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5. Burnout und (Trauma-)Folgen/-Folgestörungen

5.2. Forschungsstand Burnout und (Trauma-)Folgen/-Folgestörungen

5.2.3. Burnout und Angst/-Störungen

Angstgefühle sind nicht zwingend als problematisch anzusehen. Evolutionsgeschichtlich kommt ihnen durch ihre verhaltensregulierende Funktion auch eine wichtige Rolle bei der Sicherung des Überlebens zu. So ist Angst eng mit Gefahrenwahrnehmung und Fluchtreaktionen verbun-den. Angstgefühle können demnach als (kurzfristige) Folge bedrohlich wahrgenommener Situa-tionen durchaus angemessen sein. Reinecker (1993) geht sogar davon aus, dass Ängste und Sorgen zu den allgegenwärtigen Gefühlen in einem menschlichen Leben zählen. Der Autor verweist darauf, dass Menschen Angstsituationen (z. B. gefährliche Sportarten, Lesen von Kri-mis) auch bewusst aufsuchen und anregend erleben. Darüber hinaus tritt Angst bzw. Ängstlich-keit auch als überdauerndes, nichtpathologisches, individuelles PersönlichÄngstlich-keitsmerkmal von Menschen auf.

Erst wenn Angstgefühle der Situation unangemessene Reaktionen hervorrufen, d.h. wenn Men-schen in weitgehend ungefährlichen Situationen mit übertriebener Angst reagieren, die Angst-reaktionen überdauernd sind, zu einer starken Beeinträchtigung des täglichen Lebens führen und durch die Betroffenen weder erklärt noch beeinflusst werden können, ist nach Reinecker (1993) von problematischer bzw. pathologischer Angst zu sprechen. Insbesondere das Ausmaß der Beeinträchtigungen in den allgemeinen Aktivitäten des täglichen Lebens scheint einen we-sentlichen Beitrag dazu zu leisten, problematische bzw. pathologische von unproblematischen Ängsten zu differenzieren (Reinecker, 1993). Problematische Merkmale von Angst können im Kontext zahlreicher psychischer Störungen mit Krankheitswert, insbesondere von Angststörun-gen, auftreten (Davison & Neele, 1988).

Angst als theoretisches Konstrukt kann über beobachtbare Merkmale bzw. Indikatoren auf einer kognitiven oder subjektiv-verbalen (Gedankeninhalte und verbale Äußerungen), einer moto-risch-verhaltensmäßigen (Fluchtreaktionen, Vermeidungsverhalten) und somatisch physiologi-schen Ebene (unspezifische körperliche Beschwerden und physiologische Reaktionen) be-schrieben werden (Reinecker, 1993). Die den Ebenen zuzuordnenden Merkmale treten dabei in inter- als auch intraindividuellen Kombinationen auf.

In der Literatur wurden bereits Verbindungen zwischen Burnout und Angst diskutiert (Schaufeli

& Enzmann, 1998). Dabei werden Merkmale von unbestimmter Angst einerseits als Kennzei-chen oder „Symptom“ von Burnout beschrieben (Schaufeli & Enzmannm, 1998; Burisch, 2006).

Schaufeli und Buunk (2003)5 gehen davon aus, dass (insbesondere erschöpft) ausgebrannte Menschen zu Beginn des Burnout-Prozesses aufgrund einer sinkenden Frustrationstoleranz Anzeichen von Angst zeigen. Zu den von Maslach und Jackson (1984) sowie von Schaufeli und Enzmann (1998) definierten Burnout-Merkmalen zählt Angst jedoch nicht.

Andererseits scheint der Grad der Ausprägung ängstlicher Persönlichkeitsanteile die Entwick-lung eines Burnout-Prozesses zu beeinflussen (Richardson, Burke & Leiter, 1992; Rösing, 2003). Ängstlichkeit wird häufig auch als eine Komponente des komplexen, wenn auch nach wie vor unterschiedlich operationalisierten, Persönlichkeitsmerkmals Neurotizismus diskutiert.

Zusammenhänge zwischen Neurotizismus und Burnout wurden bisher häufig gefunden (s.

