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5 Diskussion

5.1 Generelles

Schilddrüsenerkrankungen zählen zu den großen Volkskrankheiten in Deutschland.

Das liegt insbesondere auch daran, dass die Jodversorgung noch nicht den Vorgaben der World Health Organization (WHO) entspricht. Da die Jodzufuhr jedoch immerhin im mittleren unteren Bereich der von der WHO geforderten Versorgung angesiedelt ist, wird Deutschland allerdings nicht als Jodmangelgebiet angesehen.(14)

Eine Untergruppe der Erkrankungen der Schilddrüse bilden die Knotenbildungen.

Ausschließlich diese nodulären Veränderungen wurden in dieser Arbeit betrachtet, und zwar unabhängig von ihrer Korrelation mit einer Struma und ungeachtet ihrer Dignität und ihrer intrathyreoidalen Verbreitung (uni- bzw. multinodös).

Ein Grund, sich diesen Läsionen zuzuwenden, lag u. a. darin, dass nach einer Hoch-rechnung der Ergebnisse aus den regionalen epidemischen Studien KORA und SHIP davon ausgegangen wird, dass rund 39 Millionen Menschen in Deutschland mindestens einen thyreoidalen Knoten aufweisen. Diese Tatsache bedeutet eine Prävalenzrate von 48,75 %, d. h., nahezu die Hälfte der bundesdeutschen Bevölkerung ist von diesem Problem betroffen.(16)

Wie umfangreich noduläre und nichtnoduläre Strumen sowie Knoten bei normaler Schilddrüse in Deutschland auftreten, hat die auf Schilddrüsenvergrößerungen fokus-sierte Schilddrüsen-Initiative Papillon im Rahmen der so genannten Papillon I - Studie eruiert. Die Initiative wurde durch Henning Berlin [sanofi-synthelabo-Gruppe] ins Le-ben gerufen. Beteiligt waren die Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin, der Berufs-verband Deutscher Nuklearmediziner e.V. und die Deutsche Gesellschaft für Endokri-nologie sowie der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker, die Bundesärzte-kammer und der Deutsche Apothekerverband. Im Rahmen dieser von 2000 bis 2003 dauernden Studie wurden 96.278 erwachsene Berufstätige aus 213 Unternehmen im Hinblick auf Schilddrüsenknoten bzw. Struma sonographisch untersucht. Die Ergebnis-darstellungen erfolgten nach Geschlecht und nach Alter (ebenfalls geschlechtsspezi-fisch).(15)(17)

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Im Rahmen der Kernaussagen der Studie war zu konstatieren, dass jeder 3. erwachse-ne Bundesbürger krankhafte Veränderungen an der Schilddrüse hatte und - wichtig im Rahmen dieser Arbeit - jeder 4. erwachsene Bundesbürger von nodösen Veränderungen (mit oder ohne Struma) betroffen war.

Diese Fakten und Zahlen gebieten es geradezu, stets nach den besten Diagnose- und Therapiemöglichkeiten Ausschau zu halten und nie auf dem jeweiligen Stand zu verhar-ren. Zunächst stehen hinter diesen Daten individuelle Schicksale, denen es vorrangig gilt, gerecht zu werden. Hier greift die sowohl banale als auch zweifelsfrei zutreffende Aussage: Je eher eine Krankheit erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Das ist aber eben nur durch frühzeitige und eindeutige Erkenntnismöglichkeiten reali-sierbar.

Neben diesen persönlichen Belangen müssen zusätzlich auch weitreichende Interes-sen der Allgemeinheit gesehen werden. Diese ist durch die Gesamtheit der auftretenden Krankheiten, also auch der knotigen Veränderungen der Schilddrüse, ebenfalls betrof-fen. Die Finanzierung der mit der Krankheit verbundenen Kosten spiegelt sich nicht nur in den ärztlichen und klinischen Kosten wider, sondern umfasst daneben u. a. auch die monetären Auswirkungen beruflicher Ausfallzeiten sowie der Zeiten einer Rehabilitati-on und ggfls. einer vorzeitigen Verrentung der erkrankten PersRehabilitati-onen. Es handelt sich letztlich um eine gesellschafts- und gesundheitspolitische Problemstellung, der zu ent-sprechen ist.

Die morphologische Diagnostik nodöser Geschehnisse umfasst regelmäßig u. a. die Anamnese, als körperliche Untersuchung die Palpation und im Rahmen der weiteren Untersuchungen eine Sonographie zur Größenbestimmung und intrakorporalen Veror-tung des Knotens. In der Vielzahl aller Diagnoseverfahren ist zusätzlich eine Bestim-mung des Funktionalitätszustandes der Auffälligkeit und der Schilddrüse erforderlich, die durch eine - planare - Szintigraphie erfolgt.

