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Bericht über die ozeanographischen Untersuchungen

(Beobachter: Dr. B ö h n e c k e , Dr. M e y e r , Dr. S c h u m a c h e r , Dr. W ü s t . ) Von G. W ü s t .

Die Hauptaufgabe der Expedition ist gegeben durch die Be-arbeitung des Problems der atlantischen Horizontal- und Vertikal-zirkulation mit dem letzten Ziele ihrer zahlenmäßigen Erfassung, oder, wie M e r z die Aufgabe auch kurz formulierte: ermittelt soll werden die wahre Bewegung im Raum. In einem ideenreichen Aufsatz1), den er noch auf der Ausreise der Expedition verfaßte, hat M e r z den Stand unserer bisherigen Kenntnis über diese Kernfrage der physikalischen Meereskunde und die Wege zu ihrer Lösung dargelegt und ist dabei zu neuen bedeutungsvollen Ergebnissen gelangt. Jedoch nicht allein in der Aufstellung dieses Problems als Hauptaufgabe der Expedition liegt das

große Verdienst unseres verstorbenen wissenschaftlichen Leiters. M e r z erkannte klar alle die Forderungen, die sich aus dieser Aufgabe hinsicht-lich des Expeditionsplanes, der Verfeinerung der Methoden und der Ver-besserung der Instrumente und Maschinen ergaben, und er leistete die große wissenschaftliche und organisatorische Arbeit, um diese For-derungen zu erfüllen. Man darf behaupten, daß M e r z hiermit für das Weltmeer eine neue Epoche der Meeresforschung einleitete, nämlich die Epoche der intensiven räumlichen Erforschung eines ganzen ausgedehn-ten Ozeangebietes. In dem erwähnausgedehn-ten Aufsatz hat M e r z einen be-sonderen Abschnitt den wissenschaftlichen Vorbereitungen gewidmet.

Seine Absicht, auch auf die instrumenteile Ausrüstung und die erzielten Verbesserungen der Methoden einzugehen, wurde durch seine E r -krankung vereitelt. E s sei dem Berichterstatter, der bei den Vorarbeiten zur Expedition von M e r z in erster Linie mit der Beschaffung der

1) M e r z , A.: Die Deutsche Atlantische Expedition auf d e m Vermessungs-u n d ForschVermessungs-ungsschiff „Meteor". Sitz. Ber. d. PreVermessungs-uß. Ak. d. Wiss., phys. m a t h . Klasse, Berlin 1925, S. 562—586.

Bericht über die ozeanographischen Untersuchungen. 2 5 instrumentellen Ausrüstung betraut wurde, gestattet, das hier in Kürze1)

nachzuholen und auch über die bisher gemachten Erfahrungen zu be-richten.

I n s t r u m e n t e u n d M e t h o d e n .

Auf Grund der eigenen praktischen Erfahrungen, unter Verwertung aller von früheren Expeditionen veröffentlichten Hinweise und schließ-lich unter Benützung der wertvollen Anregungen, die ihm die nor-wegischen und dänischen Forscher gelegentlich einer im Juli 1924 unternommenen Informationsreise gaben, schuf M e r z eine bis ins Kleinste durchdachte instrumenteile Ausrüstung. Vor allem handelte es sich um die Verfeinerung der Methoden und Verbesserung der Instrumente, die zur Ermittlung der beiden hydrographischen Haupt-faktoren —. Temperatur und Salzgehalt — dienen.

Sollten die hundertstel Grade der Temperatur gewährleistet sein, was für die großen Tiefen unterhalb 1000 m zu fordern war, so mußte die Ablesung der K i p p t h e r m o m e t e r auf 1/100oi0 gesteigert werden, die Prüfung der Instrumente die 5/1000°-Korrektionen liefern.

