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Dauer relativ geringer Einkommen

Im Dokument Lebenslagen in Deutschland (Seite 158-161)

Maßnahmen der Bundesregierung zur effektiven Regulierung der Finanzmärkte Eine der zentralen Lehren aus der Finanzkrise ist gewesen, dass die Verlusttragfähigkeit von

II. Erfolgs- und Risikofaktoren in jungen Jahren: Startchancen

II.4 Materielle Ressourcen der Familienhaushalte

II.4.4 Dauer relativ geringer Einkommen

Zwischen einem dauerhaft niedrigen Einkommen und einem durchgehend über der Schwelle liegenden Einkommen gibt es eine Vielfalt an Mobilitätstypen mit Bewegungen in und aus dem Risikobereich und mehr oder weniger langen Episoden in einem der beiden Zustände. Um die-se Vielfalt zu systematisieren, wurde eine Clusteranalydie-se durchgeführt, die Bewegungen unter bzw. über die statistische Einkommensschwelle von 60 Prozent des Medians und die Anzahl der Jahre in den beiden Einkommenssegmenten berücksichtigt. Insgesamt konnten so bezogen auf den Zeitraum 2000 bis 2009 drei Mobilitätstypen identifiziert werden:

GRUPPE 1: NIE EINKOMMENSARME (64 Prozent)

Die erste Gruppe umfasst diejenigen Kinder und Jugendlichen, die in den untersuchten zehn Jahren nie ein relativ geringes Äquivalenzeinkommen hatten und damit keine Mo-bilität nach oben genannter Definition aufweisen. Die erste Gruppe, die für knapp zwei Drittel der Kinder in Deutschland steht, ist also nie einkommensarm und weist somit auch keine Mobilität auf.

GRUPPE 2: WECHSLER (24Prozent)

Die zweite Gruppe kommt im Durchschnitt auf etwa vier Episoden, also drei Wechsel, und damit auf etwas mehr als insgesamt zwei Jahre unter der Einkommensschwelle.

Das bedeutet, dass die Kinder und Jugendlichen dieser Gruppe mehrere kurze Episo-den mit relativ geringem Einkommen durchleben. Diese zweite Gruppe ist also mobil und von kurzen Phasen unterhalb der statistischen Einkommensschwelle betroffen.

GRUPPE 3: FORTGESETZT BEDROHTE (12Prozent)

Die dritte Gruppe hat ähnlich häufige Wechsel wie „Gruppe 2“, allerdings verbunden mit deutlich längeren Episoden unter der Einkommensschwelle – im Durchschnitt werden rund siebeneinhalb der hier beobachteten zehn Jahre mit relativ geringem Einkommen durchlebt. Diese dritte und kleinste Gruppe weist eine ähnliche Mobilitätsrate auf wie die zweite Gruppe, muss aber in langen Phasen mit einem relativ geringen Einkommen auskommen.

Auch hier ist der deutliche Zusammenhang zur Dauer der Arbeitslosigkeit erkennbar. Bei den Kindern aus „Gruppe 1“ ist der Haushaltsvorstand im Durchschnitt weniger als ein halbes Jahr arbeitslos. Die durchschnittlichen Jahre in Arbeitslosigkeit betragen in „Gruppe 2“ schon rund ein Jahr. Sie sind am höchsten in der durch längere Phasen mit relativ geringem Einkommen gekennzeichneten „Gruppe 3“.

Tabelle B II.4.1:

Einkommensmobilitätstypen nach verschiedenen Merkmalen im Zeitraum 2000 bis 2009

Quelle: SOEP 2000 bis 2009, Berechnungen des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB).

Darüber hinaus zeigt auch diese Untersuchung, dass sich die Einkommenssituation, in der Kin-der aufwachsen, im Durchschnitt deutlich verbessert, wenn sie in Haushalten mit Partner leben.

(Tabelle B II.4.1). Für „Gruppe 1“ traf das im Durchschnitt in neun von zehn Jahren zu. In

„Gruppe 3“ waren es nur sieben Jahre.

