• Keine Ergebnisse gefunden

Die Kommunikation zwischen den Figuren wird oft durch direkte Rede geschildert. In den Gesprächen werden auch Körpersprache und Tonfall beschrieben. Die direkte Rede besteht sowohl aus Interaktionen zwischen zwei Personen als auch aus Mitteilungen. Einige Gespräche sind Beispiele für verschiedene Kommunikationstheorien, wie das Sender-Empfänger-Modell und das Container-Modell. Reaktionen auf die Gespräche in der direkten Rede werden auch durch Gedankenberichte präsentiert. Die Gedankenberichte werden nicht nur von der Hauptfigur Gilgi präsentiert, sondern auch von Olga. Die Gedankenberichte zeigen wie die

91 Keun 2002, S.262.

92 Keun 2002, S.262.

Figuren denken, aber das erfährt der innerliterarische Hörer im Text nicht. Das ist ein Teil der außerliterarischen Kommunikation und für der Leser des Romans.

Die Kommunikation zwischen Gilgi und den Frauen bezieht sich darauf, wie Gilgi mit Frau Kron, Fräulein Täschler, Frau Greif und Olga kommuniziert. Die Kommunikation mit Frau Kron und Fräulein Täschler ähneln einander. Die sind einseitige Monologe und in beiden gibt es keine Reaktion von Gilgi. Die Kommunikation mit Frau Greif ist umgekehrt. In diesem Fall spricht Gilgi, aber es gibt fast keine Reaktion von Frau Greif, außer als sie Gilgi die Ringe gibt. Die Gespräche mit Frau Greif sind jedoch Monologe von Gilgi. Zwischen Gilgi und den Müttern besteht eine Kontrastrelation. Die Merkmale für eine Kontrastrelation zwischen Gilgi und den Müttern sind die Monologe und die oberflächlichen Gespräche. Die Kommunikation mit Olga besteht hauptsächlich aus Dialogen. Ihre Gespräche sind zunächst offen und gleichberechtigt. Aber in ihren Gesprächen fehlen einige Antworten und werden stattdessen durch Gedankenberichte ersetzt. In den Gesprächen mit Olga wird deutlich, dass sich Gilgi verändert. Am Anfang des Romans ist sie selbständig und preist ihre Arbeit hoch. Aber sie wird mehr abhängig von Martin und verliert ihre Arbeit. Olga versucht Gilgi klarzumachen, dass sie wieder unabhängig werden muss, aber diese Versuche führen dazu, dass Gilgi Olga Informationen vorenthält. Gilgi und Olga haben sowohl eine Kontrast- als auch eine Korrespondenzrelation. Die Merkmale für eine Kontrastrelation zwischen Gilgi und Olga sind die Gespräche, die durch Gedanken ersetzt werden und mit einem Monolog verglichen werden können. Die beiden führen außerdem allgemeine Gespräche, welche auch als Merkmal für eine Kontrastrelation gesehen werden. Die Merkmale für eine Korrespondenzrelation sind sowohl die Dialoge, die sie häufig führen, als auch die Intimität zwischen den beiden, welche durch entsprechende Gesten ausgedrückt wird.

Die Kommunikation zwischen Gilgi und den Männern bezieht sich darauf, wie Gilgi mit dem Vater, Martin und Pit kommuniziert. Die Kommunikation zwischen Gilgi und dem Vater ist fast nicht existent. Die Gespräche, die Gilgi mit Martin hat, sind meistens Dialoge.

Später geht es aber mehr zu Gedankenberichten von Gilgi über. Es sind keine gleichberechtigten Gespräche, weil Gilgi fühlt, dass sie nicht alles sagen kann. Sie bricht deshalb die mündliche Kommunikation ab und schreibt schließlich nur einen Brief. Bei Martin wird auch eine genderspezifische Ansicht deutlich: er schaut auf Frauen herab. Er will auch nicht, dass Gilgi arbeitet, sondern dass sie von seinem Geld leben. Es ist eine andere Perspektive auf die Geschlechterfrage; dass die Frau zu Hause sein sollte und der Mann der Ernährer der Familie ist. Die beiden haben also eine starke Kontrastrelation. Obwohl es um Dialoge zwischen den beiden geht, gibt es keine Korrespondenzrelation, da sie nicht gleichberechtigt

sind. Martin ist ein manipulativer Gesprächspartner, was ein Merkmal für eine Kontrastrelation ist. Gilgi und Martin befinden sich nicht auf derselben Gesprächsebene. Die Kommunikation zwischen Gilgi und Pit sind gleichberechtigte und offene Gespräche. Die beiden sprechen in Dialogen, aber es gibt Fälle, in denen Pit nicht so viel antwortet. Insgesamt ist Pit derjenige, mit dem Gilgi am meisten reden kann und das ist ein wichtiges Kriterium für ein gleichberechtigtes Gespräch. In den Gesprächen mit Pit kann man auch sehen, dass sich Gilgi verändert. Sie verstärken Gilgis Entscheidung, nach Berlin zu ziehen. Gilgi und Pit haben sowohl eine Kontrast- als auch eine Korrespondenzrelation. Das Merkmal für eine Kontrastrelation sind in diesem Fall die Dialoge, die als Monologe betrachtet werden können, da Pit manchmal nur ein Ventil für Gilgi ist. Die Merkmale für eine Korrespondenzrelation sind sowohl die Anzahl der Dialoge, als auch die gleichberechtigten Gespräche, sowie die Intimität zwischen den beiden, welche durch ihre offenen Gespräche sichtbar wird.