Auf Grund langer Erwägungen und Vorversuche, die M e r z mit der Firma Richter & Wiese in Berlin anstellte und bei denen er wertvolle Anregungen durch die Physikalisch-Technische Reichsanstalt, insbesondere von den Herren Geheimrat S c h e e l und Professor G r ü t z -m a c h e r , e-mpfing, wurden vo-m Institut für Meereskunde neue Typen von Kippthermometern, bei denen die Fehlerquellen durch die Wahl der Intervallbreite, Stärke der Teilstriche, Beschaffenheit der Skala usw.

gegenüber den früheren Typen verringert waren, bei der Firma Richter & Wiese in Auftrag gegeben. Von den g e s c h ü t z t e n K i p p t h e r m o m e t e r n wurden drei neue Typen für verschiedene Temperatur-Intervalle herausgebracht, die auf der Deutschen Atlan-tischen Expedition im allgemeinen in folgender Weise Verwendung finden:

I . T y p mit einem Temperatur-Intervall —-2° bis + 8 ° , geteilt in

1/2 0 o. für alle Tiefen größer als 1000 m;

2. T y p mit einem Temperatur-Intervall + 3 ° bis + 130, geteilt in -V200» für 500 bis mindestens 1000 m;

3. T y p mit einem Temperatur-Intervall -f- 90 bis + 300, geteilt in Vio°> für die Oberschichten der Tropen.

Bei diesen Typen ist das rückseitig mit Milchglas belegte Stthermometer senkrecht zu einem Radius bis dicht an die Kapillare ab-geschliffen und die Teilung in sehr feinen Strichen gleicher Dicke in die polierte Schliffebene eingeätzt. Dadurch wird die Entfernung zwischen Quecksilber und Teilstrich auf etwa 0,4 mm verringert und der paral-laktische Fehler auf ein Minimum reduziert. Alle Thermometer besitzen eine lange und enge Schleife, eine sichtbare Abreißstelle und einen Null-punkt. Ihre Dimensionen betragen: Gesamtlänge 34,4 cm, Gesamt-breite 1,9 cm, Abstand zwischen zwei Teilstrichen 0,7 mm. Die In-strumente wurden von der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in monatelanger Arbeit geprüft, bei den V2 0°-Thermometern meist für alle

J) Eine ins einzelne gehende Beschreibung der Instrumente, der Prüfungs-ergebnisse usw. muß dem Expeditionswerke vorbehalten bleiben.

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ganzen Grade, sonst für jeden zweiten Grad. F ü r einen Teil der Instrumente ist die Prüfung nach der Vorexpedition wiederholt.

Durch die angegebenen Verbesserungen, die Verschärfung der Prüfmethoden und durch die Verfeinerungen des Reduktionsverfahrens mittels der neuen von A. S c h u m a c h e r berechneten Reduktions-tabellen1) ist es nun möglich geworden, die Genauigkeit der Tem-peraturmessung im Meere zu steigern. Dies zeigt deutlich die folgende Gegenüberstellung, in welcher unter A die Maximalfehler für die in 1/20° geteilten, mit abgeschliffener Skala versehenen und für alle Grade auf 0,005° geprüften neuen Kippthermometer und unter B die Maximal-fehler für die alten, nicht abgeschliffenen und nur für alle 4°' auf 0,01 ° geprüften 1/1 0°-Kippthermometer aufgeführt sind:

Fehler wegen des Abstandes der

Reduktionsfehler*) 2

A

db 0,0000 db 0,0050 >) db 0,OIOO

B db 0,005

± 0,005

± 0,015

± 0,040 d= 0,065

Bemerkungen

J) Ablesungen mit Lupe im Wasserbad.

2) In tropischen Meeren und bei großem Volumen.

In dem ungünstigsten Falle, daß alle Fehler im gleichen Sinne wirken, erhalten wir einen maximalen Gesamtfehler von d= 0,010° bei unseren neuen Meß- und Reduktionsmethoden gegenüber db 0,065° der alten, d. h. wir erzielen nunmehr eine sechsfache Genauigkeit. In der Regel ist naturgemäß der Gesamtfehler in beiden Fällen geringer.

Unsere regelmäßigen Doppelmessungen aus den Tiefen über 7oo~m, in denen wir fast ausschließlich die neuen V2 0°-Thermometer verwenden, lehren uns, daß der Gesamtfehler in der Regel kleiner als dt 0,005;° ist.