Langelaan, Bakker, van Doornen & Schaufeli, 2006). Dabei kann angenommen werden, dass ängstliche Menschen in bedrohlich wahrgenommenen Situationen zu einer schnelleren Aktivie-rung der Stress-Hormon-Achse neigen, was dann langfristig zu mehr Erschöpfung führt. Er-schöpfung könnte in Verbindung mit ängstlichen Persönlichkeitsanteilen auch dazu führen, dass Anforderungen eher als Bedrohung wahrgenommen werden. Zu diskutieren ist auch, ob er-schöpft ausgebrannte Menschen in stressrelevanten Situationen eher mit Angst reagieren, da sie nicht genügend Kraft zur Bewältigung der Anforderungen aufbringen können. Gleichzeitig scheint Erschöpfung die Bewältigungskapazitäten im Umgang mit Angst zu schwächen.

In dieser Arbeit interessieren vor allem langfristige Zusammenhänge zwischen Burnout und Merkmalen von Angst/Angststörungen. Burke und Richardson (1996) verweisen in ihrer Über-sichtsarbeit auf Studienergebnisse, die vergleichbare Verbindungen finden konnten. Nachfol-gend werden die Ergebnisse einer Literaturrecherche zum Forschungsstand zu Burnout und Angst dargestellt.

5.2.3.1. Ergebnisse der Literaturrecherche

Suchstrategie: Unter Verwendung der englischen Bezeichnung der SCL-Skala Ängstlichkeit wurde im Dezember 2010 eine Literaturrecherche in PsycINFO® mit dem Suchterm „Burnout AND Anxiety“ durchgeführt. Die Suche wurde auf relevante Veröffentlichungen aus dem Zeit-raum der Jahre 2000 bis 2010 limitiert.

Ein- und Ausschlusskriterien: In die Auswertung fanden ausschließlich empirische Arbeiten Eingang. Ausgeschlossen wurden alle theoretischen Arbeiten (N = 19) sowie Arbeiten ohne inhaltlichen Bezug zur Fragestellung (N = 120, z. B. Angst als Folge von Arbeitsbelastungen;

spezielle Angstformen, wie z.B. Bindungs-, Wettbewerbs- oder Todesangst; Evaluation von In-terventionen oder Therapien etc.). Beiträge, die Zusammenhänge zwischen Burnout und der PTBS untersuchten, wurden an anderer Stelle dieser Arbeit bereits berücksichtigt (N = 5; s.

Kapitel 5.1.1). Ebenfalls wurden Arbeiten ausgeschlossen, welche Burnout über Instrumente zur Erfassung von Compassion Fatigue operationalisierten (N = 8).

Relevante Treffer: Insgesamt brachte die Recherche 207 Treffer. 152 Treffer (74%) wurden aus der weiteren Auswertung ausgeschlossen. In die abschließende Auswertung gingen somit

5 Den Annahmen der Conservation of Resources Theory folgend gehen Shirom et al. (2005) davon aus, dass insbesondere zu Beginn des Burnout-Prozesses aktive Versuche der Bewältigung stressrelevanter Anforderungen und der Vermeidung eines weiteren Ressourcenverlustes im

Zu-55 Arbeiten ein. In Tabelle 9 ist die Verteilung der Veröffentlichungen innerhalb des Recherche-zeitraumes dargestellt. Das Interesse zum Zusammenhang zwischen Burnout und Merkmalen von Angst bleibt im Veröffentlichungszeitraum annähernd konstant.

Tabelle 9: Zeitliche Verteilung der Veröffentlichungen zum Zusammenhang zwischen Burnout und Angst/-Störungen

PsycINFO® (2000-2010) („Burnout AND Anxiety”)

Jahr Relevant Gesamt

2000 6 35% 17

2001 6 50% 12

2002 7 70% 10

2003 3 19% 16

2004 5 42% 12

2005 4 21% 19

2006 7 24% 29

2007 3 15% 20

2008 6 21% 29

2009 2 10% 21

2010 6 27% 22

Gesamt 55 27% 207

Ergebnisse der Analyse der relevanten Treffer: Die relevanten Treffer können inhaltlich diffe-renziert werden.

