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2.5. Datenauswertung

3.1.4. Belastungen in der physiotherapeutischen Arbeit

In den vorhergehenden Kapiteln werden bereits einige Differenzen für die in Deutschland tätigen PhysiotherapeutInnen erkennbar. Dieser Abschnitt soll folglich etwaige Belastungen, die die TherapeutInnen in ihrem alltäglichen Berufsleben erfahren, aufführen.

DE02 und DE03 zeigen mit ihren Aussagen, dass die Belastungen in der physiotherapeutischen Tätigkeit mehrschichtig seien, und werden daher gleich in dieser Einleitung aufgeführt.

„Auf alle Fälle, für mich ist ein Vollzeitjob als Physio echt eine harte Nummer. Das schlaucht ganz schön körperlich, geistig, empathisch.

Das war für mich irgendwann auch gar nicht mehr möglich so viel Zeit in diesem Beruf zu verbringen." (Interview DE02, 2017, Z. 148ff)

„Ja, also bei mir muss man ganz klar sagen, dass beide Komponenten stark vertreten sind.“ (Interview DE03, 2017, Z. 239f)

Als nachfolgende Kapitel werden die Arten der Belastung in den drei Kodierungen, welche sich durch die Interviewanalyse herauskristallisiert haben, beschrieben.

Physisch/Körperlich

Unter genannter Kodierung tätigten die StudienteilnehmerInnen Aussagen, dass die physiotherapeutische Tätigkeit körperlich als sehr anspruchsvoll empfunden wird (Interview DE04, 2017, Z. 117f; Interview CH04, 2017, Z. 97ff, Interview DE03, 2017, Z.

239f). Durch die Aussagen einiger ProfessionistInnen wird erkenntlich, dass PhysiotherapeutInnen durch die Ausführung ihres Berufes oft selbst körperliche Beschwerden erleiden, wie folgendes Zitat zeigt:

„Definitiv ja! Definitiv ja! Körperlich auf jeden Fall, ich mit meinen 27,

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im Eimer, ich habe jeden Tag Kopfschmerzen. Meine Schultern, meine Ellbogen, das ist alles nicht mehr so wie es mal war. Also körperlich hundertprozentig ja" (Interview CH02, 2017, Z. 385ff)

Unter allen StudienteilnehmerInnen gibt es jedoch auch eine Ausnahme, die besonders aufgeführt werden sollte. CH01 besagt, „dass [es] von der körperlichen Belastbarkeit (…) nicht so anstrengend ist, weil wir auch einen relativ schönen Wechsel haben zwischen rein aktiver Therapie, bzw. Patienten. die wir in die medizinische Trainingstherapie komplett überführen, sodass man auch Einweisungen hat im reinen Trainingsbereich."

(Interview CH01, 2017, Z. 153ff). Anhand dieses Zitates ist es relevant hervorzuheben, dass die vielfältigen Tätigkeitsfelder und Aufgabenbereiche von PhysiotherapeutInnen sehr unterschiedlich belastend für den Körper sein können.

Psychisch/kognitiv

Wie bereits in der Einführung benannt, wurden bei der Durchführung der Interviews von den StudienteilnehmerInnen neben den physischen Belastungsfaktoren auch von psychischen berichtet.

Besonders in den Vordergrund sind dabei die emotionalen bzw. emphatischen und kognitiven Ansprüche von Seiten der TherapeutInnen gerückt, wie folgende Aussage von DE01 zeigt: Tag durchgehend Input, und man muss ja auch aufmerksam zuhören, weil ansonsten kriegt man ja auch eine negative Kritik bspw. ‚Der Therapeut ist gar nicht bei mir, und hört mir gar nicht zu‘. Und was ich auch immer anstrengend fand, war, wenn man Dauerpatienten hatte, dass man gar nicht mehr die Physiotherapeutin war, sondern schon fast eine Psychologin. Viele Patienten, gerade chronisch kranke, die sind ja auch oft psychisch angeschlagen. Und dadurch, die bauen ja auch ein Vertrauensverhältnis auf. D.h. man hat sämtliche Dinge gehört, die man eigentlich gar nicht wissen wollte." (Interview DE01, 2017, Z. 121ff)

Der Großteil der interviewten TherapeutInnen zeigten, dass diese Art der Belastung sehr stark im therapeutischen Alltag präsent sei. Die physiotherapeutische Nähe zu den

