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3 Material und Methoden

4.6 Zusammenfassung der Ergebnisse

Resümierend ist festzustellen, dass sich anhand der Auswertungen mittels der redu-zierten Ergebnisübersicht mit den Kategorien „heiß“, „kalt“, „indifferent“ bei 12 von insgesamt 76 knotigen Strukturen Ungleichheiten zwischen Planarszintigraphie und CZT-SPECT gezeigt haben.

Das bedeutet zunächst, dass in 15,8 v. H. bzw. etwas mehr als einem Sechstel der beurteilten Fälle eine präzisere Zuordnung innerhalb der szintigraphischen Farbskala und damit eine sicherere Diagnose möglich war.

Im Umkehrschluss muss allerdings auch gesehen werden, dass dagegen 84,2 v. H.

resp. knapp etwas mehr als fünf Sechstel aller Fälle planarszintigraphisch zutreffend beurteilt waren.

Alle 12 Diskrepanzen zwischen Planarszintigraphie und CZT-SPECT waren in der Kategorie planarszintigraphisch „indifferent“ angesiedelt. Von ursprünglich hier veror-teten 53 Knoten wurden diese 12 Strukturen nach der Beurteilung mit der CZT-SPECT innerhalb der szintigraphischen Farbskala als „kalt“ gesehen. Das entspricht einem pro-zentuellen Anteil von 22,6 v. H. bzw. etwas mehr als einem Fünftel aller Fälle.

Aber auch hier muss demgegenüber gesehen werden, dass 77,4 v. H. resp. knapp vier Fünftel aller betroffenen Knoten planarszintigraphisch vorher exakt bestimmt wurden.

Letztendlich fanden sich die Beurteilungen „heiß“ oder „kalt“ in der Planarszintigra-phie 23-mal und in der CZT-SPECT 35-mal. Diese finale Verteilung weist aus, dass durch die CZT-SPECT bei 52,2 v. H. bzw. etwas mehr als der Hälfte der zuvor als „in-different“ gesehenen Fälle eine definitivere Beurteilung möglich war.

Diese Bewertung der festgestellten Abweichungen legt auf den ersten Blick den Schluss nahe, dass dem CZT-Halbleiterkamerasystem der „GE-Discovery NM 530c“

Optimierungsmöglichkeiten hinsichtlich der Beurteilung thyreoidaler Funktionalitäten immanent sein könnten.

Diese lediglich prozentuale Bewertung relativiert sich jedoch signifikant, wenn die Abweichungen in den einzelnen Diagnosen der Befunder anhand der originären detail-lierten szintigraphischen Farbskala („heiß“, „warm“, „indifferent“, „kühl“, „heiß“) be-trachtet werden (siehe Anhang 1).

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In der sich dort abbildenden Nonkonformität der Diagnosen der zwei beteiligten Nuk-learmediziner zeigt sich u. a. die mangelnde Erfahrung mit der innovativen CZT-Technologie im Bereich der Schilddrüsendiagnostik. Dieses überrascht nicht angesichts der Tatsache, dass diese neuartige Technologie explizit für die Myocarddiagnostik op-timiert ist.

Aus diesem Grunde stehen folgerichtig derzeit auch noch keine insoweitigen Kon-kordanzanalysen mit entsprechenden Referenzwerten als Orientierungshilfen zur Verfü-gung.

Im Rahmen dieser Arbeit wurden Ermittlungen nach Cohens Kappa zu den Interrater-Reliabilitäten der beteiligten Befunder durchgeführt (siehe Ziffer 4.4).

Bei der Diagnostik mit der CZT-SPECT konnten bei zwei Umkategorisierungen, nämlich von „indifferent“ in „kühl/kalt“ und von „indifferent“ in „warm/heiß“, Über-einstimmungskoeffizienten von 0,21 und 0,02 ermittelt werden. Diese Werte interpre-tiert die einschlägige Literatur mit „schwach“ bis - grenzwertig – „leicht“.

Bei gleichen Zuordnungskonstellationen innerhalb der planarszintigraphischen Be-fundung zeigte sich ein deutlich anderes, und zwar besseres Ergebnis. Die hier erzielten Koeffizienten von 0,70 und 0,20 werden mit „schwach“ bis „gut/stark“ gedeutet.