Ängstliche Persönlichkeitsmerkmale und Burnout: Unter den Treffern finden sich 17 Arbei-ten in denen Zusammenhänge zwischen einer ängstlichen Persönlichkeit und Burnout unter-sucht wurden. In den Arbeiten wurde zur Erfassung von Burnout überwiegend auf das MBI und zur Erfassung von ängstlichen Persönlichkeitsmerkmalen auf das State Trait Anxiety Inventory (Spielberger, Gorsuch & Lushene, 1970) zurück gegriffen. In 14 dieser Arbeiten werden die Er-gebnisse von Querschnitterhebungen berichtet. In zwei Artikeln sind die ErEr-gebnisse von Längs-schnitterhebungen veröffentlicht (Miner, 2007; Wiggins, Cremades, Lai, Lee & Erdmann, 2006).

Ein Review findet sich ebenfalls unter den Treffern (Vries & van Heck, 2000).

Die überwiegende Mehrzahl der Querschnitterhebungen zum Zusammenhang zwischen ängst-lichen Persönlichkeitsmerkmalen und Burnout wurde bei Stichproben aus medizinischen oder therapeutischen Berufen durchgeführt (Angelini, Cascio & Papa, 2000; Doz, Novara, Sica, Sanavio, 2003; Freilone, Fratianni & Giraudo, 2006; Gustafsson, Persson, Eriksson, Norberg &

Strandberg, 2009; Nieto et al., 2001; Puricelli, Callegari, Pavacci, Caielli & Raposio, 2008;

Souza & da Silva, 2002; Vega, 2010). Unter den Arbeiten finden sich auch Erhebungen bei Hausfrauen (La Rubia, Ramãrez & Hernandes, 2010), Feuerwehrmännern (Mccall, 2002), Sportlern (Raedeke & Smith, 2001; Wiggins, Lai & Deiters, 2005), Lehrern (Ponnelle, 2008) und Studenten (Slivar, 2001). In allen Erhebungen finden sich positive Verbindungen zwischen ängstlichen Persönlichkeitsanteilen und Burnout, insbesondere dem Merkmal Erschöpfung.

Dabei werden ängstliche Persönlichkeitsmerkmale als Prädiktor höherer Erschöpfungswerte diskutiert.

Vergleichbare Ergebnisse berichten auch Vries und van Heck (2000) in ihrem Review, sowie Miner (2007) in einer Längsschnitterhebung bei 60 Theologiestudenten. Wiggins et al. (2006) finden in ihrer Längsschnitterhebung bei Sportlern vor allem Zusammenhänge zwischen ängst-lichen Persönlichkeitsanteilen und einem nachlassenden berufängst-lichen Wirksamkeitserleben.

Gustafsson et al. (2009) gehen von einem komplexen Zusammenspiel zwischen ängstlichen Persönlichkeitsmerkmalen, den jeweiligen Lebensumständen und Burnout aus. Vries und van Heck (2000) regen auf der Basis der Ergebnisse ihres Reviews zur Durchführung von weiteren Längsschnitterhebungen an.

In 25 Veröffentlichungen werden Ergebnisse von Studien berichtet, in welchen Burnout und Merkmale von Angst sowie Angststörungen parallel untersucht wurden. Die Ergebnisse von 20 Querschnitterhebungen und fünf Längsschnitterhebungen (Armon, Melamed, Shirom & Shapira, 2010; Jonsdottir et al., 2010; Miner, 2007; van der Velden et al., 2010; Vente, Kamphuis &

Emmelkamp, 2006) finden sich unter den Treffern. Im Review von Dyrbye et al. (2006b) wurde ebenfalls auf Studien verwiesen, in denen beide Konstrukte parallel betrachtet wurden.

Burnout und Merkmale von Angst als Prädiktoren dritter Variablen: In den Studien werden Burnout sowie Merkmale von Angst einerseits als Prädiktoren von:

Veränderungen stressrelevanter Biomarker (Speichelamylase, C-reaktives Protein (CRP), Cortisol und Fibrinogen; Brain-derived-neurotrophic factor) (Sertoz et al., 2008; Toker et al., 2005; Wingenfeld et al., 2010) und

von muskulo-skelettalen Schmerzen (Armon, Melamed, Shirom & Shapira, 2010) untersucht.