U m dieses günstige Ergebnis zu erzielen, hat es sich jedoch als erforder-lich herausgestellt, die Thermometer durch Vergleichsmessungen und Nullpunktsprüfungen in kurzen Zeitabständen zu kontrollieren. Diese Nullpunktsprüfungen werden in einem umkippbaren Nullpunktsprüf-apparat regelmäßig gelegentlich eines jeden Hafenaufenthaltes vor-genommen. Bisher liegen seit der Ausfahrt von Wilhelmshaven fast für jedes Instrument fünf bis sechs weitere Nullpunktsprüfungen vor, die bei manchen nicht unbeträchtliche Veränderungen des Nullpunktes (von mehr als d= 0,01 °) ergaben. Sowohl die Thermometertechnik als die Prüfmethoden sind zur Erfüllung unserer Forderungen zur Zeit an die Grenze des Möglichen gelangt.

E s erschien notwendig, die zur Verfügung stehenden Thermo-meter nach ihrer Güte in vier Klassen einzuteilen, für die wichtigen tiefen Schichten unterhalb 700 m nur die erstklassigen Instrumente zu verwenden und die als unsicher erkannten Stücke gänzlich auszu-schließen. Außer diesen neuen Typen besitzen wir zur Verwendung in

l) A. S c h u m a c h e r , Neue Hilfstafeln für die Umkippthermometer nach Richter und Beiträge zur thermometrischen Tiefenmessung. Ann. d. Hydr. u. marit.

Met. 1923, S. 273 fr.

Bericht über die ozeanographischen Untersuchungen. 27 geringeren Tiefen und als Reserve eine Anzahl älterer V ^ K i p p t h e r m o

-meter von der Firma Richter & Wiese, meist jedoch mit weiter Teilung versehen, die den Vorräten des Instituts für Meereskunde entnommen wurden, und einige von der Firma F . Schmidt hergestellte, ebenfalls verbesserte Kippthermometer mit V1 0°- und 1/20j°-Teilung. Im ganzen verfügt die Expedition über 98 geschützte Kippthermometer.

Die Verfeinerung der Temperaturmessungen bedingt nunmehr auch eine genauere Bestimmung der Tiefe, in welcher die Messung erfolgt, da diese aus der am Meterrad angegebenen Länge des ausgelassenen Drahtes und aus dem Drahtwinkel nicht genügend genau ermittelt werden kann. Wir besitzen in der Methode der i n d i r e k t e n T i e f e n m e s s u n g durch Vergleich der Temperaturen in druckgeschützten mit denen in d r u c k u n g e s c h ü t z t e n K i p p -t h e r m o m e -t e r n ein genaueres Verfahren, von dem jedoch bisher in der Meeresforschung nur in geringem Umfange und bis höchstens 2000 m Tiefe Gebrauch gemacht wurde. M e r z stellte der Firma Richter & Wiese die Aufgabe, ungeschützte Kippthermometer zu kon-struieren, die es ermöglichen, die Tiefenlage bis 5500 m mit genügender Genauigkeit ( ± 10 m) zu bestimmen, und bei denen eine Reihe von Mängeln des bisherigen Typs (Verwaschen der Skala, Nachfließen des Quecksilbers usw.) vermieden wird. Nach mannigfachen Vorversuchen, bei denen wiederum die Physikalisch-Technische Reichsanstalt mit-arbeitete, gelang es der Firma Richter & Wiese, zwei neue Typen fertig-zustellen, welche die gestellten Bedingungen erfüllten:

