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Das Ziel dieser Arbeit ist die Ergründung und Erfassung individueller und persönlicher Umstände, Motivationen einzelner PhysiotherapeutInnen aus dem Beruf auszusteigen.

Ebenfalls soll die Arbeit dazu beitragen, den drohenden Fachkräftemangel zu erkunden und dessen Gründe und Ursachen sowohl zu analysieren als auch festzuhalten. Aus diesen Zielen lässt sich folgende Forschungsfrage ableiten:

Welche individuellen Umstände, Gründe und Motive führen für ausgebildete PhysiotherapeutInnen in Deutschland dazu, den Beruf zu verlassen oder im Ausland tätig

zu werden?

Material und Methoden

2 Material und Methoden 2.1.

Studiendesign

Um sich den individuellen Umständen, Gründen und Motiven für den Ausstieg aus dem Beruf bei ausgebildeten PhysiotherapeutInnen anzunähern, wurde der qualitative Ansatz gewählt. Dieser ermöglicht einen tiefen Einblick in die Beweggründe und motivierenden Faktoren der Personen und deren Geschichte um einen größeren Informationsgehalt zu erhalten. Außerdem charakterisiert er sich durch seine Flexibilität und Offenheit (Helfferich, 2005). Im qualitativen Forschungsprozesses besteht der Wunsch, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen möglichst selbst zu Wort kommen zu lassen, um die subjektive Sichtweise erfassen zu können. Ziel dieser qualitativen Arbeit ist es außerdem, der Forschungsfrage gerecht zu werden und realitätsnahe Daten zu erheben (Scheibler, 2012).

Wie Flick (2010) in seinem Buch beschreibt, ist die Entscheidung für das Forschungsdesign im Rahmen eines qualitativen Forschungsprozesses oft durch eine Minimierung von äußeren Einflüssen bei der Datenerhebung geprägt. Das

„Forschungsdesign (…) [ist darüber hinaus] ein Plan für die Sammlung und Analyse von Anhaltspunkten, die es dem Forscher erlauben, eine Antwort zu geben. (…) Das Design einer Untersuchung berührt fast alle Aspekte der Forschung von (…) der Datenerhebung bis zur Auswahl der Techniken der Datenanalyse.“ (Flick et al., 1995).

2.2.

Literaturrecherche

Um sich einen Überblick über den Wissensbestand und die aktuellen Erkenntnisse über den drohenden Fachkräftemangel in der BRD zu verschaffen, wurde zunächst eine Literaturrecherche über die Datenbanken Dimdi und Pubmed durchgeführt.

Weitere Artikel wurden mittels der wissenschaftlichen Suchmaschine Google Scholar identifiziert. In den Quellennachweisen der entsprechenden Artikel konnten mittels Schneeballverfahren weitere relevante Studien ausfindig gemacht werden. Die Literaturrecherche wurde außerdem durch manuelle Handsuche in Büchern, Zeitungen und Zeitschriften (z.B. PT-Zeitschrift, Physiopraxis und Physioscience) ergänzt.

Ein großer Teil der verwendeten Literatur ist daher als „grey literatur“ einzuordnen, dessen Quellen oft nicht genau gekennzeichnet werden können, da beispielsweise Angaben zu den Verfassern der Artikel fehlen. Häufig sind die genutzten Artikel Berichte sowohl über getätigte Studien, dessen Qualität jedoch nicht genauer erläutert wird, oder

Material und Methoden

zu erkennen ist, als auch von Geschehnissen im Rahmen der physiotherapeutischen Berufsentwicklung, wie z.B. von politischen Debatten und Handlungen. Aufgrund der Tatsache, dass sich das Thema in stetiger Entwicklung befindet, wurde Literatur hinsichtlich der Entwicklung des Fachkräftemängels eingeschlossen, die bis April 2018 publiziert wurde.

2.3.