Deutlich wurde u. a., dass bei weiblichen Studienteilnehmern Burnout mit hohen Werten des C-reaktiven Proteins (CRP) im Zusammenhang stand, Angstmerkmale jedoch nicht. Bei männli-chen Teilnehmern konnten weder für Burnout noch für Merkmale von Angst Zusammenhänge mit höheren CRP-Konzentrationen im Blut gefunden werden. Burnout wurde hier allerdings mit dem SMBM (Shirom, 2009, online) erhoben, welches vor allem auf die Erfassung physischer, emotionaler und kognitiver Ermüdung bzw. Erschöpfung fokussiert (Toker, et al., 2005). Armon et al. (2010) untersuchten, inwieweit Änderungen der Burnout- und Angstausprägungen zwi-schen zwei Messzeitpunkten die Ausbildung von muskulo-skelettalen Schmerzen vorhersagen.

Die Autoren berichten lediglich einen Effekt in Abhängigkeit der Änderung der Burnout-Ausprägungen.

Gemeinsame Prädiktoren von Burnout und Merkmalen von Angst: Andererseits wurden beide Konstrukte jeweils als direkte Folgen:

des Stresserlebens (Brattberg, 2006b),

unterschiedlicher Copingsstile (Heining & Gan, 2008),

Stressrelevanter Arbeitsbedingunger (Burke & Greenglass, 2001; Greenglass & Burke, 2001;

Iliescu, 2004; Janssen, 2004; Lachtermann & Meir, 2004; Mckown, 2002; Meir &

Lechterman, 2000; Price & Weiss, 2000; van der Doef & Maes, 2000; Winstanley & Whitting-ton, 2002),

von Alexithymie (Pini, Martellucci, Puleggio & Calamari, 2006; Vente et al., 2006) und sportlicher Betätigung (Jonsdottir et al., 2010) betrachtet.

Dabei erwiesen sich u. a. eine hohe Arbeitslast, Zeitdruck, Rollenambiguität und hohe physi-sche Verausgabung als gemeinsame Prädiktoren von Burnout und Angstmerkmalen. In der Erhebung von van der Velden et al. (2010) wurde deutlich, dass Polizisten stärker ausgebrannt waren und mehr Angst berichteten, wenn sie zwischen den Messzeitpunkten (27 Monate) im Rahmen des Dienstes ernsthaft bedroht wurden.

Darüber hinaus finden sich unter den Treffern Studien, in welchen die Burnout- und Angstlevel zwischen verschiedenen Stichproben verglichen wurden (z. B. Pflegende unterschiedlicher Ab-teilungen, Migranten und Einheimischen, Manager und Geistliche, Mütter gesunder und kranker Kinder) (Allam & Ali, 2007; Ebrinc, Açikel, Başoğlu, Çetin & Çeliköz, 2005; Michels, Probst, Godenick & Palesch, 2003; Weiss, 2002). Im Review von Dyrbye et al. (2006b) wurden Studien einbezogen, welche Burnout und Angstsymptome bei Medizinstudenten untersuchten. Zum Zeitpunkt der Erstellung der Übersichtsarbeit fanden sich keine Untersuchungen zu Burnout bei Medizinstudenten, jedoch Studien, welche hohe Angstlevel in der Zielgruppe aufzeigten.

Unter den Treffern sind auch 14 Arbeiten, welche direkte Verbindungen zwischen Burnout und Merkmalen von Angst sowie Angststörungen thematisieren. In 12 Veröffentlichungen werden die Ergebnisse von Querschnitterhebungen berichtet, zwei Reviews finden sich ebenfalls unter den relevanten Treffern.

Burnout als Prädiktor von Angstmerkmalen/Angststörungen: In den gesichteten Studien wurde Burnout überwiegend als Prädiktor von Angstmerkmalen operationalisiert. Rund die Hälf-te der Studien (N = 5) wurde bei Lehrerstichproben durchgeführt (Daniel & Schuller, 2000; Elvi-ra & Herrusco, 2005; Kress, 2007; Mohammadi, 2006; Xiao-ming & Wen-zeng, 2004). Die übri-gen Erhebunübri-gen beziehen sich auf Ergebnisse bei Stichproben in unterschiedlichen beruflichen Kontexten (Angelini et al., 2000; Grossi et al., 2003; Murphy, 2001; Murphy et al., 2006; Ogus, 2008; Peterson et al., 2008; Yilmaz et al., 2009).

