu, die Lücke zwischen Profil I und IV am Kontinentalfuß zu schließen und zugleich den Anschluß zu den Beobachtungen früherer Expeditionen auch hier her-zustellen.

Auf den p a t a g o n i s c h e n S c h e l f entfallen weiterhin acht Stationen, die mit den La Platastationen ein ozeano-graphisches Längsprofil La Plata Kap Hoorn für den Schelf ergeben. Das Anlaufen von Puerto Madryn wurde benutzt zu einer Station in der Mitte des Einbruchkessels des Golfo Nuevo (167 m), der nur durch eine schmale Pforte mit dem Meere in Verbindung steht. Eine zweite Serie wurde dicht vor der Pforte außerhalb des Beckens gewonnen.

Die Fahrt durch die Kanäle des Feuerlandes führte uns zum Kap Hoorn,

und wir konnten in Abänderung des ursprünglichen Routenplanes das Q u e r p r o f i l F e u e r l a n d — S ü d - S h e t l a n d - I n s e l n an der engsten Stelle der Drakestraße durchführen, und mit 6 Stationen in engem Abstand (40 bis 120 sm) Material gewinnen zur Lösung der Frage des Wasseraustausches zwischen Pazifischem und Atlantischem.

Wieder wurde in drei Serien gearbeitet, wie das im ersten Bericht für Profil I I I geschildert ist; nur mit der Erweiterung, daß auch unter-halb 2500 m zur besseren Erfassung des Bodenstromes alle 250 m beobachtet wurde. Das Anlaufen der Deceptioninsel gab Gelegenheit, die ozeanographischen Verhältnisse in abgeschlossenen Becken der Antarktis zu studieren. Diesem Zweck diente eine Station im Krater der Deceptioninsel und eine weitere in der Mitte des Bransfield-Meeres.

Eine Serie auf dem Shetland-Schelf und drei Serien in der Mitte der Drakestraße stellen die Verbindung her zu dem eigentlichen

NW

Abb. 19. Arbeiten auf dem Quer-profil durch die Drakestraße.

234 G. W ü s t :

Querprofil V, das in 55° S unweit der Burdwood-Bank begonnen wurde.

Auf den 1. Abschnitt des H a u p t p r o f i l s bis Südgeorgien ent-fallen 5 Stationen (116 bis 120) mit einem mittleren Abstand von

150 sm. Nach Verlassen der Insel diente ein Vorstoß nach Südosten zur Aufhellung der Frage des submarinen Zusammenhanges zwischen

S l a l 114

* , Temperatur, Salzgehall u 126 m» dgf. mit biologischen tfasserprohen oma dg/ mit biolog. u. allen anderen

chemischen Wasserproöen

Südgeorgien und den Süd-Sandwich-Inseln. Station 121 kam hier-durch an der Südostecke des südgeorgischen Sockels bei 3000 m auf 560 S zur Durchführung. Die nächste Station 122 lag auf 6700 m Wassertiefe in 550 12'S und 290 13' W, also wieder auf der geogra-phischen Hauptbreite. Leider brach bei der tiefsten Serie die/ Draht-litze, was zu einem Verlust von 8 Wasserschöpfern mit zugehörigen Thermometern führte. Die äußeren Bedingungen (Drahtwinkel, Wetter) waren für die Durchführung der Serie nicht ungünstig. Die Instrumente waren nach der Auslösung mit langsamer F a h r t um 2100 m, d. h. der unterste Schöpfer von 6500 m auf 4400 m wieder aufgeholt,

