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Die erhobenen Daten der durchgeführten Studie lieferten viele Ergebnisse, welche zur Ergründung des Fachkräftemangels beitragen. Anhand des Interviewleitfadens kann nachvollzogen werden, auf welche Fragen sich die Interviews stützten, um die Ursachen, Motivationen und Beweggründe der ProfessionistInnen sowie die Sichtweisen der ExpertInnen in Bezug auf das Thema zu ermitteln. Auffällig im Nachhinein ist, dass viele der Aussagen aus den Interviews mit Berufsangehörigen zum Teil sehr allgemein oder wiederholend sind. Dadurch ist die Beantwortung mehrerer Fragen durch ähnliche Ergebnisse geprägt. An dieser Stelle müsste geprüft werden, ob die Fragestellungen durch die Forscherin ausreichend zielführend waren, oder ob es andere Einflüsse gab.

Darüber hinaus ist anzumerken, dass die InterviewteilnehmerInnen über das Interesse der Forscherin an der Studie in Kenntnis gesetzt waren und wussten, dass diese zum Zeitpunkt der Studie in Österreich wohnte und arbeitete. Jedoch wurde auch darüber informiert, dass die Forscherin aus Studiengründen emigriert ist. Diese Tatsache könnte dennoch dazu geführt haben, dass sich einige der InterviewteilnehmerInnen dazu hinreißen lassen haben, ihren Aussagen mehr Nachdruck zu verleihen, da sie sich durch die Forscherin „verstanden“ gefühlt haben könnten. Jedoch wurde von Seiten der Forscherin so gut wie möglich versucht, die nötige Neutralität und Objektivität zur Thematik zu behalten, um die Aussagen der TeilnehmerInnen nicht zu beeinflussen. Ein weiterer beeinflussender Faktor in diesem Kontext könnte die alleinige Teilnahme an der Studie sein, die dazu geführt haben könnte, dass TeilnehmerInnen sich für ihre Aussagen bekräftig fühlten und somit ausschweifender, sehr emotional und impulsiv agiert haben könnten. Zudem kann die aktuelle Zufriedenheit der TeilnehmerInnen auch aus selbigen Grund kritisch betrachtet werden. Da die TeilnehmerInnen sich selbst für den Schritt des Berufswechsels oder der Emigration entschieden haben und sich durch die Teilnahme an der Studie darin bekräftigt gefühlt haben könnten, scheint es relativ unwahrscheinlich,

Diskussion

dass sie ihre aktuelle Zufriedenheit geringer einstufen würden als zum Zeitpunkt vor der Veränderung.

Besonders auffallend ist außerdem, dass die teilnehmenden ProfessionistInnen überwiegend jungen Alters waren. Dieses ist vermutlich der Art der Rekrutierung zu verschulden. Diese Tatsache kann einerseits durch die geringe Berufserfahrung und Neugier nach weiterer persönlicher und beruflicher Entwicklung ebenfalls zu leicht verzerrten Ergebnissen geführt haben. Gleichzeitig scheinen die jungen TeilnehmerInnen deutlich informierter über den aktuellen Berufstand der Physiotherapie in Deutschland, sowie dessen aktuellen Entwicklungen. Im Gegensatz dazu könnten diese Aussagen über Gründe für einen Berufswechsel oder die Emigration also mehr Gewicht und Aussagekraft enthalten. Bei der Auswertung der Ergebnisse ist darüber hinaus auffällig, dass die Fragestellungen ein Defizit aufweisen, da nicht explizit nach dem Wissen über den drohenden Fachkräftemangel gefragt wurde. Es war daher nicht erkenntlich, inwiefern der aktuelle Wissenstand über diese Problematik von Seiten der Berufsangehörigen vorhanden war.

In diesem Kontext entstand in Folge der Literaturanalyse und der Interviewaussagen der Eindruck, dass viele ProfessionistInnen häufig die schlechten Bedingungen in der Physiotherapie beklagen, ohne ausreichendes Hintergrundwissen und Begründungen hierfür zu haben. Dieses Verhalten von Berufsangehörigen ließe sich jedoch anhand einer Art „Ohnmacht“- Gefühls begründen, da der Beruf bislang noch immer als „Heil- und Hilfmittelberuf“ angesehen wird und weisungsgebunden durch die Verordnung von ÄrztInnen ist. Dementsprechend trägt der Großteil der in Deutschland tätigen PhysiotherapeutInnen wenig dazu bei, die Entwicklung ihres Berufsstandes zu fördern.

Ein weiterer Punkt ist in diesem Fall das Vorhandensein von mehreren Berufsverbändern, die teilweise unterschiedliche Ziele verfolgen. So kann eine Entscheidung für Meinungsbildung und dessen aktive Kundgabe für viele TherapeutInnen schon viel Aufwand bedeuten.

Ein weiterer kritisch zu betrachtender Punkt ist die körperliche Belastung in dem Beruf des Physiotherapeuten. Aufgrund der Tatsache, dass der Beruf überwiegend von Frauen ausgeübt wird und diese auch in der Studie in der Mehrzahl als TeilnehmerInnen vorhanden waren, ist es möglich, dass die angegebenen Gründe über die körperlich hohen Ansprüche die Ergebnisse in bestimmten Maße verzerrt haben könnten.