Auswahl und Rekrutierung der InterviewteilnehmerInnen

Im folgenden Abschnitt soll die Stichprobe und die Herangehensweise für die Rekrutierung beschrieben werden. Hierfür werden kurz die Ein- und Ausschlusskriterien genannt, die auf eine möglichst aussagekräftige Datensammlung abzielen sollen:

 Einschlusskriterien:

- Ausbildung/ Studium muss in der Bundesrepublik Deutschland absolviert worden sein

- Personen, die aus der aktiven physiotherapeutischen Arbeit ausgeschieden sind, wobei irrelevant ist, ob sie den Beruf gewechselt und beispielsweise eine Umschulung oder ähnliches gemacht haben, oder den Beruf aus persönlichen Gründen niedergelegt haben

- Personen, die aus der Bundesrepublik Deutschland in andere europäische Länder emigriert sind, und noch aktiv als PhysiotherapeutIn arbeiten

 Ausschlusskriterien:

- Personen, die für eine physiotherapeutische Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen als offiziell berufsunfähig beschrieben worden sind

- Personen, die vor mehr als 15 Jahren aus dem Beruf der PhysiotherapeutIn ausgestiegen sind, da ein ausreichender Bezug zum aktuellen Berufsstand fehlen könnte

In einer zweiten Phase sollen darüber hinaus ExpertInneninterviews stattfinden. Hierfür gelten die Vorgaben, dass jeweilige Personen ein Amt in einem der deutschen Physiotherapieverbänden innehalten, welches sie dazu befugt, die Standpunkte und Sichtweisen der Verbände öffentlich zu vertreten.

Die Mindestanzahl von benötigten Interviews mit ProfessionistInnen wurde auf ca. 10-15 und ExpertInnen auf ca. 2-4 bestimmt.

Material und Methoden

Im Rahmen eines „purposive samplings“ wurde zielgerichtet nach TeilnehmerInnen für diese Studie gesucht. Diese Rekrutierungsstrategie zeichnet sich dadurch aus, dass die InterviewteilnehmerInnen bestimmte Kriterien erfüllen müssen. Neben den bereits genannten Ein- und Ausschlusskriterien werden hierbei von den StudienteilnehmerInnen Kenntnisse über die zu erforschende Thematik, sowie eine persönliche Haltung zu dem Thema erwartet (Robinson, 2014).

Die Rekrutierung der ProfessionistInnen erfolgte zunächst über den persönlichen Bekanntenkreis. Ausgehend von dieser Quelle ermöglichte das Schneeballprinzip den Zugang zu weiteren interessierten TeilnehmerInnen. Ein Schnellballprinzip bedeutet hier, dass über den Kontakt zu bereits für die Studie gewonnenen ProfessionistInnen im Gespräch nach weiteren potentiellen TeilnehmerInnen aus dem Bekanntenkreis gefragt werden, die dann ebenfalls für Interviews herangezogen werden können (Robinson, 2014). Die Rekrutierung der Studienteilnehmer erfolgte außerdem über Anzeigen in sozialen Netzwerken.

Zur Rekrutierung von ExpertInnen wurde ebenfalls die Form des „purposive sampling“

genutzt (Robinson, 2014). Dafür wurden mehrere deutsche Physiotherapieverbände per E-Mail kontaktiert und zur Teilnahme an der Studie eingeladen.

2.4.

Datenerhebung

2.4.1. Art der Interviews

Für diese Studie wurde eine Art der Interviewführung gewählt, die einerseits bei den ProfessionistInnen die Motive und Gründe für die individuellen Veränderungen im beruflichen Leben, sowie das subjektive Erleben mit der physiotherapeutischen Arbeit in der Bundesrepublik Deutschland darstellen sollen. Andererseits soll die gewählte Interviewführung eine individuelle Stellungnahme und Meinung von Seiten der ExpertInnen erfragen (Scherfer, 2004).

Hierfür wurde eine Interviewform bestimmt, die besonders durch einen narrativen Charakter bestimmt ist. Vorteile des narrativen Interviews sind in diesem Fall die offenen Fragen, die den TeilnehmerInnen das freie Erzählen erlauben. Hierbei können die ProbandInnen unvoreingenommen und rückblickend über das behandelte Thema sprechen, sodass im besten Fall alle persönlichen Gründe und Motive für die berufliche Veränderung deutlich werden. Charakteristisch sind in dieser Interviewform affektive, kognitive und wertbezogene Äußerungen, die relevant für die Ergebnisse sind. Diese Art des Interviews ist aufgrund einer Form der Stegreiferzählung so angeordnet, dass der