Zweiter Bericht über die ozeanographischen Untersuchungen. 2 3 5 und es wurde schon das bereits oft verwendete Ende Litze wieder auf die Trommel gewickelt, als ohne ersichtlichen äußeren Anlaß der Bruch der Litze auf der Trommel eintrat. Bei den folgenden Stationen wurde die vor der Brücke ebenfalls Steuerbord aufgestellte „vordere Serienmaschine", die mit 8000 m Aluminiumbronzelitze bewickelt ist, in Betrieb genommen. Auch von ihr ließen sich die ozeanographischen Arbeiten im allgemeinen ohne größere Schwierigkeiten durchführen, da auf das Vorschiff des „Meteor" selbst bei schwerem Wetter keine Sturzseen und nur selten Spritzer während des Stationsaufenthaltes überkamen. Auf den folgenden Stationen wurden die ozeanographi-schen Arbeiten mit erhöhter Vorsicht ausgeführt und insbesondere bei den tiefen Serien eine geringere Anzahl von Instrumenten der Gefahr des Abreißens ausgesetzt. Dies wurde durch eine andere Anordnung der Serien erreicht:

Serie I : o bis 1000 m mit 10 Wasserschöpfern und 18 Thermo-metern.

Serie I I : von 1000 bis 2500 m Tiefe mit 6 Wasserschöpfern und 12 Thermometern.

Serie I I I : von 3000 m Tiefe bis zum Boden in der Regel mit 4 Wasserschöpfern und 8 Thermometern.

Häufig wurden die obersten 100 m oder 200 m auf Wunsch des Bio-logen in besonderer Serie untersucht, wobei aus 100 m oder 200 m mit dem großen Schöpfer 4 Liter Wasser zwecks Gewinnung biologischer Sedimentierungsproben heraufgeholt wurden; bei dieser Gelegenheit fierten wir zur besseren Erforschung des kalten Unterstromes Wasser-schöpfer mit Thermometern auf 25 m und 75 m Tiefe aus. Bei den ziemlich gleichbleibenden ozeanographischen Verhältnissen des Reise-abschnittes Südgeorgien—Bouvet-Insel konnten, wie im Plane vor-gesehen, die Stationen etwas weitabständiger (200 bis 250 sm) gelegt werden.

Hatten wir bis Station 125 meist günstige Wetterbedingungen, so wurden bei Annäherung an die Bouvet-Insel die ozeanographischen Arbeiten mehr und mehr durch starke Winde und hohen Seegang erschwert.

Günstig gestalteten sich wieder die äußeren Bedingungen (Wetter, Eis, Seegang) bei dem V o r s t o ß n a c h S ü d e n , auf dem aus nautischen Gründen zur Vornahme der Stationen nur nachts gestoppt wurde.

Der l e t z t e R e i s e a b s c h n i t t diente der Erforschung des Wasseraustausches zwischen Indischem und Atlantischem Ozean.

Trotz der Erschwernisse, die sich aus den stürmischen Wetter-bedingungen und der Kohlenlage auch für die ozeanographischen Arbeiten ergaben und die dazu zwangen, den geplanten Bogen in den Indischen etwas abzukürzen, gelang es, mit zehn Stationen ein geschlossenes, bis zum Boden reichendes Längsprofil zu gewinnen, das zur Lösung dieser Frage ein reiches Beobachtungsmaterial darbietet.

In Summa sind auf dem gesamten Profil V zwischen Buenos Aires und Kapstadt 49 ozeanographische Stationen mit 770 korrespon-dierenden Beobachtungen von Temperatur und Salzgehalt.

(Ober-236 G. W ü s t :

flächen- und Doppelmessungen nicht eingerechnet) zur Ausführung gelangt.