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PatientInnen führe zu einer gewissen Vertrauensbasis und persönlicher Nähe, die manche TherapeutInnen längerfristig als Belastung wahrnehmen (Interview CH04, 2017, Z.303ff; Interview, 2017, DE04, Z. 120f). Das nächste Zitat von DE03 zeigt wie stark diese zwischenmenschliche Ebene als Belastung empfunden werden kann:

„Aber die Psyche war halt letztendlich auch der Stress. In der Praxis im 20 Minuten Takt, das war mir einfach zu viel. Ich hatte sehr sehr viele Menschenkontakte, die mir dann auch von ihren Problemen erzählt haben. Da war ich sehr sensibel und d.h. mich hat das dann auch sehr stark mitgenommen und da wurde auch viel nach Hause getragen. D.h.

ich war sehr stark involviert in das Patienten-Therapeuten-Gefüge, also ich habe auch privat sehr viel Kontakt zu Patienten gehabt. Das hat sich immer ergeben, da ich auch ein sehr kommunikativer Mensch bin. Und das wurde dann irgendwann zu viel, sodass ich dann gesagt habe

"Nein, das muss ein Break komplett auch von Therapeutenschiene sein". Ich hatte halt nicht das Gefühl, dass ich nur noch reiner Physiotherapeut bin, sondern auch gleichzeitig ein Psychotherapeut.

D.h. die Sachen die an mich herangetragen wurden, waren mir dann auch zu viel. D.h. ich hatte nicht die Möglichkeit auch die Distanz zu schaffen, um da wirklich auch zu sagen, dass ist nicht mein Aufgabenbereich."(Interview DE03, 2017, Z. 241ff)

Neben dieser Form der Belastung nannten jedoch auch mehrere TeilnehmerInnen einen gewissen Leistungsdruck, der durch den Anspruch auf Heilung von Seiten der PatientInnen gestellt wird (Interview CH01, 2017, Z. 162ff; Interview CH05, 2017, Z.

292ff). CH02 beschreibt es so „(…), dass es psychisch auf jeden Fall eine Art Druck, dass Menschen mit Schmerzen zu einem kommen und die ihre Probleme bei uns sozusagen abladen und von uns verlangen, dass wir es wieder gut machen. (…) dadurch [ist] die psychische Belastung auch mit dem Druck von ‚Ich muss ihn wieder fit kriegen‘, auf jeden Fall da. Da kann es abends schon mal vorkommen, dass man sagt, sprich mich nicht an. Ich habe jetzt stundenlang gesprochen. Ich will jetzt einfach nur meine Ruhe und will keinen mehr sehen und ja, das kommt auf jeden Fall vor.“ (Interview CH02, 2017, Z. 388f).

Wie zum Ende dieses Zitates nannten auch andere ProfessionistInnen, die Arbeitszeiten und kurzen Taktungen inklusive der hohen PatientInnenzahlen als psychisch belastend (Interview CH01, 2017, Z.148ff; Interview CH06, 2017, Z.249ff).

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Druck und Leistung pro Arbeit und Zeit

Unter der aufgeführten Kategorie von Belastungen in der Ausübung des physiotherapeutischen Berufs wird im Rahmen der Interviewdurchführung und deren anschließenden Analyse deutlich, dass zusätzlich zu den psychischen und physischen Belastungsfaktoren eine dritte Kodierung aufzuführen ist.

Durch Aussagen wie: „Also in der Praxis war es ja teilweise so, dass man nicht mal Zeit hatte zwischendurch etwas zu trinken oder nur zur Toilette zu gehen, weil ja die 20 Minuten, wenn davon drei Minuten fehlten, da gab es Patienten, die haben sich darüber beschwert. Oder war Im Laufe des Tages dann in Verzug geraten, und hat dann Beschwerden von Patienten bekommen." (Interview DE01, 2017, Z. 139ff), lässt sich die Art der Belastung darstellen.

Der Großteil der interviewten ProfessionistInnen empfindet die Taktungen der Behandlungen in der BRD als „anstrengend“ und es „steigert den Druck natürlich noch mal ums Vielfache" (Interview CH01, 2017, Z. 181f; Interview CH04, 2017, Z. 289ff;

Interview DE01, 2017, Z.120ff; Interview DE04, 2017, Z. 119f).