U. a. und gerade diese teilweise diskordanten Detaildiagnosen zeigen eindrucksvoll die - folgerichtig - nutzerbezogenen Limitierungen im Umgang mit der neuartigen SPECT-Technologie im Bereich der Schilddrüsendiagnostik auf.

Es ist zu konstatieren, dass die innovative Technologie der „GE-Discovery NM 530c“

mit ihrer ausschließlichen Myocardausrichtung Untersuchungsergebnisse ermöglicht, die aktuell in ihrer Reproduzierbarkeit denen der Planarszintigraphie deutlich unterlegen sind.

Hinzu kommt eine derzeit noch mangelnde Nutzererfahrung (einschließlich fehlender Konkordanzanalysen und daher noch nicht generierter Referenzwerte) mit dieser neuar-tigen Technologie hinsichtlich der Schilddrüsendiagnostik, so dass auch aus diesem Grunde zukunftsperspektivisch derzeit kein sicherer Gewinn aus der Anwendung der neuartigen Technologie zu sehen ist.

Daran ändert auch nichts die Tatsache, dass mit dem neuartigen Kamerasystem mehr Knoten anders als „indifferent“ eingestuft werden konnten.

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Die Bedeutung dieser veränderten Beurteilbarkeit für den weiteren klinischen Verlauf und eine damit verbundene therapeutische Entscheidungsfindung sollte im Rahmen die-ser Arbeit nicht untersucht werden und ist daher noch unklar.

Diesbezügliche Betrachtungen könnten in einer gesonderten Arbeit die bisherigen Er-kenntnisse vervollständigen.

- 43 - 5 Diskussion

5.1 Generelles

Schilddrüsenerkrankungen zählen zu den großen Volkskrankheiten in Deutschland.

Das liegt insbesondere auch daran, dass die Jodversorgung noch nicht den Vorgaben der World Health Organization (WHO) entspricht. Da die Jodzufuhr jedoch immerhin im mittleren unteren Bereich der von der WHO geforderten Versorgung angesiedelt ist, wird Deutschland allerdings nicht als Jodmangelgebiet angesehen.(14)

Eine Untergruppe der Erkrankungen der Schilddrüse bilden die Knotenbildungen.

Ausschließlich diese nodulären Veränderungen wurden in dieser Arbeit betrachtet, und zwar unabhängig von ihrer Korrelation mit einer Struma und ungeachtet ihrer Dignität und ihrer intrathyreoidalen Verbreitung (uni- bzw. multinodös).

Ein Grund, sich diesen Läsionen zuzuwenden, lag u. a. darin, dass nach einer Hoch-rechnung der Ergebnisse aus den regionalen epidemischen Studien KORA und SHIP davon ausgegangen wird, dass rund 39 Millionen Menschen in Deutschland mindestens einen thyreoidalen Knoten aufweisen. Diese Tatsache bedeutet eine Prävalenzrate von 48,75 %, d. h., nahezu die Hälfte der bundesdeutschen Bevölkerung ist von diesem Problem betroffen.(16)

Wie umfangreich noduläre und nichtnoduläre Strumen sowie Knoten bei normaler Schilddrüse in Deutschland auftreten, hat die auf Schilddrüsenvergrößerungen fokus-sierte Schilddrüsen-Initiative Papillon im Rahmen der so genannten Papillon I - Studie eruiert. Die Initiative wurde durch Henning Berlin [sanofi-synthelabo-Gruppe] ins Le-ben gerufen. Beteiligt waren die Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin, der Berufs-verband Deutscher Nuklearmediziner e.V. und die Deutsche Gesellschaft für Endokri-nologie sowie der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker, die Bundesärzte-kammer und der Deutsche Apothekerverband. Im Rahmen dieser von 2000 bis 2003 dauernden Studie wurden 96.278 erwachsene Berufstätige aus 213 Unternehmen im Hinblick auf Schilddrüsenknoten bzw. Struma sonographisch untersucht. Die Ergebnis-darstellungen erfolgten nach Geschlecht und nach Alter (ebenfalls geschlechtsspezi-fisch).(15)(17)

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Im Rahmen der Kernaussagen der Studie war zu konstatieren, dass jeder 3. erwachse-ne Bundesbürger krankhafte Veränderungen an der Schilddrüse hatte und - wichtig im Rahmen dieser Arbeit - jeder 4. erwachsene Bundesbürger von nodösen Veränderungen (mit oder ohne Struma) betroffen war.