- Die bisherige Arbeitsteilung ist beibehalten worden. Die praktische Durchführung der ozeanographischen Serien lag in erster Linie in den Händen der Herren D r . B o e h n e c k e und des Berichterstatters; als Mitarbeiter fungierten hierbei die Herren D r . S c h u m a c h e r und D r . M e y e r . Von fast allen Wasserproben ist schon während der F a h r t der Chlorgehalt durch Doppeltitrierungen ermittelt worden. Das umfangreiche Material an Wasserproben konnte nur dadurch bewältigt

Stat. aß dgi. mit biologischen Wasserproben cae dgl mit biolog. u. allen anderen

chemischen Wasserprobzn Abb. 2i. Arbeiten auf dem Profil von 64° S bis Kapstadt.

werden, daß sich Herr D r . M e y e r fast ausschließlich dieser Aufgabe hingab und hierbei durch den Laboranten, Obergefreiten R u n g e , tat-kräftig unterstützt wurde. An Stelle des erkrankten bisherigen Zeichners wurde der Obergefreite L a u b e n t h a l der Ozeanographie als Zeichner neu zugeteilt.

Zu Beginn des Profils V wurde ein neues Fernthermometer mit Schutzrohr aus nicht rostendem Kruppstahl an Stelle des zerfressenen Messingrohres im Saugrohr des Schiffes eingebaut. D a s Instrument wurde an Bord neu geeicht und ergab während des Profils V fortlaufende Registrierungen. H e r r D r . B o e h n e c k e hat die Auswertung dieser Registrierungen übernommen und durch regel-mäßige Vergleiche mit dem Quecksilber-Thermometer festgestellt, daß

Zweiter Bericht über die ozeanographischen Untersuchungen. 237 die an die Registrierungen anzubringenden Korrekturen Veränderungen unterliegen, die bisher nicht aufzuklären waren. Wenn daher auch die Registrierungen nicht den erwünschten Grad von Genauigkeit besitzen, so sind sie doch von W e r t für das rasche Erkennen von plötzlichen Temperatursprüngen und Grenzschichten im Meere.

Die vorläufigen Ergebnisse1).

Bei der Fülle des neuen Beobachtungsmaterials ist es natur-gemäß nicht möglich, schon von der Expedition aus ein nur einiger-maßen abgerundetes Bild der ozeanographischen Befunde zu geben.

Es sei mir gestattet, nur kurz die in den einzelnen Profilen fest-gestellten Schichtungen zu erörtern und hieraus die ersten Schlüsse auf die Zirkulationsvorgänge zu ziehen. Hierbei sei auch noch einmal auf das inzwischen bearbeitete Profil I I I eingegangen.

P r o f i l I I I .

Die ersten Stationen des Profils (Nr. 50 bis 54) liegen, wenn wir von der Schelfstation 53 absehen, am Fuße des Kontinentalabfalls zwischen 400 S und 500 S und geben ein Bild der meridionalen Kompo-nenten der Zirkulation in diesem Mischgebiet der Wassermassen antarktischer und atlantischer Herkunft. Wie schon im ersten Berichte erwähnt, ist der Nordatlantische Tiefenstrom, entgegen der ablenkenden Kraft der Erdrotation offenbar durch Einwirkung des Rio Grande-Rückens nach rechts gedrängt, besonders stark am submarinen Steil-abfall des südamerikanischen Kontinents entwickelt. In 390 S, in dem Konvergenzgebiet von Falkland- und Brasilstrom unterliegt der Nord-atlantische Tiefenstrom fast unvermittelt einer starken Vermischung mit kälterem Wasser antarktischer Herkunft, und zwischen 400 S und 500 S sind hier am Kontinentalabfall die Tiefen von 400 bis 2400 m erfüllt mit einer ziemlich homothermen Wassermasse (von 2,1° bis 2,6°), die in ihrer feineren Struktur deutlich Kennzeichen eines ausgiebigen vertikalen Austausches besitzt. Im Salzgehalt treten längs des Kontinentalabfalles die gleichen Vorgänge, wenn auch abgeschwächt, in Erscheinung. Die in etwa 1500 bis 3500 m lagernde, fast homohaline (34,70 bis 34,78 °/oo) Zwischenschicht des Nordatlantischen Tiefen-stromes wird überlagert von salzarmen Wassermassen, die den in etwa 400 S stärker sinkenden Antarktischen Zwischenstrom speisen.