Das nächste Zitat von CH02 zeigt wiederum ein gutes Beispiel für Sichtweisen vieler deutscher PhysiotherapeutInnen in Bezug auf die aktuellen Behandlungszeiten:

„Genau so wie immer mehr diese Tendenz zum 15Minuten Takt, weil man es einfach nicht mehr anders finanzieren kann. Das finde ich furchtbar. Da muss man ja allein 5 Minuten abziehen, dass die Oma es in den Raum schafft und ihn wieder zu verlassen. Und dann fragt man noch, wie es nach dem letzten Mal war, muss ich ja nachfragen, sonst kann ich ja nicht weiter arbeiten. Und dann sind definitiv 5 Minuten rum.

Aber wie soll man dann noch 10Minuten qualitativ hochwertig Arbeit leisten? So auf der Stelle quasi, ich kann‘s nicht." (Interview CH02, 2017, Z. 323f)

Zahlreiche Aussagen beziehen sich auf die engen Zeitvorgaben in der Physiotherapie, die als von außen gegebene Faktoren gelten. Allerdings werden unter dieser Kodierung auch Aussagen getätigt, die eine Art selbst entwickelten Druck durch therapeutischen Ehrgeiz, ohne äußeren Einfluss, zeigen. Folgendes Zitat beschreibt an dieser Stelle, wie TherapeutInnen diese Situation erleben können:

„(…), wenn ich mal irgendwo nicht weiter komme, dass ich denke, das kann nicht sein, du musst da jetzt schauen, was da noch geht. Also ja eher mir gegenüber als den Patienten gegenüber, was aber auch für

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mich so eine Zielsache ist, wo ich sage, das erwarte ich einfach von mir. Wo ich mich unter Druck setze" (Interview CH02, 2017, Z. 425ff)

Bei DE03 sind dementsprechend markante andere Belastungsfolgen deutlich geworden, wie diese Aussage zeigt:

„Ja, teilweise war es ein Grauen, sag ich ganz ehrlich. Wenn ich an einige Praxistage zurückdenke, läuft mir ein Schauer über den Rücken.

Und ich sag mal, wenn man mir 100% Aufschlag zahlen würde und ich würde noch mehr und noch viel mehr Geld verdienen, ich würde nicht wieder zurück in den Beruf gehen." (Interview DE03, 2017, Z. 254ff) 3.1.5. Zufriedenheit mit der physiotherapeutischen Tätigkeit

Die vorhergehenden Artikel führen bereits einige negative Faktoren auf, welche die Arbeit als PhysiotherapeutIn für die meisten der StudienteilnehmerInnen mit sich bringt. Das nun folgende Kapitel dieser Arbeit zeigt nun Ergebnisse, die unter der Kategorie der Zufriedenheit in Bezug auf die therapeutische Arbeit in den Interviews entstanden sind.

Unter dieser Kategorie werden die Kodierungen „Eigenidentifikation“, „Beschreibung der Zufriedenheit“, „Ursachen“ und „aktuelle Zufriedenheit nach Ausstieg/Emigration“ erfasst.

Diese sollen die Dimensionen der allgemeinen Zufriedenheit detaillierter darstellen und begründen.

Eigenidentifikation

In diesem Abschnitt machen Aussagen der InterviewteilnehmerInnen erkenntlich, inwiefern sie sich selbst mit ihrem Beruf identifizieren können. Hierbei ist daraufhin zu deuten, dass sich verschiedenste Ergebnisse zeigen, da sowohl eine Inhomogenität bezüglich der verschiedenen Tätigkeitsfelder als auch der Arbeitsorte vorliegt.

Wie das Zitat von CH01 als Beispiel zeigt, kann sich ein Großteil der StudienteilnehmerInnen durchaus mit dem Beruf der PhysiotherapeutIn identifizieren:

„Ja, definitiv. Ich konnte mich immer mit dem Beruf identifizieren und bereue es auch nicht, dass ich es gemacht habe. Und sehe aber keinen Unterschied persönlich auf mich bezogen in der Identifikation mit dem Beruf im Ländervergleich." (Interview CH01, 2017, Z. 293f)

Wenige dagegen schränken die Eigenidentifikation ein, wie z.B. AT01 als emigrierte PhysiotherapeutIn mit folgender Aussage:

„Ja, mit Abstrichen! Ich liebe meinen Job, ich mach meinen Job, ich kann mir nichts anderes vorstellen als Physiotherapeutin. Ich mag den

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behandeln, was ich gerade vor mir habe. Andererseits wenn ich natürlich an die ganzen Kosten denke, deprimiert es mich eher, weil ich mein dann denke ich mir "Mist, du hast das totale Helfersyndrom, weil sonst würdest du das nicht machen." Und das ist leider der negative Faktor davon." (Interview AT01, 2017, Z. 336ff)