1. T y p mit einem Temperatur-Intervall von — 20 bis + 6o°, geteilt in 1/f", verwendbar bis 5500 m Tiefe;

2. T y p mit einem Temperatur-Intervall von — 1° bis + 30°, geteilt in Vio°> verwendbar bis 1000 m.

Diese Instrumente besitzen meist eine plangeschliffene Skala, ein umgebogenes Quecksilbergefäß und eine sichtbare Abreißstelle, und das eigentliche Thermometer kann aus dem Schutzrohr zum Nachschwärzen der Skala herausgenommen werden. Sie wurden eingehend von der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt geprüft, die Druckkoeffizienten wurden für mehrere Punkte des in Frage kommenden Druckbereichs ermittelt. Da bei dem ersten Typ Drucke bis über 500 Atmosphären unmittelbar auf das Quecksilbergefäß und die Kapillare wirken, stellt die Fabrikation eines solchen Instrumentes eine beachtliche technische Leistung dar. Einschließlich einer kleinen Reserve von Thermometern älteren Typs, ebenfalls vom Institut für Meereskunde zur Verfügung gestellt, besitzt die Expedition 26 ungeschützte Kippthermometer. Sie sind ebenso wie die geschützten nicht gleichwertig; bisher sind fünf Stück wegen mangelhaften Abreißens oder wegen Nachfließens außer Ver-wendung gesetzt. Die übrigen Instrumente haben sich bis jetzt gut bewährt.

F ü r die Bestimmung der O b e r f l ä c h e n t e m p e r a t u r werden geprüfte Oberflächenthermometer, in Vi»" geteilt, verwendet. Zur genauen Ermittlung des Gradienten in den obersten Lagen der Ober-flächenschicht dienen gelegentlich bei glatter See die von M e r z kon-struierten und beschriebenen Präzisions-Oberflächenthermometer1) mit

J) M e r z , A.: Die Oberflächentemperatur der Gewässer. Methoden und Er-gebnisse. Veröfi. Inst. f. Meereskunde. Neue Folge, Reihe A, Heft 5. Berlin 1920.

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den feinen stricknadelförmigen Gefäßen (Firma Richter & Wiese).

M e r z selbst gelang es bei der Ausreise im Äquatorialgebiet, bei glatter See, vom kleinen Boot aus, eine interessante Beobachtungsreihe über den Temperaturgradienten in den obersten 20 cm auszuführen. Das von der Firma Keiser & Schmidt hergestellte elektrisch registrierende Fernthermometer, das zur Registrierung der Oberflächentemperatur im Saugrohr des Schiffes eingebaut ist, gab während der Ausreise brauch-bare Registrierungen; jedoch wurde das Schutzrohr aus Messing, das nach den Erfahrungen der Vorexpedition versuchsweise versilbert wurde, wiederum vom Seewasser völlig zerfressen, so daß auf den ersten drei Profilen der Apparat leider außer Betrieb gesetzt werden mußte.

F ü r die besonderen Zwecke der Expedition ließ M e r z durch die Firma Marx & Berndt zwei neue Typen von W a s s e r s c h ö p f e r n anfertigen, die Modifikationen bekannter Konstruktionen darstellen:

1. Die sogenannten „Serienwasserschöpfer". Sie gleichen im Prinzip den von den norwegischen Forschern verwendeten Kippwasserschöpfern mit Hahnverschluß, besitzen jedoch ein größeres Fassungsvermögen (114 1 Inhalt) und weisen eine Reihe kleiner Verbesserungen auf. Diese Schöpfer sind leicht und handlich und können in Serien bis zu zwölf Stück geschaltet werden. Um ein ökonomisches Arbeiten zu gewähr-leisten, sind die Thermometerrahmen so angeordnet, daß die Thermo-meter nach dem Heraufholen der Schöpfer zugleich mit den Rahmen leicht abgenommen und in das Wasserbad zur Ablesung gesetzt werden können.

2. der sogenannte „Große 4 Liter-Wasserschöpfer". E r stellt eine wesentliche Modifikation des Krümmelscnöpfers dar. E r besitzt in dem Metallzylinder einen Glaszylinder von 4 Liter Inhalt, Hahn und Ventil aus Kautschuk, und ist mit starken Spannfedern versehen, die ein sicheres Schließen der Gummideckel gewährleisten. Der Thermometer-rahmen ist leicht abnehmbar. Dieser neue Schöpfer weist eine aus-gezeichnete Durchflutung auf, so daß Verunreinigungen an den glatten Glaswänden ausgeschlossen sind. Die hiermit geschöpften Proben sind infolge der Vermeidung jeglicher Metallberührung für feine chemische Untersuchungen (Gehalt an Edelmetallen) geeignet.