Eine auffallende Erscheinung dieses Längsschnittes ist, daß die süd-lichste Station (Nr. 54) in allen Schichten unterhalb 2500 m höhere Werte der Temperatur und des Salzgehaltes aufweist, als die drei Breitengrade nördlicher gelegene Station 51. Wir vermuten hierin eine Stauwirkung des Südantillen-Bogens, der sich zwischen den Falkland-Inseln und Südgeorgien den tieferen Partien des Nord-atlantischen Tiefenstromes entgegenstellt.

Das eigentliche Q u e r p r o f i l auf der geographischen Haupt-breite von 48%° S zeigt in einem bisher noch nicht festgestellten Aus-') Die mitgeteilten Beobachtungswerte von Temperatur und Salzgehalt sind als vorläufige anzusehen; es fehlt in ihnen die Reduktion der Solltiefe auf die wahre Tiefe, in welcher die Messung geschah.

238 G. W ü s t :

maße einen P a r a l l e l i s m u s v o n B o d e n r e l i e f u n d t h e r -m i s c h e r S c h i c h t u n g . Von der größten Tiefe (6100 -m), die ganz im Westen unmittelbar am Fuße des kontinentalen Steilabfalles gelegen ist, steigt der Boden stetig und allmählich zur Atlantischen Schwelle auf, die zum ersten Male in 20° W mit 2420 m, zum zweiten Male in 10° W mit 2300 m gipfelt. Dann senkt sich der Meeresboden auf 4000 m zu den Ausläufern der Kapmulde, um in 50 O und 90 O zu den beiden, offenbar dem Bouvet-Plateau aufsitzenden Erhebungen, der Bouvet-Bank (1600 m) und der Meteor-Bank (560 m) aufzusteigen.

Diesem wiederholten Wechsel von Hoch und Tief entspricht in einer geradezu überraschenden Weise ein Auf- und Absteigen der Iso-thermen, insbesondere in den obersten 2500 m, wie folgende Tabelle veranschaulichen möge:

Tab. 1. Beziehungen zwischen Relief und Tiefenlage der Isothermen in Profil III U*Vi° S).

W i r finden Ansammlungen relativ warmen Wassers über den Tief-seemulden und anscheinend ein Aufsteigen kälteren Wassers über den Erhebungen. Wir deuten das dahin, daß die Wassermassen des Nord-atlantischen Tiefenstroms, wie wir das schon in den früheren Profilen angedeutet fanden, über den Tiefseemulden eine besonders große Mäch-tigkeit erreichen.

Der Einfluß des Reliefs auf die Stromentwicklung, auf den bereits-A. M e r z1) aus den Gazelle- und Challenger-Beobachtungen hingewiesen hat, ist besonders in diesem Mischgebiet der fünfziger Breiten mit seinen geringen vertikalen Dichtedifferenzen stark ausgeprägt.

Wir befinden uns hier in der Zone, in welcher der Nordatlantische Tiefenstrom emporsteigt. Fanden wir bei Profil 1 (41%* S) das inter-mediäre Temperaturmaximum, das diesen Strom kennzeichnet, in 2000 m bis 2200 m Tiefe im Westbecken und in etwa 1800 m im Ost-becken, so ergeben sich auf 4814° S dafür folgende Tiefenlagen:

>) A. M e r z : Die Deutsche Atlantische Expedition auf dem Vermessungs- und Forschungsschiff „Meteor". I. Bericht. Sitz. Ber. Akad. Wiss. XXXI. Berlin 1925, S. 569.

Zweiter Bericht über die ozeanographischen Untersuchungen. 2 3 9 Tab. 2. Tiefenlage der intermediären Temperaturmaxima in Profil III

(48V20S).

Wir finden also zwei intermediäre Temperaturmaxima; diese-doppelte Temperaturinversion verrät uns wohl eine Mischung des Nord-atlantischen Tiefenstromes mit antarktischem Wasser.