Die Minderzahl der TeilnehmerInnen, die aus dem Beruf ausgestiegen sind oder in eine andere Richtung gewechselt haben, zeigen wie DE04 andere Reaktionen auf diese Frage:

„Also während der Ausbildung konnte ich mich schon mit dem Beruf identifizieren. Wobei ich halt schon sagen muss, dass es danach immer mehr abgenommen hat" (Interview DE04, 2017, Z. 180f)

Beschreibung und Einflussfaktoren der Zufriedenheit

Unter der Fragenkategorie der Zufriedenheit mit dem Beruf der PhysiotherapeutIn führen die StudienteilnehmerInnen viele Aussagen als Beschreibung und Begründung auf.

Auffallend ist die Vielfältigkeit der Aussagen, die sich unter dieser Kodierung sammeln lassen. Sie stellen die umfangreichen Dimensionen, Sichtweisen und beeinflussenden Faktoren dar.

Beginnend gibt DE03 einen Einblick auf die Bedingungen, die an SchülerInnen für Physiotherapie gestellt werden:

„Selbst finanzieren hätte ich es mir nicht können. (…) Ja, und es ist auch eine Selektion, die auf einer sozialen Ebene stattfindet. Also meine Frau (…) war Selbstzahlerin, und ich wurde halt vom Arbeitsamt gesponsert. Ich hätte es nicht selbst finanzieren können, auch nicht von meinen Eltern. Und ich hätte dafür auch keinen Kredit aufgenommen, muss ich dazu sagen.“ (Interview DE03, 2017, Z. 96ff)

Daneben wird von StudienteilnehmerInnen genannt, dass sie unzufrieden mit der Ausbildung in Deutschland seien, da sie zum Teil „einfach veraltet“ sei (Interview CH05, 2017, Z182ff, Interview CH02, 2017, Z. 366ff).

Weiterführend nennen die ProfessionistInnen mehrere Faktoren aus der alltäglichen Arbeit, die ihr Zufriedenheit stark beeinflusst haben. CH04 beschreibt einen Faktor für die entstandene Unzufriedenheit mit der Tätigkeit in Deutschland und deutet gleichzeitig mit der Aussage bereits auf mögliche Folgen bei fehlenden Fachkräften innerhalb einer Einrichtung hin:

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„Wenn aber mal jemand länger ausgefallen ist, wurde auch kein Ersatz geschaffen, weil es einfach zu teuer war. Dann musstest du einfach die Arbeit mitmachen. Und wenn dann nicht nur ein Kollege, sondern vielleicht zwei oder drei, dann hast du da halt schon einiges zu tun, und kriechst dementsprechend auch irgendwann auf dem Zahnfleisch."

(Interview CH04, 2017, Z. 328ff)

Auffallend sind auch folgende Zitate von CH03 und DE03, die mit ihrem KollegInnenumfeld in der Physiotherapie unzufrieden seien, da sie mit „(…) viele[n]

gearbeitet [haben,] die schon lange dort arbeiten und lange in ihrem Trott sind und irgendwie, für die ist das Thema Physiotherapie schon gegessen. Die machen das um Geld zu verdienen. Und am besten ein, ja so ein Nine to five- Job und dann nach Hause gehen und fertig." (Interview CH03, 2017, Z. 362ff). Außerdem habe „(…) der Umgang der Therapeuten untereinander hat (…) nie gepasst. Es waren immer alle zu

"Wellnesstherapie". Ich habe immer das Gefühl bekommen, dass die Patienten ein bisschen in eine Wellnesspraxis gekommen sind und man macht sie gesund. Das habe ich nie so gesehen." (Interview DE03, 2017, Z. 262f).

Dementsprechend sei von einigen ProfessionistInnen ebenfalls das Verhalten der PatientInnen und das vorhandene PatientInnenklientel als Grund für eine Unzufriedenheit genannt worden. Denn diese „verlangen mehr nach Hands-on vom Therapeuten, so nach dem Motto ‚massier, und heil mich‘!“ (Interview CH02, 2017, 150f). Außerdem hätten viele PatientInnen „einfach auch andere Ansprüche an Sauberkeit und Hygiene (…), die die Sprache überhaupt nicht sprechen. Du kannst keinen vernünftigen Befund aufnehmen, also das alles ist noch so als I-Tüpfelchen dazu gekommen. (...) Aber es hat einfach die Arbeit extrem erschwert und dementsprechend auch so die Freude genommen. (…) Und viele haben irgendwie die Ansprüche, die kommen irgendwie 5-6-mal und sind danach gesund. Und sind irgendwie nur am Meckern und unzufrieden.“ (Interview DE04, 2017, Z.