Material und Methoden

Interviewer die überwiegend schweigende aber interessiert-zustimmende Zuhörerposition übernimmt, während die TeilnehmerIn die Erzählerposition einnimmt und somit auch die EreignisträgerIn ist (Heinze, 1995). Da jedoch für diese Studie ein gewisser Rahmen in den Interviews gegeben werden muss, um das Gespräch ergebnisorientiert zu führen, werden ebenfalls problemzentrierte und fokussierte Merkmale der Interviewführung mit einfließen. Als Merkmal eines halbstrukturierten Interviews wurde im Gegensatz zum rein narrativen Stil, welcher keinen Interviewleitfaden benötigt, in dieser Studie bereits vorher ein Interviewleitfaden ausgearbeitet, wie es in einem problemzentrierten und fokussierten Interview charakteristisch ist (Lamnek, 1993). Dieser bestimmt welche Themenschwerpunkte im Gespräch besprochen werden sollen und gibt Vorschläge und Anregungen für Fragen, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten. Diese Fragetechniken sollen zusätzlich im Anschluss einen Vergleich der Daten von den einzelnen Interviews ermöglichen. Darüber hinaus sollen die Interviews sowohl deduktiv als auch induktiv geprägt sein, um einerseits hypothesengenerierend zu arbeiten aber andererseits auch bereits in der Einleitung dieser Arbeit aufgestellte Vermutungen hinterfragen zu können. Äußerst relevant für die Forscherin ist hier, dass die Fragen möglichst ohne Suggestion gestellt werden müssen. Detaillierte Informationen können dagegen bei unklaren oder undeutlichen Aussagen durch eine Präzisierung in erneuter Nachfrage ermittelt werden. Wie im problemzentrierten Interview entstehen an dieser Stelle eventuell Rückspiegelungen auf bereits Genanntes sowie Rückschlüsse oder genauere Erinnerungen. Im Laufe oder zum Ende des Interviews sollen die Befragten dazu angeregt werden die Äußerungen teilweise noch einmal zu explizieren, präzisieren und reflektieren (Lamnek, 1993). Ebenfalls wurden auch soziodemographische Daten abgefragt, um auch hier mögliche relevante Merkmale zu finden, die den Berufswechsel oder die Emigration beeinflusst haben oder begründen könnten (Ewers et al., 2002).

2.4.2. Durchführung der Interviews

Um, wie im vorhergehenden Abschnitt detailliert erklärt das subjektive Erleben der Veränderung im beruflichen Sinne zu erfahren und die Stellungnahmen dazu von ExpertInnen zu ermitteln, wurden die Interviews in Einzelgesprächen durchgeführt. Diese wurden in den meisten Fällen aufgrund der zeitlichen und örtlichen Flexibilität und zur Kosteneinsparung per Skype oder Telefon durchgeführt. Allerdings wurden vereinzelte Interviews ebenfalls in einem persönlichen Gespräch gehalten. Für die Durchführung der Interviews wurde eine Dauer von etwa 30 Minutengeplant.

Material und Methoden

Vor Beginn der Datenerhebung wurde ein Pretest mit einem bekannten Physiotherapeuten geführt, um eventuelle Unklarheiten in dem Leitfaden zu identifizieren.

Das Interview wurde mit Einwilligung zur Evaluation und Übung aufgezeichnet. Die Daten dieses Pilotinterviews wurden allerdings nicht mit in die Studie eingeschlossen.

Alle Interviews wurden mit Hilfe eines Diktiergeräts aufgenommen und wortwirklich transkribiert.

2.4.3. Ethische Berücksichtigungen

Aufgrund der Datenerhebung anhand von qualitativen Interviews sind in der vorliegenden Studie ethische Prinzipien zu berücksichtigen. Als Orientierung hierfür dienten die drei Grundprinzipien des Persönlichkeitsschutzes. Diese kennzeichnen sich dadurch aus, dass eine freiwillige und aufgeklärte Zustimmung der teilnehmenden Personen besteht und deren Anonymität, sowie der Schutz vor etwaigen Schäden gewährleistet wird (Mayer, 2015).

Die InterviewteilnehmerInnen, erhielten zur Einhaltung des ersten Grundprinzips, nach eingehendem Kontakt per Email vorab eine „Studieninformation und Einverständniserklärung zur Teilnahme an der Studie“ (Anhang Dokument 1). In diesem Schreiben, im Sinne einer „aufgeklärten Einwilligung“, wurden die TeilnehmerInnen über das Ziel, den Zweck und über den Verlauf der Studie informiert. Außerdem wurde der Umgang mit den erhobenen Daten beschrieben und darauf hingewiesen, dass die Teilnahme an der Studie freiwillig ist und die Einverständnis bis zu einem festgelegten Zeitpunkt ohne Angabe von Gründen und ohne persönliche Konsequenzen zurückgezogen werden kann. Diese Einverständniserklärung wurde von jeder StudienteilnehmerIn schriftlich, bzw. als PDF-Dokument gesammelt und gespeichert.