Aus den Beständen des Instituts für Meereskunde und der Marine-leitung besitzt die Expedition noch eine kleine Anzahl von Schöpfern anderer Konstruktion, mit den oben erwähnten Serienwasserschöpfern, von denen 48 Stück beschafft wurden, rund 70 Stück. Bei den normalen Serienmessungen verwenden wir in der Hauptsache die Serienwasser-schöpfer, nachdem eine Reihe von Mängeln, insbesondere Undichtig-keiten am Konus, die sich anfangs herausstellten, durch den Mechaniker an Bord beseitigt werden konnten. Der große 4 Liter-Wasserschöpfer dient regelmäßig als Schlußinstrument einer jeden Serie. Zwei bis drei Kippwasserschöpfer nach E k m a n (älteres Prinzip) werden bei jeder Serie mitverwendet.

Sämtliche Arten von Wasserschöpfern neigen bei einer längeren Benutzung im Seewasser und bei schwierigen Verhältnissen zum Ver-sagen. E s stellen sich Undichtigkeiten ein, die anfangs erst nach Be-endigung der Station bei der chemischen Analyse der Wasserproben erkannt wurden. Wir haben nunmehr eine regelmäßige W a r t u n g und

Bericht über die ozeanographischen Untersuchungen. 2 9 Überholung aller verwendeten Schöpfer nach jeder Station durch den

Mechaniker eingerichtet und damit die Zahl der verfälschten Proben, die übrigens durch die Bestimmung der Wasserstoffionenkonzentration nunmehr rasch als solche erkannt werden, auf ein Minimum reduziert.

So hat sich auch hier wieder in der Mitnahme eines eigenen Zivil-mechanikers die Voraussicht unseres verstorbenen Leiters bewährt.

Für Tiefenstrommessungen vom verankerten Schiff aus dienen zwei verschiedene Arten von S t r o m m e s s e r n , die sich in mehreren Exemplaren an Bord befinden: i. der von M e r z und dem Bericht-erstatter für die Messung kleiner Stromgeschwindigkeiten in großen Tiefen abgeänderte E k m a n - M e r z - Strommesser und 2. der von E k m a n neu konstruierte Repetierstrommesser. Nach wiederholten Vorversuchen in der Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau in Berlin wurden nach unseren Angaben von M a r x und Berndt mehrere Typen der ersten A r t für verschiedene Geschwindigkeitsintervalle an-gefertigt. Die Instrumente besitzen eine neuartige Form des Kugel-magazins, das aus einer taschenuhrförmigen, in dreißig numerierte Fächer geteilten Büchse besteht, in welche entsprechend numerierte Kügelchen eingefüllt werden. Diese Kugelbüchse sitzt bei den ver-schiedenen Typen von Zählwerken verver-schiedenen Achsen auf, so daß dieselben Propeller für verschiedene Beobachtungsdauern (eine halbe bis sechs Stunden) und Geschwindigkeitsintervalle (2 bis 75 cm/sek) verwendet werden können. Bei dieser Art des Kugelfalls sind die Reibungseinflüsse sehr verringert, die Instru-mente sind empfindlich, sie laufen bereits bei 2 cm/sek an. Durch die Anbringung einer 1,5 m langen Aluminium-Stromfahne besitzen sie eine empfindliche Richtungseinstellung. Bei unseren ersten Versuchen auf der Ankerstation des Profil 2 hat sich das neue Prinzip des Kugel-falls bewährt. Als ein Übelstand ergab sich, daß die Flächen der leicht gebauten Vielblatt-Propeller, welche sich bei den Untersuchungen auf der Nordsee, wo mit Handbetrieb gehievt und gefiert wurde, als stabil genug erwiesen hatten, bei Maschinenbetrieb infolge der starken vertikalen Drucke beim raschen Fieren und Hieven leicht Verbiegungen erleiden. Immerhin ergaben aber schon diese ersten, 42 Stunden lang fortgesetzten Messungen in 30, 500 und 2500 m Tiefe wenigstens für die beiden ersten Niveaus zufriedenstellende Resultate. Über die neuen Repetierstrommesser, die bei der Vorexpedition von Professor E k m a n selbst mit Erfolg erprobt wurden, konnten neue Erfahrungen bislang noch nicht gemacht werden.