Diese Fakten und Zahlen gebieten es geradezu, stets nach den besten Diagnose- und Therapiemöglichkeiten Ausschau zu halten und nie auf dem jeweiligen Stand zu verhar-ren. Zunächst stehen hinter diesen Daten individuelle Schicksale, denen es vorrangig gilt, gerecht zu werden. Hier greift die sowohl banale als auch zweifelsfrei zutreffende Aussage: Je eher eine Krankheit erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Das ist aber eben nur durch frühzeitige und eindeutige Erkenntnismöglichkeiten reali-sierbar.

Neben diesen persönlichen Belangen müssen zusätzlich auch weitreichende Interes-sen der Allgemeinheit gesehen werden. Diese ist durch die Gesamtheit der auftretenden Krankheiten, also auch der knotigen Veränderungen der Schilddrüse, ebenfalls betrof-fen. Die Finanzierung der mit der Krankheit verbundenen Kosten spiegelt sich nicht nur in den ärztlichen und klinischen Kosten wider, sondern umfasst daneben u. a. auch die monetären Auswirkungen beruflicher Ausfallzeiten sowie der Zeiten einer Rehabilitati-on und ggfls. einer vorzeitigen Verrentung der erkrankten PersRehabilitati-onen. Es handelt sich letztlich um eine gesellschafts- und gesundheitspolitische Problemstellung, der zu ent-sprechen ist.

Die morphologische Diagnostik nodöser Geschehnisse umfasst regelmäßig u. a. die Anamnese, als körperliche Untersuchung die Palpation und im Rahmen der weiteren Untersuchungen eine Sonographie zur Größenbestimmung und intrakorporalen Veror-tung des Knotens. In der Vielzahl aller Diagnoseverfahren ist zusätzlich eine Bestim-mung des Funktionalitätszustandes der Auffälligkeit und der Schilddrüse erforderlich, die durch eine - planare - Szintigraphie erfolgt.

Allerdings beinhalten sowohl die Sonographie als auch die planare Szintigraphie Li-mitierungen, die eine zweifelsfreie Diagnostik teilweise einschränken.

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Bei der Sonographie ist die Reproduzierbarkeit von Untersuchungsergebnissen manchmal z. B. durch vorgelagerte Organabschnitte bzw. Knochen- und Kalkstrukturen eingeschränkt. Bei der Szintigraphie ist oftmals die räumliche Zuordnung des Knotens schwer möglich oder Parenchymveränderungen - insbesondere bei Knoten ≤ 1 cm/0,39 Zoll - sind aufgrund einer Superposition von normalem Schilddrüsengewebe nicht zwei-felsfrei nachweisbar.

Möglichkeiten, diesen diagnostischen Defiziten adäquat zu begegnen, bieten die so genannten Hybridbildgebungskonzepte. Zu ihnen gehören insbesondere die schon ein-gesetzten Verfahren der PET/CT, des MRT/PET und der SPECT/CT. Diesen Techniken ist gemein, dass radiologische Verortung von Knoten und nuklearmedizinische Abklä-rung des funktionellen Zustandes derselben getrennt voneinander erfolgen müssen, um dann zu einer Bildgebung fusioniert zu werden. Das bedeutet, dass die Patienten an zwei verschiedenen Diagnosegeräten untersucht werden müssen und - nicht so beim MRT - einer doppelten Strahlenexposition (1 x intra- und 1 x extrakorporal) ausgesetzt sind.

