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Ortsteil Stadtmitte

Im Dokument Klimaanalyse Stadt Bottrop (Seite 198-0)

4 K LIMAANALYSEKARTE

9.2 P LANUNGSHINWEISE AUF E BENE DER O RTSTEILE

9.2.7 Ortsteil Stadtmitte

Bei der Betrachtung der Planungshinweiskarte für den Ortsteil Stadtmitte fällt zunächst auf, dass dort keine größeren Gewerbe- oder Industriekonzentrati-onen angesiedelt sind. Allerdings sind über den Stadtbezirk mehrere kleinere hochversiegelte Ge-werbeflächen, wie etwa entlang der Gladbecker Straße und Prosperstraße, verteilt, die sehr unter-schiedliche Nutzungsarten aufweisen (z.B. Super-märkte, Tankstelle, Möbelhaus, Autohaus, Feuerwa-che, diverser Einzelhandel) und zumeist direkt an eine Wohnnutzung angrenzen. Zudem ist ein großer, weitestgehend zusammenhängender Bereich in die-sem Ortsteil den klimatischen Lasträumen der

„überwiegend dicht bebauten Wohn- und

Mischge-biete“ sowie der „hochverdichteten Innenstadt“ zugeordnet. Insbesondere der Innenstadtbe-reich mit seiner überwiegend drei- bis mehrgeschossigen Bebauung, vereinzelten Hochhäu-sern und großen öffentlichen Gebäuden, z.B. dem Rathaus, weiteren Büro- und Verwal-tungsgebäuden, Kirchen, Schulen, dem Busbahnhof sowie der Fußgängerzone mit großen Kaufhäusern, diversen öffentlichen Plätzen und Parkplatzflächen weist einen sehr hohen Versiegelungsgrad und einen entsprechend geringen Grünflächenanteil auf.

In diesen Bereichen können im Sommer verstärkt Hitzestress und Schwülebelastungen in-folge starker Überwärmung der bodennahen Lufttemperaturen, (sehr) hohe nächtliche Wär-meinseleffekte sowie Winddiskomfort infolge lokaler Windfeldmodifikationen auftreten. Ins-gesamt ist die Durchlüftungssituation dort zudem als schlecht zu bewerten, da infolge der erhöhten Rauigkeit die Windgeschwindigkeiten auch während allochthoner Wetterlagen stark herabgesetzt sind. Des Weiteren können insbesondere im Nahbereich der Hauptverkehrs-straßen und in engen Straßenschluchten die Immissionen von Luftschadstoffen und Lärm teilweise erhöht sein.

Viele Siedlungsbereiche abseits der Innenstadt weisen hingegen eine überwiegend aufgelo-ckerte und durchgrünte Wohnbebauung auf, deren Grünflächen und Gärten innerhalb der Bebauung als kleinräumige Klimaoasen fungieren, zu einer Abmilderung der Wärmeinselef-fekte beitragen und somit insgesamt noch positive bioklimatische Verhältnisse aufweisen.

Neben den teils größeren zusammenhängenden Gartenarealen bzw. größeren Grünflächen

Planungshinweise

mehrere größere innerstädtische Grün- und Parkanlagen im Ortsteil Stadtmitte vorzufinden.

Zusätzlich zu ihrer wichtigen Funktion als wohnnahe Freizeit- und Erholungsräume sind sie zumeist Teil von Grünvernetzungsstrukturen sowie Belüftungsbahnen und stellen lokale Kalt- und Frischluftproduzenten dar. Die lokalen Abkühlungswirkungen dieser innerstädtischen Grünanlagen sorgen für eine Abmilderung der Wärmeinseleffekte, welche in die angrenzen-den Siedlungsbereichen hineinreichen. Insbesondere kann ein Kaltluftmassentransport über den Stadtgarten sowie die Grün- und Freilandflächen im Bereich des Marienhospitals in die jeweils (süd)östlich angrenzende Bebauung erfolgen und dort zu einer Verbesserung des Mikroklimas beitragen. Allerdings können die kühlen Luftmassen während sommerlicher Strahlungswetterlagen kaum bis in die hochverdichtete Innenstadt vordringen. Trotz der rela-tiven Nähe zu innerstädtischen Grünvernetzungen weisen weite Teile der Siedlungsbereiche von Stadtmitte eine deutliche Unterversorgung nächtlicher Kaltluftzuflüsse auf. Hingegen können bei entsprechenden übergeordneten Windfeldern Frischluftmassen aus dem Stadt-wald über den Stadtgarten sowie aus dem Revierpark Vonderort über den Westfriedhof in Richtung der Innenstadt transportiert werden.