Außerdem wurde jeweils vor der Durchführung der Interviews um eine mündliche Einverständnis zur Teilnahme an der Studie und Verwendung der Daten gebeten.

Als zweites Grundprinzip wurde den StudienteilnehmerInnen durch die Studieninformation eine Anonymität zugesichert. Für diese Studie wurden die Daten pseudonymisiert, sodass die Transkripte von den InterviewteilnehmerInnen mit einer persönlichen Kodierung versehen wurden, bevor sie zu weiteren Bearbeitung genutzt wurden.

Außerdem wurde darüber informiert, dass durch die Studienteilnahme voraussichtlich weder psychische noch physische Schäden entstehen würden (Mayer, 2015). Hierdurch

Material und Methoden

wird das dritte Grundprinzip dem Schutz des Individuums bei der Teilnahme an der Studie aufrechterhalten.

Da es sich bei den StudienteilnehmerInnen um keine vulnerable Personengruppe bei der Stichprobe handelte, wurden Risiken durch eine Teilnahme als kaum vorhanden bis sehr gering eingeschätzt, weshalb keine Begutachtung durch eine Ethikkommission notwendig war (Mayer, 2015).

2.4.4. Interviewleitfaden

In der Einleitung wurden bereits zahlreiche Vermutungen über mögliche Motive und Ursachen für einen drohenden Fachkräftemangel genannt, bzw. Differenzen zwischen Gesundheitssystem und der zufriedenstellenden Arbeit als PhysiotherapeutIn in der Bundesrepublik Deutschland aufgeführt. Davon geleitet wurde ein Interviewleitfaden entwickelt, der spezifische Fragen für die Interviews mit den ProbandInnen vorschlägt und den Rahmen der Gesprächsführung etwas eingrenzen soll. Er zielt darauf ab, die Gründe, Motivation und das subjektive Erleben des physiotherapeutischen Berufes und die Veränderung von den beteiligten ProfessionistInnen zu ermitteln.

Dabei ist wichtig zu benennen, dass die Fragen aus dem Leitfaden nicht strikt nacheinander abgearbeitet wurden, sondern die Antworten vielmehr aus dem Gespräch heraus entstehen sollten. Die Forscherin hielt während der Interviews den Leitfaden stetig zur Erinnerung bereit, sodass bei Bedarf nach fehlenden Daten gezielt gefragt werden konnte.

Der Interviewleitfaden wurde zur besseren Übersicht in fünf Hauptthemen gegliedert, die wiederum in Unterthemen eingeteilt wurden. Die nächsten Abbildungen 7 und 8 zeigen jeweils einen spezifisch entwickelten Leitfaden sowohl für die ProfessionistInnen als auch für die ExpertInnen.

Material und Methoden

Abbildung 7 Interviewleitfaden ProfessionistInnen (eigene Darstellung)

Material und Methoden

Abbildung 8 Interviewleitfaden für ExpertInnen (eigene Darstellung)

Material und Methoden

2.5.

Datenauswertung

Im Anschluss an die Durchführung der Interviews wurden diese in einer sogenannten

„Framework“- Datenanalyse ausgewertet. Die „Framework“-Analyse“ zeichnet sich durch ein strukturiertes Vorgehen in der Bearbeitung qualitativer Daten aus. Diese Art der Analyse kann sowohl bei induktiv als auch bei deduktiven Interviewführung in qualitativen Studiendesigns genutzt werden, sodass sie bei einer Mischform wie in dieser Studie gut einzusetzen ist.

Die Interviews wurden nach Entwicklung der Forschungsfrage anhand eines spezifischen Leitfadens geführt. Daraufhin wurden diese nach einem bestimmten Schema transkribiert, sodass die relevanten Daten und Textpassagen unmissverständlich erkennbar wurden. Wie in dem Artikel von Gale et al. (2013) beschrieben, seien die Hauptaussagen der InterviewteilnehmerInnen für die Studienergebnisse relevant. Daher wurden Sprechpausen, Lautmalereien oder hörbare Emotionen in der Transkription ausgelassen. Die folgende Abbildung 9 soll die für diese Studie nach Kuckartz (2007) entwickelten Transkriptionsregeln noch einmal anzeigen:

Material und Methoden

Abbildung 9 Transkriptionsregeln (Kuckartz, 2007)