Eine in praktischer Entwicklung befindliche Technologie wird derzeit an der Klinik für Nuklearmedizin der Friedrich-Schiller-Universität Jena genutzt. Das SPECT/US-Verfahren kombiniert die Fusionierung der Bildgebung aus Ultraschall und der dreidi-mensionalen SPECT. Tauglichkeit und Zuverlässigkeit dieses Hybridverfahrens können noch nicht abschließend beurteilt werden. Festzustellen bleibt allerdings, dass auch hier eine „Zweigerätetechnik“ mit ihren insoweitigen Nachteilen zur Anwendung kommt.(18)

Diese zusätzliche Belastung könnte vermieden werden, wenn im Rahmen einer den Funktionalitätszustand der Schilddrüse und der knotigen Veränderungen bildlich ma-chenden Untersuchung die Darstellungstiefe und -deutlichkeit so exakt wäre, das sich weitere Abklärungen erübrigten.

Die innovative Kollimatortechnologie der „GE-Discovery NM 530c“ stellte in Aus-sicht, diesem Anspruch gerecht werden zu können. Sie stand der Klinik für Nuklearme-dizin der MeNuklearme-dizinischen Hochschule Hannover (Dir.: Prof. Dr. med. Bengel) seit Mitte 2013 als eine der ersten in Deutschland zur Verfügung. Die originär auf die

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dizinische Myocarddiagnostik ausgerichtete Untersuchungstechnik hatte in ihrer Hand-habung wie auch in ihren Bildreproduktionen überzeugt. Es sprach viel dafür, dass sich mit ihr auch in der Schilddrüsendiagnostik und dort speziell im Hinblick auf knotige Veränderungen ähnlich gute Ergebnisse erzielen ließen.

Auch in der Klinik für Nuklearmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover wurden seit der Mitte 2013 erfolgten Inbetriebnahme dieses neuen Kamerasystems viel-fache Studien zu diversen Fragestellungen der Herzbildgebung durchgeführt. Beispiel-haft hierfür sind die Feststellung über den höheren Patientenkomfort bei der Myo-cardszintigraphie mit der zweckgerichteten Halbleiter-SPECT versus konventioneller SPECT/CT und die Beschreibung der überlegenen myocardialen Count-Statistik bei dedizierter CZT-SPECT im Vergleich zur normalen Angerkamera. Allesamt bestätigten sie die in das System gesetzten Erwartungen und führten zu neuen Erkenntnissen.

(19)(20)

Allerdings waren bzw. sind diese Ergebnisse allesamt nicht direkt auf die Schilddrü-sendiagnostik zu übertragen, da die neue Kollimatortechnik explizit für eine Myocard-Diagnostik ausgerichtet bzw. optimiert ist. Weitergehende Diagnosefelder (z. B. Schild-drüse) waren durchaus denkbar, wurden nach diesseitiger Kenntnis aber bisher weder in der Entwicklung und Forschung noch aus der Praxis heraus öffentlich beschrieben.

5.2 zur Methodik

In der Phantom-Untersuchung mittels der neuartigen CZT-Technologie hatten sich der Planarszintigraphie zumindest gleichwertige Ergebnisse erzielen lassen, die damit eine technische Machbarkeit unterstützten.

Es ist in der klinischen Nuklearmedizin üblich, Aufnahmeprotokolle verschiedener Untersuchungen so zu optimieren, dass durch Zusdatzaufnahmen ein möglichst umfang-reiches Bild der Erkrankung erhalten wird. Anders als in der Röntgendiagnostik erhö-hen weitere Aufnahmen nicht die Strahlenexposition des Patienten, da diese aus der injizierten Aktivität - nicht aber der Aufnahme selbst - resultiert. Die Ergänzung plana-rer Aufnahmen durch eine zusätzliche SPECT wird auch bei Untersuchungen andeplana-rer Organsysteme wie z. B. Knochen, Lunge, Leber routinemäßig implementiert.

Die klinische Implementierung von CZT-SPECT-Aufnahmen der Schilddrüse nach Verfügbarkeit des neuen Kamerasystems ist somit nachvollziehbar. Die Datensätze der

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so untersuchten konsekutiven Patienten boten sich retrospektiv für eine weiterführende Auswertung im Rahmen dieser Arbeit an.

Zur Sicherung der Reliabilität der anhand der reproduzierten Bilddarstellungen zu treffenden Datenauswertungen hinsichtlich der einzelnen Funktionszustände und zur Validität des angewandten Messverfahrens wurden die erhobenen klinischen Untersu-chungsergebnisse durch zwei langjährig erfahrene Nuklearmediziner der Klinik für Nuklearmedizin erneut interpretiert. In Anlehnung an ein Doppelblindverfahren diag-nostizierten die beteiligten Mediziner zeitlich unabhängig voneinander, so dass auch die Objektivität der Feststellungen gewährleistet ist.