In diesem Mischgebiet steigt der Nordatlantische Tiefenstrom auf zum Niveau von 500 bis 800 m, in welchem er seine letzten Ausläufer in die antarktischen Breiten entsendet. Mit dem Ansteigen und der Abhängigkeit seines Vordringens vom Relief mag es auch zusammen-hängen, daß in unserem Profil über den großen Tiefen höhere und über den geringeren niedrigere Temperaturen an der Oberfläche auftreten, wie die folgende Tabelle zeigt.

Tab. 3. Beziehung zwischen Relief und Oberfiächentemperatur in Profil III (48V20 S).

Die Zahlen zeigen zunächst einen bemerkenswerten Unterschied"

zwischen dem West- und Ostbecken. Die verhältnismäßig hohen Bodentemperaturen der Kapmulde deuten darauf hin, daß im O s t

-240 G. W ü s t :

becken südlich unseres Profils ein Querrücken existiert, der das Vor-dringen des Antarktischen Bodenstromes hemmt. Diese bereits im ersten Berichte ausgesprochene Vermutung wurde durch die Lotungen des Profils V bestätigt. Innerhalb der Argentinischen Mulde zeigen die westlichen und östlichen Stationen auffällige Diffe-renzen der Bodentemperaturen. Station 59, ganz im Osten der Mulde, besitzt in einer geringeren Tiefe eine um 0,21° niedrigere Boden-temperatur als Station 56 im Westen. Auch diese Erscheinung steht in Zusammenhang mit den morphologischen Verhältnissen. Nur wenige Breitengrade südlich unseres Profils steigt zwischen 300

und 550 W der Meeresboden vom argentinischen Becken ziemlich unvermittelt zum Südantillenbogen an. Unsere Lotungen auf Profil V

—• insbesondere die Auffindung einer unterseeischen Schwelle zwischen den Südsandwich-Inseln und Südgeorgien — machen es im Verein mit den ozeanographischen Befunden der Profile I I I und V sehr wahr-scheinlich, daß dieser nunmehr von den Südshetland-Inseln bis nach Südgeorgien festgestellte Südantillenbogen sich mit einer Schwellen-tiefe von annähernd 3000 m fortsetzt über die Shag-Rocks und in etwa 52° S •— also in der Breite der Falkland-Inseln — den Anschluß an den Patagonischen Schelf findet. Die kalten Wassermassen des Antark-tischen Bodenstromes können daher nur außerhalb dieses Bogens, also östlich von 25° W nach Norden vordringen, und erreichen so zu-erst den östlichen Teil des Argentinischen Beckens. Bei ihrer Aus-breitung in den westlichen Teil werden sie infolge des Anstaus des Nordatlantischen Tiefenstroms mit diesem gemischt und etwas erwärmt.

Auch im S a l z g e h a l t s c h n i t t finden wir die geschilderten Zirkulationsvorgänge und ihre Beziehungen zur Gestaltung des Meeres-bodens, wenn auch nicht so schön wie im Temperaturschnitt. Tabelle 5 zeigt die Abhängigkeit der Tiefenlage der salzreichen Zwischenschicht (34,70 bis 34,79 °/oo) v o m Bodenrelief.

Tab. 5. Beziehungen zwischen Relief und Tiefenlage des Salzgehalts-Maximums im Profil i n (487a °S). Gegenüber Profil I, wo wir das Maximum in 2500 bis 3000 m fanden, hat sich der Nordatlantische Tiefenstrom bei seinem Vor-dringen nach 4 8 ^ ° S um rund 1000 m gehoben, was wir ja auch aus

•der Temperaturverteilung feststellen konnten. Das verschiedenartige Vordringen des Antarktischen Bodenstromes ergibt sich ebenfalls aus der Verteilung des Salzgehaltes. Das Salzgehaltsminimum, das den Antarktischen Zwischenstrom kennzeichnet, finden wir im Westen in .300 m, in der Mitte und im Osten in 50 bis 100 m Tiefe. Profil III

Zweiter Bericht über die ozeanographischen Untersuchungen. 2 4 1 schneidet diesen Strom in einer Zone, in welcher er gerade beginnt, zu seiner typischen Tiefeniage (von ungefähr iooo m) abzusinken.

