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Wo arbeiten psychisch erkrankte Menschen?

https://www.uniklinik-ulm.de/psychiatrie-und-psychotherapie-ii/sektion-prozess-ergebnis-forschung.html

Abb. 2

Wo arbeiten psychisch erkrankte Menschen?

Wo arbeiten psychisch erkrankte Menschen?

Steigender Anteil von psychisch Kranken in geschützter Arbeit

Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen e.V.: www.bagwfbm.de

Besonderer Arbeitsmarkt: Geschützte Arbeit

%

Nur 1-2% treten auf den allgemeinen Arbeitsmarkt über Nur 1-2% treten auf den

allgemeinen Arbeitsmarkt über

Katarina Stengler

Die Frage, die sich hier ganz vordergründig aufdrängt, heißt: Wie gelingt es, möglichst vielen Menschen, auch mit schweren psychischen Einschrän-kungen, den Weg in die breit gefächerte Palette beruflicher Teilhabemöglich-keiten zeitnah anzubieten und sie maximal entsprechend der individuellen Bedarfslage zu fördern? Hierbei werden auch zukünftig die Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (WfbM’s) und weitere, traditionell in der beruflichen Rehabilitationsszene in Deutschland verortete und erfolgreich arbeitende Akteure ihren Stellenwert haben. Der Blick auf die Arbeits- und vor allem steigenden Erwerbsunfähigkeitszahlen in dieser Gruppe lässt je-doch kritisch den nach wie vor geringen Zugang zum ersten Arbeitsmarkt beleuchten.

Wo findet Rehabilitation/ „Teilhabe““statt?

RPK

Stengler K, Brieger P, Weig W: Psychiatrische Rehabilitation: "deutscher Sonderweg" - wo geht es hin? Psychiatr Prax 2010;

37(4): 206-207 ; Stengler K,Becker T: Rehabilitation bei psychischen Störungen: wissenschaftliche Evidenz und internationale Perspektiven; Mittelungsseiten im Nervenarzt, 2012

….Setting- und Sektorgrenzen

…Barrieren, Abbrüche

…Arbeiten & Wohnen nicht im Versorgungskontinuum

…Vielfalt Leistungs- & Kostenträger

Abb. 3

Das psychiatrische Versorgungssystem in Deutschland ist komplex, viel-schichtig, von einer breiten Träger- und Einrichtungsszene geprägt. Viel hilft nicht immer und allen viel – manchmal lässt es auch die besonders Bedürftigen zurück. Dieser Umstand scheint in Bezug auf einen niedrig-schwelligen, individuellen und bedarfsorientierten Zugang zum ersten Ar-beitsmarkt für schwer psychisch erkrankte Menschen in Deutschland – trotz der Angebotsvielfalt – zuzutreffen. Für diejenigen, die sich in dieser breiten Szenerie nicht auskennen, ist es schwierig und zuweilen unmöglich, die für die persönliche Situation verantwortlichen Leistungs- und Kostenträger / Anbieter von Leistungen und Maßnahmen auszumachen und den eigenen rechtlichen Anspruch erfolgreich geltend zu machen.

mit (schweren) psychischen Erkrankungen

Dies muss sich ändern – deshalb stellt sich einmal mehr die Frage: Was brauchen wir, um berufliche Teilhabe so früh wie möglich und so individuell gestaltet wie nötig für Menschen mit psychischen Erkrankungen vorzuhal-ten? Teilhabe heißt nicht ein »Mehr« an verschiedenen Dingen, Institutio-nen, Angeboten, Maßnahmen und Menschen. Sondern es fokussiert auf ein

»Anders« – als die bisherige Strategie in Deutschland dies zuließ. Zugang zu Arbeit und Beschäftigung zu haben, muss in der Psychiatrie bedeuten, den Stellenwert von Arbeit und Beschäftigung an den Beginn der Erkrankung – als regulären, unverzichtbaren Teil der Behandlung – zu definieren – und nicht wie bisher, als nachgeschaltete rehabilitative Maßnahme nach einer vermeintlich durch Behandlung erzielte Genesung der psychischen Erkran-kungsphase.

Menschen mit psychischen Erkrankungen sollen immer dann professio-nelle Unterstützung ihrer beruflichen Teilhabebelange bekommen, wenn sie sie brauchen, bedarfsangepasst, im besten Fall zeitlich unbegrenzt, als Teil auf einem individuell gestalteten Versorgungskontinuum.

Der herausragende Stellenwert von Arbeit und Beschäftigung in der Psychiatrie ist altbekannt – Eugen Bleuler hat bereits angemahnt, dass » ... die Arbeitstherapie allen Anforderungen gerecht wird. Sie übt die norma-len Funktionen der Psyche, gibt unaufhörlich Gelegenheit zu aktivem und passivem Kontakt mit der Wirklichkeit, übt die Anpassungsfähigkeit und zwingt den Patienten den Gedanken ans normale Leben draußen auf.« (1911, Dementia praecox oder die Gruppe der Schizophrenen). Und es war eine ganz wesentliche Forderung der »Rodewischer Thesen« in der ehemaligen DDR (1963): » ... bei den akut Kranken muss vom frühestmöglichen Zeit-punkt an in allen Behandlungsmaßnahmen (…) der Rehabilitationscharakter erkennbar sein (... d. h. die Rückführung ins tätige, freie und verantwortliche Leben) ...«

Berufliche Teilhabeförderung ist zudem ein kontinuierlich verfolgtes, wesentliches Thema der Aktion Psychisch Kranke: Mit dem TAB-Projekt Teilhabe an Arbeit und Beschäftigung für psychisch Kranke. (www.apk-ev.de/

projekte/teilhabe-an-arbeit-und-beschaeftigung) wurden wesentliche bis heute hoch relevante Aspekte der Teilhabeförderung für psychisch Kranke in Modellregionen in Deutschland entwickelt und partiell im Sinne perso-nenzentrierter Maßnahmen umgesetzt. Der Fokus war und bleibt hierbei, sich nicht auf Einrichtungen zu konzentrieren, sondern den individuellen Kontext jedes Einzelnen im Blick zu behalten. Thomas Bock hat gesagt, wir sollen uns nicht nur in unserem Kontext bewegen, sondern sollen auf die

Katarina Stengler

Normalität/auf das Draußen zugehen. Das trifft explizit für die Hilfen am Arbeitsmarkt und Hilfen zu Arbeit und Beschäftigung zu. Letztlich geht es darum, bestehende sozialrechtliche Konstellationen, Ansprüche, Förder-möglichkeiten personenzentriert umzusetzen. Das waren bereits vor Jahren Eckpunkte der APK und viele davon sind es bis heute:

Abb. 4

Im Mittelpunkt der APK-TAB-Empfehlungen standen:

Die individuelle Beratung und Information so frühzeitig wie möglich anzusetzen.

Bei der Festlegung der Teilhabe-Ziele muss ein breites Spektrum von Möglichkeiten ins Auge gefasst werden (Teilzeitarbeit bis hin zu stun-denweiser Beschäftigung, geförderte Arbeit im ersten Arbeitsmarkt, Ar-beitsassistenz).

Hilfeplanung/Hilfeplanungskonferenzen/Hilfeplanungen auch mit ande-ren Akteuande-ren zu gestalten und damit regionale Organisationsstruktuande-ren zu schaffen.

Arbeitsplätze schaffen nicht in Sondereinrichtungen, sondern poten-ziell auf dem ersten Arbeitsmarkt. (vorrangig »training on the job; erst platzieren dann rehabilitieren – heute sprechen wir vom Supported Employment-Ansatz)