Nachdem die Transkription abgeschlossen ist, folgt eine „Einarbeitungsphase“, bei der die ForscherIn die Transkripte liest und, oder die Interviews nochmals vom Tonband anhört. Hierbei können vorab Auffälligkeiten entdeckt und als „Memo“ notiert werden (Gale et al., 2013). Nach dieser Phase folgt bei der „Framework“-Analyse die Kodierung der einzelnen Transkripte, bei der Zeile für Zeile sorgfältig Themenpunkte analysiert,

Material und Methoden

der Hypothesengenerierung möglichst „offen“ durchgeführt, damit viele Dimensionen und Sichtweisen zu den einzelnen Fragen von den InterviewteilnehmerInnen zustande kommen. Dadurch sollen Gesichtspunkte und Merkmale als Ergebnisse sichtbar werden (Heinze, 1995). Wichtig für die ForscherIn ist hierbei, dass bis zu dem zuletzt kodierten Transkript fortwährend neue Kodierungen auftreten können und auch erkannt werden sollten.

Folglich werden die Themenpunkte nach Kodierung aller Transkripte in Kategorien eingeordnet, sodass eine Art Baumdiagramm entsteht. Hierfür wurde bereits in der nächsten Phase der „Framework“- Analyse für diese Studie Excel-Dateien erstellt, die eine Sortierung der Kodierungen in Kategorien ermöglicht hat. Durch das Sortieren und Organisieren der Kategorien und Kodierungen erhält die ForscherIn eine Erleichterung für die weitere Analyse, da die Masse der Daten nun geordnet sei (Gale et al., 2013).

Im Anschluss startet die ForscherIn mit der Zusammenfassung und dem Zusammenfügen der Daten aller Interviews. Dabei ist es von großer Bedeutung wesentliche und markante Daten nicht zu übersehen und gleichzeitig die Masse an Daten auf eine angemessene Menge zu reduzieren, damit die Ergebnisse gut dargestellt und hervorgehoben werden können. Ebenso können hierdurch Handlungsketten und Situationen, wie zum Beispiel Problematisierungen im Erleben des Berufes, deutlich werden.

Als letzte Phase in der „Framework“- Analyse wird die ForscherIn dazu aufgefordert sich Notizen und Anmerkungen bezüglich Besonderheiten zu machen, die bereits während der analytischen Bearbeitung der Interviews auftreten, sodass die Ergebnisse einen Rahmen zur Interpretation zulassen.

2.5.1. Maßnahmen zur Qualitätssicherung

Im Gegensatz zu quantitativen Forschungsdesigns gelten in der qualitativen Forschung keine festgesetzten Gütekriterien zur Sicherung der Qualität einer Studie. In der Literatur wird über die Sinnhaftigkeit über Einhaltung verschiedener Kriterien zur Bewertung und Beurteilung von qualitativen Studien viel diskutiert (Steinke, 2000).

Um jedoch qualitative Studien auf ihre Wissenschaftlichkeit, Güte und Geltung zu prüfen und somit ihre Qualität zu bestimmen, sind nach Angaben von Steinke (2007) mehrere Kriterien zu erfüllen. Anders als bei einem quantitativen Forschungsdesign, in der die Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität klar strukturiert und vorgegeben sind, seien die Kriterien für die qualitative Forschung jedoch oft in der Literatur weniger

Material und Methoden

systematisch und verallgemeinert dargestellt. Allerdings lassen sich die qualitativen Gütekriterien an die der quantitativen Forschung anlehnen, sodass die Repräsentativität der Ergebnisse als Ziel für sowohl quantitative als auch qualitative Forschungsdesigns gilt. Relevant sei es in diesem Fall auch die Grenzen der Verallgemeinerung von Forschungsergebnissen darzustellen (Steinke, 2000).

Steinke (2007) erklärt, dass die Auswahl und Anwendung von Kriterien untersuchungs- und forschungsspezifisch sein müssen, um die Qualität einer Studie angemessen bewerten zu können. Angelehnt an die Gütekriterien für quantitative Forschung stellte Steinke folgende Kriterien zur Validierung und Beurteilung des qualitativen Forschungsprozesses auf:

- die Bewertung der Kommunikation, oder auch „member checking“, bei der den StudienteilnehmerInnen die erhobenen Daten und Ergebnisse

anschließend noch einmal vorgelegt werden, damit diese die Gültigkeit ihrer Aussagen prüfen.

- die Triangulation, bei der mehrere Untersuchungsmethoden zur Studie herangezogen werden und verknüpft werden. Z.B. sollen mehrere Forschende an selbiger Studie die erhobenen Daten analysieren und gegenseitig prüfen, um subjektive Verzerrungen oder einseitige Ergebnisse möglichst zu vermeiden.

