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Wohnsituation von Kindern

Im Dokument Lebenslagen in Deutschland (Seite 178-181)

Maßnahmen der Bundesregierung zur effektiven Regulierung der Finanzmärkte Eine der zentralen Lehren aus der Finanzkrise ist gewesen, dass die Verlusttragfähigkeit von

II. Erfolgs- und Risikofaktoren in jungen Jahren: Startchancen

II.6 Wohnen und Wohnumfeld

II.6.2 Wohnsituation von Kindern

Mit der Wohnungsgröße sind die Haushalte mit Kindern knapp mehrheitlich zufrieden. 57 Pro-zent dieser Haushalte halten die Wohnungsgröße für angemessen. Allerdings halten 41 ProPro-zent der Haushalte mit Kindern ihre Wohnung für zu klein, während im Durchschnitt aller Haushalte in Deutschland nur 21 Prozent mit der Wohnungsgröße unzufrieden sind. Haushalte mit Kindern mit einem Einkommen unterhalb der Armutsrisikoschwelle sind nur 36 Prozent mit der Woh-nungsgröße unzufrieden. In 28 Prozent der Haushalte mit Kindern teilen sich mehrere Kinder ein Zimmer, während dies in Haushalten mit einem Einkommen unterhalb der Armutsrisiko-schwelle für jeden zweiten Haushalt gilt.

Haushalte mit Kindern weisen mit durchschnittlich 17 Prozent eine Mietbelastung deutlich unter dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung auf. Dank der wirksamen Unterstützung der sozialen Sicherung des Wohnens und etwas kleinerer Wohnungen liegt die Mietbelastungsquote von Haushalten mit Kindern unterhalb der Armutsrisikoschwelle ebenfalls bei 17 Prozent Eine große Bedeutung hat hier die staatliche Unterstützung bei den Wohnkosten: 2010 erhielt jede fünfte Familie eine entsprechende Unterstützung. 436.000 Familien empfingen Wohngeld und 1,15 Mio. Bedarfsgemeinschaften mit Kindern Kosten der Unterkunft und Heizung im Rahmen des SGB II.

Stadtquartiere mit hohen Anteilen an Bewohnerinnen und Bewohnern mit geringem Einkommen sind überdurchschnittlich von ungünstigen Umweltfaktoren wie etwa Lärm- und Schadstoffbe-lastungen und einer nicht ausreichenden Zahl an Grünflächenund Spielwiesenbetroffen. Ursa-che ist dafür häufig ihre Lage entlang großer Verkehrsachsen an den Rändern der „City“ und der weiteren Innenstadt.

Die Schulanfängerstudie Sachsen-Anhalt zeigt mögliche Auswirkungen solcher Wohnlagen auf die Gesundheit: So stand das Auftreten von Krankheiten wie Bronchitis, Lungenentzündung und Nasennebenhöhlenentzündung bei Kindern nachweislich in einem Zusammenhang mit erhöh-tem Autoverkehr in benachteiligten Wohnlagen. Je weiter der Kindergarten von einer verkehrs-reichen Straße entfernt lag, desto signifikant niedriger war die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder an einer dieser Krankheiten erkrankten. Weiterhin ergaben sich Zusammenhänge mit der sozia-len Situation der Kinder: Kamen sie aus Familien mit niedrigerem soziasozia-len Status, waren sie

141 Ebenda, S. 40.

häufiger einer solchen erhöhten Exposition ausgesetzt, lebten näher an verkehrsreichen Stra-ßen und erwiesen sich als anfälliger für Erkältungskrankheiten.142

Es gibt deutliche Belege dafür, dass Kinder selbst die Nachteile des motorisierten Verkehrs-wachstums klar erkennen.143Die immer noch überwiegende Nutzung der öffentlichen Straßen-verkehrsflächen durch den motorisierten Individualverkehr führt für kleinere Kinder dazu, dass sie sich nicht ohne Aufsicht auf der Straße aufhalten können. Die wenigsten Kinder gehen allein zum Kindergarten. Auch auf dem Schulweg werden viele Grundschulkinder noch begleitet. El-tern empfinden eine Umgebung, in der sie ihre Kinder nicht ungefährdet allein spielen lassen können, als eine Belastung. Die Kinder werden in ihren Erfahrungsmöglichkeiten beeinträchtigt, was sowohl für Kinder in benachteiligten Wohnquartieren als auch für Stadtrandkinder der Mit-tel- und Oberschicht gilt.144

Darüber hinaus führt der Autoverkehr in den Stadtquartieren zu einer fortschreitenden sozialen Polarisierung mit erheblichen Auswirkungen. Eltern aus der Mittel- und Oberschicht versuchen den Verlust der außerhäuslichen Nahumwelt, den ihre Kinder durch diese Entwicklung erleiden, durch das „Elterntaxi“ zu kompensieren. Damit tragen sie allerdings zu einer hohen milieuspezi-fischen Segregation der sozialen Kontakte ihrer Kinder und Jugendlichen bei.

Zusammenfassend lässt sich hier festhalten, dass der Verkehrsdruck auf Städte und Regionen in Deutschland und damit auch die Gefahr einer weiteren Verschärfung der Lärm- und Schad-stoffbelastung weiter hoch ist. Gleichzeitig ist die Gewährleistung von Mobilität eine zentrale Voraussetzung für die gesellschaftliche und soziale Entwicklung in Deutschland.

In diesem Spannungsfeld besteht nun die Gestaltungsaufgabe für die Bundesregierung darin, Mobilität zu sichern und zu fördern und gleichzeitig verkehrsbedingte Belastungen abzubauen.