In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass grundsätzlich und daher auch bei der Diagnostik mit der „GE-Discovery NM 530c“ einzelne Diagnosefehler niemals auszu-schließen sind. Dieses z. B. dann, wenn eine übermäßig groß dimensionierte Schilddrü-se hinsichtlich möglicher oder vermuteter knotiger Auffälligkeiten zu beurteilen ist. Die grundsätzlich positive Möglichkeit der dreidimensionalen Betrachtung der Drüse er-schwert wegen der unterschiedlichen Achsen (sagittal, transversal, coronal) die Orien-tierung und kann in Einzelfällen zu Fehldeutungen führen. Das gilt bei der patientenba-sierten Überprüfungsaktion umso mehr, als innerhalb dieses Systems die Detektortech-nik explizit auf die Myocarddiagnostik ausgerichtet ist.

Die Einzelfallergebnisse der Überprüfung wurden in einer umfangreichen deskripti-ven Statistik zusammengeführt. Dadurch werden Abweichungen und Entsprechungen innerhalb der Ergebnisfülle augenfälliger und überschaubarer. Ergänzende Erläuterun-gen und BewertunErläuterun-gen zum Tabellenwerk vervollständiErläuterun-gen die Darstellung.

5.3 zu den Ergebnissen

Bei der Bewertung der Aussagekraft der Ergebnisse ist zunächst zu bedenken, dass Daten von 34 Patienten analysiert wurden. Es wurden Daten von konsekutiv untersuch-ten Patienuntersuch-ten re-analysiert, eine Selektion erfolgte nicht. Diese gering erscheinende Gruppengröße relativiert sich jedoch, wenn man berücksichtigt, dass 76 innerhalb dieser Gruppe zuvor sonographisch diagnostizierte knotige Auffälligkeiten einer Prüfung un-terzogen wurden. Diese Betrachtungsweise erhöht die Zahl der überprüften

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stellungen um mehr als Doppelte und steigert somit die Relevanz des Ergebnisses ent-sprechend.

In diesem Zusammenhang ist der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die Visualitäten zweier Beobachter nicht zwangsläufig kongruieren.

Diesen Umstand projiziert auch das im Rahmen dieser Arbeit erstellte Tabellenwerk der Überprüfungsergebnisse (Anhang 1), denn dort sind durchaus Abweichungen zwi-schen den Feststellungen von „first reader“ und „second reader“ erkennbar.

Auswerter können aufgrund individueller Lesarten, Eindrücke und Interpretationen voneinander abweichen. Eine solche diagnostische Inkongruenz steht insbesondere dann zu befürchten, wenn keine Referenzwerte vorgegeben sind, anhand derer die eigenen Erkenntnisse gemessen werden können.(21)

Diese erforderliche Konkordanz (z. B. Übereinstimmung zwischen Messungen resp.

bildlichen Darstellungen und Beurteilungen derselben) ist jedoch von eminenter Bedeu-tung zur Vermeidung unzutreffender Diagnosen und sich anschließender Therapien. Im Rahmen so genannter Konkordanzanalysen können die zur exakten Diagnose erforderli-chen Werte parametrisiert und zur exakten Diagnose verwendet werden.(21)

Bei der Auswertung der tabellarischen Ergebnisübersicht der Diagnosen beider Be-funder sind Ungleichheiten zu erkennen. Bei ausschließlich prozentualer Betrachtung der Divergenzen wurden im rechnerischen Mittel 28,95 v. H. der 76 planarszintigra-phisch beurteilten nodösen Auffälligkeiten mittels der CZT-SPECT abweichend befun-det („first reader“ = 30,3% / „second reader“ = 27, 6%).

Bei den erkannten Modifikationen ist jedoch einzuschränken, dass alle denkbaren Abweichungsmöglichkeiten vertreten sind, also z. B. von „warm“ nach „heiß“, von

„kalt“ nach „kühl“, von „heiß“ nach „warm“, von „kühl“ nach „kalt“, von „indifferent“

nach „kühl“, „kalt“, „warm“ oder „heiß“ resp. jeweils umgekehrt.