In allen Studien wurde das Auftreten von Angstmerkmalen durch Burnout, insbesondere Er-schöpfung, vorhergesagt. So finden sich in den Erhebungen von Grossi et al. (2003) sowie Pe-terson et al. (2008) die höchsten Angstausprägungen bei ausgebrannten Mitarbeitern. In der Studie von Kress (2007) wurden vor allem Zusammenhänge zwischen Zynismus und Merkma-len von Angst deutlich. Mohammadi (2006) berichtet auch Zusammenhänge zwischen hohem professionellen Wirksamkeitserleben und weniger Angstmerkmalen.

Peterson et al. (2008) untersuchten auf der Basis der Annahmen des Job Demands-Resources Modells den mediierenden Einfluss Burnouts auf den Zusammenhang zwischen hohen Arbeits-anforderungen und der Ausbildung von Angst. Die Höhe der selbst-berichteten Beeeinträchtigungen durch Angst erlaubte den Autoren eine klare Differenzierung zwischen ausgebrannten sowie lediglich erschöpften und gesunden sowie wenig engagierten Personen-gruppen. Auch Ruiz und Rois (2004) sowie Vaccon (2000) verweisen auf Basis der Ergebnisse ihrer Reviews auf die Bedeutung von Burnout für die subjektive psychische Gesundheit und die Ausbildung von Angstmerkmalen.

Daniel und Schuller (2000) setzten in ihrer Erhebung ein Screeninginstrument ein, auf dessen Basis sie Zusammenhänge zwischen Burnout und Angstsymptomen, die auf das Vorhanden-sein phobischer Angststörungen verweisen, diskutieren. Elvira und Herrusco (2005) beschrei-ben Korrelationen zwischen Burnout und krankheitsbedingten Fehltagen aufgrund von Angst-störungen.

5.2.3.2. Zusammenfassung

Annahmen zum Zusammenhang zwischen Burnout und Merkmalen von Angst/Angststörungen wurden bereits häufiger thematisiert und untersucht. Die Ergebnisse der Literaturrecherche ver-deutlichen, dass Personen mit ängstlichen Persönlichkeitsmerkmalen eher zu Burnout, insbe-sondere Erschöpfung, neigen.

Andererseits wurde das gemeinsame Auftreten von Burnout und Merkmalen von Angst in zahl-reichen Studien parallel unter Beachtung einer Vielzahl unterschiedlicher Einflussfaktoren, wie z. B. stressrelevante Arbeitsanforderungen, unterschiedliche Copingstile, sowie als Vorausset-zung für die Ausbildung muskulo-skelettaler Schmerzen und Veränderungen physiologischer Parameter untersucht.

In nahezu einem Drittel der berücksichtigten Veröffentlichungen finden sich Hinweise auf direkte Zusammenhänge zwischen Burnout und Angst. Dabei ist danach zu differenzieren, ob auf der Basis der Erhebungen Aussagen zum Vorliegen von Angstmerkmalen oder zum Vorliegen von Angststörungen getroffen werden können. Mehrheitlich wird Burnout als Prädiktor von Angst-merkmalen untersucht. Nach bisherigem Kenntnisstand scheinen vor allem erschöpft ausge-brannte, in geringerem Umfang auch zynisch ausgebrannte Menschen, mehr Anzeichen von Angst zu entwickeln. Diese Ergebnisse werden u. a. darauf zurückgeführt, dass durch die kog-nitive Erschöpfung Anforderungen eher als bedrohlich bewertet werden und körperliche Merk-male von Erschöpfung der Unterdrückung angstassoziierter ErregungsmerkMerk-male entgegen ste-hen.

Insgesamt machen die Ergebnisse der Literaturrecherche vor allem aber eines deutlich: bisher dominieren Querschnittdesigns in der Untersuchung von Zusammenhängen zwischen Burnout und Merkmalen von Angst. Querschnittdesigns erlauben jedoch lediglich Vermutungen zu Ur-sache-Wirkungsrichtungen zwischen verschiedenen Konstrukten. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sollen deshalb langfristige Zusammenhänge zwischen Burnout und Angstmerkmalen im Kontext traumatischer Erfahrungen näher betrachtet werden.