In den stärker verdichteten Wohn- und Mischgebieten sowie den Bereichen der hochverdich-teten Innenstadt sollte keine weitere Versiegelung oder Nachverdichtung erfolgen. Hingegen sollten Rückbaumaßnahmen als Chance zur Integration von mehr Grün in das Stadtbild er-griffen und bei unvermeidbarer Neubebauung ein erhöhter Grünanteil realisiert werden. Zu-dem sollte eine Erhöhung des Grünflächenanteils durch kleinräumige Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen forciert werden. Insbesondere im Bereich hochversiegelter Innen-höfe, auf Garagenanlagen (z.B. zwischen Goeben- und Steinmetzstraße) sowie im Bereich der Gewerbeflächen stellen die Installation von Fassaden- und Dachbegrünungen besonders geeignete Maßnahmen zur Aufwertung des Mikroklimas dar. Weitere Entsiegelungsmaß-nahmen und die Anpflanzung von Bäumen zur Schaffung von Schattenzonen werden auf öffentlichen Plätzen (z.B. Ernst-Wilczok-Platz, Kirchplatz), Parkplatzflächen (z.B. Ecke Oster-felder Straße/Hans-Böckler-Straße oder Firmenparkplätze in den Gewerbebereichen) sowie auf Schulhöfen empfohlen. Wenn eine dauerhafte Anpflanzung von Bäumen nicht möglich ist, sollte der Einsatz sogenannter mobiler Bäume überprüft werden. Im Bereich der

Fußgän-Planungshinweise

Die Grün- und Parkflächen sind in ihrer klimameliorierenden Funktion grundsätzlich zu si-chern. Insbesondere sind die bestehenden Grünvernetzungen zu erhalten und unter Einbe-ziehung privater Grundstücke in den Siedlungsbereichen in Richtung der Innenstadt auszu-bauen. Zudem sollte der Luftaustausch zwischen den Grün- und Parkflächen im Bereich des Stadtgartens sowie des Westfriedhofes und der jeweils angrenzenden Bebauung, beispiels-weise durch die Vermeidung dichter, riegelförmiger Bebauung und Bepflanzung, gefördert werden. Grundsätzlich sind die Übergangsbereiche zwischen großen Parkanlagen und der angrenzenden Bebauung im Sinne einer Vernetzung offen zu gestalten, während die Ränder kleinerer Grünflächen zur Schaffung lokaler Klimaoasen geschlossen werden sollten. Im Um-feld von Park- und Grünanlagen sollte zudem die weitere Ansiedlung bodennaher Emittenten vermieden werden.

Zur lokalen Klimaverbesserung durch Verschattungs- und Verdunstungseffekte sollten ins-besondere im Straßenraum entlang der Osterfelder Straße, Horster Straße, Gladbecker Straße, Hans-Sachs-Straße, Friedrich-Ebert-Straße und Freiherr-vom-Stein-Straße sowie der Peterstraße, Prosperstraße und dem Westring Bäume erhalten bzw. neu gepflanzt wer-den. Dabei sollte in engen Straßenschluchten sowie bei hohem Verkehrsaufkommen kein geschlossenes Kronendach über dem Straßenraum entstehen, um den vertikalen Luftaus-tausch zu gewährleisten und eine Schadstoffanreicherung zu vermeiden. Grundsätzlich soll-ten zudem entlang der Hauptverkehrsstraßen Maßnahmen zur Reduzierung der verkehrsbe-dingten Emissionen von Luftschadstoffen und Lärm umgesetzt werden.

Im Dokument Klimaanalyse Stadt Bottrop (Seite 198-0)