111f). Diese Haltung gegenüber der physiotherapeutischen Behandlung von Seiten der PatientInnen führe bei einigen der StudienteilnehmerInnen häufig zu einem enormen Ärgernis, wie das nächste Zitat von CH02 als Beispiel deutlich macht:

„Und dann noch die Patienten, die kommen und fragen ‚kann ich ‚ne Massage?‘. Das war in der Praxis, da sind öfter mal die Türen geflogen.

Da dachte ich auch oft, hier schepperts bald. Hm, wo ich dann wirklich gemerkt habe, es macht mir einfach wirklich keinen Spaß mich einfach an die Arbeit zu machen. Da gab es oft den Moment, wenn ich abends

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früh, der erste Patient, ich bekomme jetzt schon das Kotzen, ich habe einfach keinen Bock. Es ist mir scheißegal, was der hat und der kann nett sein wie er will.“ (Interview CH02, 2017, Z. 287ff)

Weiterführend nennen viele ProfessionistInnen negativ beeinflussende Faktoren in der physiotherapeutischen Tätigkeit in Deutschland. DE 04 fasst in einer Aussage knapp zusammen, welche Punkte zur Unzufriedenheit geführt haben:

„Die Rahmenbedingungen, die politisch vorgegeben sind. Einfach dieses Abrechnungssystem, die 6 Behandlungen, die Ärzte verschreiben kaum Physiotherapie. Die körperliche Belastung und das Geld." (Interview DE04, 2017, Z. 126ff)

Andere führten in diesem Zusammenhang nochmals die kurzen Behandlungszeiten (siehe Abschnitt 3.1.4) und das geringe Gehalt als negativen Einfluss auf (Interview AT01, 2017, Z. 355ff; Interview CH05, 2017, Z. 205f; Interview CH02, 2017, Z. 308ff &

323f; Interview DE02, 2017, Z. 176ff, Interview CH04, Z. 256f).

Auch an dieser Stelle lassen sich die Sichtweisen und oft auch Ärger der ProfessionistInnen über die Physiotherapie in Deutschland gut in dem Zitat von CH04 darstellen.

„Ja, das ist halt so. Wenn du hier so viele Freiheiten hast, und du weißt, dass es anders geht als in Deutschland, ich glaube, es wäre für mich einfach mega schwer wieder in diesen 20Minuten oder teilweise auch schon 15Minuten Takt reinzuwachsen. Da hätte ich gar keinen Bock drauf. Und von der Bezahlung sprechen wir gar nicht erst. (…) Ja, ich sag ja, alleine eben auch, dass du für's erste halt wirklich nur der Physiotherapeut bist, das ist eben so der Depp vom Dienst, der das macht, was die Ärzte sagen. Obwohl du fast, ich meine, die Ausbildung ist fast ein kleines Medizinstudium. Und was so bestimmte Sachen angeht, da wissen wir Physiotherapeuten eben auch mehr als die Ärzte.

Dadurch, dass sie aber ihren Doktortitel haben, meinen sie, sie sind etwas Besseres und können und vorschreiben, was wir zu tun haben.

Nee, da habe ich echt keine Lust mehr zu. Das kann ich mir nicht mehr vorstellen. Und auch dieser Kampf mit den Krankenkassen, ständig, dahinter her zu rennen, und ständig zu tun und zu betteln, und bitte bitte bitte, gebt den doch noch eine Verordnung. Nee, wirklich nicht!"

(Interview CH04, 2017, Z. 459ff)

Ergebnisse

Neben diesen teilweise sehr persönlichen und negativ geprägten Erfahrungen, gebe es nach Aussagen der InterviewteilnehmerInnen in der Bundesrepublik Deutschland oft das Problem, dass TherapeutInnen in Praxen nur Jobangebote in Teilzeit finden (Interview DE03, 2017, Z. 158ff). Dieses stelle TherapeutInnen oft vor ein Problem, denn „dann bin ich zwei Nachmittage da und zwei Vormittage da. Damit kannste halt nicht überleben.

Und dann zwei Jobs zu finden, die du gut kombinieren kannst, das ist auch immer recht schwierig"(Interview CH04, 2017, Z. 136ff).

