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4. Forschungsstand: PTBS(-Merkmale) und

4.5 Zusammenfassung PTBS(-Merkmale) und

menhänge zwischen der PTBS und dem gehäuften Auftreten von paranoiden Gedanken und Misstrauensgefühlen bei den Ehefrauen der Veteranen. Vergleichbare Ergebnisse berichten auch Lev-Wiesel und Amir (2001) sowie McDevitt-Murphy, Weathers, Adkins und Daniels (2005). Campbell und Morrison (2007) gehen auf der Basis ihrer Studienergebnisse davon aus, dass die PTBS das Auftreten paranoider Überzeugungen begünstigt. Odenwald et al. (2009) gingen der Frage nach, ob der Konsum von Khat den Zusammenhang zwischen der PTBS und dem Auftreten paranoider Gedanken mediiert und Erwartungen an den Konsum den beschrie-benen Zusammenhang moderieren. Die Hypothesen bestätigten sich in die erwartete Richtung.

Jedoch wurden auch direkte Zusammenhänge zwischen dem Khat-Konsum und paranoiden Gedanken sowie zwischen dem Vorliegen einer PTBS und paraniden Gedanken deutlich.

Bei White und Gumley (2009) wurde der Zusammenhang zwischen der PTBS und dem Auftre-ten einer weiteren Episode der paranoiden Schizophrenie vor allem durch die Angst vor einer erneuten Psychose vermittelt.

Paranoide Gedanken als Prädiktor von PTBS-Merkmalen: Rippy (2008) untersuchte den Einfluss paranoider Gedanken (ohne Diagnose) auf die Ausbildung einer PTBS. Die postulier-ten Zusammenhänge bestätigpostulier-ten sich in der angenommenen Richtung. Allerdings lag der Stu-die ein Querschnittdesign zugrunde, auf Basis dessen nur eingeschränkte Aussagen zu Ursa-che-Wirkungsrichtungen möglich sind.

4.4.2. Zusammenfassung

Bisher wurden psychische Störungen mit paranoiden Anteilen besonders häufig als Folge trau-matischer Erfahrungen und komorbide Beeinträchtigungen neben der PTBS untersucht. Deut-lich wurde, dass vor allem die Paranoide PersönDeut-lichkeitsstörung mit einer Häufigkeit von 3% bis 46% in Abhängigkeit der untersuchten Stichprobe komorbid neben der PTBS auftritt und die Belastung durch PTBS-Symptome verstärkt. Die Borderline-Persönlichkeitsstörung und die pa-ranoide Schizophrenie sind weitere krankheitswertige Störungen, die häufiger neben der PTBS zu beobachten sind.

Zudem sind auch paranoide Gedanken und Misstrauensgefühle ohne Diagnose eine häufige Begleiterscheinung Posttraumatischer Belastungsstörungen. Sie werden sowohl als Prädiktor wie auch als Folge der PTBS beschrieben. Da alle gefundenen Veröffentlichungen auf Quer-schnittdesigns beruhen, können Ursache-Wirkungsbeziehungen jedoch nicht eindeutig be-stimmt werden. Vor diesem Hintergrund werden paranoide Gedanken in einer der gesichteten Erhebungen auch als Kennzeichen der PTBS beschrieben.

4.5 Zusammenfassung PTBS(-Merkmale) und weitere Traumafolgen/-Folgestörungen

Deutlich wurde, dass vor der traumatischen Erfahrung bestehende depressive Verstimmungen sowie Angst die Ausbildung von PTBS-Merkmalen/einer PTBS nach traumatischen Erfahrungen begünstigen können. Diese Verbindungen scheinen unabhängig davon beobachtet werden zu können, ob depressive Verstimmungen und Angst als Persönlichkeitsmerkmal, als Beeinträchti-gung ohne Krankheitswert oder als Merkmal krankheitswertiger Störungen erfasst wurden. Be-sonders auffallend war die PTBS-prädiktive Wirkung des Persönlichkeitsmerkmals Angstsensiti-vität. Körperliche Beeinträchtigungen/Erkrankungen als auch paranoide Gedanken bzw. Stö-rungen mit paranoiden Anteilen wurden bisher weniger als Prädiktoren von PTBS-Merkmalen/der PTBS oder Moderatoren des Zusammenhanges zwischen traumatischen Erfah-rungen und der Ausbildung von PTBS-Merkmalen/einer PTBS betrachtet.

Die interessierenden Merkmale weiterer Traumafolgen/Traumafolgestörungen werden jedoch auch als direkte kurz- oder langfristig auftretende Konsequenzen traumatischer Erfahrungen diskutiert. Auch hier wurden depressive Verstimmungen, Angst, körperliche Beschwerden und paranoide Gedanken als Beeinträchtigungen ohne Krankheitswert sowie als Merkmal krank-heitswertiger Störungen betrachtet. In den Untersuchungen wurden insbesondere direkte Ver-bindungen zwischen traumatischen Erfahrungen und depressiven Merkmalen bzw. Störungen sowie Angstmerkmalen/Angststörungen gefunden, die gleichtzeitig neben der PTBS auftraten.

Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass depressive Beeinträchtigungen eher mit traumatisch erlebten (privaten) Verlusterfahrungen in Verbindung gebracht werden können.

Mehr als für die übrigen interessierenden Beeinträchtigungen wird für zeitgleich auftretende depressive Merkmale und depressive Störungen ein Einfluss auf die Höhe der PTBS-Merkmalsausprägungen bzw. Symptome, den Behandlungserfolg bei PTBS und den Zusam-menhang zwischen der PTBS und der langfristigen Ausbildung weiterer psychischer Beein-trächtigungen diskutiert.

Nicht immer ganz einfach erscheint die definitorische Abgrenzung zwischen Merkmalen der PTBS und Merkmalen von Angst. Die PTBS-Diagnose zählt im DSM IV selbst zu den Angststö-rungen. Basis der gemeinsam geteilten Varianz bilden die Merkmale Vermeidungsverhalten (nachlassende Interessen, Affektverflachung) und Übererregung (Schlafstörungen, Schreckhaf-tigkeit, Reizbarkeit). Die Spezifizierung dieser Angstmerkmale als Kennzeichen der PTBS oder als Kennzeichen einer weiteren Angststörung scheint auf der Basis fragebogengestützter Studi-endesigns somit schwierig. Abgrenzungsmöglichkeiten ergeben sich jedoch durch die Forde-rung nach einem spezifischen auslösenden Ereignis und dem Vorhandensein von Intrusionen.

Auch Angstmerkmale erwiesen sich als Moderatoren des Zusammenhanges zwischen PTBS-Merkmalen/der PTBS und der subjektiven Wahrnehmung der Gesundheit.

Die Ergebnisse zum direkten Zusammenhang zwischen traumatischen Erfahrungen und dem Auftreten körperlicher Erkrankungen sind bisher uneinheitlich. Als gesichert, aber wenig überra-schend, gelten Verbindungen zwischen spezifischen Merkmalen der traumatischen Erfahrung, wie z. B. Kriegseinsätze in fremden Regionen, und dem Auftreten bestimmter parasitärer oder infektiöser Erkrankungen.

Paranoide Gedanken bzw. Persönlichkeitsstörungen mit paranoiden Anteilen, wie z. B. die Borderline-Störung, wurden in den Untersuchungen ebenfalls als Folgen traumatischer Erfah-rungen diskutiert. Sie standen ebenfalls häufiger mit spezifischen Merkmalen (interpersonelle,

absichtlich hervorgerufene Erfahrungen, wie z. B. sexuelle oder körperliche Gewalt) der trauma-tischen Erfahrung in Verbindung.

Im Fokus dieser Arbeit steht die Betrachtung langfristiger Verbindungen zwischen PTBS-Merkmalen/der PTBS und weiteren Traumafolgen/Traumafolgestörungen. Bisher wurden vor allem Zusammenhänge zwischen PTBS-Merkmalen/der PTBS und depressiven Verstimmun-gen/Störungen, Angst/Angststörungen sowie körperlichen Beeinträchtungen/Erkrankungen häu-figer betrachtet. Deutlich wurde, dass PTBS-Merkmale, insbesondere Übererregung, langfristig die Ausbildung depressiver Merkmale bzw. depressiver Störungen sowie von sozialen Ängsten und Panikstörungen begünstigen. Verbindungen zwischen PTBS-Merkmalen/der PTBS und Angst wurden dabei durch depressive Verstimmungen beeinflusst.

Körperliche Beeinträchtigungen gelten den Forschungsergebnissen folgend vor allem als lang-fristige Folgen der PTBS, deren Ausbildung ebenfalls durch depressive Merkmale beeinflusst wird. Überwiegend werden Zusammenhänge zwischen den PTBS-Merkmalen, insbesondere Intrusionen und Übererregung, und körperlichen Beeinträchtigungen, wie z. B. muskulo-skelettale Beschwerden, cardio-pulmonale Beschwerden, berichtet. Die PTBS scheint den Er-gebnissen der Studien folgend auch ein erhöhtes Risiko für die Ausbildung von muskulo-skelettalen Erkrankungen, chronischen Schmerzsyndromen, für Asthma und Ekzeme darzustel-len, aber auch mit einer erhöhten Inanspruchnahme von medizinischen Gesundheitsdiensten verbunden zu sein.

Zudem scheinen langfristige PTBS-Verläufe mit dem Auftreten paranoider Merkmale/Störungen in Verbindung zu stehen. Häufiger wurden dabei bisher Verbindungen zwischen der PTBS und psychischen Störungen mit paranoiden Anteilen betrachtet. Die Arbeiten fokussierten dagegen weniger auf die Ausbildung von nicht-krankheitswertigen paranoiden Ideen und Misstrauen in-folge traumatischer Erfahrungen oder von PTBS-Merkmalen/der PTBS. Diese Lücke versucht die vorliegende Arbeit zu schließen.