Damit das gelingt, sind alle Mobilitätsformen zu berücksichtigen. Gefragt sind weiterhin neue Lösungen beim Ausbau einer effektiven Nahmobilität, zum Beispiel durch attraktive und sichere Fuß- und Radwegenetze und zuverlässige und bezahlbare öffentliche Verkehrssysteme, aber auch durch neue Logistikkonzepte für den Lieferverkehr.

142 Gottschalk, C. u. a. (2011): Belastung einzuschulender Kinder mit Umweltschadstoffen – Ergebnisse der Schul-anfängerstudie Sachsen-Anhalt. In: Umwelt und Mensch – Informationsdienst (UMID), S. 63-69.

143 In einer repräsentativen Studie für das Bundesland Hessen mit über 2000 Befragten bezogen sich bei einer offenen Frage danach, was sich Kinder als hilfreiche Maßnahmen gegen den Klimawandel vorstellen können, zwei Drittel der Antworten auf den Bereich Mobilität. 40 Prozent ließen sich der Kategorie „wenig/kein Auto fah-ren“ zuordnen, fast 20 Prozent nannten Alternativen dazu wie „Fahrrad fahfah-ren“ oder „zu Fuß gehen“.Klöckner, Ch. u.a. (2010): Klimawandel aus Sicht 9- bis 14-jähriger Kinder – Emotionen, Bewältigungsressourcen und all-gemeines Wohlbefinden. In: Umweltpsychologie, 14. Jg., H 2, 2010, S. 121-142, hier S. 135.

144 Umweltbundesamt (2002): Nachhaltige Entwicklung in Deutschland. ILS-NRW (2004): Kids im Quartier: Alters-bedingte Ansprüche von Kindern und Jugendlichen an ihre Stadt- und Wohnquartiere. ILS NRW-Schriften Nr.

192, Dortmund.

II.7 Gesundheit

Der folgende Abschnitt befasst sich mit dem Gesundheitszustand und dem Gesundheitsverhal-ten von Kindern und Jugendlichen. Inzwischen darf als allgemein bekannt vorausgesetzt wer-den, dass bereits in der Kindheit die Weichen für eine ausgewogene Ernährung und ausrei-chend Bewegung und damit für ein gesundheitsförderndes Verhalten und anhaltende Gesund-heit bis ist hohe Alter gestellt werden. Nicht zuletzt deshalb muss es als eine gesamtgesell-schaftliche Aufgabe betrachtet werden, Kindern unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrer sozia-len Lage ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.

Der grundsätzliche Befund dazu ist positiv: In Deutschland wächst die große Mehrheit der Kin-der und Jugendlichen gesund auf. Allerdings hat sich das Krankheits- und Beschwerdespek-trum gewandelt. Neben akuten haben chronische Erkrankungen zunehmend an Bedeutung ge-wonnen, die oftmals nachhaltige Auswirkungen auf die Lebensqualität und die Gesundheits-chancen im weiteren Lebensverlauf haben. Seit einigen Jahren wird vermehrt auf das Auftreten psychischer und Verhaltensauffälligkeiten hingewiesen, die sich im weiteren Lebenslauf verfes-tigen und die psychosoziale Gesundheit und damit Lebens- und Teilhabechancen nachhaltig negativ beeinflussen können.145

Erfreuliche Entwicklungen gibt es mit Blick auf den Rauch- und Alkoholkonsum. Nach Angaben der aktuellen Erhebungswelle der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahr 2010 rauchen 13 Prozent der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen. Im Jahr 2001 lag der Anteil rauchender Jugendlicher noch bei 28 Prozent, so dass sich die Rauchquote in dieser Altersgruppe innerhalb von neun Jahren mehr als halbiert hat. Der Anteil der Jugendlichen, die noch nie geraucht haben, war im Jahr 2010 mit 68 Prozent so hoch wie zu keinem anderen Zeitpunkt seit den 1970er Jahren. Auch der regelmäßige Alkoholkonsum und Cannabiskonsum geht bei 12- bis 17-jährigen Jugendlichen langfristig zurück.146

145 Den Daten der KiGGS-Studie (2003-2006) zufolge tragen rund 15% der 3- bis 17-jährigen Kinder und Jugendli-chen in Deutschland ein erhöhtes Risiko für psychische oder verhaltensauffällig zu klassifizieren Auffälligkeiten, wobei dieser Anteil bei Jungen mit 18% höher liegt als bei Mädchen mit 12%. Am häufigsten sind Verhaltens-probleme zu beobachten, gefolgt von Problemen im Umgang mit Gleichaltrigen und emotionalen Problemen.

Hölling, H./Erhart, M./Ravens-Sieberer, U./Schlack, R. (2007): Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Ju-gendlichen. Erste Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS). Bundesgesundheits-blatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz 50: 784-793.

146 Ergebnisse der regelmäßig durchgeführten Repräsentativbefragungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur aktuellen Lage und zur Trendentwicklung des Tabak-, Alkohol- und Drogenkonsums von Kindern und Jugendlichen. Hier: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2011): Der Tabakkonsum Ju-gendlicher und junger Erwachsener in Deutschland 2010. Der Alkoholkonsum JuJu-gendlicher und junger Erwach-sener in Deutschland 2010. Der Cannabiskonsum Jugendlicher und junger ErwachErwach-sener in Deutschland 2010, Ergebnisse einer aktuellen Repräsentativbefragung und Trends, BZgA, Köln.

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