Als weitere Punkte sind von einigen InterviewteilnehmerInnen der Urlaub und Fortbildungen thematisiert worden. An dieser Stelle scheinen PhysiotherapeutInnen in der BRD häufig persönliche Einbußen zu haben, um für den Arbeitsmarkt qualifizierter zu sein, und um möglicherweise mehr Lohn zu erhalten (Interview DE01, 2017, Z. 156f). Das Zitat von DE01 lässt erahnen, wie diese Situation von vielen TherapeutInnen erlebt wird:

„(…), weil ich auch einfach mal Geld für mich sparen wollte, und nicht immer für Fortbildungen ausgeben wollte. Genau so wie den Urlaub, den wollte ich auch mal haben. Denn den muss man ja sonst auch meist für seine Fortbildungen verwenden" (Interview DE01, 2017, Z.

50ff)

Außerdem seien einige Fort- und Weiterbildungen in Deutschland den Erwartungen auf mehr Gehalt und Wissensgewinnung nicht gerecht geworden, wie die Aussagen von DE03 und CH02 zeigen:

„Also war manuelle Therapie wirklich ein Wunsch, der hat sich am Ende aber nicht erfüllt. Also ich bin mit viele Fragen daraus gegangen" Bezug auf die Zufriedenheit gewesen sei (Interview CH02, 2017, Z.372ff).

Aktuelle Zufriedenheit nach Ausstieg/Emigration

Unter dieser Kodierung wird die derzeitige Zufriedenheit der InterviewteilnehmerInnen in Bezug auf ihre beruflichen Veränderungen thematisiert. Der Großteil hiervon berichtet von einer positiven Entwicklung. Zwei TeilnehmerInnen, die sich beruflich innerhalb

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2017, Z. 370ff). DE04 nutzt beschreibend für die Zufriedenheit sogar eine physiotherapeutische Messskala:

„Die ist auf jeden Fall gestiegen. (…), wenn ich jetzt eine typische VAS-Skala nutze, vorher war ich vielleicht bei 5 und jetzt bei 8. (…) das was ich jetzt im Management mache, macht mir halt noch mehr Spaß, und mit der Aussicht, dass die Entwicklung halt da ist. Von der Richtung Physiotherapie halt weg" (Interview DE04, 2017, Z. 206ff)

Die nächsten Zitate beschreiben dagegen die Zufriedenheit der nun im Ausland tätigen PhysiotherapeutInnen. CH01 beispielweise spricht von „gute[n] Grundvoraussetzungen (…) und mit dem Patienten[.] (…) und die dreißig-Minuten-Taktung ist natürlich klasse.

Und dann ist es natürlich auch so, dass das Geld in Ordnung ist." (Interview CH01, 2017, Z. 203f). Die meisten der anderen TherapeutInnnen sagten aus, dass die Arbeitszufriedenheit deutlich gesteigert sei, seitdem sie emigriert sind (Interview CH04, 2017, Z. 361; Interview CH06, 2017, Z. 237f; Interview AT01, 2017, Z. 372f). Letzteres Zitat stellt eine persönliche Entwicklung der Zufriedenheit nach der Auswanderung nochmals ausführlicher dar:

„Also es ist wirklich so das krasse Gegenteil. Und genau deswegen mache ich meinen Beruf hier gerne und bin Physiotherapeutin. Ja, also erst in der Schweiz habe ich mich da so richtig wiedergefunden. (…) Und damit wurde es eigentlich wieder besser. Und natürlich gibt es nun auch so Phasen wo ich sage "ach" und stöhne, und ich denke das ist aber auch normal, das ist im Job wie bei jedem anderen. Aber so hat sich die Zufriedenheit schon wieder deutlich erhöht." (Interview CH02, 2017, Z. 358ff)

3.1.6. Ansehen & Berufsstand

In den bisherigen Kapiteln wurde teilweise erkenntlich, dass viele der InterviewteilnehmerInnen in Bezug auf das äußere Ansehen und den Berufsstand unzufrieden seien. Nach Angaben der ProfessionistInnen würde ihr Beruf einen geringeren Stellenwert in der allgemeinen Gesellschaft beziehen. In den folgenden

In den bisherigen Kapiteln wurde teilweise erkenntlich, dass viele der InterviewteilnehmerInnen in Bezug auf das äußere Ansehen und den Berufsstand unzufrieden seien. Nach Angaben der ProfessionistInnen würde ihr Beruf einen geringeren Stellenwert in der allgemeinen Gesellschaft beziehen. In den folgenden