- die Bewertung und Beurteilung, der Interviewsituation, um Interessenskonflikte oder Bündnisse zwischen ForscherIn und StudienteilnehmerIn aufzudecken und auszuschließen.

- die Beurteilung auf Authentizität, bei der auf einen sorgfältigen Umgang mit den erhobenen Daten geprüft wird. Es wird hier beispielsweise beurteilt, ob die Komplexität von Interviewaussagen hinreichend erfasst wurde.

Nach Steinke besteht im Rahmen der qualitativen Forschung aufgrund einer kaum zu erhaltenden Reproduzierbarkeit und um repräsentable Ergebnisse zu gewährleisten, der Anspruch auf eine „intersubjektive Nachvollziehbarkeit“. Hierfür gilt es den Forschungsprozess detailliert zu dokumentieren, sodass es möglich ist, den genauen Verlauf einer Studie und die entstandenen Ergebnisse nachvollziehen zu können. In dieser Dokumentation sollen ein Vorverständnis zur Thematik sowie die Erwartungen und Forschungsfrage dargestellt werden, welche für diese Studie nun in Form dieser Masterthese vorliegen.

Material und Methoden

Außerdem sollen die Methoden und der Kontext der Datenerhebung, wie in dieser These die Interviewleitfaden, Transkriptionsschema, Auswertungsmethode und Vignetten als Kontextinformationen aufgeführt werden, um Sinnhaftigkeit und Anwendung dieser für den Forschungsprozess bewerten zu können. Anschließend müssen wie im Kapitel 3., Daten zu StudienteilnehmerInnen, Informationsquellen und Ergebnisse wahrheitsgemäß und wortgetreu dargestellt werden.

Neben der Dokumentation sollte die Interpretation, bzw. Analyse der Ergebnisse im Idealfall zur Erreichung einer Intersubjektivität und besseren Nachvollziehbarkeit durch mehrere Forscher stattfinden. Für die Analyse sollte zudem nach Angaben von Steinke (2007) wiederum ein kodifiziertes Verfahren angewendet werden, in dem klare Regeln zur Bearbeitung vorgegeben sind. Um dieses Kriterium zu erfüllen wurde im Rahmen dieser Studie die „Framework Analysis“ als Analyseverfahren genutzt, welche eine genaue Struktur hierfür vorgibt. Gleichzeitig wurde in dieser Studie jedoch auf eine Analyse durch mehrere Personen verzichtet, da primär die inhaltlichen Aussagen als Datenergebnisse verwendet wurden und keine Deutungen und Interpretationen nötig waren.

Als eines der wichtigsten Kriterien ist die reflektierte Subjektivität zu nennen, bei der die Rolle der ForscherIn im Forschungsprozess beurteilt wird. Wichtig ist zu prüfen, welchen Bezug die ForscherIn zu der Thematik hatte und ob die Studie dadurch beeinflusst wurde. Die gesamte Arbeit an der Studie soll möglichst beobachtet und reflektiert sein, um beurteilen zu können, inwiefern eine Verzerrung der Ergebnisse stattgefunden haben könnte. Anhand dessen kann dann wiederum eine Bewertung der Qualität und Repräsentativität der Ergebnisse der Studie stattfinden. Aufgrund der Tatsache, dass die Forscherin selbst Physiotherapeutin ist und zum Zeitpunkt der Interviews in Österreich lebte, ist ganz besonders darauf geachtet worden, möglichst objektiv zu arbeiten. Die Fragestellung und Thematik erfolgte aus eigenem Interesse, sodass es der Forscherin selbst sehr relevant war die erhobenen Daten und Ergebnisse nicht subjektiv zu beeinflussen und somit die Ergebnisse nicht zu verzerren. Um Gedanken und Notizen während des Forschungsprozesses festzuhalten und anschließend nachvollziehen zu können, wurde ein Forschungstagebuch geführt.

Neben diesen Kriterien führt Steinke auch die „Indikation des Forschungsprozesses“ nicht nur als Kennzeichen, sondern auch zur Bewertung der Gegenstandsangemessenheit der gesamten Studie auf. Hierbei wird auf mehrere Indikationen geprüft, welche für den vorliegenden Forschungsprozess als sinnvolle Beurteilung für die Qualität der Studie erachtet wurde.

Material und Methoden

Die Indikationen bei dieser Bewertung prüfen zunächst auf die qualitative

Die Indikationen bei dieser Bewertung prüfen zunächst auf die qualitative