Die letzten sechs Stationen des Profils I I I , die nach Verlassen der geographischen Hauptbreite auf dem Wege nach Kapstadt ausgeführt wurden, geben ein L ä n g s p r o f i l zwischen 48° S und 340 S nahe der Grenze beider Ozeane. Wir erkennen, wie bei Profil I, die Bedeutung des Agulhas-Stromes für die Schichtung der Wassermassen und für die Entwicklung des Antarktischen Zwischenstromes südlich von Afrika. Diesem starken Zuströme indischen Wassers in einer etwa bis 1500 m reichenden Oberschicht entspricht in den größeren Tiefen ein Vordringen des Nordatlantischen Tiefenstromes um die Südspitze Afrikas in umgekehrter Richtung.

P r o f i l IV.

Profil IV führt in einer mittleren Breite von 33%° S von Kapstadt nach Rio Grande und zeigt sowohl im Bodenrelief als auch in der Schichtung der Wassermassen eine große Ähnlichkeit mit dem etwa vier bis fünf Breitengrade nördlicher verlaufenden Querschnitt I I . Es

seien daher nur die Unterschiede zwischen diesen beiden Profilen hervorgehoben. Der wellenförmige Verlauf der Isolinien tritt bei Profil IV nicht so in Erscheinung, wahrscheinlich eine Folge des weiteren Abstandes der Stationen. Seine südlichere Lage bedingt ein stärkeres Hervortreten antarktischer Einflüsse im Zwischenstrom und im Bodenstrom. Der Nordatlantische Tiefenstrom ist wiederum am stärksten ausgebildet ganz im Westen des Profils, in der Rio Grande-Rinne, welche sich zwischen dem Kontinentalabfall und dem Rio GrandeRücken einschiebt. Hier erreicht die T e m p e r a t u r -i n v e r s -i o n den max-imalen Betrag von 0,67° (Stat-ion 88), we-iter nach Osten klingt diese Erscheinung aus und kommt jenseits der Atlantischen Schwelle ganz zum Verschwinden. Nur bei den tiefsten Stationen der Kapmulde (Stationen 75 bis 77) ist, ähnlich wie bei Profil II, im Osten die Temperaturinversion in einem Betrage von o,oi° bis 0,04° vorhanden. Übrigens zeigt auch die tiefste Station

seien daher nur die Unterschiede zwischen diesen beiden Profilen hervorgehoben. Der wellenförmige Verlauf der Isolinien tritt bei Profil IV nicht so in Erscheinung, wahrscheinlich eine Folge des weiteren Abstandes der Stationen. Seine südlichere Lage bedingt ein stärkeres Hervortreten antarktischer Einflüsse im Zwischenstrom und im Bodenstrom. Der Nordatlantische Tiefenstrom ist wiederum am stärksten ausgebildet ganz im Westen des Profils, in der Rio Grande-Rinne, welche sich zwischen dem Kontinentalabfall und dem Rio GrandeRücken einschiebt. Hier erreicht die T e m p e r a t u r -i n v e r s -i o n den max-imalen Betrag von 0,67° (Stat-ion 88), we-iter nach Osten klingt diese Erscheinung aus und kommt jenseits der Atlantischen Schwelle ganz zum Verschwinden. Nur bei den tiefsten Stationen der Kapmulde (Stationen 75 bis 77) ist, ähnlich wie bei Profil II, im Osten die Temperaturinversion in einem Betrage von o,oi° bis 0,04° vorhanden. Übrigens zeigt auch die tiefste Station