Zudem zeigen sich signifikante Divergenzen bei der Beschränkung des diagnosti-schen Vergleiches auf die jeweiligen planarszintigraphidiagnosti-schen Befundungen „indifferent“

und die hiervon abweichenden CZT-SPECT-Diagnosen, nämlich „kühl“ /“kalt“ und

„warm“/“heiß“.

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Diese Erkenntnisse verdeutlichen augenfällig die bei weitem nicht hinlänglich gege-bene diagnostische Kongruenz im Rahmen des Ergebnisvergleiches der CZT-SPECT mit der „GE-Discovery NM 530c“ bei thyreoidalen Auffälligkeiten.

Unterstützt wird diese Beobachtung durch die im Rahmen dieser Arbeit objektiv er-mittelten Übereinstimmungswerte nach Cohens Kappa (siehe Ziffer 4.4). Die festge-stellten einschlägigen Kongruenzkoeffizienten liegen danach hinsichtlich der neuartigen CZT-SPECT zwischen 0,02 und 0,21 und sind entsprechend mit „schwach“ bis - grenzwertig - „leicht“ zu bewerten. Damit ist die für eine Diagnostik - und Therapie - zwingend notwendige Interrater-Reliabilität im Sinne von unabhängigen Referenzwer-ten in der Wertigkeit eines medizinischen Goldstandards noch nicht annähernd erreicht.

Alternative Referenzwerte in gleichem Sinne, anhand derer sich die Zuverlässigkeit einer Diagnostik messen ließe (z. B. Histologie nach Operation), standen im Rahmen dieser Arbeit nicht zur Verfügung.

Diese unzulängliche Kongruenz zwischen den Auswertern stellt eine signifikante di-agnostische Unsicherheit dar. Es ist insoweit u. a. keinesfalls auszuschließen, dass fest-gestellte Diskrepanzen zwischen planarer Szintigraphie und CZT-SPECT mittels „GE-Discovery NM 530c“ im Zweifel auch auf eine solche Ungewissheit zurückgeführt werden können resp. müssen.

5.4 Schlussfolgerung und Ausblick

In der Zusammenschau aller Ergebnisse der patientenbasierten Überprüfung der planarszintigraphisch detektierten funktionellen Zustände mittels der für die Herzdiag-nostik optimierten „GE-Discovery NM 530c“ ist zu konstatieren, dass die dem neuen System immanente innovative CZT-Halbleitertechnologie keine sicheren exakteren Di-agnosen ermöglicht und somit keinen definitiven Gewinn für die Schilddrüsendiagnos-tik mit sich bringt.

Die Kollimatortechnik des Kamerasystems der „GE-Discovery NM 530c“ ist - nur - auf die Myocarddiagnostik fokussiert, was hinsichtlich der Schilddrüsenscans mit die-sem System eine grundsätzliche diagnostische Einschränkung bedeutet.

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Hinzu kommen weitere Limitationen, die sich neben der Spezialtechnik (Myocarddi-agnostik) u. a. in einer relativ überschaubaren Kontrollquantität (76 knotige Verände-rungen) und einer nicht bekannten Dosisinformation hinsichtlich der Radionuklidappli-kation (derzeit noch fehlende Referenzwerte) manifestieren.

Insbesondere jedoch die fehlende resp. unzulängliche Auswerter-Übereinstimmung machte deutlich, dass die neuartige Technik in der hier angewandten Form nicht über-zeugen konnte. Sie präsentierte sich auffällig in vielfach divergierenden Diagnosen und dementsprechend in sehr schwachen Kongruenzkoeffizienten nach Cohens Kappa.

Vorrangig sollten die Überprüfungen Klarheit darüber verschaffen, ob das Halbleiter-kamerasystem „GE-Discovery NM 530c“ Optimierungsmöglichkeiten gegenüber der planaren Szintigraphie insoweit bietet, als

• tiefergelegene Herde besser zu erkennen sind,

• das Auflösungsvermögen zum Nachweis von Speicherdefekten verbessert und

• eine exaktere intrakorporale topographische Zuordnung möglich ist.