F ü r die ozeanographischen Serienbeobachtungen besitzt die Expe-dition zwei sogenannte „ g r o ß e S e r i e n m a s c h i n e n", welche von der Mannheimer Maschinen-Fabrik Mohr & Federhaff nach An-gaben von Professor M e r z und Professor S t a h l b e r g gebaut sind.

Sie besteht aus einer großen Trommel aus Stahlformguß, welche 8000 m Drahtseil von 4 mm Stärke aufnimmt, und wird durch einen Gleich-strommotor von 10,47 P S und 800 Umdrehungen pro Minute durch zwei Stirnrädervorgelege angetrieben. Die mittlere Hubgeschwindigkeit beträgt etwa 1 m/sek. Der Motor ist durch eine elastische Kupplung, welche als Magnetbremse ausgebildet ist, mit dem Windwerk gekuppelt.

Zum Ablassen dient eine Bremsbandkupplung, die gestattet, das

Wind-30 G. W ü s t :

werk von der Trommel abzukuppeln. Die Seilführung wird durch eine Spindel besorgt. Der Kontroller zum Steuern des Motors ist für beide Drehrichtungen des Motors vorgesehen, so daß auch mit dem Motor gesenkt werden kann. Nachdem die bei der Vorexpedition festgestellten Mängel beseitigt worden sind — insbesondere waren die Trommelwände etwas zu schwach —, hat sich die Konstruktion der Firma Mohr &

Federhaff vorzüglich bewährt; die Maschine gestattet ein sehr sicheres und rasches Arbeiten. Kleinere Reparaturen waren bisher nur an der Spindel zur Erzielung einer besseren Seilführung notwendig. Trotz der Verstärkung der Trommelwände hat sich aber im Laufe der ersten drei Profile eine kleine Verbiegung der Seitenflächen ergeben. Die benutzte Trommel ist daher in Reserve gestellt und die Ersatztrommel hier in Kapstadt eingesetzt worden. Bisher ist regelmäßig die Steuer-bord mittschiffs unmittelbar hinter der Brücke aufgestellte Serien-maschine in Betrieb gewesen, in der vor der Brücke ebenfalls Steuer-bord befindlichen zweiten Serienmaschine besitzt die Expedition eine weitere Reserve.

Als D r a h t l i t z e verwenden wir 4 mm-Aluminiumbronzelitze von der Firma Feiten & Guilleaume, von denen 8000 m sich auf jeder Trommel befinden. Diese Litze hatte sich bei den eingehenden von Pro-fessor M e r z veranlaßten Prüfungen im Materialprüfungsamt (Berlin-Dahlem), bei denen die verschiedenen Qualitäten (Gußstahldrahtlitze, Phosphorbronzelitze und Aluminiumbronzelitze) auf Zugfestigkeit, Dehnung, Biegsamkeit, Verwindbarkeit und Korrosion untersucht wurden, als die beste herausgestellt und hat sich auch bisher in der T a t gut bewährt. Sie wiegt 84 kg auf 1000 m und besitzt eine Gesamtbruch-festigkeit von etwa 830 kg. Bisher haben wir noch keine Instrumenten-verluste durch Bruch der Litze gehabt. Als Reserve besitzen wir 16 km Gußstahldrahtlitze von etwa 4 mm Durchmesser mit einer Gesamt-bruchfestigkeit von rund 1500 kg.