Ein äußerst wichtiger und kritisch anzusehender Fakt ist, dass wenige TeilnehmerInnen ihre aktive Tätigkeit in der BRD niedergelegt haben, da sie durch andere äußere

Diskussion

Tatsache entspricht nicht der Zielführung der Ergründung des Fachkräftemangels von PhysiotherapeutInnen in der BRD und senkt somit in geringem Maße die Aussagekraft der Studie. Auch die Begründung einer Teilnehmerin, dass es aktuell ebenfalls einen Mangel von Fachkräften in der Schweiz gebe, weshalb TherapeutInnen aus Deutschland abgeworben werden, müsse in Bezug auf die Aussagekraft der Ergebnisse berücksichtigt werden. Weiterer negativ zu bewertender Aspekt ist die Herkunft der InterviewteilnehmerInnen aus dem Ausland, da diese nur aus der Schweiz und Österreich kamen. Interessant wären ebenfalls Daten von ProfessionistInnen gewesen, die in anderen europäischen Ländern als PhysiotherapeutIn tätig sind. Allerdings ist die Menge der erhobenen Daten bereits in dieser Studie so umfangreich gewesen, dass ein Großteil von Zitaten in der vorliegenden Masterthese nicht aufgeführt werden konnten. Wäre dieses möglich gewesen, hätten noch einige Erfahrungen, Faktoren und Dimensionen über den Mangel an Fachkräften in der BRD erfasst und dargestellt werden können.

Dadurch wäre ein noch besserer Überblick über die aktuelle Stimmung der Personen, die die aktive Tätigkeit in der BRD niedergelegt haben, geschaffen worden.

Schlussfolgerung

5 SCHLUSSFOLGERUNG

Abschließend ist festzuhalten, dass die Forschungsgebnisse der Masterarbeit in Bezug auf die Fragestellung als gute Einblicke in die Hintergründe des Fachkräftemangels angesehen werden können. Die von den ProfessionistInnen gennanten individuellen Motivationen und Beweggründen sind teilweise sehr vielfältig und lassen die Diskrepanzen zwischen dem physiotherapeutischen Berufsstand und dem deutschen Gesundheitssystem erkenntlich. Diese Differenzen scheinen maßgeblich zur Entscheidung für den Ausstieg beigetragen zu haben.

Die Bearbeitung der gestellten Forschungsfrage im Rahmen dieser Studie kann als angemessen, aber steigerungsfähig betrachtet. Hierfür ist zu überlegen, ob es von Vorteil wäre eine Datenerhebung in Form von Fragebögen durchzuführen, damit eine größere Stichprobe und somit aussagekräftigere Ergebnisse erzielt werden können.

Da sich die vorliegende Thematik in stetiger Entwicklung befindet, ist weiterer Forschungsbedarf vohanden und sollte idealerweise in regelmäßigen Abständen stattfinden, um einen zunehmenden Mangel an physiotherapeutischen Fachkräften vorzubeugen.

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Spezialisten Physiotherapie, Dezember 2016 (Bundesagentur für Arbeit,

2016) ... 2

Abbildung 2: Spezialisten Physiotherapie, Dezember 2017 (Bundesagentur für Arbeit, 2017) ... 2

Abbildung 3 Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in der Physiotherapie 2007-2013, Bundesagentur für Arbeit (hhb, 2015) ... 3

Abbildung 4 : Sinkende Schülerzahlen (Dr. Kemper, 2016)... 5

Abbildung 5: Entwicklung der Ausbildungszahlen in der Physiotherapie 2006/07 bis 2012/13, Bundesagentur für Arbeit (hhb, 2015) ... 6

Abbildung 6: Anteil der Kommentare zum Änderungsbedarf bezogen auf die acht übergeordneten Themen (rrn, 2014) ... 6

Abbildung 7 Interviewleitfaden ProfessionistInnen (eigene Darstellung)... 22

Abbildung 8 Interviewleitfaden für ExpertInnen (eigene Darstellung) ... 23

Abbildung 9 Transkriptionsregeln (Kuckartz, 2007) ... 25

Abbildung 10 Vignette AT01 (eigene Darstellung) ... 32

Abbildung 11 Vignette DE01 (eigene Darstellung) ... 33

Abbildung 12 Vignette DE02 (eigene Darstellung) ... 34

Abbildung 13 Vignette DE03 (eigene Darstellung) ... 35

Abbildung 14 Vignette DE04 (eigene Darstellung) ... 35

Abbildung 15 Vignette CH01 (eigene Darstellung) ... 36

Abbildung 16 Vignette CH02 (eigene Darstellung) ... 36

Abbildung 17 Vignette CH03 (eigene Darstellung) ... 37

Abbildung 18 Vignette CH04 (eigene Darstellung) ... 37

Abbildung 19 Vignette CH05 (eigene Darstellung) ... 38

Abbildung 20 Vignette CH06 (eigene Darstellung) ... 38

TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Merkmaltabelle ProfessionistInnen (eigene Darstellung) ... 32 Tabelle 2: Matrix ProfessionistInnen (eigene Darstellung)... 39 Tabelle 3: Matrix ExpertInnen (eigene Darstellung)... 67

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ANHANG

Im Anhang dieser Masterthese werden folgende Dokumente angefügt:

1. Studieninformation und Einverständniserklärung zur Teilnahme an der Studie