In der Kommunikation zwischen Gilgi und den Frauen und jener mit den Männern kann man Unterschiede sehen, aber es unterscheidet sich mehr in Bezug auf jede Figur, als dass es etwas mit dem Geschlecht der Figur zu tun hätte. Gilgi hat einseitige Gespräche mit sowohl den weiblichen Figuren Frau Kron, Fräulein Täschler und Frau Gref, als auch mit dem Vater. Sie hat Dialoge mit sowohl Olga als auch mit Martin und Pit. Interessant ist, dass Gilgi nur mit einer männlichen Figur über ihre Schwangerschaft spricht und das ist nur Pit. Pit ist liberal, genau wie Gilgi, und deshalb fühlt sie, dass er sie besser verstehen wird.

In Bezug darauf, ob die Kommunikation eine Auswirkung auf das Leben der Hauptfigur Gilgis hat, kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass es nicht die Kommunikation selbst ist, sondern das, was in ihrem Leben passiert. Martin hat auf sie eingewirkt, zum Beispiel, dass sie nach und nach weniger selbstständig wurde, aber die größte Auswirkung ihres Lebens ist, dass sie schwanger wird.

Diese Examensarbeit untersucht nur die Kommunikation der Figuren, die am häufigsten vorkommen, und ausgewählte Gespräche zwischen ihnen. Als Ausblick für weitere Forschungsarbeiten wäre es interessant, eine umfassendere Analyse mit allen Figuren zu machen, z.B. die mit Hans und Hertha und alle weiteren Gespräche zu analysieren, um zu sehen, ob die Schlussfolgerungen, die über die Kommunikation gezogen wurden, anders hätten aussehen können.

Literaturverzeichnis

Primärliteratur

Keun, Irmgard. Gilgi - eine von uns. 2. Aufl. München: List, 2002.

Sekundärliteratur

Beavin, Janet H, Jackson, Don D. und Watzlawick, Paul. Menschliche Kommunikation:

Formen, Störungen, Paradoxien. 10. Aufl. Bern: Hans Huber. 2000.

Frankfurter Allgemeine Zeitung. Keine von uns und keine von ihnen. 2005-02-05.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/keine-von-uns-und-keine-von-ihnen-1211271.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0 (Abgerufen am 17.11.21)

Helduser, Urte. “Sachlich, seicht, sentimental. Gefühlsdiskurs und Populärkultur im Irmgard Keuns Romanen Gilgi, eine von uns und Das kunstseidene Mädchen in Irmgard Keun 1905/2005: Deutungen und Dokumente. Stefanie Arend und Ariane Martin (Ed.). Bielefeld:

Aisthesis-Verlag. 2005. S. 13-21.

Nave-Herz, Rosemarie. Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland. 1. Aufl.

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 1994.

Nünning, Ansgar. Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie: Ansätze - Personen – Grundbegriffe. 3. Aufl. Stuttgart: J.B. Metzler. 2004.

Nünning, Ansgar und Nünning, Vera. Erzähltextanalyse und Gender Studies. Stuttgart: J.B.

Metzler. 2004.

Nünning, Ansgar und Nünning, Vera. Methoden der literatur- und kulturwissenschaftlichen Textanalyse. Stuttgart: J.B. Metzler. 2010.

Reinhardt-Becker, Elke. “Liebeslehren der Kälte: Frauen und Männer im Versuchslabor von Irmgard Keuns Gilgi-Roman.” in "Laboratorium Vielseitigkeit" - zur Literatur der Weimarer Republik: Festschrift für Helga Karrenbrock zum 60. Geburtstag. Petra Josting (Ed.). Bielefeld:

Aisthesis-Verlag. 2005. S. 295-310.

Schenk, Herrad. Die feministische Herausforderung: 150 Jahre Frauenbewegung in Deutschland. 6. Aufl. München: C.H. Beck. 1992.

Schulz von Thun, Friedemann. Miteinander reden. 1, Störungen und Klärungen: allgemeine Psychologie der Kommunikation. 1. Aufl. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch. 1981.

Vogt, Jochen. Aspekte erzählender Prosa: eine Einführung in Erzähltechnik und Romantheorie.

8. Aufl. Opladen: Westdeutscher Verlag. 1998.