Die durchschnittliche Kinderzahl steigt über die Gruppen nur erkennbar an der Nachkommastel-le an, von 2,0 auf 2,3. Das bedeutet, dass wiederholt oder über lange Zeitabschnitte hinweg gefährdete Kinder tendenziell mehr Geschwister haben. Das durchschnittliche Alter des jüngs-ten Kindes variiert jedoch kaum über die Gruppen.

Von den Kindern, die keine Erfahrungen mit einer relativ ungünstigen Einkommenssituation des Haushalts gemacht haben, besuchten am Ende des Beobachtungszeitraums 46 Prozent ein Gymnasium. Unter den „Wechslern“ und den „Fortgesetzt Bedrohten“ lagen die Anteile wesent-lich niedriger bei 28 und 24 Prozent . Eine ergänzende Analyse ergab an dieser Stelle, dass sowohl die durchgehende Erwerbstätigkeit des Haushaltsvorstandes als auch die regelmäßige Anwesenheit eines Partners Kindern helfen, trotz eines relativ geringen Einkommens im Haus-halt ein Gymnasium besuchen zu können.

Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund stieg im Untersuchungszeitraum über alle drei Gruppen hinweg. Von den Kindern, die wiederholt und lange betroffen waren - also von den

„Fortgesetzt Bedrohten“ - hat mit 49 Prozent fast die Hälfte einen Migrationshintergrund.

Gegenstand der

Haushaltsvorstand arbeitslos 0,3 1,1 4,3

Haushaltsvorstand mit Partner/in 9,0 8,1 6,9

Alter des jüngsten Kindes 7,5 7,0 7,6

Kinderzahl im Haushalt 2,0 2,1 2,3

Anteil auf Gymnasium 46 28 24

Migrationshintergrund 23 37 49

Ohne soziale Teilhabe 12 21 36

Durchschnittliche Dauer (Jahre) im Gesamtzeitraum

Durchschnittsalter (Jahre)

Durchschnittliche Anzahl

Anteile (Prozent)

Die soziale Teilhabe der Kinder wurde operationalisiert über die Teilnahme an Schul-AGs (Sport, Musik, Kunst, Theater, sonstige AGs) und anderen außerschulischen Freizeitaktivitäten (Sport, Musik, Kunst, Freiwilligendienste/DRK, Jugendgruppe, Besuch eines Jugendzentrums).

Hier gibt es ein klares Ergebnis: Die Kinder der dritten Gruppe, also diejenigen, die in den Untersuchungsintervallen am häufigsten und am längsten mit einem relativ niedrigen Haus-haltseinkommen auskommen müssen, nehmen deutlich seltener an solchen Aktivitäten und damit am gesellschaftlichen Leben teil als Kinder in den beiden Vergleichsgruppen.

Dieser Abschnitt zur materiellen Situation der Familienhaushalte stützte sich auf wissenschaftli-che Konzepte zur Messung und Beschreibung von verschiedenen Aspekten der Armut. Darge-stellt wurde die hohe Bedeutung der Erwerbsbeteiligung der Familienhaushalte, um Situationen mit relativ geringem Einkommen oder einer mangelnden Ausstattung mit Gütern zu überwinden.

Als Schutzfaktoren, die trotz schwieriger Umstände einen positiven Effekt ausüben, erweisen sich das Vorhandensein eines erwerbstätigen Partners und eine abgeschlossene Berufsausbil-dung der Eltern.

Besonders kritisch stellte sich bei der Betrachtung die Situation bei Kindern in Alleinerziehen-denhaushalten und Migrantenhaushalten dar, die überdurchschnittlich häufig wiederholt und lange von Einkommensarmut betroffen sind (Gruppe 3). Diese Kinder beteiligen sich nur selten an Aktivitäten des gesellschaftlichen Lebens und ihre Bildungschancen sinken.

Sowohl die durchgehende Erwerbstätigkeit des Haushaltsvorstandes als auch die regelmäßige Anwesenheit eines Partners können Kindern aber helfen, trotz eines relativ geringen Einkom-mens im Haushalt schulische Erfolge zu erzielen. Offenbar beeinflussen diese beiden Merkmale die Bildungserwartungen und Unterstützungsmöglichkeiten der Eltern für ihre Kinder, auch wenn zeitweilig nur ein relativ niedriges Einkommen vorhanden ist.

Im Dokument Lebenslagen in Deutschland (Seite 158-161)