Mit besonderer Hingabe widmete sich M e r z auch der Frage der S c h i f f s e i n r i c h t u n g f ü r d i e w i s s e n s c h a f t l i c h e n Z w e c k e . All seine zahlreichen Wünsche und Anregungen wurden von den beteiligten Stellen, insbesondere dem Schiffkommando und der Marinewerft, aufgegriffen und in kürzester Frist verwirklicht. Man kann den „Meteor" als ein gut ausgestattetes, schwimmendes Meeres-forschungs-Institut bezeichnen, in welchem der verfügbare Platz nach Möglichkeit ausgenutzt ist. F ü r die ozeanographischen Zwecke wurde neben der Serienmaschine ein Deckshäuschen errichtet, das zur Auf-bewahrung der Thermometerrahmen und der großen Wasserschöpfer und zugleich als Ableseraum dient. E s enthält ein Wasserbad mit Glas-wänden zur Anpassung und Ablesung der mit jeder Serie herauf-kommenden 20 bis 24 Kippthermometer, besitzt in den von uns so genannten „Orgelpfeifen" eine zweckmäßige Einrichtung für die Auf-bewahrung der mit den Thermometern versehenen numerierten Thermo-meterrahmen. Die 48 Serienwasserschöpfer und 9 Ekman-Wasser-schöpfer sind in der Nähe der Serienmaschine in flachen verschließbaren Zinkblechschränken unter ihrer Nummer übersichtlich so aufgestellt, daß auch eine rasche Entnahme ihrer Wasserproben möglich ist. Unter Deck befinden sich im sogenannten „Zeichensaal", der zugleich die

Bericht über die ozeanographischen Untersuchungen. 3 1 wissenschaftliche Bibliothek, das wissenschaftliche Bureau und die

elek-trisch registrierenden meteorologischen Apparate enthält, die drei ozeanographischen Arbeitsplätze (zwei Titrierplätze und ein P l a t z für Zeichner), die nach den Erfahrungen der Vorexpedition zweckmäßig eingerichtet werden konnten. In den Tischen sind 500 Wasserproben-flaschen, zahlreiche Glasinstrumente usw. untergebracht, ein Büretten-schrank dient zur bruchsicheren Aufbewahrung unserer Büretten und Pipetten. Während der Vorexpedition ergab sich als ein besonderer Übelstand die große Wärme des Zeichensaals, die von dem benachbarten Maschinenraum herrührt. Durch die Isolierung der Zwischenwand konnte dieser Übelstand zum Teil behoben werden; immerhin maßen wir jetzt schon bei den südlichen Profilen wiederholt Temperaturen von 25"* bis 300 Grad im Zeichensaal, und es erscheint fraglich, ob bei den tropischen Profilen die Arbeiten hier im gleichen Umfange wie bisher durchgeführt werden können.

Die B e s t i m m u n g d e s S a l z g e h a l t s der mit den Wasser-schöpfern heraufgebrachten Wasserproben geschieht sogleich an Bord nach dem bekannten chlortitrimetrischen Verfahren unter Benutzung automatischer Büretten nach K n u d s e n , die jedoch zur Erzielung einer größeren Ablesegenauigkeit abgeändert wurden. Das geteilte Rohrstück ist bei unseren neuen Büretten, die für das Intervall 18.00 bis 21.00 Doppel-ccm zu verwenden sind, enger gehalten als bisher und ist in VBO Doppel-ccm geteilt, so daß eine Ablesegenauigkeit von

± 0,002 Doppel-ccm gewährleistet ist. Zwecks besserer Reinhaltung sind die Büretten einer Anregung von Dr. R o e r d a n s z von der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt entsprechend zerlegbar ge-staltet, indem unterhalb der Teilung das Bürettenrohr zerschnitten ist und durch einen feinen Glasschliff in das Hahnansatzstück völlig dicht eingefügt werden kann. Die Büretten, die zum Teil für die Normal-temperatur 15° C, zum Teil für 25° C justiert sind, wurden von der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt geprüft, ihre Fehler für je fünf Punkte der Teilung auf cmm ermittelt, so daß an den Ablesungen eine

± 0,002 Doppel-ccm gewährleistet ist. Zwecks besserer Reinhaltung sind die Büretten einer Anregung von Dr. R o e r d a n s z von der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt entsprechend zerlegbar ge-staltet, indem unterhalb der Teilung das Bürettenrohr zerschnitten ist und durch einen feinen Glasschliff in das Hahnansatzstück völlig dicht eingefügt werden kann. Die Büretten, die zum Teil für die Normal-temperatur 15° C, zum Teil für 25° C justiert sind, wurden von der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt geprüft, ihre Fehler für je fünf Punkte der Teilung auf cmm ermittelt, so daß an den Ablesungen eine