Allerdings beinhalten sowohl die Sonographie als auch die planare Szintigraphie Li-mitierungen, die eine zweifelsfreie Diagnostik teilweise einschränken.

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Bei der Sonographie ist die Reproduzierbarkeit von Untersuchungsergebnissen manchmal z. B. durch vorgelagerte Organabschnitte bzw. Knochen- und Kalkstrukturen eingeschränkt. Bei der Szintigraphie ist oftmals die räumliche Zuordnung des Knotens schwer möglich oder Parenchymveränderungen - insbesondere bei Knoten ≤ 1 cm/0,39 Zoll - sind aufgrund einer Superposition von normalem Schilddrüsengewebe nicht zwei-felsfrei nachweisbar.

Möglichkeiten, diesen diagnostischen Defiziten adäquat zu begegnen, bieten die so genannten Hybridbildgebungskonzepte. Zu ihnen gehören insbesondere die schon ein-gesetzten Verfahren der PET/CT, des MRT/PET und der SPECT/CT. Diesen Techniken ist gemein, dass radiologische Verortung von Knoten und nuklearmedizinische Abklä-rung des funktionellen Zustandes derselben getrennt voneinander erfolgen müssen, um dann zu einer Bildgebung fusioniert zu werden. Das bedeutet, dass die Patienten an zwei verschiedenen Diagnosegeräten untersucht werden müssen und - nicht so beim MRT - einer doppelten Strahlenexposition (1 x intra- und 1 x extrakorporal) ausgesetzt sind.

Eine in praktischer Entwicklung befindliche Technologie wird derzeit an der Klinik für Nuklearmedizin der Friedrich-Schiller-Universität Jena genutzt. Das SPECT/US-Verfahren kombiniert die Fusionierung der Bildgebung aus Ultraschall und der dreidi-mensionalen SPECT. Tauglichkeit und Zuverlässigkeit dieses Hybridverfahrens können noch nicht abschließend beurteilt werden. Festzustellen bleibt allerdings, dass auch hier eine „Zweigerätetechnik“ mit ihren insoweitigen Nachteilen zur Anwendung kommt.(18)

Diese zusätzliche Belastung könnte vermieden werden, wenn im Rahmen einer den Funktionalitätszustand der Schilddrüse und der knotigen Veränderungen bildlich ma-chenden Untersuchung die Darstellungstiefe und -deutlichkeit so exakt wäre, das sich weitere Abklärungen erübrigten.

Die innovative Kollimatortechnologie der „GE-Discovery NM 530c“ stellte in Aus-sicht, diesem Anspruch gerecht werden zu können. Sie stand der Klinik für Nuklearme-dizin der MeNuklearme-dizinischen Hochschule Hannover (Dir.: Prof. Dr. med. Bengel) seit Mitte 2013 als eine der ersten in Deutschland zur Verfügung. Die originär auf die

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dizinische Myocarddiagnostik ausgerichtete Untersuchungstechnik hatte in ihrer Hand-habung wie auch in ihren Bildreproduktionen überzeugt. Es sprach viel dafür, dass sich mit ihr auch in der Schilddrüsendiagnostik und dort speziell im Hinblick auf knotige Veränderungen ähnlich gute Ergebnisse erzielen ließen.

Auch in der Klinik für Nuklearmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover wurden seit der Mitte 2013 erfolgten Inbetriebnahme dieses neuen Kamerasystems viel-fache Studien zu diversen Fragestellungen der Herzbildgebung durchgeführt. Beispiel-haft hierfür sind die Feststellung über den höheren Patientenkomfort bei der Myo-cardszintigraphie mit der zweckgerichteten Halbleiter-SPECT versus konventioneller SPECT/CT und die Beschreibung der überlegenen myocardialen Count-Statistik bei dedizierter CZT-SPECT im Vergleich zur normalen Angerkamera. Allesamt bestätigten sie die in das System gesetzten Erwartungen und führten zu neuen Erkenntnissen.

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Allerdings waren bzw. sind diese Ergebnisse allesamt nicht direkt auf die Schilddrü-sendiagnostik zu übertragen, da die neue Kollimatortechnik explizit für eine Myocard-Diagnostik ausgerichtet bzw. optimiert ist. Weitergehende Diagnosefelder (z. B. Schild-drüse) waren durchaus denkbar, wurden nach diesseitiger Kenntnis aber bisher weder in der Entwicklung und Forschung noch aus der Praxis heraus öffentlich beschrieben.