Resümierend ist diese Fragestellung nicht eindeutig zu bejahen. Die vermuteten bzw.

hinterfragten Optimierungsmöglichkeiten sind nicht hinreichend nachgewiesen, konnten allerdings auch nicht definitiv ausgeschlossen werden.

Die Überprüfungsaktion und ihre Ergebnisse haben aufgezeigt, dass ein speziell für ein fest umschriebenes Diagnosefeld entwickeltes Befundungsverfahren nicht einfach auch in anderen medizinischen Fachbereichen erfolgreich zur Anwendung gelangen kann. Die CZT-Detektor-Technologie bietet zwar vielseitige technische Vorteile, die Nutzung eines auf Herzaufnahmen optimierten Systems für die Schilddrüse scheint je-doch nicht zu vorteilhaften Ergebnissen zu führen. Für andere Kameradisigns mit CZT-Technologie könnten jedoch andere Ergebnisse erhalten werden. So sind z. B. auch CZT-Kameras zur konventionellen SPECT-Diagnostik oder zur dedizierten Mammadi-agnostik auf dem Markt, aber an der MH Hannover nicht verfügbar.

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Ohne Zweifel ist, dass die bildgebende Technologie in der Medizin in den letzten gut 120 Jahren seit Entdeckung der Röntgenstrahlung ungeahnte Fortschritte gemacht hat.

Zwar sind die Menschen nicht durchsichtig geworden, doch der Wunsch des Physikers Wilhelm Conrad Röntgen, Entdecker der nach ihm benannten Strahlen,

Ach, dass der Mensch doch durchsichtig wäre wie eine Qualle und dass man den Sitz seiner Leiden schauen könnte

hat sich angesichts der heutigen Möglichkeiten der Bildgebung ein sehr großes Stück weit erfüllt.

- 53 - 6 Zusammenfassung

Die bildgebende Diagnostik ist aus der modernen Medizin nicht mehr fortzudenken.

Sie dient mit ihren vielfältigen Methoden insbesondere der Darstellung pathologischer Veränderungen. Mit den Technologien der Nuklearmedizin ist es darüber hinaus auch möglich, die Auswirkungen metabolischer Vorgänge abzubilden und daraus Rück-schlüsse auf die Funktionalität des zu beurteilenden Gewebes zu ziehen.

Gerade in der Schilddrüsendiagnostik hat sich die Technik segensreich bewährt, wenn die Funktionszustände (hyperfunktionell, hypofunktionell, normofunktionell [Digni-tät?]) sonographisch gesicherter nodulärer Veränderungen begutachtet werden müssen.

Regelmäßig geschieht dieses im Rahmen einer planaren Szintigraphie.

Mit der praktischen Einführung des tomographischen Halbleiterkamerasystems „GE-Discovery NM 530c“ im Jahre 2009 steht ein neues nukleartechnisches Diagnosever-fahren zur Verfügung. Dieses auf die Myocarddiagnostik fokussierte System ermöglicht aufgrund seiner innovativen Alcyonetechnologie nicht nur verkürzte Akquisitionszeiten und verringerte Radionukliddosen, sondern bietet überdies die Möglichkeit dreidimen-sionaler Bildrekonstruktionen in einer der planaren Szintigraphie überlegenen Qualität.

Auch in der Klinik für Nuklearmedizin an der Medizinischen Hochschule in Hanno-ver (Dir.: Prof. Dr. med. Bengel) steht seit Mitte 2013 mit der „GE-DiscoHanno-very NM 530c“ ein solches CZT-Halbleiter-Kamerasystem zur Verfügung. In diversen Studien konnten hier die herstellerseitig propagierten Vorteile in der Myocarddiagnostik

Auch in der Klinik für Nuklearmedizin an der Medizinischen Hochschule in Hanno-ver (Dir.: Prof. Dr. med. Bengel) steht seit Mitte 2013 mit der „GE-DiscoHanno-very NM 530c“ ein solches CZT-Halbleiter-Kamerasystem zur Verfügung. In diversen Studien konnten hier die herstellerseitig propagierten Vorteile in der Myocarddiagnostik